obald ein Anisono⸗Schrei einen Fund meldete und der glückliche
»der unglückliche Finder sein goldnes Eigentum zu verteidigen
genötigt war. Die, welche ihre Beute nach Hause trugen, wurden
abgelöst von neuem Suzug, nicht nur aus dem Dorfe, auch aus dem
Felde, wohin die Kunde etwas verspätet gedrungen war. Ein
Sauer spannte sogar sein Pferd vom Pfluge und jagte im Galopp
dem Goldfeld zu. Bei einbrechender Nacht wurde die Arbeit
eingestellt, und die Goldsucher Lamen schweißtriefend zurück, um am
nächsten Morgen früh wieder an der Steile zu sein. Doch nur
noch einige Stücke wurden am nächsten Vormittag gefunden, und
gegen Mittag verließ alles die zerwühlte, öde, gohdleere Stätte.
Aber ein Schlaubopf aus dem nahen Erfurtshausjen kam auf einen
originellen Gedanben: Er spannte zur Nachtzeit seine zwei Kühe
ein und fuhr — was er am Tage nicht häktte wagen dürfen —
zum Goldberg, lud dort einen ganzen Wagen voll der gehackten
ind zertretenen Erde und fuhr zurück, zu Hause eine heimliche
Holdwäsche vorzunehmen, — mit welchem Erfolg, davon weiß die
Fama nichts zu melden.
Mit den ersten Goldstücken, die den Weg ins Dorf fanden,
varen auch die Juden zur Stelle, ihr Geschäft zu machen. Sieé
zahlten für die größeren Stücke à 20 Mb., für die Lleineren 10 Mep.
Da vermutlich nicht unter 200 Stücke — meistens größere — ge—
unden worden sind, läßt sich der Wert der Ausbeute auf annähernd
1000 Me. schätzen.
Menschen der Niederung eilen scheu und furchtsam an ihnen vor—
»ei, geheimnisvoll raunend und nach der Landsburg weisend.
zin Riese, vor langen, langen Tagen, als der Menschheit Frührot
hien, hauste dort oben, sein Bruder auf der Amöneburg. Harte.
tolze und störrische Recken! Und als der Amöneburger in einem
?treit nicht nachgab, schleuderte der von der Landsburg ihm in
einer Wut zwei mächtige Felsblöcke entgegen. Der eine liegt bei
Viera im Albsteinsgraben und der anderé zerschmetterte hier auf
er Höhe. Seit diesen Tagen geht die Säge um im Laud, und
ie Menschen der Niederung eilen scheu und furchtsam vorbei.
3. Schwester.
Swischen behãbigen Bauernhäusern eine ärmliche Kate. Auf
chwanker Stiege durch eine bnarrende Tür trittst du ins Innereé
es dürftigen Kaumes. Frost läuft über die Lahlen Wände, von
enen die grüne Tünche gefallen. Nuf dem Tisch ein „Kaffee
öppchen“ und ein paar Platschen Brühe. Kein Feuer im Ojen;
iuf dem Boden liegen zertretene Keiser verstreut. In den bahlen
fensterechken weben mitleidige Spinnen schimmernde Vorhäuge.
Aus dem Halbdunkel der Stube hustet eine röchelnde Frau im
pourmigen Bett. Keuchend geht der Atem. Sie hat schon lange
nicht mehr nachgedacht. Das Denben verlernt sich über Hunger
ind Kälte. Da blappert's die Holzstiege herauf. Der Kopf der
Alten fährt herum; ein trübes Leuchten zieht über die Augen
in. „Guten Morgen, Fliezenl!“ Die Aite winbt müde, hußet,
puckt, und röchelnd sinkt sie ins Kissen zurück. Die „Schwester“
ritt zu ihr, fragt nach ihrem Ergehen. Seit? — Laum findet sie
die zu dieser Frage. Schnell den Mantel über die Stuhllehne
eworfen, die Aermel aufgekrempelt. Und nun hören die öden
Vände muntere, frische Tritte. Schon flackert das Feuer, summt
ast heimelnd der Kessel. Schnell noch gebehrt und dann zur
dranken. Sorgfältig, behutsam, mit zarten Händen ordnet sie den
)erband, wäscht und bämmt die Alte, hebt sie aus dem Bett.
ine saure Arbeit. Nachdem die Kissen aufgerüttelt sind, legt die
ichwoester die Kranke wieder behutsam aufs Lager, bringt ihr den
faffee ans Bett, und während die Alte vom Stuhl den Kaffee
einkt und ihr, Stücklein Brot dazu beißt, ist die Schwester leicht
uf einen Stuhl gesunben. Wie mit Sentnersteinen beladen fallen
ie Augenlider zu. Das war die achte Nacht, daß sie das Bett
icht gesehen. Erst vier Nächte bei einer Wöchnerin, dann zwei
ei einer Kranken und zwei bei Kindern. Swischen Wachen und
albschlummer auf harten Stühlen hat sie sie hingebracht, schwere
zorgen und Derantwortung auf sich. Am Tage zu Dutzenden
ei anderen Kranken. Ihreé Kundschaft ist groß. And alle warten
h»rer mit Sehnsucht. Sie ist eine der Ihren, bennt die Nöte des
leinen Mannes, weiß zu heilen und zu helfen beiden, Körper und
Heist. Swischen drei Dörfern geht ihr Weg. And gar manchmal
nißt sie ihn zweimal am Tag. Wenn ja die Nachtwachen nicht
vären! Gestern Abend hatte sie sich so gefreut. Endlich eine
sacht daheim! Doch baum war das Licht erloschen, da blopft es
im Fenster: „Schwester! Schwesterl!“ Ein Vater bittet, der um
ein Kind bangt. And schon nach Minuten steht sie am Kranken—
ager und hat doppelte Arbeit, das todkranke Kind und die
opflojen Eltern! — Die Kuhe tut gut; wenn nur der Kopf nicht
o hämmerte. Da springt sie auf. Die Alte erschrickt. „Machis
iut, Fliezen, sollt mal sehen, bald bönnt Ihr wieder »Heorelbeern.
ichen.“ Ein trübes Lächeln schüttelt ungläubig Antwort. — Schnell
t die Schwester die Stufen hinab. Draußen warten ihrer noch
iele bange, harrende Leute. Allen will sie helfen. Straff ist ihr
zchritt und klar sind die Augen. — BSelfen und heilen. Ihr
2eben haf Inhbalt
Drei Slizʒen aus Merzhausen.
Don Lehrer Heinrich Treibert, Merzhausen.
1. Antrefftal.
Spätwintertagl Schwermut lagert über der Flur. Schwermut
hängt sich in die Sweige der Waldbäume. And Schwormut wälzt
die trüben Wasser der Antreff zu Tal. Der Sturm scheucht den
Nebel, schüttelt die Aeste, wirbelt die Fluten auf, rauscht sein
„Dergessen“. Doch Schwermut, trüb Erinnern, legt sich lähmend
auf Flur, Wald und Feld. Und wenn der Nebel für Augenblicke
zerreißt, dann ragen starr die Erlenreiser am Bachrand in die Höh,
dunbel, matt und weidenbraun. Und der Wald wird für Minuͤten
ichtbar. Traurig und ernst schweigt und träumt er hinein in den
röstelnden Wintertag. Von den frierenden, kahlen Laubbäumen
des Forsthofes bis hinauf zu den zackigen, schweigenden Tannen
des Hemels. Eisiger Hauch weht über die scharfen Ackerränder
der jenjeitigen Hügelreihen, kaum aufgehalten von einsamem Baum
oder trauernder Hecke. Eisig überläuft's den Wanderer auf der
chmierigen Landstraße. Der Nebel drückt schwer. Dumpf und
hastig geht der Atem. Grübelnd steht er still. Bleierne Schwere
egt sich aufs Auge. .. .. ob die reichen Bauern dem ärmen
Settelburschen ....“ Da zerreißt der heisere Schrei einer Krähe
die Nebelwand und schneidet ins Herz des Burschen.
Die Krähen schrei'n
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt.
Bald wird es schnein.
Weh' dem. der beine Heimat hat “ Mietzche.)
2. Am Wipperstein.
Versteckt zwischen Tann und Dorn auf langsam steigender
Höhe, von der das Auge hinüberschweift zur Landsburg, zu den
Hängen des Knüll, zum Rimbergklotz und zu den Fernen des
Hohen Lohrs und der zarten Kellerwaldlinie, hegen mehrere große
Quarzitsteine. Eingesponnen von schwellenden Moospolstern und
grauen Flechten sinnen sie im stillen. dunklen Forst. Und die
V lsschl i
om Pulsschlag der Heimat.
Die Sage vom Burgküppel.
VDon Joh. H. Schwalm.
Der Burgküppel liegt bei Köllshausen und trug ehemals eine
tolze Burg, von der aber heute kbeine Spur mehr zu sehen ist,
auch der Name ihres Besißzers ist verblungen.
Es war so um das Jahr 1300. Der Burgherr auf dem Burg-
züppel saß am Fenster, und von weither getragen hörte er den Ton
ꝛeines Glöckleins erblingen, das hatte einen gar lieblichen Klang.
„Silbern blingts,“ meinte der Lauscher, und bei dem Worte silbern
nahm sein Gesicht einen begehrlichen Ausdruck an. Er rief einen
Knappen. „Du, horch einmal, woher Lommt der Ton?“
„Der bommt vom Silbergdlöcklein auf dem Schönberg.“ antwortete
der rasch und bestimmt.
„Meinst du, daß wirkblich die Glocke aus Silber besteht?“
„Ja,“ sagte Karl, „ganz von Silber — das nicht, aber zu
hrem Erz ist ein Teil Silber verwendet worden.“
Der Kitter nickte und befahl barsch: „Eaß uünsere Hengqste
atteln, wir machen einen Kitt“.
Karl führte den Befehl geschwind und verständnisvoll aus.
Inzwischen war das Geläute verstummt. Der Glöckner aber
tand da in Andacht versunken und schaute über das gesegnete
?chwalmtal, bis dahin, wo die Landsburg emporsteigt und der
Zellerwald blaute. Das hatte ein bißchen lange gedaueet, und als
r eben seinen Kopf zurückziehen woilte in die Lube des Turmes,
a zuckte er eerschrocken zusammen. Den Berg herauf ritt ein
eisiger Haufen. Was das damals zu bedeuten hatte, das wußte er
rur zu gut. Die Haorron wollten nicht etwa in seinem Kirchlein