Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

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„Endlich,“ flüsterte sie Lurz und hastig Atem schöpfend, 
endlich sind ich dich. Ja, ja, wer sich mit der Annemarthe 
hrer Sippschaft!“) abgibt, mit der „Hex“, dem trägt's das, 
dem geht's so. 
Armer Helwig — schlaf nur. Stürbst du, wär's besser. 
Dein Dater hat dich geschimpft, weil du mich frein willst, 
rein mußt. Sei nur still, du mußt net, mein Kindchen 
wird doch groß ... 
Ich hab dich zu gern, als daß du meinethalben jolltest 
die Hölle haben bei deinem Dater und bei den andern, 
zdie meine Mutter mit ihrem Haß umgebracht haben und 
meine Eller die Hex heißen. 
17) Sippe, hier in wegwerfendem Sinne gebraucht. 
Sei hübsch still. So — einen Munds.!9) 
Und nun kbalt Wasser.“ Das spritzte sie ihm ins Gesicht. 
„Siehst du, jetzt wirst du schon wieder hübsch munter.“ 
Husch war Ann verschwunden. Als der junge Schmitt- 
»enner die Augen aufschlug, lag er mutterseelenallein im 
veiten Walde. Verwundert trocknete er sich Stirn und 
haare ab und ging dann steebenstraurig nach Hause. 
Er war zu der Ueberzeugung gebommen, er bönne Ann 
inmöglich heiraten. Ein solcher Auftritt mit ihrer Eller, 
vie er ihn heute gesehen hatte, brächte ihn in Ketten und 
Banden. Ja, ein AUnglück gäb's .. 
Aber . .. Was nun? ... Fortjsetzung folgt.) 
—— 
Der Saͤmann. 
Ich seh einen Sämann schreiten, 
Als schritt er im Morgenrot, 
Entlang den Ackherbreiten. 
Er schafft dem Leben Brot. 
Der reine Glanz der Frühe 
Herklärt ihm das Gesicht. 
Des Mannes heilige Mühe 
Strahlt hell im Morgenlicht. 
Die goldnen Körner regnen 
Im Wurf auf braunes Land. 
Es ist wie leises Segnen 
In seiner starken Hand. 
Die Wandereiche. 
Es ist wie stummes Bitten, 
Es ist wie tiefes Flehn 
In seinen schweren Schritten: 
.Laß mich die Ernte sehn!“ 
Heinrich Kuppel 
Doer Quittenstrauch. 
Kennst du die Höhe, waldverträumt, 
So heimlich, so versonnen, 
Dom dunblen Föhrenkranz umsäumt, 
Don Heide übersponnen? — 
Am Wege grüßt ein alter Baum 
So traut wie baum ein and'rer. 
Er flüstert durch den stillen Kaum: 
„Gott grüß' dich, lieber Wand'rer!“ 
Und plötzlich stehst du wie gebannt 
In andachtsvollem Schweigen, 
Und leise fühlst du eine Hand ....; 
Die Wälder stumm sich neigen — — 
Da horch! Jetzt knackt es im Gezweig! 
Ein Keh mit leichtem Sprunge 
Eilt durch Tannkönigs mächtig Keich, 
Sacht trottet nach das Junge. 
Nun tiefe Stille weit und breit, 
Ich trinke Kuh und Frieden 
Ein Trankb aus dieser Einsamkeit 
Stählt neu den Wandermüden! — 
Dörr⸗Bromerhaven. 
kaled I den Pgnmer dei MbwacheDie Eiche tragt aine 
Was fällt dem Quittenstrauch nur ein! 
Er denkt, es bönnte schon Frühling sein 
Und treibt und entfaltet die Blättchen 
lleis, 
Als wär es vorbei mit Schnee und Eis. 
Es schimmern die Knospen im roten Kleid, 
Als wär's schon so weit, 
Als bäme nun gleich in all seiner Pracht 
Der Lenz über Nacht 
Und schmeichelte mit dem mildesten Hauch 
Die Blütenwunder aus Baum und Strauch. 
Ihr zarten Blättchen, wie wird's euch gehn! 
Ihr werdet nimmer den Frühling sehn, 
Vie manches junge Menschenkind! 
Das trug viel Hoffnungsseligkeit 
Und fand nur frühes Herzeleid. 
über Nacht bommt erstarrend der eisige 
Wind. 
Macht rauh zu nichte, 
Mas früh sich drängte zum Lichte. 
Hon all den frühlingsfrohen Teieben 
Ist oft nicht einer geblieben. H. 9 
— 
Zeichnung von H. Breul 
März. 
Du liebe Erde . . . 
Kätzchen am Kain, 
Letzter Schnee in den Gräben 
Und eines Lerchenlieds Jubeln und Schweben 
Jauchzend zum blauen Himmel hinein, 
Sonnig das Land und sonnig das Herz: 
So bist du, März! Adolf Häger. 
Du liebe Erde, trage 
Heduldig meine Last; 
Nur eine burze Weile 
Du mich zu tragen hast. 
Vie bald wird meine Stunde schlagen! 
Dann helf ich dir die andern tragen. 
Olga StũckrathStawitz. 
Aus alter Seit. 
Surg und Stadt Kotenburg. 
Beitrãge zur älteren Sae von Wilhelm Lange. 
ortsetzung.) 
Mun darf man natürli d i 
sahre 1248 nicht der eeeee eau nn 
jegründet ist, sie Lann im Gegenteil schon geraume Seit bestanden 
aben, ohne urkundlich erwähnt zu werden. In der Tat setzt denn 
uch Frhr. G. Schenb v. Schweinsberg die Gründung der Stadt 
och viel weiter zurück, in das 12. Jahrhundert, indem er folgendes 
usführt: War das an der Fulda liegende Breitingen im Hers- 
eldischen alter Markt und Münzort — schon 1105 saß hier ein
	        
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