nämlich in die der lateinijchen und die der deutschen Sprache zerfällt.
Der Kebtor gibt Unterricht in Latein, Geoographie, Geschichte,
Naturgeschichte und Musißk. Der Konrebtor lehrt Moral, Keligion,
Lesen, Schreiben, Kechnen und besorgt außerdem den Unterricht
der Mädchen allein. Ver dritte Lehrer erteilt denselben Unterricht
wie der zweite, doch zugleich auch die Elementarlehre im Buchstabieren
und Lesen. Die Kebktorsielle war zur Seit unbesetßzt. Konrektor
war J. H. Schmidtmann und dritter Lehrer Johannes Heuser. —
Die reformierte Knaben- und Mädchenschule wird durch zwei
Lehrer besorgt. Der Konrebtor unterrichtet alle Kinder, sowohl
Knaben wie Mädchen zugleich in Lesen, Keligion, Kalligraphie,
Orthographie, Kopfrechnen, Stilũbungen, Erdbeschreibung und
Natuͤrgeschichte. Der Rebtor erteilt den Anterricht in der lateinischen
Sprache, in Geschichte, Geographie und Naturgeschichte. Lehrer
waren: Kektor Valentin Witßell und Konreltor Adam Bender.
4) Die Bedeutung der Aniversität in Marburg, die früher
ʒeitweise außber den Professoren ũber 500 Studenten umfaßt hatte,
war um die Mitte des 18. Jahrhunderts gesunken. 1764 zählte
man nur 14 Professoren und 1744 etwa 150 Studenten. Or. Kämmer,
Marburg, Finanzwirtschaft), Dann trat ein lebhafter Aufschwung
ein; die Studentenzahl war 1181/92 auf ũber 800 gestiegen, (1823: 805)
1794 waren 29 ordentliche und 4 außerordentliche Professoren
vorhanden.
Dr. Wilhelm Münscher war Prof.
der Theologie in Marburg, wo ihm am
21. Mai 1805 ein Sohn geboren wurde,
der spätere Geheime Kegierungsraf
Gymnasialdirebtor Dr. Friedrich Mün⸗
jcher, F 80. Maĩ 1803. Er hat seinem
Namen durch seine 18904 erschienene
„Geschichte von Hesjen“ ein bleibendes
Andenben gesichert.
Ferdinand Wurzer, geboren am
22. Juni 1165 in Bruel im ehemaligen
Kurfürstentum Köln als Sohn eines
Hauptmanns, bezog 1116 das Gym-
nasium in Bonn. Nach 2 jährigem
Studium der Philosophie und Mathe
matik dajselbst studierte er 1183 Medizin
in Heidelberg, dann in Würzburg
Medizin, Chirurgie und Chemie, 1786
ging er nach Gõttingen, darauf nach
WVien. 1788 erhielt er die Dobtorwüũrde,
1789 wurde er als praltischer Arzt in
Bonn angestellt. Bei Godesberg ent⸗
deckte er eine Mineralquelle, die er
analysierte und! beschrieb. Auf Ver⸗
anlasjung des Kurfürsten von Köln,
Maximilian Franz, bereiste er ein Jahr
lang Gejsundbrunnen, Bäder, Hütten-
und Bergwerbe, Fabriken und Manufab-
turen. Dann ũbernahm er an der neu⸗
gegrũündeten Aniversität in Köln sein
Anmt als ordentlicher Professor der Medizin und Chemie, bis er
1794 die Leitung eines mit iyphösen Kranken überfüllten Hospitals
ũbernehmen mußte. Die Vorlesungen nahmen zwar 17098 wieder
ihren Anfang, allein 1191 wurde die Aniversität plotzlich aufgehoben.
An der 1108 /99 errichteten sog. Sentralschule übertrug man Wurzer
Experimental⸗Physik, Chemie, Naturgeschichte und Botanik, er legte
aber nach einem halben Jahre die Stelle nieder. 1800 wurde
eine neue Sentralschule organisiert und Wurzer dabei als Professor
der Physik und Chemie angestellt, bis 1804 diese Lehranstalt auf-
gehoben wurde. Mit Frau und Kindern wurde er ohne Pension
zum drittenmale gewissermaßen auf die Straße geworfen, und doch
war er es, der im Khein- und Mosel-Doepartement, in einem Teile
des Roer-Departements und im oberen Teile des Herzogtums Berg
die Kuhpockenimpfung zuerst einfũhrte. Schon entschlossen, ins Aus-
land zu gehen, bekbam er 1805 einen Ruf als ordentlicher Professor
der Medizin und Chemie nach Marburg, mit dem Titel eines
Hofrats, und war seit 1814 zugleich Direktor der Deputation des
Collégii medici. Wurzer war Mitglied der Kais. Abademie der
Naturforscher, der Abademie der Wisenschaft zu Erfurt, der Sozietät
der Medizin zu Paris, der medechir pharm. zu Brüssel, der
Wetterauischen für die gesamte Naturkunde, der Batavischen Sozietät
der Wihjenschaft in Harlem, der Sozietät der Wissenschaft und
Künste zu Mainz, der phys.med. Sozietät zu Erlangen. Auch
manche anderen Auszeichnungen wurden ihm zuteil.
Der Hofrat und ordentliche Professor der Philosophie und
Naturkunde M. Blasius Merrem nahm 1804 den Ruf nach Mar—
hurg an. 1805 wurde ihm die Professur der Botanik und Direbtion
Slick auf Neubkirchen von
»es Botanischen Gartens ũübertragen. Mehrere gelehrte Gesell-
chaften haben ihm ihre Achtung durch Aufnahme unter ihre
Mitglieder bewiesen. Er starb am 28. Februar 1824.
Joh. Christoph Ullmann vollendete seine alademische Laufbahn
n Marburg, ging dann noch nach Freiburg, wo er sich unter
Anleitung des großen Mineralogen Werner noch mehr zu ver—
olllommnen suchte. Er erhielt 1192 die philosophische Dobtorwũrde
ind 1816 den Charabter eines Oberbergrats. 1814 erschien seine
Systematijch · tabellarijche Abersicht der mineralogisch- einfachen
rossilien ...“. Er starb als ordentlicher Professor der Philosophie,
Nineralogie und Bergwerbsunde und Oberbergrat am 6. Aug. 1821.
Joh. Friedr. Ludw. Wachler wurde 1801 von Kinteln nach Mar-⸗
urg als Professor der Philosophie versetzt und 1802 zum ordentlichen
)rofessor der Theologie, 1805 zum wirkblichen Konsistorialrat ernannt.
Georg Wilh. Franz Wenderoth war Professor der Medizin
ind Botaänik, Direbtor des botanischen Gartens, Mitglied der
Hejellschaft für die gesamten Naturwissenschaften zu Marburg.
Eduͤard Platner, 1811 nach Marburg berufen, wurde 1814
rdentl. Professor und 1821 mit dem Ritterbreuz des Kurhessischen
?pᷣwenordens geschmũckt. Als er 1829 das Porebtorat niederlegte,
erehrten ihm die Studenten einen silbernen Becher. (Strieder,
dessische Gelehrten⸗ und Schriftstellergeschichte.)
der Steinwaldswiese aus. Aufnahme von E. Korell, Schrecksbach.
zum Aufsatz: Heimatkunde der Stadt Neubirchen.)
Heiteres aus der Kevolution unserer
Großväter.
Wenn man heute so liest, wie unsere Vorfahren in den soge⸗
annten Verfassungskämpfen sich und ihren Landesfürsten gegen-
eitig das Leben schwer gemacht haben, so muß man den Kopf
chükteln über diese SZeiten. Und doch glaubten sie, große Seiten
u durchleben. Sie gingen ganz auf in ihren politischen Pflichten.
Mein Großvater mülterlicherseits, der alte Philipp Steinbach, ein
tadt- und landbekannter Mann, war selbstverständlich auch bei der
Bũrgergarde. Jedenfalls hat er es mit seinem Dienst auch sehr
treng genommen. Nur einmal hat meine Großmutter verhindert,
zaß er seinen Bürgerwehrpflichten nachkommen konnte. Es war
njener Nacht,“) da der Ruf durch die Straßen Cassels erschallte:
Bürger raus! Die Garde du Corps hat eingehauenl“ Was
amals für eine Aufregung in Cassel gewesen sein mag, davon
önnen wir uns heute schwerlich eine Vorstellung machen. Der
*Ppebtabel auf der Straße schreckte jselbstverständlich auch meine
ßroßeltern aus dem Schlafe. Und für meinen Großvater, der am
fFenster von der Straße her erfuhr, was los war, gab es nichts
inderes, als sich jofort in seine Bürgergardeuniform zu werfen
ind zum Sammelplatz zu eilen. Meine Großmutter aber, die an
einer Aufregung erbannte, daß diesmal etwas Besonderes los sei,
»angte um ihren Philipp und versteckte ihm, während er noch
) Die sogenannte zweite Gardedukorpsnacht vom o. auf, den 10. April 1848,
Philipp Losch, Geschichte des Kurfürstentums Hessen. S. 248 ff