Der Haches.
Sum reichen Bindmann bamen Konfirmanden mit einer Liste
und bitten um eine Gabe für diesjährige arme Konfirmanden.
Kuhig und bestimmt antwortet der Bindmann: „Mir hon kbaan
orme Konfemand derbei.“ G. B.
Schnapskajper.
In einem Dorfe lebte einst ein Wirt namens Kasper, der
elbst sein bester Gast war und deshalb der Schnapskasper genannt
wurde. Wenn die Burschen ihn anulken wollten, sangen sie zu
einem Ergötzen — manchmal aber auch zu seinem Verdruß —:
„Wenn Schnapsbasper ein Buchfink wär
Und jein Weib ein Seischen,
Sollt mer mal das Anglück sehn
In Schnapsbkaspers Heischen.“ R.
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Auf der Heimatwarte.
Kindermund.
„Och Modder, wann ich mei rot West net onzeie derf, mecht
mer die ganz Leich Laan Spaß!“ G. B.
Staatliche Heimatpflege.
Ein Erlaß des preußischen Kultusministers empfiehlt dringend
»ie Förderung der Heimatpflege durch die Heimatkunde. Mit
Kücksicht auf die augenblickliche Finanzlage des Staates soll ver—
ucht werden, die Aufgabe von unten auf und in der einfachsten
Veise anzufassen und sich entwickeln zu lassen. Die bestehenden
Arbeitsgemeinschaften für Junglehrer werden darauf hin—
gewiesen, die Heimatkunde ihres Kreises zu einem besonderen
Begenstand der Beratungen in den Arbeitsgemeinschaften zu
machen, eigene Arbeiten darüber vorzulegen, Heimatgeschichte,
heimatliche Wetterkunde, Geologie, Pflanzen- und Tier—
welt, Vorgeschichte usw. für die eigenen Schulen zu betreiben
und etwaige Ergebnisse eigener Forschung der Regierung einzu—
reichen. Ferner wird die Einrichtung von Kreisarbeitsgemeinschaften
möglichst aller Lehrer und Lehrerinnen oder ihre Angliederung
an bestehende Arbeitsgemeinschaften zur Lehrerfortbildung angeregt.
Die Gründung einer Hauptstelle beim Oberpräsidium bann erst in
Erwägung gezogen werden, wenn Erfahrungen über die hier dar—
gelegten Arbeiten vorliegen. — Diese Anregung ist umsomehr zu
begrũßen, als die schulmäßige Pflege der Heimatlunde und nament-
lich auch der Heimatgeschichte, sehr zum Schaden der Volbsbildung
und des Gedankens einer natüũerlichen, organisch aufgebauten deutschen
Volbsgemeinschaft, bislang durchaus im Argen gelegen hat.
Der hessische Kyffhäuser.
Anter diesem Kennwort geht eine Notiz durch die Tagespresse,
die Wert ist, auch an dieser Stelle wiedergegeben zu werden. Sie
lautet: Ein seltsames Naturwunder ist in Gefahr. Dort, wo die
von Europas größter Talsperre im Waldecker Land gebändigte
Edder zur DVermählung mit der Fulda eilt, trotzen gewaltige Basalt-
herge mit Ringwällen oder Burgtrümmern empor. UAnter ihnen
erhebt sich, einem Riejengrab gleichend, der hessische Kyffhäuser,
aicht minder reich an Sagen, wie der Barbarossaberg an der
joldenen Aue. Der Odenberg ist's, der Odinsberg, und in ihm
schläft, vom Volksmund Karle Quintes genannt, Karl der Große
nit einem verzauberten Heere. Ein eigentümliches Naturdenkmal,
der etwas über 300 Meter hochgetürmte Scharfenstein, ist der
Hũter zum unterirdischen Schlosse des großen Kaisers. Wildgezachte
Sasaltblöcke, an denen sonst unbekannt gewordene Flechten und
Moose allein ein barges Dasein fristen, schroffen in die Höhe.
Noch vor 60 Jahren war der Berg doppelt jso umfangreich. In
der Spitze befand sich ein Krater von über zwei Meter Weite,
und aus seinem etwa 15 Meter tiefen Schlunde entströmten eble
Hase. Im März 1865 jsprengte plötzlich eintretendes Tauwetter
den Berg, die eine Felsenhälfte stürzte ab, und eine schroffe Wand
entstand. Nun greift der Materialismus unserer Seit auch an
diesje Stätte stillen Gedächtnisses an unsere Ahnen, an Sage und
Mär. Obwohl sie als Naturden“bmal erklärt worden ist, werden
dort von den umliegenden Gemeinden Steine zum Straßen- und
Hausbau gebrochen, und wenn eine Protestbewegung, die von
Lassel aus im Gange ist, kbeinen Erfolg haben sollte, dann ist die
Zeit nicht fern, in der eines der schönsten Gebilde der Natur, das
Zeuge der Ara war, in der vom Vogelsgebirge aus, dem ehedem
Jrößten mitteleuropäischen Vulkan, Lavaströme entsandt wurden
und die Lande zwischen Main und Weser ihr heutiges faltenreiches
und ehrwürdiqes schönes Gesicht empfingen. völlig vernichtet sein wird.
Kunst und Künstler in der Heimat.
Wenn man von der Kunst in der Heimat redet oder, was
dasselbe besagt, von der Heimat im bünstlerischen Schaffen der
Begenwart, so dürfen wir Hessen nicht vorübergehen an dem Maler
Franz Eichhorst, dem H. C. von Sobeltitz im ‚Daheim“ (Pr. 5/6
Jahrgang 60) einen bedeutungsvollen Aufsat widmet. Die sieben
eigefügten Farbendrucke geben einen starken Eindruck von der
Kunst des jungen Malers, der in Röllshausen in der Schwalm
ebt und schafft. Eichhorst, 1885 in Berlin geboren, trägt Westfalen-
olut in sich. wurzelt aber mit seinem Schaffen ganz im Hessenlande
Iber Willingshausen, wo Thielmann und Bantzer wirbten und noch
virben, fand er seinen Weg nach Röllshausen. Dort entwickelte
r sich zu dem vieljeitigen Künstler, der er heute ist, der überall
en Wurf nach dem Großen wagen darf. Swei seiner Bauecrn-
ilder erregten in der Frühjahrsausstellung der Berliner Abademie
»er Künste und in der Großen Berliner Kunstausstellung 1928
erechtigtes Aufsehen. Seine Eindrücke von der Westfront hielt
r in farbigen Kriegsbildern fest. Auch das Porträt, die Land-
chaft und den Innenraum meistert der Künstler, der in beständigem
fortschreiten bleibt und noch Großes erwarten läßt. K.
Jugendherberge.
Im Schloß Spangenberg ist nach langen Verhandlungen
ine Jugendherberge eingerichtet worden, nachdem die bisherige unzu⸗
ängliche Herberge in der alten Sigarrenfabrik als solche fortfallen
nußte. Es ist zu erwarten, daß sich hier oben in der alten Veste
ine der schönsten Jugendherbergen Deutschlands auftun wird. Gleich-
zeitig wird in diesem Frühling auch ein hessisches Malerheim im
Spangenberger Schloß eröffnet werden. 9
Kleine Nachrichten.
Das von Johann Lewalteéer, dem hessischen Tondichter und
Erforjscher der Volkspoesie, auf Grund der Simrockschen Aufzeich-
uungen sowohl wie selbst entdeckter Handschriften und eigener Jahr⸗
narkterinnerungen zujammengestellte altdeutsche Puppenspiel von
Dr. Fausts Leben und Höllenfahrt“ ist vom Casseler Staats—
heater in den Fastnachtstagen mit starbem Erfolg aufgeführt
vorden. Die einzelnen Rollen wurden durch Milglieder des
ztaatstheaters dargestellt. — Dem hessischen Dichter Wilhelm
5peck, Verfasser des bekannten Romans „Swei Seelen“, Ehren⸗
obtor der Universität Marburg, haben Lehrbräfte und Schülerinnen
er Casseler Bürgerschule 16 durch gesangliche Vorträge und Über—
eichung des Buches „Heinebenbrinks Engelchristine“ von August
on Ohle eine geistige Erfrischung gebracht, die dem seit Jahren
hwer Leidenden sichtlich wohlgetan hat. — Der Casseler Ton-
ichter W. Rüdiger-Starkloff hat mit einem Abend eigener
ieder, vorgetragen durch Hela Petri, einen nachhaltigen Erfolg
u verzeichnen gehabt. — Der Casseler Kammervbirtuos und Ton-
ichter Otto Kalnisch ist im 18. Lebensjahr nach langem und
hwerem Leiden gestorben. — Die alte Gerichtslinde auf dem Hofe
es Landwirts H. Horchler in Simmershausen ist unter behörd-
ichen Naturschutz gestellt worden, desgleichen die Gerichtslinde
nit Gerichtstijsch in Nordshausen, der Rosenborn samt Pappel
iuf dem Grundstück des Botschaftsrats v. Scharfenberg bei Wan-
ried, Kreis Eschwege, und die beiden alten Pyhramiden-Eichen auf
»em Grundstũck an der Bahnhofsstraße des Wirtes L. Gude in
)omberg, Bezirk Cassel. — Auf der Jugendburg Ludwig-
ein fand unlängst die diesjährige, aus fast allen Teilen Deutsch—
ands besuchte Hauptversammlung der „VDereinigung zur Erhaltung
er Burg Ludwigstein e. V.“ statt. Es wurde festgestellt, daß zum
heiteren Ausbau der Burg eine erhöhte Opferfreudigkeit aller
Interessenten erforderlich ist. Im übrigen hat das im Entstehen
egriffene „Reichsarchiv der deutschen Jugendbewegung“ auf dem
eudwigstein Unterkunft gefunden. — In München ist eine wert-
olle Handschrift aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts
jefunden worden, die wahrscheinlich von der Hand des Rhabanus
Maurus stammt und ursprüngalich dem Kloster Fulda gehört hat.
Zur Beachtung!
Von heute ab veröffentlichen wir in jeder Nummer, unabhängig
»om Text, Bilder aus dem Hessenland, die in photographischer
Viedergabe die landschaftliche Schönheit unserer Heimat und die
ẽsigenart der Volksgebräuche darstellen. Die heute erstmalig ge—
otenen Bilder sind von dem bekannten hessischen Photographen
FberthCassel aufgenommen worden. —
derausgeber: Konrad Bernecker, Druck und DVerlag: M. Bernecker in Melsungen.