Bestirn höher über unsern Gesichtsbreis treten. d. h. im Osten
aufgehen. Garthe nannte das Instrument Kosmoglobus, und der
Preußische Staat erteilte ihm auf Grund des Arteils einer ange⸗
rdneten Prũfungsbommission ein ausschließliches 10jähr. Privileg;
auch von Esterreich, Rußland, England, Bahern, Württemberg,
Kurhessen, Hannover, Dänemark und anderen Staaten wurden
hm die Vorrechte ertkeilt.
Garthe hat eine Reihe von wissenschaftlichen Schriften verfaßt:
1. Tabellen für barometrische Höhenmessungen, nach der
Schriftenmethode des Herrn Professor Benzenberg berechnet.
Hießen 1811.
2. Lehrbuch der Buchstabenrechnung und Algebra für Schulen.
Hannover 1822.
3. Lehrbuch der ebenen Trigonometrie für Schulen, nebst einer
Chordentafel, welche die Längen der Kreisbogen in Teilen des
Halbmessers enthält. Hannover.
4. Lehre von den Kegelschnitten für Schulen, nebst einer vor⸗
bereitenden Anweisung zur elementaren Konstrubtion algebraischer
leichungen. Marburg.
5. Ein Programm zur Feier des Geburtstages Sr. K. Hoheit
Wilhelms II., Kurfürsten von Hessen, folgenden Inhalts: „Näch-
weisung der Erhebung Kintelns ũüber die Meeresfläche, nebst
Zurfürstentums hier an, brachte das Land zunächst finanziell in
rine Hände und belegte alle herrschaftlichen Kassen mit Beschlag.
ẽs ist zu vermuten, daß diese scharf einschneidenden Neuerungen
ruf, den Gang der nun folgenden Ereignisje bestimmend waren.
dolckmar, der Kantonsmaire während der Fremdherrschaft in
jrankenberg war, darnach als Kriminal-Gerichts-Assessor und
Jegierungs-Proburator in Marburg auftritt und von 1833— 1846
ls Oberbũrgermeister daselbst fungierte, besaß das uneingeschränkte
dertrauen der Franbenberger. „Kraft hohen Auftrags Kurfürst-
icher SteuerCollegii“ stellt er am 8. Juli 1811, wie der Kämmerei—
Kechnung zu entnehmen ist, in Franbenberg fest, daß der Extrabt
ius den Kämmerei-Liquidationen der vormaligen Kämmerer
⸗chmidtmann, Goßmann, Justus Trost, Ulrich Trost, Strack, Enze⸗
oth, Conradi, Blum, Neuschäfer, Kenner, Garthe und des Rezeß-
rhebers Schmidtmann auf 2981 Rtl. 8 Alb. 2 Hil. abschließe.
Da der langiährige Stadtkämmerer Justus Heinrich Loderhose am
4. April 1809 vereidigt wurde, dũrste anzunehmen sein, daß die
enannten elf Stadtkämmerer vom T. Janüar 1807 ab bis dahin.
iljo im Verlaufe von zweieinviertel Jahren, die damals sichtlich
hywere Bürde des Amtes trugen.
„Bürgermeister und Rat J. H. Baltz“ wiesen am 2A. Juni
818 den Kämmerer und Kezeßerheber Loderhose an, den in der
apgrei-Stumpirechnuwpg von 1807
verbliebenen „propren Reʒeß“ vom
vormaligen Kämmerer Garthe mit
5243 Rtl. 20 Alb. J Hll. „fordersamst
einzukassieren“. Woher dieser unge⸗
heuere Betrag bLommt, darüber schwei⸗
gen sich die Abten aus; doch liegt
vielleicht ein Schreibfehler vor. Ahn⸗
liche Aufforderungen ergingen ũbrigens
noch an andere vormalige Stadt-
Lämmerer. Balßtz, vermutlich der oben
genannte Bürgermeister J. H. Baltz,
soll 138 Rtl. 5 Alb. 9/ Sll. beʒahlen,
„oder aber die Liquidation gerichtlich
untersuchen lassen und zeigen, daß er
allen Fleiß in Beitreibung der Aus—
stände angewendet habe oder dieselben
inexigibel seien. Gegenteiligen Falles
gegen ihn mit Exebkution vorgeschritten
werden muß.“ Auch Theuer wird
1820 aufgefordert, die „ihm zur Last
gesetzten 61 Rtl. 8 g. Gr. 9 Hll. zu
bezahlen, oder hinlänglich zu zeigen,
daß er gegen die ELiquidation die
ãußersten gerichtlichen Swangsmittel
bersucht habe oder dieselben zahlungs-
unfähig seien.“
Ob Garthe den von ihm gefor—
derten Betrag bezahlt hat, ist nicht
bebannt. Doch fertigte er, wohl zu
jeinem früheren Beruf als Schiefer-
deckermeister zurũckgekehrt, 18183 das Schieferdach auf einem Anbau
des Rathauses. Und 1819 genehmigte die Regierung zu Cajssel,
daß der Betrag von zwei Kechnungen Garthes auf seinen Rezeß
als vormaliger Kämmerer anzurechnen jei.
2) Nach dem Steuerbuch und Lagerstück vom Jahre 1788
Marburg, Staatsarchiv) standen damals in Franbenberg in herrschaft⸗
ichen Diensten: bei dem Amt ein Amtmann, ein Abtuar, 3wei
Advobaten, ein Landbereuter; bei der Kenterei: ein Kentmeister,
in Accisschreiber, „so auch dabei Sollner ist“, ein Accis-Kontrolleur,
in Sollbereuter und ein Fruchtschreiber. Während der französischen
5remdherrschaft (18002 1813) galten neue Verwaltungsgrundjätze,
ind von dem Accisschreiber ist Leine Rede mehr, 1818 jedoch tritt
er Accisschreiber Geise auf. Im Jahre 1855 hatten in Frankben⸗
»erg folgende Beamte ihren Sitz: Landrat, Kreissebretär, Justiz-
»eamte, Assessor, zwei Abtuare, ein Auscultant, KRentmeister.
forstmeister, Landbaumeister usw.
) Im MWittelalter erfreute sich die Frankbenberger Schule großen
Ansehens. Aus der näheren und ferneren Umgebung der Siadt
lamen nach Franbenberg viele „große Gejsellen“, um hier ihre
illgemeine Ausbildung zu vervollkommnen, wobei wir es zweifelios
nit einer Lateinjschule zu tun haben. Ihre bedeutendsten Schüler
varen Eobanus Hessus (aus Halgehausen bzw. Bockendorf, Kreis
frankenberg) und Euricius Cordus (aus Simtshausen bei Wetter).
Aus dem Jahre 1813 stehen uns (j. „Schulanstalten im Departement
»er Woerra“, Marburg, Staatsarchiv, O. S. S. 3033) folgende
sachrichten zur Verfügung: Drei Lehrer besorgen den Unterricht
er lutherischen Knaben⸗ und Mädchenschule, die in zwei Abteilungen.
Blick auf Neukirchen von der Marienbkapelle aus. Aufnahme von E. Korell, Schrecksbach.
Zum Aufsak: Heimatkunde der Stadt Neubirchen.)
Bemerbungen über die Ableitung mittlerer Barmometer- und
Thermometerstände überhaupt.“ RKinteln 1826.
6. Beschreibung des Kosmoglobus, eines mathematisch-geo⸗
graphijch astronomischen Instruments, welches Erd- und Himmels-
ugeln wie das Planetarium, Tellurium und Lunarium so in sich
»ereinigt, daß dadurch alle Erscheinungen des Weltganzen deutiich
ringesehen werden. München 1880.
J. Eine auf Beobachtungen und Versuche gegrũndete physibalische
Erklärung des Heiligenscheins. Rinteln 1830
Ferner schrieb er eine Menge von Beurteilungen, die in der
Jenger Allg. Lit. Seitung und in der Schulzeitung über mathe—
matische und physibalische Schriften abgedruckt sind. Die natur—
orschende Gesellschaft in Marburg ernannte Garthe zu ihrem
lorrespondierenden, die Wetterauische Geselljchaft und der Apo—
theberverein im nördlichen Deutschland zu ihrem Ehrenmitglied,
die Westfälische Gesellschaft für vaterländische Kultur zu ibrem
Mitgliede.
Im Jahre 1830 wurde Dr. Kaspar Garthe zu Kinteln als
Lehrer der Mathematik und Physißk an das Gymnasium in Köln
am Rhein berufen und trat am J. Januar 1831 die Stelle an. Er
s am 55 Januar 1816 als 80 iähriger Greis gestorben. (Hessenld.
1) Garthe stand in Diensten der Stadt bis zum J. Januar
1807, an welchem Tage er seines Amtes entjetzt wurde. Am
J. November 1806 nahmen bebkanntlich die Franzosen Cassel ein,
ags darauf kam General Lagrange als GeneralGouverneur des