durch Geschlecht und Tüchtigkeit erlauchten Gebrüder Johann
Wilhelm und Anton Hilmar von Bardeleben, von denen dieser,
der jũngere, als hessischer Kapitän im Jahre 1703 am 15. November
n der für die Hessen berhängnisvollen Schlacht bei Speierbach mit
ast allen hessischen Fußtruppen von den Franzosen übermannt im
Alter von 28, der andere, der ältere, als Kapitänleutnant in jenem
herühmten und dem Römischen Keiche ersprießlichen Gefecht bei
Höchstädt im Jahre 1704 am 13. August von einer Kugel großen
Seschützes getroffen am 10. Tage darauf infolge jseiner Wunde zu
Donauworth verblich, im Alter von 24 Jahren. So starben innerhalb
eines Jahres zwei deutsche Brũder an gleichsam deutschem Tode
ũr ODdterland und Keligion. Sie, die als letzte Bardelebens in
Hessen hinzogen in den Krieg, hätten zweifelsohne, wenn die Vor-
chung es mit sich gebracht hätte, wegen ihrer hervorragenden
Herzens⸗ und Körpergaben einen großen Kriegsruhm erlangt.
Hu, der du dies Ehrengrabmal aufmerksam durchliesjest, gedenke
des Weijesten der Könige, der da sprach, daß die eine Familie
Jeht und die andere heraufkommt, und erflehe unterdessen für die
Hebeine der Gestorberen, wo sie auch immer zerstreut liegen mögen,
zine sanfte Kuhe und eine Auferstehung am jüngsten Tage in
Herrlichbeit.“
Die Bardeleben hatten Gũüter in Holzhausen und Sipperhausen,
ferner ein Haus (Brauerei Alrich) in Homberg. Die Familie
fammt von dem Lehnsgute Kattenbruch im Schaumburgischen.
Dort wurde 1505 Hiimar v. Bardeleben geboren, der hoessischer
Kittmeister wurde und durch drei Ehen zu Besitz Lam. Er war
herheiratet mit Anna Margarethe Feige, Christine Lersner und
Flisabeth Scheffer. Er ist der Großvater der beiden jungen hessischen
Hauptleute, die von ihrer einzigen Schwester Elisabeth Sophie
berlebt wurden, die 1168 als Witwe des Generals von Aslar
tarb. Die Güter erbte die Kattenbrucher Linie, deren Haupt,
Anton Otto Ludwig. nach Sipperhausen übersiedelte, wo er 17171
tarb (j. Hessenland IV S. 2).
Wendet der Bejsucher seinen Blick der Orgel zu, die im letzten
Krieg so grausam zum Hilfsdienste am Daterlande herangezogen
wurde, so grüßt ihn von deren Höhe herab Althombergs Wappen,
zu dem im Kotenburger Schloßsaale folgender Spruch gefügt ist
j. Hessenland XSG. 8337):
Die Stat Homberg einen Löwen wild
ind noch zwei Löwlein führt im Schild.
Im Anglück hab eins Löwen Mut
und trau auf Gott, sjo wirds wohl gut.“
Nun, wer Hombergs Geoschichte durchblättert, muß zugeben,
daß die Stadt der Mahnung stets eingedenk gewesen ist.
Eine lateinische Tafel an der Oegel gibt Aufschluß darũber,
daß sie 1132 begonnen und in 4 Jahren vollendet wurde. Anter
dem Aufgang zur Orgel ist eine Sammelstätte verschiedener Grab-
deckelplaiten. Die mir bebannten zierten die Gräber der ver—
pitweten Frau Obristin Maria Magdaleng von Sant (geb. zu der
Sruggen) * 1110, der Frau Annd. Sophia Pagenstecher F 1618
5. Maͤrz, die ihre zwei Männer, hessenbasselsche Räte, übeelebte,
und des „Edlen und Vesten Philips Ludewig von Baumbach in
Gott selig entschlafen 1618 4. Mai.“ Dieser Stein ist mit den
Wappen derer von Baumbach, von Löwenstein, von Dalwigk und
oon Kalenberg geschmückt. Den größten Raum der Platte nimmt
ein Enieender barhäuptiger Ritter ein, neben dem ein Helm steht.
Aus Landau Kitierburgen III S. 133 jj. wisjen wir, daß sich Philipp
SZudwig von Baumbach nach 1611 in Homberg ankbaufte. Er war
ehemals Haushofmeister und Geliebter der Landgräfin Marie (geb.
bon Mansfeld), der Gemahlin Ludwigs IV. von Hessen zu Marburg.
Als 1831 jein Grab geöffnet wurde, fand man in seinem Sarge
eine schwere Harbe.“
In meiner Jugend standen hier unter anderem Gerümpel eine
verstümmelte Stéin)kulptur, die Statue einer Mutter Gottes, und
zwei Holzplastiken, die sich jetzt nach dem Jahrbuch der Denkmals-
Rlege im Keg.Sez. Cahjei im Museum des Marburger Geschichts-
»ereins befinden. Eine Abbildung der Statue bietet Abb. 2 der
Tafel 65 dieses Jahrbuchs.
Eine Tafel äan der Innensüdwand nennt uns die Namen derer,
die 1814 hinauszogen zur BSejreiung deutscher Erde vom napoleo-
nischen Joche, eine an der ersten Empore (Beamtenstand) derer,
die als Kombattanten oder Nichtombaitanten am Feldzuge 1870/171
iich beteiligten. In beiden Fällen sind die Homberger stark ver—
treten. Als letzter Veteran aus den Freiheitskriegen starb am
15. 10. 1880 zu Homberg im Alter von 81 Jahren 5 Wonaten und
3 Tagen im Hospital der ehemalige Schuster Wilhelm Angersbach.
Den Stadt- und Kirchenvätern lege ich ans Herz, auch eine
Tafel der Teilnehmer am Weltbriege aufzustellen, zum wenigsten
ber die Namen der Gefallenen und sonst als Feldgraue Gestorbenen
nit den nötigen Vermerken zu einem bleibenden Ehrenmal an
ichtbarer Stelle anzubringen. Nichts ist besser geeignet, die Nach-
belt bewundernd und ehrfürchtig das gewaltige Geschehen und die
zröße deutscher Kraft und deutschen Mutes nacherleben zu lassen,
ls eine Tafel mit den burzen Notizen, gestorben an der Marne,
Flandern, an der Somme, bei Verdun, am Insonzo, bei Tannen-
erg, in Polen, Karpathen, vor Riga, in Serbien, Rumänien,
in den Dardanellen, Jerusalem, Skageraß. Es ist eine Kuhmes-
afel sondergleichen.
Vom Kirchplatz?) bitte ich mir zu folgen zum zweiten Pfarr—
aus, das lange Seit als Rat- und Schulhaus diente. Die früher
interhalb gelegene Polizeiwache ist abgetragen. Sie hat oft das
VachtLommando der Feitzlarer Artillerie beherbergt, wenn sie bei
»rem AÄbungsmarsche in Homberg haltmachte und ihre Geschütze
iuf dem Homberger Marbtplatze aufstellte. In dem Pfarergebäude
in ich nur zweimal gewesen, und jedesmal war beine Gelegenheit,
zfudien zu machen. Es ist aber ein interessantes Gebäude und hat,
as weiß ich genau, in einigen Räumen Jahreszahlen. Über dem
dofeingang vom Hochzeitsgäßchen ist eingemeißelt 1502.
Nuͤn zum Rathaus über der Simpelschanze. Auf einem
m Bau verwendeten Balkben wird von 2maliger großer Not und
feuersbrunst berichtet, vgl. Vesper S. 62 Anm. 1, Die Schanze
elbst schmücken KReliefs mit den Leidensstationen unseres Heilandes.
Voher sie stammen, ist mir unbebannt.) Nach der Dilichschen,
Nerianschen Ansicht und der Belagerungsdarstellung scheint in
Iter Zeit an dieser Stelle ein turmgekröntes Gebäude gestanden
u haben, das ich als Kapelle ansprechen möchte, denn das mittel-
lterliche Kathaus wird wie fast allenthalben am Markt gewesen
ein. Die Straßenwand weist einen schön ausgeführten Hessenlöwen
nit Helmzier auf.
Die „Stadt Frankfurt“ gibt sich durch das Wappenbild
— liegender Halbmond mit je einem Stern über den Spißen —
als Besitztum der Baumbachs bund.
Am Eingang zur Holzhäuserstraße beschauen wir uns das
Basthaus „ßuür Krone“, Kechts der Tür in etwa 8 m Höhe
Anno anno d(o)mun)i Mulesim)o CCC. XX im Jahre
domi Mo des Heren 1480. Das Gebäude mit seinen zwei
CCCLXXX Erbern ist ein prachtvoller, gotischer Fachwerkbau
uind das älteste erhaltene Wohnhaus der Stadt.“)
An der gegenüũberliegenden Seite des Marbtes erhebt sich das
nit Lunstvoll bemalten Holzschnitzereien verzierte Maysche Haus,
essen Eingang eine wunderbar kühle Wildewein-Laube bildet. Den
daden betritt man durch eine Tür von großer Schönheit der Seiten-
fosten. Einige Stufen führen hinauf. Über der Tür sind zwei Wappen
ingebracht, zwei Sahlen, die älteste 10114, am ersten Hausbalken
wei fromme Sprũche, in großer und bleiner Ausfertigung und eine
)ausmarbe.⸗)
Eine Haͤusmarbe hat auch das Dithmarsche Haus (an der
beren Krempelgasse) mit seinen zwei schönen, zum Sitßzen und Er—
ählen einladenden Steinbänken. Ob es das Dithmarsche Wappen
t, vermag ich nicht zu sagen. Ausbunft bann vielleicht Herr Kreis-
hulrat Dithmar in Eschwege geben. Aus der von Otto Gerland
m Hesjenland VIII S. 101 mitgeteilten Geschichte der Familie Dithmar
ntnehme ich, daß sich hier ansiedelte jener erste Dithmar, Johann
dhilipp (vorheiratet mit Anna Martha geb. Kalkhoff), der um
708 von Rotenburg, wo sein DVater Johann Christoph als Rebtor
ind Prediger gewirkt hatie, nach Homberg verzog, um hier als
daufmann zu leben. Er wurde auch zum Bürgermeister gewählt.
dach Otto Gerland hieß die Krempelsgasse auch Dithmarsgasse,
bährend heute Dithmarsgäßchen das schmale, reizvolle Gäßchen ijt,
as vom Marbt zur Kreuzgasse die Verbindung herstellt (j. „Heimat-
schollen“ Nr. 5, 1. Jahrg., S. 81).9)
In der unteren Krempelgasse treffen wir einen der von
Valther Göbel in Mr. 5 dieser Blätter erwähnten Gärten „auf
iltem Gemäuer über einem Keller“, in dem noch deutlich der Auf-
ang, eine steinerne Wendeltreppe, zu erkbennen ist.
Vor Klüppels Gärtchen in der Bischofstraße, einer
ihnlichen Erscheinung, hemmen wir unseren Schritt. Ein eigenartiges
Sild ũüber der Kellerfkür mit der Sahl 1594 fejselt uns. Wir sehen zweiĩ
2) Linker Hand der Markttreppe 1520 EFI.
3) 1810 noch am Marktbrunnen, Dehn-KRothfelser S. 113.
) An der gegenüberliegenden Scheune: An Gottes Segen Ist alles gelegen 1656.
3) Die bleine Schrijt ist wegen des Farbüberstrichs schwer lesbar: Wer bauen
»ill . .. .... dem anderen ist nicht recht, dem dritten ist die Farb zu schlecht,
die größere: Got allein die Ehre. Wer Got vertrauet hat wol gebauet. Pro 14
— Sprüche 11, 14). Das Haus der Gottlosen wirt vertilget, aber die Hütte der
frommen wiet grünn. Anno 1617 den 20. aprilis.
6) Dithmars Scheune ist gezeichnet mit VUd MIAE 1571 &Verbum domini manet
n aeternum, Gottes Wort bleibt in Ewigbeit); das Haus NMr. B/ am Schrägbalben
»er Tür: Wer gott Dertrauwet hat wol gebauwet
Shor alle die mich Kennen, den gebe got waß sie mir gönnen. CG. H. 1087.
Am Bogen links ORA ETILABORA ( Bete und arbeite) und rechts MORS VENII
VNI HDRA ( Der Tod kommt iede Stunde).