ergeben, an deren Busen es eratmen wollte. Der Hofmann und
Hofling hatten schon in den vorhergehenden Jahrzehnten mit ihr
Serũhrung gejucht, was zur Pflege der großen Schloßgärten führte.
Damals hatie der schöpferische Geist des Landgrafen Karl die von
der Fulda umflossene Aueinsel in einen Lustgarten verwandelt.
Nun, die reichen Grundherren ahmten, was sie in der Kesidenz
Jejehen, nach. Es liegt nicht zu ferne, daß die Wallensteins, die
n Homberg Haus und Grundstücke besaßen. damals ihre Gärten
anlegten. Der Stiftsgarten weist die Sahl 1750 auf. Das ist die
erste Sahl, die uns auf den Türen begegnet. Diese gehören einem
Typ an, den ich den Würfelthp nennen möchte. Auf schlanben,
iettantigen, mit einfachem Sierat versehenen Säulen ruht ein
neheflächiger Würfel. Wir begegnen ihm mehrfach, allein an der
aßeler Straße fünfmal (Walther, ehemals Büttner, ehemals
Schirmer, ehemals Köhler und gegenüber dem Felsenkeller), ein·
mal am Molbereigarten, in den Gassen, die vom Obertor zum
Schloßberg und Erleborn führen und auch sonst, vorzũglich in den
Jahren 1750, 1755, 1751, 1765, 1112 und 374. Der jũngste Stein
sleht an der „Sinde“ (Wisbemann). Er stimmt nur in dem Würfel
böllig mit der älteren Art überein und weicht vor allem darin von
ihr aͤb, daß er nicht nur eine Jahreszahl trägt, 1805, sondern auch
noch die Anfangsbuchstaben des Besiters: C. R. Er ist aljo ein
Nachläuser. Wir haben also eine erste datierbare Keihe von
1750. I774. Sie lassen erbennen, daß die Freude am gesicherten
Sesitz gestiegen war; man wagte es, ihn zu schmücken, da die Mög⸗
lichkeit vorhanden war, ihn den Nachkommen unversehrt zu vererben;
man konnte es auch, da man wieder zur Wohlhäbigkeit gelangt
war. So sind die ratsfähigen Geschlechter einander in der Herrichtung
hrer Gärten gefolgt. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß damals
zuch die bleinen Gartenhäuser erbaut wurden. Von den achtziger
Jahren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts begegnen wir 3 Typen:
Kasinogarten 1786, in Verzierung gleich A, doch in eine flache
Spihphramide auslaufend, 2. einen Kugeltyp und 8. einem, dem
sch das Tor in Hunsieinsgäßchen, des Hardtschen Gartens (1185)
in der Knippsgasse, das des Fischerschen am unteren Stellbergweg
ind das eines Gartens am Erlebornsweg (1781) zurechne. Von
dem Kupeltyp führe ich an Fleischhut und Most an der Siegenhainer
Straße und Dithmar in der „vorderen Blanke“. Während jene,
vie auch der vormals Buddesche, jetzt Braunsche Garten, der wohl
quch in diese Zeit zu setzen ist. meist ohne Namen und Sahl sind.
veisen sie außer der Sahl auch noch Namensanfänge auf, so der
dithmarsche 5 Sie sind die sprechendsten Seugen des
esteigerten Selbstgefühls. Sich sebst zur Freud und Augenwoeide
alte man den Garten schön hergerichtet, doch auch zu der Nach-
ebenden Nutzen und Lujst, warum sollten sie nicht immer den Namen
es Ahns am Pjfortlein lesen! Alles verrãt einen gewissen Luxus.
fr mußte verschwinden, als unter den Weststürmen von Franbreich
ser die alte Herrlichkeit zusammenbrach. Die westfälische Seit
wang den Bürger in Hessen zu großer Sparsambeit. Die Gärten
erraen es. Kein Tor aus diesen Jahren. Erst aus 1814 ver-
nag ich wieder eins zu verzeichnen in der Knippsgasse: H. B. Danach
bieder nichts bis 1824. Don da ab, besonders in den dreißiger
ind vierziger Jahren, sind sie wieder zahlreicher. Die Seiten nach
en Befreiungslriegen waren schlecht. Handel und Wandel lagen
arnieder. Und wie sich das Bürgerhaus nach außen und innen
nit der nüchternsten Ausstattung begnügen mußte, so erst recht die
härkten. Um 1830 aber haͤtte sich die deutsche Wirtschaft wieder
rholt und das gibt sich äußerlich auch bei uns Lund. Doch was
eht ersteht, Lann einen Dergleich mit dem 18. Jahrhundert nicht
shalten. Wie schrecklich einfach, nur hin und wieder ein bescheidenes
Felief, aber niemals eine schöne Bekrönung wie vormals.
Auffällig ist die geringe Sahl der Steine mit Namen und
zahl nach 1880. Mir sind nur 6 bebannt, im großen und ganzen
nit denen der vorhergehenden Jahre ũbereinstimmend. Das reichst ver-
zierte Tor ist das mitf den Blumen im Topf auf der Sinde (W. F. 1855).
Nach 1908 (unterer Stellbergweg) hört die Bezifferung auf.
Heute, wo die Gärten insolge der Knappheit und Teuerung
der Lebensmittel wieder sehr geschätzt werden, jollte man bei Neu—
inlagen auf die alten schönen, stolzen Gartenpforten als Vorbild
urũckgreifen. Das wäre eine der Anregungen, die diese aus Freude
in der Heimat entsprungene Susammenstellung geben möchte. Ich
denke noch an anderes. Die alte Stadt am Berge birgt sicher noch viel
ius ihrer Vergangenheit, was Verfasser, der seit seinem 14. Lebens-
ahr uur vorũübergehend in ihr weilen bonnte, unbekannt ist. Jetzt,
—0
deimatkbunde eigene Seitschrift besitzen, sollten alle Wissenden das
hnen Bebannte einem weiteren Kreise dienstbar machen. Gerade
ins Hombergern in der Fremde würde dadurch das altvertraute
heimatbild nähergebracht werden.
—4
Auf Heimatwegen.
Plauderei über die Flurnamen
der Gemarkung Kirchhain—
VDon Aua. Knoch-Kirchhain.
Sie dort unten im Wiesengrunde sehen. Sitt der nicht so recht
—
ja“, ergänzte er. „Im Riedstrauch, da rechts unten ist es auch
recht naß.“
„An Wasser erinnern wohl auch die vielen Erlennamen.
Da haben wir u. a. die Jabobserle und die Brießelseele.“ „Im
veiten Wiesengrunde da unten weiß ich Bescheid“— sagte er. „Da
abe ich jchon manche Fuhre Heu und Grummet herausgefahren.
Ja, da isi's manchmal noch im Hochsommer sehr naß. Das jagen
nir ja schon Namen wie: Teichwiesen, Furt und Bornwiesen, am
fluß, in der Au, auf der Trift, an Brunkbelsborn, am Netßpfad.“
„Halt, da haben Sie zuletzt einige Namen angeschnitten, die
varen mir immer sehr interesjant. Beim Brunbelborn denke ich
mmer an Brink, d. h. Brunnen. Wier sagte auch einmal eine Frau
n Langenstein bei Regenwetter: „Es ij' so brunbelig Werrer!“
Sie sehen, daß das Brunbeln immer auf Wasser hindeutet. VDiel⸗
eicht hören wir da auch so einen Unterton von quellen und
nurmein aus dem schönen Worte heraus. „Möglich“, meinte er.
Ich höre und spreche das Wort auch immer so gern, es klingt so
ief und voll wie Quellenrauschen.“
„Auch das Wort Trip kbommt hier viel vor. Wahrscheinlich
jt damit der Auftrieb der Tiere gemeint. An anderen Orten
pricht man ja vom Siegentrip.
Netzpfad bedeutet wohl nasser Pfad. Bebanntlich ist dieser
Rad sehr rasig und da benetzt man sich im Tau und bei Kegen-
better leicht die Schuhe. Da links im Tale der große Einzelhoj
eißt ja die „Netz“. Da waren früher große Fischteiche, die dem
zunker Hans von Dörnberg gehörten. Da ist der Name leicht
—A —
SBei Namen wie: Watzelwiese. Keiterspfad, Hartmannsloch,
Matheswiesen, Eimerswiesen und Frankort hören wir wohl meist
»en Namen des fräheren Besitzers heraus.
Wolfslappen könnte vielleicht auf die Wölfe hinweisen, die
rũher wohl auch in unserer Gegend hausten.
In Frankort weist die Nachsilbe Ort auf Ecke hin. Denn die
Stfadt an allen Orten anzünden. hieß so viel. als sie an allen Ecken
GSchluß.)
„Doch damit Sie sich einigermaßen zurechtfinden, ich sehe ja, daß
Sie sehr interessiert sind, will ich Ihnen noch allerlei von unseren
Semarkungsnamen erzählen und ihre Bedeutung blar zu machen
ersuchen“ „Das würde mich sehr freuen“, meinte der biedere
Alie. „Ich sagte Ihnen ja schon eben, daß die Flurnamen oft ein
hohes Alter aufweisen und sich von Geschlecht zu Geschlecht fortgeerbt
haben. Sie sind oft so ali, daß ihre Bedeutung ganz unblar ist,
vbeil der Sprachgebrauch ähnliche Wörter gar nicht kennt. Was
sagen Sie z3.B. zu Haderwiesen? An Hader denbkt dabei wohl
mancher. Ich glaube aber, daß dieses von einem uralten Worte,
rãmlich Harro, das ist Sumpf, herbommt; denn die Leute sagen
och meht Harrowiesen. Die Mundart zeigt uns aber viel richtiger
die Grundbedeutung an, als das so oft verunstaltete hochdeutsche
Worfk. Zudem sind ja diese Wiesen bebanntlich sehr sumpfig.
Viele Gewannebezeichnungen weisen auch auf Wald hin, denn
ehemals war alles hier herum mit Wald bedeckt. Das sind nament-
sich Susammensetzungen mit Hecke, Holz, Struth, Busch, Staude
und Strauch. Da haben wir ja die heimliche Hecke, auf der langen
Hecke, Oberstruth und Anterstruth. Struth bedeutet übrigens
Niederwald oder Buschwald. Ferner denben Sie auch an Ried-
strauch, Pfaffenstrauch, vor der Staude, im obern Hain, vor den
Hainen und hinter den Hainen und an die Hainwiesen. Letztere sind
Janz nahe bei unserer Stadt“. „Eichhänschen, Heppenstumpf, lichte
Eichen, Hieschwinkel, das wird wohl auch so etwas andeuten“. warf
er ein. „Ganz gewiß“, antwortete ich ihm.
„Weitaus die meisten derartigen Namen in unserer großen,
wasserreichen Ebene weisjen aber, und das ist wohl ganz natürlich,
auf Sumpf und Wasser hin. Da haben wir 3. B. die alten,
eßt nicht mehr gebräuchlichen Silben Ried, Käth und Rad.
Denkben Sie nur an den HSof Radenhausen. also Sumpfhausen, den