liert). De Ahl Lbnottert (schimpft für sich hin). Der Ellervater
bollert (poltert). De Eller guckt waederlengich (wetterlüngich—quer,
mißmutig). Die großen Kinder gehen „em de Braeng rem“ (um
die Brände rum), und das Naestdrässelche (Nestdrösjelchen) pänter⸗-
wiert allszu (tut weinerlich). Die zwei Alten auf dem Auszug
halten sich für „iwwerlaceng“ (übrig. überflüssig) und meinen, man
warte ihnen auf den Tod. Aber, Hoffetod lebt lang“ (Haungrund)
oder „Hoffetod ißt am längsten Brod“ (Oberbeisheim Ke. Homberg).
Es ist bald bein „Uskommens“ mehr mit den Alten, klagt der
Murepeter. „Bann sich's doch nur ball schejtel welll“ (Wenn
sich's doch nur bald scheiteln wollte) Das zerfitzte (ganz inein-
ander verwierrte) Garn auf dem Gpulschragen scheitelt man,
damit es wieder glatt wird, um es fadegrad abspulen zu
tönnen. Aber beĩi Muroepetersch geht's nicht fadengrade. Die
Nachbarn wissen, daß Murepetersch ein „bös Volk sind, be de
Zichiener“ (wie die Sigeuner). „Bej daene bonn's nur d'r Tod
geschlecht on gerecht“ (Bei denen bann's nur der Tod schlichten
und richten).
ie atmet auf, wenn sie ihren VDerpflichtungen endlich nachgekommen
jt. — Ein ähnlicher Brauch besteht zu Weihnachten. Der Pate
nacht seinem Patenbind ein Weihnachtsgeschen? und muß — die
Sʒitte will es — von seiten des Kindes wieder beschenkt werden.
— Am Konfirmationstage ziehen nachmittags die Konjfirmierten
»on Haus zu Haus der Mitbonfirmanden, um in einigen Stunden
nit Speisen und Getränken trabtiert zu werden. Statt einer
hönen Feier im Kreise von Verwandten und Freunden ein Um—
errennen durch die Straßen, das abstößt, erst recht, wenn man
in einigen Kindern sehen bann, daß ihnen gewissenlose Leute
5 pirituosen verabfolgt haben. — Ein anderer alter Brauch besteht
im 3. Weihnachtstag, dem „Kengeltag“. An ihm haben die Jungen
as Kecht, jedes Mädchen, dessen sie habhaft werden, mit Reisern
ind Ruten durchzuhauen (bengeln). Selbst in die Wohnungen
ürfen sie eindringen und dort ihres Dienstes walten, dessen Ein—
ellung man schnell durch eine milde Gabe herbeiführen bann.
Ddaß unsere Frauenwelt sich das heute noch bieten läßt — na, man
õrt, daß selbst erwachsene „verheiratete Jungen“ dieses eigenartige
Kecht noch gegenüber dem älteren Teil des weiblichen Geschlechts
n Anwendung bringen. — Ein den „Frömmen“ köstlich amüsierender
Brauch, den man gehört haben muß, ist die Katzenmusik“. Verläßt
in Ehegatte eines Familienzwistes wegen den anderen — sei es
uch nur für einige Tage — und kbehrt dann reumütig ins gemein-
ame Heim zurück, so wird die Rückkehr von den ortseingesessenen
jugendlichen in eigenartiger Weise zur Notiz genommen. An
rei aufeinanderfolgenden Abenden versammeln sie sich mit Gieß-
annen, altem Blechgeschirr und sonstigem Geräusch machenden
sßerümpel vor dem Haus der Eheleute, die sich wiedergefunden, und
nachen einen Höllenlärm von oft stundenlanger Dauer. Alle in
em betroffenen Häuserviertel Wohnenden atmen auf, wenn die
dolbsjustiz iher Ende gefunden hat. Mag sein, wie es will, in
hrer chinesischen Weltabgeschiedenheit sind die Brotteröder
»riginelle Leute!
Srofteröder Sitten.
Mit der Aufnahme in die Schule tritt das bisher in freier
Ungebundenheit aufwachsende Menschenkbind in eine neue, fremde
Welt. Die moderne Pädagogik und ihre Jünger suchen dem Neu—
aufgenommenen den Abergang so leicht und angenehm wie möglich
zu machen. Hilfsdienste wollen ihnen die zahlreichen, mit Süßig-
reiten gefüllten RKiesendüten der „Döden“, „Wajsen“ und sonstigen
Anverwandten leisten, die in ungeheurer Sahl — oft 100-150
für ein Kind! — ihren süßen Inhalt über die kleinen Abc⸗Schützen
ausschũtten. Die Mutter muß die Spender gewissenhaft notieren,
denn jeder von ihnen bekommt einen großen Teil seiner Spende
in Kuchen und Brezelstũcken, Plätzchen usw. zurückerstattet. Sorgen-
bolle, arbeitsreiche Tage haf die schon überlastete Hausfrau. und
HDom
— 4 —
Büchertische der Heimat.
Goeorg Flemmig, Hausbacken Brot. Neuwerbverlag Schlüch⸗
ern · Habertshof; geh. 1,65 Mb.
Flemmig ijt ein Mensch, der Gott mit der Tat sucht. Was
ꝛr hier bietet und in seiner schlichten Art als „Hausbacken Brot“
rusgibt, wird nicht an jedem Altar gereicht. Nicht redseliges
feiertagschristentum, wirbendes Alltagschristentum fordert er.
„Das gröste Wunderding ist doch der Mensch allein:
Er bann, nach dem ers macht, Gott oder Teufel sein“ (Silesius).
Ven da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, der nehme
as „Hausbacken Brot“ zur Hand und die „Dorfgedankben“ dazu,
ie wir auch an dieser Stelle empfohlen haben, und richte sich in
einem Tun und Lassen nach dem, was da geschrieben steht. K.
Karl Wehrhan, Die schönsten Sagen der alten Keichs—
stadt Frankfurt a. M. Verlag Englert und Schlossjer, Frank⸗
surt a. M. Preis geb. 4 Mb.
Der alten Reichsstadt kann man gratulieren zu diejem schönen
Buch, das einem feinen Becher gleicht, mit dem ein Kundiger aus
dem überquellenden Sagenborn geschöpft hat. Staunenswert sind
Fülle und Glanz der Frankfurter Sagen, die K. Woehrhan hier
bor uns ausbreitet. Kein Frankfurter Lehrer, der Heimatkunde
uind Heimatgeschichte treibt, wird das gediegene Sammelwerb ent—
hehren bönnen.
In Druck und Bildschmuck macht die Sagensammlung dem
herausgeber sowie dem Verlag alle Ehre.
Auf der Heimatwarte.
Der „Wandervogel Siegenhain“
ist eben fleißig daran, in dem Gartenhaus am „Entenfang“ eine
ileine Bleibe einzurichten. Tag für Tag wird dort geschafft, und
2s ist das Beste zu erwarten. Gleichzeitig wird vom Knüllgebirgs-
berein der Gedanke erwogen, im „Schüßenwalde“ eine Herberge
jür Wandersleute herzustellen. Ob das alte Schütßzenhausgebäude
dazu benutzt werden bdann, oder ob eine besondere Barracke
errichtet werden muß. darüber wurde bisher noch beine Einigkeit
erzielt. Jedenfalls aber dürfte die drängende Angelegenheit einen
Weg der Erfüllung finden.
Personalien.
Anfang März ist in Cassel der Maler Kichard Jeschke
nach schwerem Leiden im Alter von 532 Jahren gestorben. Obwohl
kein Hesse von Geburt, hat er sich doch in unserer Heimat so schnell
und herzhaft eingebürgert, daß er bald, wenn auch nicht einer der
bedeutendsten, so doch der beliebtesten Maler der hessischen Land-
schaft geworden ist. Das kLam wohl vor allem daher, daß er sich
eben diese Landschaft durch eigenes Wandern innerlich zu eigen
machte. Seine Motltive suchte und fand er hier im Tal der Fulda
und im niederhessischen Hügelland; besonders vertraut war ihm
her Dörnberg mit seinen schroffen Felsbildungen und dem herrlichen
Kundblick. Seine männlich-herbe Art des Ausdrucks war geeignet,
tarke Eindrücke hervorzurufen. In seinen Bildern lag oft mehr
nneres Erleben als künstlerijsche Abrundung, ein bennzeichnendes
Merkmal seiner starken, von seelijschem Drängen erfüllten Wesenheit,
er eine verstandesmäßige Klügelei ebenso fern gelegen hat wie
egliche Art von Überheblichkeit. Durch seinen Tod sind sonach
ie hessischen Gemäldeausstellungen eines ihrer schätzenswertesten
Teilnehmer beraubt worden.
Am J. April ist der Direktor der Casseler Gemälde-Galerie,
)r. Georg Gronau, aus seiner Stellung ausgeschieden und wird
em Vernehmen nach Cassel in absehbarer Seit verlassen. Dadurch
erliert die Stadt nicht nur einen Mitbürger von Weltruf, sondern
uch einen Mann, dem sie Ungewöhnliches verdankt. In den
ahezu vierzehn Jahren, die Dr. Gronau als Leiter der Gemälde-
alerie, die, eine Schöpfung Landgraf Wilhelms VIII. internationale
Bedeutung besitzt, gewirkt hat, ist es ihm gelungen, dieser Stätte
er Kunst denjenigen Ausbau zu ermöglichen, dessen sie bedurfte,
im neuzeitlichen Ansprüchen, die an eine solche Einrichtung zu
ellen sind, Genüge zu tun. Trotz der minimalen Mittel, die ihm
on der preußischen Regierung zur Verfügung gestellt waren, —
m ganzen nicht viel mehr als 100000 Mark — hat er es vermocht,
ine sinn- und zweckentsprechende Neuordnung und Neuausstattung
urchzuführen, Lücken auszufüllen, die Bibliotheb, die demnächst
er GEffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, zu verdoppeln
ind einen vollständigen Katalog anzulegen. Von den wertvollen
leinen Lehrbüchern ũber die Galerie — Rembrandt, Rubens,
Jordaens, van Dyck, Franz Hals — abgejehen, hinterläßt er eine
ßeschichte der Galerie im Manuskript. Nach alledem bann es
einem Sweifel unterliegen, daß der unerwartete Abgang Dr.
ßronaus von allen Freunden der Kunst in Cassel aufrichtig
edauert wird.
derausgeber: Konrad Bernecker, Druck und Verlag: MA. Bernecker in Melsungen.