die alten, reich benagelten Türflügel und oben die Inschrift: V. B.
AO. 16016, stammt also von einem älteren Bau. Su dem oberen
Stockwerk, das an seiner Fachwerbsschwelle zierliche Schnitzereĩ
zeigt, führt eine hölzern über—
deckte, auf einigen Steinstufen
stehende Treppe, die dem Winkel
am Burgtor seinen eigenen Keiz
berleiht. Das Innere der von
einem Arbeiter bewohnten
Käume entbehrt, da die Fenster
roh in die Umfassungsmauern
gebrochen sind, der Altertüm—
lüchkeit, und doch wirkt es gerade⸗
zu romantisch, wenn man nach
Vffnung der eisenbeschlagenen
Tür, begrüßt vom heiseren Ge—
belle des Burghundes, in die
dũstere Kũche blickt, wo neben
einem alten, aus besseren Seiten
tammenden schwarz geräucherten
Tisch ein offen lohendes Herd—
feuer über das weiß umrahmte
Haupt des alten Burghüters
und das Kopftuch einer jungen
Magd rote Blitze schießen läßt.
Während an den gesamten
bis zu zwei Meter starken Um—
fassungsmauern der Burg Fenster
nur jelten sind, liegen sie auch
nach der Hofseite alle in solcher
Höhe, daß man von der Erde
aus nicht hineinblicken bann.
Vor dem Burgtor stand eine
zuletzt ganz verfallene Kapelle
mit der Jahreszahl 1539, die bei
Landau, Hessische Kitterburgen,
mit einem Glockentürmchen ab⸗
gebildet ist. Da hier die der Burg
zugekehrte Mauer gezackt ge—
zeichnet ist, so ist anzunehmen, daß
diese Mauer zugleich außere King
mauer war.
Die äaußere Ringmauer ist
nur noch längs der Burg in
ihrem Derlauf am Erdboden zu
erkennen. Sie wurde jeweilig be
Errichtung von Neubauten au'
dem ehemaligen, unweit ge—
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egenen, jehßt als Försterei dienenden Staatspachtgut immer mehr
abgetragen. Nur der 3. T. zweistöckige Teil der Kingmauer vor
der Ostseite über der Felswand des Halsgrabens mit einem Schalen⸗
turm und zwei Keihen Schlitz
und Schlüssellochscharten hat sich
erhalten und ist durch Keparatur⸗
arbeiten vor Verfall geschützt.
Don der Ecke des hohen Wohn⸗
hauses, wo ein starber Strebe⸗
ofeiler vorgelegt ist, steigt eine
teile Treppe an der Innenseite
der Kingmauer nach dem steiner⸗
nen schmalen Wehrgang, der
auch innen im Schalenturm
herumläuft, hinauf. Nach dem
Staatspachtgut zu lagen zwei
aneinander gebaute Tũrme, der
Eckstein, der den Sugang zur
Burg beherrschte.
Dem steilen Bergabhang an
der Südseite ist einige Meter
unter dem Mauerfuß ein bleines
Plateau vorgelegt, an dessen
Kand ein mächtiges, seines
Holzwerkes beraubtes Stein—
haus steht, das, der rundbogigen
Einfahrt und den sehr tief ge—
legenen Seitenräumen nach zu
urteilen, einer Fruchtscheuer ähn⸗
lich ijt.
Sur Burg gehört auch der
Kirchturm des Vorfes Nenters-
hausen, der als Kundturm an
der Kirche steht und ursprũnglich
als Warte diente, von wo aus
man die alte Handelsstraße be—
obachten und zur Burg entjspre⸗
chende Seichen geben Lonnte.
—
S8nhIuSSHæiM
Annenproufil
Obigem Beitrag des Ober⸗
ngenieurs E. Wenzel, Magde⸗
burg, bönnen wir zu unserer
Freude noch zwei feine Feder⸗
zeichnungen, „Eingang zur
Burg“ und „Tannenburg von
der Domäne aus“ von H. Knöpfel,
Kassel, beifügen.
Auf Heimatwegen.
Frankenberg,
die bunte Stadt an der Edder.
Von H. Völber.
Herbstmelodie durchzittert die Luft. Um die Brombeerhecken
spinnt der Altweibersommer verträumte Fäden. Auf dem Burg
berg der alten Hessenstadt, dessen Umrisse in weichen Sommer-
naͤchten die Silbersichel des Mondes in geheimnisvollen Frieden
tauchte, haben hundertjährige Baumbronen sich bereits zum
Winterschlaf gerũstet. Aber noch ist alles da, was das Herz
begehrt: heiteres Leben und träumerische Stille, städtischer Glanz
und abgeschiedene Einfachheit, belebender Fremdenverbehr und
feststehende Eigenart, neue Bauart und alte Architektur. Die
goldhaltige Edder leckt den Fuß der Stadt, der ältere Stadtteü
zieht sich romantisch am Berge hinauf. Eine Acker- und Flein.
bũrgerstadt ist Frankenberg, aber mit reichem Gewerbe, bkräftigem
Handwert und beimendem Handel; reich an Reizen ist sie. bun⸗
und so schön.
Den Fremden erfreut hier der lebenbejahende Sug, der alles
beherrscht, der sich ausspricht in dem fesselnden Susammenfluß von
Natur und Stadtleben, Es ist völlig gleich, weichen Weg wir
einschlagen, ũberall bieten sich dem BSlick neue Eindrüche, mõgen
wir nun die Stadt oder ihre Umgebung betrachten. Geselliger
VDerkehr und wohltuende Einsambeit, lichter Saubwald und dam—
meriges Tannicht, liebliche Berge und heimliche Schluchten, gast-
liche Stätten, die Speise und Tranb bieten, Erinnerungen an
ehemaligen Bergbau und Hüttenbetrieb — eine bunte Fülle des
Sehenswerten und Anregenden.
Aber warum in die Ferne schweifen! Du wirst nicht so
bald wieder ein so prächtiges gotisches Gotteshaus bewundern
önnen, darum gehe in die wundervolle lutherische Pfarrkirche,
der Pförtner wird Dir mit sichtlichem Stolz alles beschreiben,
auch die einzigartige Marienkapelle, und was in ihr nur immer
vissenswert ist, mitteilen. Nicht weit davon ist das Kathaus mit
einen zehn stolzen Spitztürmen, die rechts und links, oben und
inten den schmucken Holzbau flankieren. Eben ist man gerade
abei, den angebauten achtseitigen Treppenturm seines finsteren
überwurfes zu entkleiden und ihn in alter Schönheit neu erstehen
‚u lassen. Und dann zum trutzig dreinschauenden Steinhaus,
zinem der anderen Altbauten der Stadt. Der Hexenturm freilich
jt vor Jahren neu ausgebaut worden, erinnert aber zweifellos
in dunkle Seiten und düstere Anschauungen: den Teufelswahn
ind Hexenglauben. Vielleicht hast Du kurz nach dem Verlassen
des Bahnhofes das uralte Klostergebäude nicht in Augenschein
jenommen; dann sieh jetzt zu, wie weihevoll sich seine drei
Flügel einst reckten und streckten.
Da ist's denn nicht weit bis zu dem um diese Jahreszeit
zjewichtig tuenden Edderfluß, dessen „Spüle“ gar zu ünheimlich
5 und am liebsten in jedem Jahre ein Menschenopfer haben
möchte.
Nach der alten Klostermühle suchst Du vergeblich, aber
ur ehemaligen Niedermühle mit einigen Stadtminiaturwappen, an
»er Vorderansicht in Stein gehauen, sind's nur noch wenige
Schritte, doch verrät Dir der aufgebaute Turm mit seinem Gewier
»on Leitungsdrähten, daß hier die elekteische Sentrale der Stadt
hr löbliches Vornehmen dahin gesetzt hat, den Tücken der Nacht
in Schnippchen zu schlagen.