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Heimat · Schollen
Blätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatkunst
Nr. lo / 1020 zpett Heetz der Ehehnummno einnhh Hortg ons un. Feuhore Ight—
AUm Haus und Hof & Von Joh. H. Schwalm.
Erzählung aus dem Schwalmtal.
Nun mußte er ihre Klage hören, um ihre Jugend, um
all das Anglück, das auf ihr gelastet hatte, seit sie in sein
Haus eingezogen war. Sie blagte sich selbst an, daß sie
ein frevelndes Spiel mit Gottes Gebot getrieben habe. Er
bernahm Worte, die wie heiße Tropfen in sein verhäetetes
Gemüt fielen. Er war vollständig nüchtern geworden. Nun
sprach Hans, und was mußte der Berghöfer wiederum
erlebenl Was war das? Der, von dem er angenommen,
daß er mit seinem Weibe — —, den hörte er sagen: „Liebe
Els, es ist nun einmal nicht zu ändern, ku deine Pflicht in
deinem Haushalt und suche damit deine Suünde zu sühnen,
die Gott gewiß verzeihen wird, weil sie aus Liebe zu den
Eltern begangen ist. Wenn auch für uns beine Vereinigung
in diesem Leben erscheint, es gibt eine Ewigbeit.“ Serghof
konnte zwar das Gesicht seines Nebenbuhlers nicht sehen,
aber er hörte etwas aus den Worten heraus, einen Klang,
wie er aus einem Herzen ertönt, aus dem bein Wort der
Lüge kommen bann. Nun erhoben in seinem Innern, seit
Jahren zum ersten Male, die Gedanben das Haupt, die er
jonst nicht hegte. Wenn es eine Ewigbeit gäbe, was seiner
dann wohl warte für die große Schuld an seinem armen
Weibe und für sein ewiges Mißtrauen gegen siel Und dann,
sei es, daß er besser lauschen wollte, oder sei es, daß die
Kinde um jein siebenmal gepanzertes Herz zerbarst, der stille
Harten erlebte das Wunder, daß der Berghofbauer auf seine
Knie sanb: Abrechnung hielt er mit sich.
Er dachte und dachte. In seinem Innern reckten aber
jo viele Sünden ihre Schlangenhälse empor, daß er nicht
Segen von dieser Stunde gewann, sondern daß sie ihm die
Triebfeder und der Anfang zu einer Verzweiflung wurde,
9. Fortsetzung.
ie ihm immer wieder zurief: „VDerloren! verlorenl machs
turz, trinke, dann fliehen die bösen Geisterl!“ Und das tat er
enn auch von dem Tage an in so ausgiebigem Maße, daß
nan, ohne ein Prophet zu sein, im voraus sagen kbonnte, wie
ald das Ende da sein werde.
Er hörte noch, wie sich die Seiden jenseits der Hecke
die Hand zum Abschied reichten, und dann schlich auch er
eise davon.
15.
Auf dem schmierigen Ledersopha in seiner Schreibstube
ockte der alte Mausche und hatte die Hände über seinem
Zäuchlein gefaltet. Sein großer Kahlkbopf neigte sich ein
enig auf die Seite und weberte beständig auf und ab. Vor
ym saß der Berghofbauer. Die Ahr zeigte die neunte Stunde
ormittags. Seine Hände zitterten um die Wette mit dem
daupte des alten Mausche.
Krampfhaft drehte er seine Pelzmütze. Er hatte dem
Alten stotternd eine Bitte vorgetragen, und jener saß ihm
umm und gefühllos gegenüber und überlegte. Sind das schon
ufregende Augenblicke für einen gesunden Menschen, wieviel
iehr für einen solchen, der vom Trunb zerrüttet ist. Was
atten doch die paar Jahre aus dem Berghöfer gemacht.
Zaum war er wieder zu erkbennen, der lebenslustige junge
Zauer von ehemals. Seine tiefliegenden, rotgeränderten
Augen, sein müder Gang, seine bläulich angehauchte Nase
eigten das abstoßende Sild des Trunbenboldes. Entsetzlich
tand es um sein Gemüt. Eine Roheit der Gesinnung verband
ch bei ihm mit einem wahnsinnigen Ehrgeize. Diesem Götzen
pferte er Summen, und wer ihm nach dem Munde schwäßte.