Mühe und Arbeili verdarben. Lange hat sie unter dieser chon in ihrem Stübchen. Wie war sie gerührt, daß wir
Belästigung gelitten, obwohl sie als Christin auch dies zu hren Tag nicht vergessen hatten, und nahm mit inniger
ragen wußte, wie sie in all ihrem Leid den rechten Trost Freude unsere Gaben entgegen! Sie scherzte: „Heute werde
in ihrem Glauben fand. ch 31 Jahre alt“ und meinte 13 Jahre.
Soll ich auch erzählen, wie sie im Winter sich um den Kiesengroß war ihr Glück, als unsere bleine Dord
Brunnen mühte? Anter der Linde spendete, jeitdem die erschien und für die gute Dalla gleich ein Säckchen Kaffee
angersehnte Wasserleitung angelegt war, ein Brunnen sein nitbrachte, das allerdings von Mey und Edlich bezogen war.
iabendes Naß. Da um den Lindenbaum oft die kalten In späteren Jahren war unsere Frau Kaabe schwer—
Stürme brausten, so Lam es vielfach vor, daß das Wasser »örig geworden. Einmal wurde sie nach dem Bejinden
einfror, und beiner von den Anwohnern Lbonnte sich ent- hrer Nichte gefragt, die drüben krank lag. Sie hatte nicht
schließen, den Brunnen aufzutauen. Einer wartete immer »echt verstanden, und auf die Frage: Was fehlt denn Anna?
auf den andern. Und wer war es, der sich für die andern jab sie zur Antwort: „Maul- und Klauenseuche“, denn
aufopferte, obwohl ja auch ein Teil Eigenliebe der Hand- diese Krankheit grassierte damals gerade unter dem Kindvieh.
ung innewohnte? Das war die gute Frau Raabe. Sie Mit ihrer Nichte teilte sie die große Vorliebe für den
zam mit dem nötigen heißen Wasser und taute und taute, Zaffee, die „Tränchen“ sind wohl nicht zu zählen, die sie
während die jungen Burschen der Nachbarschaft lachten und nit Freude und Dank bei uns an Sonn-, Fest- und Werb⸗
sich freuten. Sie blieb eifrig am Werk, bis das Eis des agen geschlürft hat. Bei solcher Gelegenheit erzählte sie,
erstarrten Brunnens aufbrach und die Köhre wieder sprudelte. vie der Kaffee zuerst nach Süß gekbommen ist, und eine
Sie hatte einen streng konservativen Sinn, der so aus- inbkundige Hausfrau vergeblich versucht hat, die rohen Bohnen
geprägt war, daß sie meinte, wir müßten unsere Möbel m Wörser zu stoßen. Wohin sind die lieben traulichen
in den einzelnen Simmern gerade so stellen, als sie bei 5Stunden mit der guten alten Nachbarin! Sie behren nicht
unserm VDorgänger gestanden hatten, und höchst verwundert vieder, aber sie bleiben in dankbarer Erinnerung, bis unsere
war, daß wir im Garten die Bohnenbeete nicht an der- Stunde schlägt.
selben Stelle anlegten als es in früheren Jahren immer Anserer Kinder liebe Dalla, allezeit getreue Nachbarin,
gewesen war. Eine bindliche Freude hatte sie, wenn wir iimmer rastende Pflegerin in der Gemeinde, ich muß Ab—
ihr zu ihrem Geburtstage unsere Gabe brachten und wenn chied nehmen von dir. Als wir an jenem nebeligen
ihr zu Weihnachten regelmäßig unter unserem Christbaum Novembertage vor der Türe unseres Hauses Lebewohl sagten,
beschert wurde. „Von meinem Paten habe ich in meiner jgeschah es in dem Gedanbken auf ein Wiedersehen hienieden.
Kindheit nichts bekommen, und nun erhalte ich es doppelt Diese Erwarkung hat sich nicht erfüllt. Aber uns bleibt
und dreifach.“ Einmal hatten wir am Tage beine Zeit die Hoffnung auf ein einstiges Wiedersehen in dem Lande,
gefunden, ihr unsere Wünsche zum Geburtstag zu bringen vo es bein Scheiden gibt und wo wir weiter gute Nach—
und erschienen drüben erst spät abends. Wir fanden sie darschaft halten wollen.
Der Nock 0 VDon Helene Brehm. 3
Gessische Sage.)
5wöõlf Schläge tut die Uhr im Turm.
Die Frau tritt aus dem Haus.
Der Kegen blatscht, es heult der Sturr
Das Weib packt kalter Graus:
Der Fremde reißt am Arm sie fort,
Don seinen Lippen fällt kein Wort.
Er führt sie zu des Teiches Flut!
Ihr stirebt das letzte Funkchen Mut, —
Kein Mensch in weiter Runde!
Im Stiãdtchen bei der Hebefrau
Ans Fenster pocht es an.
Und draußen steht in Nacht und Grau
Ein fremder, bärt'ger Mann.
Die rauhe Stimme kennt sie nicht,
Die nun in Hast und Deängen spricht:
„Mach' dich bereit und folge mir,
Dein harrt mein Weib, nicht fern von hier,
In seiner schweren Stunde!“
Da stützt der Mann sich auf den Stock:
„Sieh meinen grünen Bart!
Mich nahm, bin ich auch nur ein Nock,
Fin Weib aus Menschenart.
Nun liegt sie drunt in Kindesnot!
Schon streckt die Knochenhand der Tod
Nach meinèr Lilie schlank und weiß!
Ich holte dich auf ihr Geheiß.
Ein Mensch muß Hilfe bringen!“
Die weise Frau erfüllt ihr Amt,
DViel Nixen stehn ihr bei.
Die Nockin, die von Menschen stammt,
hört ihres Kindes Schrei. —
Da steckt der grünbehaarte Mann
Der Hebefrau ein Ringlein an.
Und als sie's an dem Finger dreht,
derschwindet alles, und sie steht
Am Teich zur Morgenstunde.
Die Amme stürzt auf ihre Knie!
„Herr Nock, das wollet nicht!“
Doch ob sie weinte, ob sie schrie,
Vie Stein bleibt sein Gesicht.
Der Wassermann stampft auf den Grund,
Da öffnet sich der Erde Schlund.
D'rin blitzt des Mocks bristallnes Dach.
Sschon steht die Frau im Prachtgemach
Und sieht der Nockin Ringen.
A i
Aus alter Seit.
Frachtverkehr und Frachtwagen
in alter Seit.
Von E. Wenzel, Magdeburg.
Kultur und Produbtion sind eng miteinander verknüpft. Jeder
Fortschritt auf diesen Gebieten fand seine Verbreitung weit über
ie Grenzen seines Entstehungsgebietes hinaus. So sehen wir
uch von den ältesten Kuliurgebleten aus strahlenförmig einen regen
Handelsverkehr bis zu den hach alken Begriffen überhbaupt erreich
aren Völkern entwickelt. Eine Folge der Produktion und ihrer
Hervollkommnung ist die Überproduktion. Im Aberfluß erzeugte
Vare abzuschieben, und andere im Lande nicht zu gewinnende
Vare dafür einzutauschen, ist das Motiv allen Handels. Dabei
lieb während des gesamten Altertums und selbst bis in das Mittel-
ilter hinein der eigentliche Binnenhandel ohne besondere Bedeutung.
Anders und günstiger waren die Vorbedingungen füe den Außen-
andel. Wachsender Wohlstand bei den Voölbern brachte das
hefallen an fremden Erzeugnissen, die man teuer bezahlte und
ie deshalb auch den langwierigen und schwierigen Transport noch