Auf Heimatwegen.
Alte Fachwerkbauten aus Homberg
an der Efze9.
aurat Bornatsch, Fulda.
Und in der Antergasse und der Holzhäuserstraße wurden in der
jeschilderten Weise bereits ganze Häuserreihen erneuert und schufen
ierdurch ein gänzlich verändertes, reicheres Straßenbild. Weiterhin
ind an bemerkenswerten Häusern, deren schönes Außenfachwerb
n den letzten Jahren wieder zutage gefördert wurde, zu nennen
as Wagner'sche Haus in der Salzgasse, der Frankfurter Hof —
as alte Absteigequartier des Klosters Haina — und das Schulz-
Kussack'jche Haus in der Westheimerstraße (. Bild J links).
Nur die Häuser an dem städtebaulich so hochinteressanten Markt-
platz behielten länger ihr eintönig graues Gewand.
Doch nunmehr beginnt auch hier der altes Fach⸗
verb bedeckende Außenputz allmählich zu ver-
schwinden. Im vergangenen Herbst wurde mit
er Freilegung des Wickert'schen Eckhauses der
Anfang gemacht. Auf der anderen Seite des
Marbtplatzes (j. Bild 2) fällt jedem das May'sche
—XR
verl in diesem Frühjahr einen farbenprächtigen
Anstrich erhalten hat. Es wäre auf das lebhafteste
u begrüßen, wenn die Stadt Homberg auf dem
ꝛtwas zurückliegenden Platze zwischen dem May⸗
ichen Hause und der Kirchplatzmauer (s. Bild 2)
ihr Kriegerdenkmal errichten würde. Von städte-
haulichen Gesichtspunkten aus ist dieser Platz be⸗
sonders günstig gelegen. In Verbindung mit
einem Laufbrunnen würde das Kriegerdenkmal
an dieser Stelle wirksam zur Geltung Lommen
und gleichzeitig eine wesentliche Bereicherung
der an bildhauerischem Schmucke armen Platz-
anlage ergeben.
Die Aufnahmen vom Warbtplaßz zeigen
deutlich, wie wünschenswert es ist, daß nun auch
ie übrigen Gebäude den anderen folgen, um der
häuserwand wieder ihren einheitlichen, ursprüng-
ichen Anblick zu geben. Erfreulicherweise er⸗
ennen immer mehr Besitzer alter Fachwerbhäuser
in ihrem eigenen Interesse die Notwendigbeit,
baldigst das Holzwerb der Gefahr von dem, Toten⸗-
hemd“ des alles bedeckenden Putzes zu befreien.
50 ist in diesen Wochen bereits wieder mit der Freilegung der
fijcher'sjchen Apothebe, einem alten Patrizierhause, begonnen worden,
essen in früherer Pracht wiederhergestellte Vorderfront den Marbt-
latz wirksam zu verschönern verspricht. Auf das lebhafteste muß
aher die Durchführung der geschilderten Maßnahmen begrüßt
herden; wird doch hierdurch im Sinne unseres Heimatschutzes ein
achahmenswertes Beijpiel von Wiederaufbauarbeit geleistet, indem
n unserer heutigen, armen Seit die Schätze eines früheren, reichen
Kulturlebens wieder ans Tageslicht ge-
bracht werden
Wer kennt nicht das reizend gelegene Homberg a. d. Efze mit
dem Schloßberg im Hintergrunde und der das Stadtbild weit über—
ragenden, spätgotischen Kirche, die von der tiefen Glaubensfreudigbeit
der Dorfahren beredtes Seugnis ablegt! Jedem Keisenden der
Main Woejerbahn fällt dieses BSild der Stadt
zwischen Wabern und Borken auf. Und wie
großartig wirkt das Schaubild der Stadt von
der Berlin —Coblenzer Bahn aus, nachdem der
Zug über die Hochbrücke bei Kemsfeld ins
Efzetal fährt! Doch nur wenige bennen die
Schönheiten der Stadt selbst. Die Lage des
Ortes, etwas abjeits von den heutigen Haupt-
berbehrsadern, hat viel zur Erhaltung der alten
Straßenbilder beigetragen. Während in anderen
Städten nach dem Kriege von 1870/11 unver-
mittelt ein baulicher Aufschwung einsetzte, der
oft rücksichtslos Bauten von hohem, architeb-
tonijchem Werte niederlegte, um geschmacklosen
Neubauten Platz zu machen, blieb Homberg von
dieser wilden Bautätigkeit der Gründerjahre
glücklicherweije verjschont. Wohl wurden damals
auch in Homberg an den Geschmack der Seit
Zugeständnisje gemacht, indem die meisten der
alten Fachwerbhäuser verputzt wurden und so—
mit gleichsam ein graues Alltagsgewand er—
aielten.
Im Laufe der Jahreée hat es sich nun ge—
zeigt, daß ein gänzlicher Verput der Außen-
eiten eines alten Fachwerbhauses dem Holz-
verb bedeutenden Schaden zufügt. Durch das
ahrelange Abgeschlossensein von der Außenluft
»eginnt das Fachwerk zu vermorschen und durch
Kisse im Putz dringt in das Holz Feuchtigbeit ein,
die nur schwer wieder verdunstet. Das Holzwerb
als ein organischer Baukbörper bann nicht mehr „atmen“ und verdirbt.
Außerlich zeigt sich dieses Kranksein eines alten Fachwerkhauses
daran, daß der NAußenputz in größeren Flächen herabfällt. Bislang
wurde in solchen Fällen der Puß notdürftig ausgebessert und die
Vorderseite des Hauses mit einem häßlichen Glfarbenanstrich, der
die Straßenbilder so verunstaltete, so langweilig und tot erscheinen
ließ, versehen. Man hatte das Haus außen wiederhergestellt und
doch die wahre Ursache der Krankheit des Haufses nicht erbannt.
Erst in den letzten Jahren ging
nan, unterstützt durch fachmännische
Aufklärung, dazu über, die alten Fach—
werbhäãuser in sachgemäßer Weise in—
tand zu setzen. Durch Entfernung des
gesamten Außenputzes wurde das Holz-
verb freigelegt; jetzt erst jah man den
Umfang der Serstörung an den Fach—
verbhölzern, und mancher Hausboesitzer
vird sein Haus in diesem Sustande
entsetzt betrachtet haben. Um das Ge⸗
»äude zu retten, mußte das Holzwerl
zründlich ausgebessert und schadhafte
Stellen ausgewechjelt werden. Nur das
Mauerwer! der Gefache erhielt einen
wetterharten Putz; das Holzwerk wurde
durch einen Gljarbenanstrich geschützt
und hierbei Ornamente und Schnitzereien
farbenprächtig herausgehoben. Wie
ehr hatte nun das Haus wieder an
Ansehen gewonnen! Größer und auf—
echter steht es da, freundlicher blickt es auf den Beschauer.
Diesen Eindruck wird jeder empfunden haben, als das Paulstich sche
Haus Ecke Westheimerstraße und Antergasse vor 3 Jahren wieder⸗
»ergejtellt worden war (. Bild 1). Nun erst bildet es den würdigen
Abschluß des Straßenbildes von der Bahnhofstraße her. In gleicher
WVeise begrüßt seit Lurzem den Besucher der Stadt vom Obertor
rus das von der äußeren Putzhülle befreite Landau'sche Haus.
2) Die Schriftleitung beabsichtigt, aus allen niederhessischen Städtchen von der
WVerra bis zur Edder ähnliche Beiträge mit Bildern zu bringen und regt zur
Finsendung an.
Das Paulstich'sche und Russack'jche Haus
Selbstaufnahme des Verfassers
Eine KReije
nach Thüringen.
VODon LE. Heinlein, Sondheim.
Es war in dem heißen Sommer
1865, als mir ein älterer Kollege den
Dorschlag machte, mit ihm auf seine
Kosten eine Reise nach Eijenach und
Umgegend zu unternehmen; ich als ein
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jchall sein. Voll freudigen Dankes
nahm ich das hochherzige Angebot an.
Die KReisevorbereitungen waren bald
getroffen und Montag, der 4. August,
als Keisetag festgelegt. Man beliebte
damals noch das Fußwandern, wenn
auch die Eisenbahnfahrten noch billiger
varen als heute, das Geld war nicht überflüssig da.
Also burz nach Mittag gings los, zunächst bis auf Hof Cornberg
u Frau Bodenstein, wo bei einem Glas guten Coburger Abtien-
ieres längere Seit gerastet wurde. Dann in der Nachmittags—
ũhle weiter ũüber Berneburg mit seinen grotesben Kalbsteinfelhen
ber Hornel nach Lindenau, einem bleinen Weiler bei dem reichen
Ilfen. Ein unversehens heraufziehendes Gewitter mit heftigem
Kegen nötigte uns, in Weizenhũgeln Schutz zu suchen. Doch das
ßewitter zog rajsch vorüber, ohne Abkbühlung, weiter ging es nach
ꝛindenau. Ein lieber Freund nahm uns mit offenen Armen auf