letzte geschlagen und verschwindet mit seiner Beute talaufwärts.
Heutzutage ist dieser prächtige Raubvogel em seltener Gast in unserer
Dogelwelt geworden und vielerorts leider durch törichte Schießer
ausgerottet worden. Im Mittelalter wurden die Edelfalken gehegt
und gepflegt, brauchte man doch ihre, dem Horst entnommenen
Jungen, um sie zur Falbenbeize, der ritterlichen Jagd auf Keiher,
abzurichten. Auch an unseren hoessischen Landgrafenböfen blühte
die Falknerei, von der bein geringerer als der hochbegabte Hohen⸗
staufenbaiser Friedrich II. in seinem lateinijch geschriebenen Werb
„De arte venandi cum avibus“ uns eine grüũndliche Darstellung
hinterließ. Jetzt sind sie alle verschwunden aus unserem Heimatgau:
Landgrafen, Falkner, Keiherkolonien (bis vor wenigen Jahrzehnten
bestand noch eine bei der Amoneburg) und, abgesehen von wenigen
Überbleibseln, auch die Falkenhorste. Jetzt bejucht nur selten ein
Keiher die hessischen Fluͤsse, und noch weniger oft Lann sich der
beobachtende Naturfreund hier am Anblick eines wandernden
Falken erfreuen.
In größter Erregung und unter schnarrenden Kufen sind die
Wacholderdrosseln in die Weißdornbũsche eingefallen, um sich
zunächst von dem Falkbenschreck zu erholen und dann von den
Mehlsäckchen der Büsche zu naschen. Nachdem sich die Drosseln
an den Weißdornfrüchten gesättigt, widmen sie sich mit einer,
Nordländern nicht schwer fallenden Ausdauer dem löblichen Geschäft
der Verdauung und wählen dazu die Fichten am Hexenturm, in
denen neben Goldhähnchen auch die mit einer spihen Federhaube
gezierten Haubenmeisen (in Hessen mancherorts „Gendärmchen“
genannt) geschickt herumblettern. Beim Herabsteigen zum KRenthof
ehe ich noch die an Farbenpracht den Tropenvögeln nicht nach—
stehenden Blaumeisen und ein paar alte schwarze Amselmännchen,
die im Fallaub herumstochern mit ihren hellgelben Schnäbeln.
Auf dem Dache der „alten Anatomie“ (Soologisches Institut)
jingen muntere Starmätze und „pfeifen auf die Menschen“ und
ihre schlechten Seiten herab; sie merben ja nichts von der „Welt-
geschichte“ und flöten noch ebenso wie vor einem Jahrzehnt im
Frieden. .. Andere Trupps Stare bonzertieren auf dem Dache
der Elisabethlirche, deren Turm früher (bei einer Besteigung im
Herbst 1924 fand ich beine mehr, dagegen einen alten Turmfalken⸗
horst) regelmäßig auch Schleiereulen beherbergte. Häßlich nach
dem Arkteil der meisten Menschen ist der Schleiereulen „Gesang“,
iber den der bekannte Soologe und Schriftsteller Or. Kurt Floericke
n seinem „Deutjschen Vogelbuch“ schreibt: „Für weniger furchtsame
derzen hat die fatale Nachtmusik lediglich etwaäs ungemein
Zelustigendes. Dieses Gefühl erweckten mir ihre Stimmlaute
venigstens immer in Warburg, wo sie in warmen Frühlingsnächten
egelmäßig vom Turm der herrlichen Elisabethkirche herab ertönten,
oährend unten manch flotter Bruder Studio, der auf der Kneipe
es Guten zu viel getan, nun auf dem Heimwege dem Gotte
ßambrinus seine Opfer bringen mußte. an greulichen Tönen mit
hnen wetteiferte.“
Noch für ein paar Minuten in den Botanischen Gartenl! In
chwankenden Birbenzweigen hängend, naschen grüne Seisige und
rächtig rote Dompfaffen oder Blutfinken von den Samenkätzchen,
vährend unten am Boden unter alten Tannen ein Rotkehlchen
erumhüpft und Frostspanner fängt. Die sonderbaren Winter—
chmetterlinge fliegen, soweit sie dem mãnnlichen Geschlecht angehören,
»om Herbst bis zum Frühling umher, während die ungeflügelten
frostspannerinnen nur briechen können, und ihr burzes Dasein mit
in bißchen Liebe und recht viel Eierlegerei ausjüllen. Solange
er Teich des Gartens eisfrei ist, verweilen hier mitunter Teich—
»ühner, und der schillernde Eisvogel sitzt im Ufergebösch auf der
dauer, bis er sich mit einem Plumps ins Waser stürzt, bald mit
inem erbeuteten Wassertier wieder auftaucht und damit zum
jlußgraben fliegt. Swischen Gestrüpp und Gestein ist das Keich
er Majestät Gerngroß, des Saunkönigs, und früher fischte hier
iuch manchmal die Wassjeramsel. Beide Vsgel haben viel
derwandtes, worüber Löns — und damit will ich schließen — seine
Zetrachtungen angestellt hat: „Nicht weit von hier in einem tiefen
Tale,“ wie es im Liede heißt, sitzt zwar bein „Mädchen an einem
VDasserfa —ale“, denn dazu eignet sich die augenblickliche Jahres-
eit nur mangelhaft, aber die Wasseramsel, eine Großfolio-Ausgabe
es Saunbkonigs, als wäre sie ein Festredner oder ein Deputations-
nitglied. Aber sonst ist sie einfach ein auscinandergegangener
z*aunkönig, macht genau solche Knickse wie dieser, nur ist er eine
Tleinobtapausgabe davon. Ist das nicht sonderbar? Dieser Däum—
ing hat eine Stimme wie ein preußischer Feldwebel, und seine
zroße Ausgabe singt um neunundneunzig Hüunderlstel leiser. Das
st einer jener beliebten Witze der Natur, mit denen sie es den
Nenschen abgewöhnt, sich auf Analogien zu verlasen.
VDom Pulsschlag der Heimat.
Inser eß dr schennste.
Aus der Schwalm.
Kleèene Keng träre!) of die Schäzz'e) —
knodm) Dorf em ahle Heüsche
Wohnt de Hannjerg on seng Frä,
Séeoeère still eß bie ee Meüscheꝰ),
On so denbe seée on hä:
große ofs Häzz).
„Ahnet höt das mol geblunge,
Bie die Keng nôch wann?) deheèm,
Die hon alsezu gejunge —
ctzt höt jeresch) jenge Kremꝰ).
Ja, so bleéêne Keng die träre?)
Ahrer'!o) Motter of die Schäzz,
Große Junge, große Märe!i),
Awwoer of ds Ellenhäzz!?) ...
Kleé Kengche!s) — geruhlich Stengchent)
Oer dr Hausdehr setzt ds Dréngche!s)
En dr hohle Haand die Stänn!o),
Keong em's rem eè gaanz Gebengche!
On seng jengstes off)em Gänn's).
So gemitlich sétzt's als do,
Noͤchts se duh!) on néechts se mache,
On die Leöt, se bloͤnzeln's o,
Die verewwergeh?d) on lache;:
Spräche: „Guckt eèemol ds Dréèngche
On ds Kend of jengem Gänn,
Kleénes Kend — geruhlich Stengche
— Busose sperer greßer wännl..“
) treten. 2) Schürze. 8) Herz. 9) In, dem. 5) Mãuschen — mäuschenstill.
) waren. 7) jedes. 8) Kräm, seine Last. 9 treten. 10) ihrer. 121) Mädchen.
) Elternherz. 15) Kindchen. 19 Stündchen. 16) Katharinchen. 16) Stien. 17) Ge—
pündchen, einen ganzen Haufen. 8) Schoß. 19) fun. 20) porübergehen.
Die Kurfeschteêͤn on Matt?), die Schwälmer Amme,
kim Schlöß om Fänster guckte die jejsamme.
On ver dm Schloß do stuͤnge die Saldate
kn Reüh on Glied bie bungte Palésade?).
VODerom Kurfescht war om Friedrichsplatz Parare?),
Dofer wann's Hesje — alles gung om Fare?).
Es war eè selch Saldatedurchenahner?)
Zum Maulosjpärens fer alle Kasselaner.
Die Amme guckt dom Schauspéel zu eée Weülche')
—A—
On sät, on ähre Schwälmer Gje blennstæ“):
„Frau Kurfescht, inse Härr eß dôch dr schennste.“
Schw
Schnurrpfeifereien.
Leute machen Kleider, und was für welche!
Der Herr Dorfbüũrgermeister kommt in das Wirtshaus. Des
Bastwirts Tochter betrachtet ihn von oben bis unten und ruft
iachend aus: „O je, unser Bürgermeister hat ja das Hinterquartier
vorn in der Hosel“ Und wirblich, die bürgermeisterliche Hose
sieht ganz so aus, als habe die Wirtstochter recht. Da der Herr
Bürgermeister einen guten Anzug braucht, läßt er den Stadt-
chneider Lommen, der nach der Stoffauswahl und dem Maßnehmen
auch die verbaute Hose in Augenschein nimmt und bestätigen
nuß, daß sein Kollege, der Dorfschneider, das Hinterquarlier
atjächlich vornhin gemacht hat. Er nimmt die buriose Hose mit
ind bringt den versetzten Körperteil wieder an die richtige Stelle.
1) der schönste. ) Martha. 8) bunte Palisaden. ) Parade. 5) Faden. 6) großes
Soldatendurcheinander, es waren viele Soldaten aufmarschiert. 7) Weilchen. 8) vornehm
Mäulchen. Nqlänzten, leuchteten.