Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

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Abbildung 5 
ichwerfällig aussehenden Karren findet man heute noch in allen 
Erdteilen, auch bei uns am Niederrhein, in Belgien, Holland und 
Nordfrankreich, mit einem in der Schereé bejindlichen Pferde, 
pährend das z5weite davorgespannt ist. Die alten Wagen der 
Dollerwanderung hatten dagegen nur eine Deichsel mit festem Joch. 
Noch die merovingisch- und karolingisch fränkischen Könige benutzten 
olche Ochsenfuhrwerke als Staatswagen. — Seit dem 1. Jahr- 
hundert treten am 
Mittelmeer die Ara- 
der als Handelsvolk 
auf, die dann wieder 
durch die italienischen 
Städte -Kepubliben 
Amalfi, DVenedig, Ge⸗ 
iua, Pisa und Florenz, 
ie namentlich mit dem 
Herient Handel trieben, 
ibgelöst wurden. Diese 
ztãdte gewannen durch 
ie Kreuzzüge noch an 
Bedeutung. An der 
sord- und Ostseeküste 
zelangten dagegen die 
landrischen Städte und 
die deutschen Hansa- 
tãdte im Handel zu 
hedeutender Entwick 
ung. Während nun 
auf dem Wasserwege 
ich der Handelsverbehr 
leicht bewerbkstelligen 
ieß, hatte erim Binnen⸗ 
and abseits der großen 
WVasserläufe mit großen 
Schwierigkeiten zu 
zämpfen. Es bestanden 
außer dem Wasserweg 
die alten Kömerstraßen 
bis zum Khein und Wain, die Karl der Große in seinem Keiche hatte 
wiederherstellen lassen, aber durch Deutschland selbst führten bis in 
das 13. Jahrhundert nur die alten Völkerwege, die man kaum als 
Straße aͤnsprechen bonnte. Nach wie vor bewegten sich auf ihnen 
die Kaufleute mit ihren Trage- und Packlasten auf Pferden und 
Maultieren. Im 13. Jabhrhundert begann man mit der Anlage 
— 
Abyhildung 
euer Straßen, den sogenannten Hohen Straßen oder 
Veinstraßben. Wie Geh. Rat Küch, Marburg, sagt, haben 
iese Straßen nichts mit Weinfuhren zu tun, sie sind 
Vagenstraßen (Wagen — Wain, wie Hagen — Hain). 
Solche Wein-, Wain- Wagen- oder Hohen Straßen 
agen hoch und verliefen auf dem Rücken von Gebirgs- 
zügen, waren deshalb hart und trocken. Gegenüber dem 
euchten und dem angeschwemmten weichen Boden der 
Niederungen hatten diese Straßen den Vorteil, daß sie 
meist auf steinigem Grunde liefen. Das Wasser konnte 
auf ihnen nicht stehen bleiben, und die hohe, den Winden 
ausgesetzte Lage mangels einer seitlichen Baumeinfassung 
bewirbte ein schnelles Abtrocknen. Su ihrem Schutz waren 
Surgen angelegt. In den sog. Geleitshäuschen warteten Keisige, 
ie Handelsfuhren zu begleiten. Für die Benutzung dieser Straßen, 
ür das Geleit und die erforderlichen Kunstbauten, wie Brücken 
in Stelle der alten Furten (Frankfurt, Ochsenfurt, Wagenfurt, 
Treffurt, Fürth, Hemfurt. Steinfurt u. a. m.) hatten die Kaufleute 
inen Zon zu zahlen. Knotenpunkte des Verkehrs wurden Nürn- 
erg, Frankfurt a. M., Leipzig, Regensburg, Augsburg und Alm. 
zie bezogen von den italienischen Städten Orientwaren, die sie 
uf den flandrischen Märbten gegen niederländische und nordische 
Varen austauschten. Die Messen und Märkte gewannen für den 
handel und namentlich für den Großhandel eine hohe Bedeutung. 
zu ihnen erschienen Produzenten, Käufer und Händler aus weiter 
entfernung, hier kbonzentrierten sich Angebot und Nachfrage und 
rmöglichten einen sicheren Überblick über Vorrat und Bedarf. 
da sah man alles, was die Heimat nicht zu erzeugen vermochte, 
ind Spezialartikel, die in ganz besonderer Güte nur von einzelnen 
Ztãdfen geliefert werden bonnten, Salz, Schwefel, Salpeter, Kohle, 
heringe, Stockfische, Wein, Kastanien, Südfrüchte, Gewürze, flan- 
rijche Tuche. Seuge, orientalische Seiden, Pelze, Kästchen, Pobale, 
zold⸗ und Silberschmuck und Edelsteine, Holz- und Töpferwaren, 
zãttel, Geschirre, schwedisches Eijen, rohe und verarbeitete Metalle, 
zchußze und Trutßzwaffen. Für den Pfahlbürger genügte jedoch im 
ulgemeinen, was seine Sunftgenossen, die Wollen- und Leinen- 
deber, Löber und Schuster, Tuchmacher und Gewandichneider, 
eiler, Bottcher, Schlosser, Schmiede und Sinngießer erzeugten. 
die strengen Sunstgesetze verhinderten eine Uberproduktion. Angebot 
ind Nachfrage waren hier geregelt. In den Städten entstanden 
jroße Lager, und Kaufhäuser für Tuche, Frucht und Fettwaren. 
Die Sollerhebung wuchs mit der Seit zu einer Schröpfung 
es Handels, der Schutz zu Beschränkungen in der Waähl der 
handelswege, die Sollstreitigkeiten zu Sollkriegen und Fehden. 
Vas wunder, daß auch mancher verarmte Burgbesitzer, dessen Burg 
inst die Straße schützen sollie, diese Verhältnisse ausnutzte und ein 
denig vom Stegreif lebte, Kaufleute brandschatzte und Reisende 
niederwarf, die erst gegen hohes Lösegeld herausgegeben wurden. 
lm die Mitte des 160. Jahrhunderts wurde wiederholt über die 
insicherheit der Straßen und die Wegelagerei von den Handels- 
ädten auf den Reichstagen geblagt. Bei der unsicheren inner- 
olitischen Lage, der Rivalität der einzelnen Machthaber verliefen 
ast alle Klagen gegen adlige Schnapphähne mit Rücksicht auf die 
Nacht ihrer Gönner im Sande. Die Städte maßten sich wiederum 
as Recht an, bestimmte Strecken von Verbehrswegen als ihre 
nteressensphären zu betrachten. Die Städte an den Flüssen 
eherrschten mittels des Stapelrechts einen Teil des Flußlaufes 
uind den ganzen 
Durchgangsver⸗ 
ehr, wodurch sie 
ich auf Kosten 
er hinter ihnen 
Wohnenden be— 
eeicherten. Ge⸗ 
eingere Städte 
vurden so zu 
einer Einschrän- 
zung ihres Han⸗ 
delsverbehrs ge⸗ 
zwungen und 
olieben auf ihrer 
rrsten Entwick- 
ungsstufe stehen. 
Finige Städte 
oerlangten auch 
das Kecht, auf 
den Landstraßen 
dem Warenver⸗ 
rehr bestimmte 
Wege vorzu⸗ 
schreiben.“ Die 
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