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Heimat- Schollen
Blätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatbunst
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4. Jahrgang
Um Haus und Hof & Von Joh. H. Schwalm.
Erzählung aus dem Schwalmtal.
Gerade als das SZünglein der Wage fast zu Gunsten
Wurzelbasts stille stand, da trat er dicht vor den Richter
hin und bat um einen Augenblick Gehör, weil er in der
Sache des VDerbaufs etwas vorzubringen habe.
Der Amktsrichter, ein sehr freundlicher Herr, dem es
in der Seele wehe kat, daß er braft seines Amtes mit den
armen alten Müllersleuten so hart verfahren mußte, gab
die Erlaubnis gern.
„Herr Amtsrichter, ich heiße Paul Waldmüller, bin
der Sohn des Besitzers dieser Mühle und bann und will
die auf dem Besitztum meines Vaters lastenden Schulden
beʒahlen.“
Wie rissen da die Dersammelten die neugierigen Augen
auf und am allermeisten der alte Wurzelbast. Hohn, Wut,
Haß standen auf seinem zerfurchten Gesicht deutlich geschrieben.
Nur ein einziger Laut entwand sich seiner Kehle, halb wie
Viderspruch, halb wie ein gräßlicher Fluch. dann schlich
er hinaus.
Während der Unhold dem nahen Walde zueilte, brachte
Paul die Geldangelegenheit seiner Eltern in Ordnung, und
ein Wiedersehen wurde gefeiert. das Worte nicht beschreiben
Lönnen.
Wie ein Strahl der linden Frühlingssonne fiel diese
Kettung aus höchster Not besonders Els in das Gemüt.
Endlich, endlich Lonnte der Kampf ums VDaterhaus als
gewonnen gelten. Noch spät abends saß sie bei ihrem Bruder,
und das Erzählen wollte bein Ende nehmen.
In Amerika war Paul die langen Jahre gewesen,
herschollen, weil ihm das Glück anfangs nicht so gelacht, als
er und Hans Kenner es dereinst im judgendlichen Glauben
GSchluß.)
in das Leben sich ausgemalt hatten. Das auch in Amerika
aure Stück Brot eines Dienstknechts war dort sein Teil
ewesen.
Da war sein kbinderloser Herr gestorben und hatte ihm
ie ganze große, schöne Farm für seine treuen Dienste ver—
nacht. Paul hätte nun ein sorgenloses Leben führen bönnen.
Da, am Tage seines Glückes, lief auch im fernen Westen
Amerikas die Kunde von Farm zu Farm, von Mund zu
Nund: „Das alte Vaterland ist in Gefahrl“ Mit Franbreich
ollte ein Kingen um Haus und Hof ausgefochten woerden,
em gegenüber das um die Waldmühle einem Sturm im
Vasserglase glich. Da gab's bein Besinnen. Schnell wurde
ie Farm verpachtet.
Was weiter geschehen war, kam ihm heute vor wie ein
höner Traum. Diese Begeisterungl Dieser Stolz, ein
deutjcher zu sein! „Lieb VDaterland, magst ruhig sein! Lieb
daterland, magst ruhig sein! ....“ Noch blang ihm die
Veise dieses stolzen Daterlandsliedes in den Ohren, wie
s über den weiten, sturmgepeitschten Ozean dahinbrauste.
Auf dem Vorderteil des Schiffes hatte er gesessen, und seine
edanken waren weit. weit geschwoeift — ins stille Tal
der Schwalm....
Nach einigen Tagen schon legte das Schiff in Southampton
in, und auch die Fahrt bis Hamburg verlief ohne Swischen-
all. „Lieb Daterland, magst ruhig sein! ....“ Nus tausend
ind abertausend Kehlen umbrauste auch dort der Gesang
ein Ohr.
Er baufte das neueste Extrablatt. „Schlacht bei Sedan —
dapoleon gefangenl! Deutschland Sieger! — fest steht und