Zeitjche. angeführt, Band 49 S. 188 veröffentlichte, darauf auf-
nerbsam, daß magister fabricae nach dem Sprachgebrauch jener
Zeit nicht den Werb(Bau)meister bezeichnet, jondern den Verwalter
er Kirchenbaukbasse, der fabrica ecclesiae Kirchenfabrib, über deren
Zusammenjsetzung und Befugnisse der Wißbegierige im Konversations-
lexilon das Notwendige findet, z3. B. Brockhaus (18904) BSd. X
5. 3582. Wie Küch am angeführten Orte mitteilt, ist Heinrich
von Hejerode in dieser Seit auch als Mitglied des Homberger
Schösffenkbollegs nachweisbar, und bringt als Beweis herbei eine
Urkunde der Homberger Familie BSischof vom 21. Obtober 1319
mit dem Siegel Heinrichs von Heserode. Küch ist der Meinung
— und ihm als einem der besten Kenner hoessischer Geschichte dürfen
wir getrost fjolgen —, daß Tile von Frankenberg die Steinmetz-
arbeiten am Homberger Turme zuzusprechen sind. Dieser Tile ist
der Hersteller der Steinmetzarbeiten der „berühmten“ Liebfrauen-
kapelle an der Frankenberger Kirche, einem bleinen Werke, an
dem der volle Glanz der Hochgotik entfaltet ist; eigentlich das
einzige Mal in Hessen. Käüch stellte folgende Werbe zusammen,
die Tile oder „wenigstens“ seiner Schule zuzuschreiben sind: Licb-
rauenbapelle in Franbenberg, Homberger Turmportal, Pfarrkirche
zu Warburg und die Burg Hermannstein vor den Toren Wetlars.
Die über dem erwähnten Steine angebrachte Tafel stammt
aus der Seit der Philippsfeiern des Jahres 1904. BSei ihr brauchen
vir nicht zu verweilen; sie ist ohne weiteres verständlich und von
Hesper S. 60 f. genau beschrieben, auf den ich verweise.
Im Turm steigen wir auf einer steinernen Wendeitreppe zum
Lãuteboden“, weiter zum „Glockenboden“ und schließlich auf den
Altan, der von einer zopfigen Galerie umhegt ist. Die steinerne
reppensjäule weist ein sich wiederholendes Steinmeßenzeichen auf,
ut erbenntlich in den letzten Partien. Auf dem Altan erhebt
ich ein achteckiger Aufbau, in dessen unterem Teile sich früher das
tzt im „Läuteboden“ aufgestellte Uhrwerk befand. Eine Holztreppe
ührt zur Turmwächterwohnung. Der Turm und seine Wächter,
iber deren Rolle in der Homberger Sage VDesper S. 122 nach—
ulejen ist, hatten es unserem Ludwig Mohr angetan. In, Kot-Weiß“
nd sie Träger einer Episode; um ihn ranbt sich aber auch die schöne
⸗ʒoldatengeschichte „Kevanche für Speierbach“, die Liebesgeschichte
es Kantorsohnes Fritz Hellwig und der Turmwächterstochter Agathe
Nerbel, eine Erzählung, die die Mohrsche Sammlung „Altes Schrot
ind Korn“ einleitet, die der Dichter 1884 zum Besten der Tũrme
er St. Wartinskirche zu Cassel bei Ernst Kleimenhagen herausgab.
deute steht die Wohnung, Küche und 3zwei Simmer, leer! Hoͤher
inauf wird's lebensgefährlich, ich warne Neugierige; aber auf den
Umgang, zu dem man von der „Merbelschen“ Wohnung gelangt,
ann man sich getrost wagen. Das Turmdach bilden Schieferplatten.
(Fortsetzung folgt.)
Dom Pulsschlag der Heimat.
Alte Lieder.
VDon O. Stückrath.
die Stadt wird zur Plünderung freigegeben. Von Charleville geht's
weiter nach Mezieres, von dem es in der Schlußstrophe des Liedes
heißt: AUnd als wir kamen vor Mezieres,
Da gings ein wenig döller her,
Da wurd gefeuert, daß 's blitzt und bracht,
Ans Plündern ward garnicht mehr gedacht.
Die Ausziehenden sind sich bewußt, für wen sie Lämpfen, und
o heißt es in einem anderen Liede, das in seinem Eingang die
armen Mädchen beblagt, die nun keinen Mann bekommen:
Für Dater, Mutter, Weib und Kind
Ziehen Jäger wir ins Feld,
Seht, wie die tapfern Hessen stehn,
Der Jäger Ruhm wird nie vergehn,
Der Jäger bleibt geehrt.
Frisch, Jäger, drauf und weichet nicht,
Faßt euch einen frischen Mut,
Wenn dann die Schlacht gewonnen soll sein,
So marschieren wir wohl ũüber den Rhein
Ins deutsche Daterland.
Die Büchse kbnallt, das Horn erschallt,
Es leben die Jäger hoch;
Mir wollen beine Jäger sein,
Venn der Franzose soll über den Rhein,
Frijch auf und feuert frisch.
Die Schlußstrophe wendet sich noch einmal an die in der
Eingangsstrophe bedauerten Mädchen:
Ihr Mädchen, jaunzt und weinet nicht,
Die Jäger leben noch.
Der liebe Gott wird bei uns sein,
Das steht euch armen Mädchen fein:
Die Jäger leben noch.
Seser als ein dickleibiges, wissenschaftliches Buch, besser als
die gelehrteste Abhandlung geben Briefe, Tagebücher, Keime und
Lieder einfacher Menschen ein Sild vergangener Seiten. Es erscheint
nicht nur das äußere, tatsächliche Geschehen, sondern die Gemüts—
hewegungen, die es hervorbrachte, werden blar, die nackten Ereig-
nisse ziehen das Alltagskleid des Menschen an, der mit ihnen in
dieser oder in jener Weise fertig werden mußte. Unser Volk hat
von jeher geschichtlichen Sinn; eine schnellebige, neue Seit hat
dielleicht hier und da Wandel geschaffen, aber es gibt auch noch
unendlich DViele, die mit Treue und Bedachtjamkeit wenigstens das
aufheben, was für die Geschichte der eigenen Familie und damit
sür die Geschichte der engeren Heimat wertvoll ist. So hat der
Landwirt Heinrich Arend J. in Körle einen sauberen Sammelband
erschiedenartigster Notizen und Niederschriften zusammengebracht.
Darunter befindet sich ein bleines Liederbuch aus dem Jahre 1815,
das getreu die Stimmung der damaligen, wildbewegten Seit
viderspiegelt.
Das Hessenland hatte unter den Scharen Napolcons nicht
venig gelitksen. Die Sehnsucht nach Befreiung von dem fremden
Joche war in Hessen nicht weniger vorhanden als in anderen
eutschen Landen. So nimmt es denn auch nicht Wunder, daß die
Lieder eines Theodor Körner ihren Weg bis in die abgelegensten
Dörfer nahmen. Dichtungen wie „Das Volb steht auf, der Sturm
bricht los“, „Frisch auf, ihr Jäger frei und flink“, Schlacht, du
drichst an“, „Du Schwert an meiner Linken“ waren so aus der
Seele des gemeinen Mannes gesungen, daß sie überall erklangen
iberall Wurzel faßten. Die Rückbehr Napolcons von der Inse
Elba hatte zur Folge, daß sie so rasch nicht vergessen wurden
An dem nun folgenden neuen Kriege waren die Hessen nicht
merheblich beteiligt. Ein „Neues Lied aus Charleville“ gibt uns
davon Kunde:
Und als wir bamen vor Charleville,
Hurra, hurra, hurra,
Da hörten wir gleich das Glockenspiel,
Hurra, hurra, hurra,
Die Jäger mußten vor das Tor,
Drauf blitzten auch Kanonen vor,
Und Alles, und Alles, und Alles rief: Hurra!
Da ging es an zum ersten Tanz,
Die Hirschfänger wurden aufgepflanzt,
Und wurde geblasen zum Chargieren,
Da man sogleich den Feind tat spüren.
Die Tore waren uns nicht zu fest.
„Jagt die Franzosjen aus dem Nest!“
Da hieß es Mineurs und Simmerleute vor
Mit dem Hejssischen Jägerkorps.
Der Kommandant, in der Hand die weiße Fahne, übergibt
die Stadt. Die Einwohner bebennen sich in ihrer Angst zu dem
geflüchteten König Ludwig XVIII., aber all ihr Bitten hilft nichts.
Auch Kolbes, während der Freiheitskriege voöllig umgedichtetes,
und auch im Weltkriege noch gesungenes Lied „Mädchen meiner
Seele, bald verlaß ich dich“— erscheint auf dem Plan. In enger An—
lehnung an Theodor Körners Gedicht „Lützows wilde Jagd“ wird
der Tod des Herzogs Wilhelm von Braunschweig besungen, und
endlich erreicht die Sammlung ihren Höhepunkt in einem spöttischen
Liede auf Napoleon:
Die Furie, der Höllensohn,
Der zweite Attilla,
Der Menschenfeind Napoleon,
Es war auf Elba ihm zu warm,
Drum nahm er's alte Schwert in Arm,
Stahl heimlich sich in Frankreich ein
Und wollte wieder Kaiser sein.
Meineidiger Franzosen Macht
Half ihm auf Ludwigs Thron;
Kaum war der Schurkenstreich vollbracht,
So glaubte der Coujon