Dienstmann des Stiftes namens Diderich — so erklärt es sich leicht,
daß der Abt oder sein Vogt in dessen Gemarbkung ohne weiteres
zine Stadt anlegen kbonnte, auf die älle städtischen Privilegien über—
iragen wurden. Daß auf diese Neugründung dann allmählich der
Name der in derselben Marb erbauten VBogteiburg RVotenberg
ãberging, mag für die Mitwirkung des Landgrafen bei der Gründung
prechen, bann aber auch einfach seinen Grund darin gehabt haben,
daß man ferneren Derwechsjelungen mit den an der Werra ge—
legenen Orten Breitingen vorbeugen wollte. Die Gründung der
Stadt BSreitingenKotenburg würde man also bereits viel früher,
etwa gleichzeitig mit der Burg seten Lönnen. Dafür spricht auch,
»aß im Jahre 1197 schon ein Heinrich Villicus de Rotimberc als
Lehnsträger des Grafen Vollwin von Naumburg vorkommt, was
man am ungezwungensten auf den Schultheiß der neuen Stadt—
anlage bezieht. Aebrigens muß der Ort Breitingen daneben,
wenn auch nur als Weiler, bis in's 15. Jahrhundert fortbestanden
haben. So verzichtet z. B. 1215 Landgräf Hermann in der Sühne
mit dem Abt von Hersfeld auf die Vogtei des Stiftes und den
SZoll in Breitingen, den er von Hersfeld zu Lehen trug, aber auch
schon 1182 und 11809 richtet Landgraf Ludwig an seine Schultheißen
und Söllner in Thüringen und Hessen die Weisung, von dem Kloster
SpießKappel (bei Frielendorf) beinen Soll zu erheben und ihm
reien Kauf in seinen Städten Cassel, Münden, Kreusburg, Eisenach,
Botha und Breitingen zu gewähren. Seiner Lage nach kann das
uur auf unseren Ort, nicht auf Werra-Sreitingen bezogen werden.
Indessen ist hier nicht der Platz, die ältere Geschichte der Stadt
veiter zu verfolgen, die bis heute noch einer wissenschaftlichen Be—
arbeitung harrt. Die Altstadt war im Jahre 1200 fertig mit
Mauern umgeben, während die auf dem rechten Fuldaufer liegende
Neustadt sich stets mit einem bloßen Wall nebst Graben begnügen
nußte. Uns interessieren die Geschicke der Stadt also nur insoweit,
als sie mit denen der Burg auf dem Rotenberge, dem sogen.
„alten Turm“, in Verbindung stehen, von dem die Stadt wahrscheinlich
hren Namen hat.
Im Gegensatz zu der bisherigen Darstellung hat Doemich in
einer Festschrift zur Weihe der wieder hergestellten StiftsKirche
die Gründung von Burg und Stadt in einer von der unseigen
bweichenden Weise zur Darstellung gebracht, die wiederum zu
einigen Bemerkungen unsererseits Anlaß gibt. Nach Doemich ließ
Kaiser Heinrich IV. an dem Flußübergang ein Kajtell herrichten
und mit starker Besatzung versehen. An die Höhe des Berges
vurde die Burg gelehnt. RVot war die Erde, auf der sie stand;
Kotenburg der rechte Name. der ihr gegeben werden konnte. Ver⸗—
chieden allerdings sind die Schreibarten für den Namen des neuen
Hetes und verschieden sind die Erklärungen, die diese oder jene
Schreibart rechtfertigen. Wir lesen Rodenberg (Kodeland) und
denken an die abgeholzten Berge, die ausgerodet werden mußten,
damit an deren Stelle die Stadt sich erhebe. Wird Kotheberg
oder VRothenberg geschrieben, so mag wohl der Name der Stadi
mit dem Namen des Berges gleichlautend gedacht sein, der zwischen
der Stadt und dem Hof Ellingerode im NV gelegen war. —
Nun geht aus den fsolgenden Sätzen allerdings hervor, daß er mit
diesem Kastell die Burg in der Stadt meint, von der später noch
zingehend zu berichten ist. Es bleibt aber dunbel, woher die Nachricht
zenommen ist, daß Heinrich IV. die Stadtburg angelegt hat — mir
jt eine solche Stelle in den Quellen nicht bekannt, wenn man auch
die Möglichbeit dieser Gründung zugeben kbann; die Burg auf dem
Berge erwähnt er überhaupt nicht.
Leider hat aber die von uns gegebene Darstellung von dem
Verden und Entstehen der Kotenburg — die sich auf die Forschungen
Landau's und des Frhr. Schenk von Schweinsberg stützt — doch
roch ihren Haben, denn die Geschichte der Rotenburgen liegt
eineswegs so einfach, wie es den Anschein hat. Es gab zwei
Burgen diesjes Namens, eine innerhalb der Stadt auf der Stelle
des heutigen Schlosses, die andere auf dem Hausberge; die Scheidung
zwischen beiden macht große Schwierigbeiten.
Schon die erste Erwähnung des Namens der Burg (Wigand
1170, 1182 und 1107), die Landau auf den Hausberg bezieht, gibt
Anlaß zum Sweifel, denn es ist beineswegs ausgemacht, daß hier
die Burg auf dem Berge gemeint ist, wenn diese Ansicht auch
große Wahrscheinlichbeit für sich hat.
Die Stadtburg dagegen ist im Verlaufe des 13. Jahrhunderts
oielfach mit Sicherheit nachzuweisen. So wird 1290 Sigfrid von
Kotenburg ausdrücklich als Burgmann der Stadt bezseichnet
Castellanus ejusdem opidi). Derselbe Sigfrid oder sein Vater erscheint
266 mi jeinem Oheim̃ Heinrich Kifter vom Schloß Rotenburg
usammen mit der gesamten Burgmannschaft, dann treten 1256 der
Schultheiß der Stadt, die Burgmannschaft und die gesamte Bürger—
chaft in einer Urkunde hintereinander auf, und 1252 wird Kitter
Helfrich von Rotenburg als Burgmann erwähnt und war es schon
im 1216. Alle diese Nachrichten beziehen sich aber zweifellos auf
ie Burg in der Stadt. NAuch in dem folgenden 14. Jahrhundert
vird diese Burg noch oft erwähnt. 1341 heißt es, „in der Burg
er Stadt zu Kotinberg“, 13601 wird sie bezeichnet als gelegen
nnerhalb der, Stadtmauern und die vielen Glieder der Fanlie
»on Baumbach, die als Burgmannen in den AUrbkunden genannt
berden (Keinfrid 1330, 13401 Helmrich, 1311 Simon, 1384 Hermann)
atten ihren Sitz sicher auf der Staͤtburg, bis Hans voñn Baum-
»ach ihre Reihe im Jahre 1428 als lehter Burgmann schließt.
die Burg scheint dann wüst gelegen zu haben und erlebté erst
ine neue Blüte unter Landgraf Ludwig, der an ihre Stelle ein
—D
Auf der anderen Seite tritt die Burg auf dem Berge nur
anz vereinzelt in das Licht der Geschichte, wie das bei folgenden
sßelegenheiten der Fall ist. Wenn 3. B. im Jahre 1347 die „Burge
u der Stadt zu Rodenberg“ und 1367 die Burg innerhalb der
5tadt erwähnt wird, darf doch wohl als sicher angenommen werden,
aß man diese Bezeichnung gewählt hat, um die Stadtburg von
iner damals vorhandenen anderen Rotenburg, eben der „auf dem
Zerge“ zu unterscheiden und wenn 1886 „ein Burgberg vor der
deustadt zu Rotenberg“ urbundlich vorkommt, so setzt das natürlich
benfalls das Vorhandensein einer Deste auf dem Hausberg voraus.
direkt genannt wird die Burg auf dem Berge aber, soweit mir
ebannt ist, nur in den Jahren 1388 und 1389 bei Gelegenheit
»on Ereignissen, die wir später noch bennen lernen. Als sicher
ezeugt bann die Existenz dieser Burg demnach nur für die Seit
on c. 1340 - 1400 gelten. Fortsetzung folgt.)
Kauschenberg in schwerer Kriegszeit.
VDon K. Mittler, Rauschenberg.“)
Slieb auch vom loß nu a
8 —S — —D *
Ansägliche Not hatte schon der dreißigjährige Krieg über das
veite deutsche Vaterland gebracht. Mit am schwersten hatte Nieder⸗
essen gelitten, wo Tillys entmenschte Scharen übel gehaust hatten.
dagegen war die Marburger Gegend, die seit 1624 von Kaiser
ferdinand II. dem Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt
ugespeochen war, vom Kriege ziemlich verschoni geblieben. In
iesem Teile Oberhessens liegt die Stadt Rauschenberg. Wohl
atten Truppendurchzüge, Einquartierung und Lieferungen an
aisjerliche und bayrische Truppen die Bürgerschaft schwer gedrückt
ind den Stadtsäckel schwer belastet, sodaß die Stadt schon im Jahre
625 den Wald „auf dem Tann“ an wohlhabende Bürger verkaufte,
ie den Wald rodeten und die heute noch dort befindlichen Gärken
inlegten. Wohl wurde bereits 1631 die Stadt durch neue Kriegs-
asten gezwungen, einen ihr gehörigen Waldteil, die „Bentze“* über
Volferode, dem Ritter Hans Dietrich von Knoblauch zu Hatzbach
ür 1050 Gulden oder 100 Keichstaler zu verbaufen; aber noch
anden Burg und Stadt mit starben Mauern unversehrt, und den
Zürgern war an Leib und Leben, an Hab und Gut bein Schaden
eschehen. Willig ertrugen sie deshalb erneute Lieferungen im
ahre 1633, als Landgraf Wilhelm von Hessen-Cassel mit drei
zegimentern ganz in der Nähe der Stadt lag, während die Gegner
inter dem wilden baiserlichen Obristen Böninghausen Kosenthal
ind Umgegend brandschatzten.
Doch alle bisher erlittene Unbill war nur ein schwaches Vorspiel
es Anheils, das noch über die Stadt Lommen sollte. Mit ehernem
sSriffel ist das Jahr 1636 als Jahr des AUnheils in die Geschichte
on Rauschenberg eingegraben. In dem genannten Jahre war
dandgraf Wilhelm V. von, Niederhessen mit 8000 Mann hessischer
ind 5000 Mann schwedischer Truppen nach Hanau geeilt, hatte
iese Stadt befreit und den kbaiserlichen General Lamboi bejiegt.
dann zog er schleunigst nach Westfalen, um Paderborn und andere,
en Hessen damals unterworfene Orte, gegen einen Angriff der
kaiserlichen zu schützen. Sein Weg führte ihn durch die darm—
tädtischen Orte RKauschenberg, Wetter und Battenberg. Während
er Landgraf bei seinen Hessen auf strengste Manneszucht hielt,
ourde der Marsch der Schweden unter General Lesle für immer
ebrandmarkt. Es war am 80. Soeptember 1636, da erschien ein
rupp Schweden vor Kauschenberg und verlangte Uebergabe von
Zurg und Stadt. Als diese verweigert wurde, schritten die Schweden
um Sturm. Vorher warfen sie schon die Brandfackel in die außer-
zalb der Stadtmauer liegenden gefüllten Scheunen und äscherten
ie ein. Tapfer wehrten indessen die Bürger den Sturm ab, und
nannhaft strengten sich die Frauen an, das Feuer zu löschen. Aber
chließlich war aller Widerstand vergeblich, die Schweden behielten
die Oberhand. Nun ergoß sich die wilde Schar in die Stadt.
) Benutzte Quellen: Dre. F. Münscher: Geschichte von Hessen. Eduard
Bromm: Geschichte der Stadt Rauschenberg.