Der Dichter õ0 DVon Adolf Häger.
Der Abend überirdisch schön verglühte,
don schwerem Purpur floß ein Wolbensaum,
kdang lauscht' er in den blauen Atherraum,
Wo blar und beusch ein erster Stern erglühte.
Er war zur Anzeit in dies Erdenland geboren,
Ein Lebensdurst quält' ihn, der ewig ungestillt,
Und alles Sehnen blieb ihm unerfüllt.
Er schien berufen und doch nicht erkoren.
Don seinem Tun — nichts krönte die Vollendung.,
Stets unecrreichbar blieb, was er gewollt,
Und war Lein Tag, da ihm die Götter hold,
A
Kam ihm von drüben heiligschöne Kunde,
Ein Fittichrauschen hoher Ewigbeit? —
Er jah zum Grund den Brunnen Lust und Leid,
Und sich! — ein Lächeln sonnt auf seinem Munde.
Die Welt im Lied zu fassen war gelungen,
Eefüllt, wonach sein Herz so lang gebrannt.
kr sang sein Lied ins abenddunkle Land —
Dann ist sein Herz von schwerem Glück zersprungen.
Dann ging er stumm hinaus, der Vielverhöhnte,
Und seine Füße waren schwer und wandermüd,
Bis daß ein scheues, feierstilles Lied
Anhob in seiner Brust und heimlich könte.
Aus alter Seit.
Zur Heimatkunde der Stadt
Homberg a—.d. Ejze.
Don Dr. Wilhelm Schmitt-Blanbenese.
tãdtischen Körperschaften einen silbernen Pobal verehrten und ein
festmahl im großen Rathaussaal veranstalteten, an dem über 100
dersjonen teilnahmen. Das Aufsetßen von Turmknopf und fahne
eschah durch den Dachdecker Johannes Stöckert. Vorher würden
ie durch die Straßen der Stadt unter Vorantritt sjämtlicher Schüler
ind Schülerinnen und der Homberger Stadtmusiker gefahren und
ierauf nachmittags zwischen 324 Ahr unter Glockengeläute auf⸗
esteckt. Diese Feier wurde unter Absingen des Liedes: MNMun
anket alle Gott“ und einer kurzen Ansprache des Metropolifans
chuchard auf dem Kirchhofe vor der sog. Brauttür geschlosjen. Es
»ird noch genug Homberger geben, die sich dieses Ereignijsses aus
hren Jugendtagen entsinnen, vielleicht gar selbst vor dem waschborb⸗
roßen Turmknopfe bornblumengeschmůckt einhergezogen sind.
Ich würde gern etwas von den Glocken berichten. Aber in
iejer Hinsicht zeigen meine Sammlungen eine große Lücke, was
ch schmerzlich bedauere, da uns der große Weltbrieg eine geraubt
»at. Vor dem Brand des Jahres 16040 sollen sieben Glocken vor
»anden gewesen sein; bis 1917 riefen drei Gliocken zum Gottes-
hienste. Die kFleinste trug die Sahlen 1646 und 1656, die mittel-
zroße wies 1840 und die größte 1716 auf. Nach dem Anfang
hrer Aufschrift zu schließen, ist sie mal umgegossen worden.
Roch manche Sahl und Namensanfänge birgt das Gemäuer,
doch sind es nur Gelegenheitseinmeißelungen, die uns nichts verraten.
Wenden wir uns dem Güdportale (Brauttore) zu. Bereits
Nre. 6 des 1. Jahrgangs der „Heimat-Schollen“ lenbte die Auf
nerbsambeit des Lesjers auf die ũber der mittleren Kreuzblume
ingelassene Mutter Gottes mit dem Jesusknaben auf dem linken
Arm. Ich bringe noch die am Kopfende befindliche Inschrift bei:
Ego sum flos a quo apes trahuin)t dulcitudineim)
Ich bin die Blume, aus der die Bienen Güßigkbeit ziehen.
So oft mich mein Weg über den Kirchplatz geführt hat, habe
ch versucht, die verwitterten aufgemalten Schriftzeichen zu entziffern.
sch bin gescheitert. Kechts giaube ich entziffert zu haben: 6nile)
imo DCXXIIq) (1623), Wo der Herr nicht die Stadt behũtet. so
vachet der Wächter umsonst.
Darunter: Anno d(om)ni (1823 77).)
Allem Anschein nach war auch der linbe Echpfeiler mit Schrift-
eichen versehen; dasselbe laßsen eingerahmte Steine in größerer
)õhe erkennen. Wahrscheinlich hat man besondere Ereignisse hier
em Kirchenbesucher vors Auge gestellt zur steten Mahnung.
xcade, daß nicht zeitig genug daran gedacht worden ist, den ver—
oischenden Witterungseinflũssen vorzubeugen.
Semoerbenswert ist dies Portal und besonders die nach links
ich anschließende Wand durch Steine mit Steinmeßzeichen
Der Chor aus rotem Sandstein weist an zwei Eckhpfeilern der
ʒũdseite Meißelspuren auf, die vielleicht Sonnenuhren () vorstellen.
Das Innere bietet dem Kunstfreunde viel. Ich lenbe den
Bejucher hin auf die dreiteiligen Fenster mit reichem Maßwerk
ind auf die Gewölbebnöpfe im Chor. Leider kbann ich beine Aus—
unft erteilen über die zwei obersten an der Nordwand angebrachten
Lenotaphien. Hier ging's mir immer wie dem Fuchs in der Fabel,
em die Trauben zu hoch hingen. Dagegen ist die untere gut
u lesen. Sie ist bekrönt mit den Wappenbildern der Familie von
Bardeleben und von Brũgge. Die lateinische Aufschrijt ist in Gold
iuf Grün und lautet deutsch: „Denkmal, errichtet zur Ehre der
1) Dilich berichtet Brände für 1318. 1372 u. 1523 (6. 161), Merian S. 32 für
318, 1356. 1372 ul 1813
(Fortjetzung.)
Vor dem 80jährigen Kriege war der Aufbau über dem Altan
etrãächtlich höher, wie uns ein Blick auf die Dilichsche Seichnung
Vesper S. 55) belehrt. Er ist früher auch mit einem bupfernen
Dache bedeckt gewesen, das nach Dilichs Chronik S. 131 im Jahre
512 aufgelegt wurde. Der große Brand, den feindliche Besatzung
1640 entsachte, zerstörte den Turm. Der bebannte, auch als Post
karte im Handel befindliche Stich, der die Beschießung des Schlosses
durch den Generalwachtmeister (Oberst) Rabenhaupt 1648 darsteilt,
zeigt, wieviel der Turm eingebũßt hat. Es soll nach den Berichten
/ seiner Höhe gewesen sein. Aber wir brauchen gar nicht zu den
Büchern zu greifen. Einen Abriß der Turmgeschichte liefert der
links vom Aufbau eingefügte Stein mit nachstehender Inschrift:
MANNO CHRISTI CUI SOII GLORIA
Hxc tukkis J
I374 EXSTR)UERE IRICEPTA ()
I640 OCCIuFATIONEHOSIILiI
CMÆSARCGAN)ORUM
EXUSTA COILAFSA
I645 REPARARGE) INCHOATA
745 c 4606 COMFLETA
ARTE MEC. IANICA
G. F. RAPPOLIT
WOIFFHAG.
SUB CONSULAT(VO)
I1ROHBDF
Die beschädigten Stellen mögen die von mir in Klammern
gestellten Buchstaben, die offenbar so zu ergänzen sind, andeuten.
Zu deutsch besagt die Inschrift: Im Jahre des Cheists, dem allein
Kuhm (gebührt), wurde dieser Turm 1374 3zu erbauen wieder
egonnen, 1640 durch eine jeindliche Besatzung der Kaiserlichen
berbrannt (und) fiel zusammen; 1645 wurde er wiederherzustellen
»egonnen, 1145 und 1146 vollendet durch die mechanische Kunst des
G. F. Kappolt aus Wolfhagen unter dem Konsulat des J. J. Kohde.
Aljo erst beinahe 100 Jahre nach dem schrecklichen Kriege
hat die Gemeinde den Schaden, den der Turm erlitten, einiger
maßen wieder zu heilen vermocht. Dem Bürgermeister Johannes
Jakob Kohde ist auch der Bau des jeßigen Rathauses zu verdanken,
der ins Jahr 17671 fällt. (Desper G. 80.)
Wer gern wissen will, wie die Kirche damals aussah, betrachte
das Wenderothsche Bild in Landaus malerischen Ansichten, das
auch als Postkarte bäuflich ist. Während Karl Dithmar das Vize—
dürgermeisteramt bekleidete (1832- 1848), war die Kirche aufs neue
eeparaturbedũrftig. Da der Stadtrat die notwendigen Arbeiten
aicht in Angriff nehmen ließ, drang eine Rotte Handwerber in die
Stadtratssitzung ein und drohte, alle Ratsglieder aus dem Fenster
zu werfen, falls diese nicht ihre Einwilligung zur Keparatur der
Kirche geben würden. (Hessenland VIII 6. 11411.)
Eine Instandsetzung der Fahne und des Knopfes wurden 1818
notwendig. Sie gab Anlaß zu einer großen Stadtfeier am 21.
Mai. An diejsem Tage beging auch der Bürgermeister Justus
—A