Lüfte“. der morgens am Dorfrand sich ein Hinbel oder Ginsel
holt, die den Jäger im Frühjahr erfreuende Waldschnepfe wie
der Strauchdieb Reinecke Fuchs, der in zerklüpfteten Felswänden
im einsamen Bergwald hausende Nachtherrscher Uhu wie die zarte
Zangeskbönigin Nachtigall, die in dunklen, grünen Sweigen zwischen
feuumsponnenen Grabsteinen auf dem stillen Friedhof singt, alle
Vejen groß und blein!
„Raum für alle hat die Erdel“
Dom Pulsschlag der Heimat.
Hessijche Hochzeitsbräuche.
Von Helene Brehm.
Wohl bei allen Vollern sind gelegentlich eines Hochzeitsfestes
besondere Bräuche zu beobachten, deren Bedeutung dem Unein-
geweihten unverständlich ist. Aber allen liegt ein tieferer Sinn
zugrunde, dessen Spur meist in die Oergangenheit, gewöhnlich bis
zu den germanischen Vorfahren zurückführt, und im altheidnischen
Götterglauben begründet ist. —, Die solgenden Seilen sollen von
einigen Hochzeitsbräuchen erzählen, die im mittleren Hessen und
in dem zu dieser Provinz gehörenden Kreis Grafjchaft Schaumburg
noch heute in den Dörfern bebannt sind.
In Abterode dauecrte eine richtige Hochzeit drei Tage und
wurde in großem Stil gefeiert. (Das Verlöbnis, „der Weinkauf“
genannt, kam vielleicht durch einen „Freiersmann“ zustande.) Etwa
acht Tage vor dem Fest ergingen die Ein—
ladungen durch zwei eigens dazu bestellte
Mädchen, die „Platzmãdchen“. Die Hochzeit
wurde stets an einem Sonntag gefeiert.
Wenn die Glocken zum Gottesdienst riefen,
bewegte sich der Hochzeitszug zum Gotteshaus.
Doran schritt das Brautpaar. Die Braut im
schwarzen Tuchkleid, bestehend aus faltigem
Rock und Taille, mit oben bauschigen, am
Handgelenk eng anschließenden Armeln,
weißen Strümpfen und ‚Kommoden“ (beque⸗
men, ausgeschnittenen Schuhen). Die Hände
umschlossen Gesangbuch und Taschentuch, und
den Kopf krönte ein „gebackener“, d. h. bünst-
—E
schwarzen langen „Nachtmahlsrock“ und Sylin⸗
der, geschmückt mit einem an der Brust
befestigten „gebackenen“ Myrtenstrãußchen.
Paarweise folgten die Geladenen, die
Frauen ebenfalls in dunkeln Tuchkleidern und
nit ihren charabteristijchen weißen, winzigen
Mũtzchen, die der Form nach Ahnlichkeit
mit einem Kapotthut hatten, aber baum
groß genug waren, das auf der Mitte des
Kopfes in Söpfen zu einem „Stuhz“ zusam-
mengesteckte Haar zu bedecken. Durch
schwarze, breite Seidenbänder wurde diese
Miniakurausgabe einer weiblichen Kopf-
bedeckung unter dem Kinn gehalten. — Beim
Eintritt in die Kirche, und jschon auf dem ganzen
Weg dahin, durfte das Brautpaar sich nicht
umsehen, es wũrde dies unfehlbar den baldigen
Tod des erwählten Lebensgefährten bedeutet
haben, sowie auch, daß der sich umsehende Teil schon bald wieder
Ausschau nach einem neuen Gefährten halten würde.
Wenn der Brautzug im Gotteshaus angekommen war, wo
sich inzwischen die Gemeinde versammelt hatte, jo nahm der Bräu-
tigam Platz auf einer der hinter dem Altar stehenden Bänbe.
Die Brauf dagegen setzte sich auf die vorderste Bank im Schiff,
wo die ersten Sitßzreihen für die Hochzeitsgäste freigelassen waren.
Wenn nach der Predigt der Geistliche vor den Altar trat, verließ
das Brautpaar die Plätze und nahm vor dem Pfarrer Aufsstellung.
Die Braut mußte während der Trauung besonders darauf bedacht
jein, daß sie moͤglichst dicht an ihrem Erwählten stand. Der geringste
Zwischenraum zwischen ihnen wäre ein Vorzeichen dafũr gewesen,
daß es in der Ehe zu Swiespalt und Sank kommen würde. —
Wenn nach der Trauung der Zug ins Hochzeitshaus zurückkehrte,
jo hatte die junge Frau sich zu beeilen, damit sie unter, allen Um⸗
jständen vor ihrem Mann die Schwelle überschritt, um sich dadurch
die Herrschaft im Haus und in der Ehe überhaupt von Anfang
an zu sichern. — Das Mittagsmahl bestand aus Reissuppe, „dickem
Keis“ mit Kindfleisch und Kartoffeln. Als Getränk gab's haupt
jächlich Bier. Sum Kaßffec reichte man verschiedenerlei Kuchen,
und abends wurde mit Braten und Salat bewirtet. Während
der Mahlzeiten mußte das junge Paar gemeinsam von einem
Teller esjen und aus einem Glase trinken. Am Nachmittag zog
die ganze Festgesellichaft durchs Dorf und dann auf den Tanzboden.
Gänjsehirte aus