Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

Mönchen aus dem Stifte Aldenberge im Herzogthum Berg besetzt.“ 
Justi führt dann Dilich an und zitiert, fast wörtlich nach Letzner, 
daß die Mönche im J. 1221 am Himmelfahrtstage Christi, welches 
en der 20. Mai war, von Altenhaina nach Haina übergesiedelt 
ein sollen. 
In seiner „Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen“ (1842) 
berichtet G. Landauu) ũber Haina, daß ehemals hier ein reich 
begütertes, der Jungfrau Waria geheiligtes Mönchsbloster war. 
„Die erste Gründung desselben geschah 1140 durch den Grafen 
Poppo von Reichenbach auf einer Anhöhen/ Stunde von Löhl- 
hach, da wo noch jetzt einzelne Trümmer sich zeigen, zu Aulesburg. 
Zur Belebung seiner Stiftung berief Poppo Mönche aus dem 
Senedibtiner (richtig Cisterzienser W.) Kloster Altencampen bei 
Köln. Weil die Gebäude zu Aulesburg noch nicht vollendet waren, 
iedelten sich dieselben vorerst in dem benachbarten Dorfe Löhlbach 
an.“ Mehrfach verließen die Mönche die Stätte wieder. „Und 
zum dritten Male schickte Altenkampen Mönche nach Mulesburg, 
velche zwar das Kloster 1190 an den heutigen Ort, nach Haina 
herlegten, aber dessen ungeachtet so wenig wohnlich fanden, daß sie 
vieder nach dem Rheine zurückbehrten.“ 1215, nachdem Heinrich 
hon Siegenhain in Citedux gewesen war, erhoben sich rasch die 
aeuen Gebäude des Klosters zu Haina. 
In seiner Beschreibung der wũsten Ortschaften im Kurfürstenthum 
Hessen schreibt SRandau 1851: „Aulesburg, “/, Stunde westl. von 
Lölbach, auf einem waldigen 162 hohen Berge, welcher auf der 
vestl. Seite steil gegen die Schweinfe abfällt. Ob hier in frühester 
Zeit eine Burg gestanden, wie der Namen anzudeuten scheint, ist 
zweifelhaft. Im J. 1144 stiftete an diesem Orte Graf Peppo von 
Ziegenhain das Mönchs-Kloster Aulesburg. Die Gegend gefiel 
aber den Mönchen so wenig, daß sie das Kloster mehrere Male 
erließen, bis endlich Graf Heinrich von Siegenhain dasselbe nach 
Haina verlegte. Bis nun aber hier die neuen Gebäude aufgeführt 
vᷣurden, ward Aulesburg noch fortwährend bewohnt und bis ca. 
1255 das Kloster deshalb bald Aulesburg bald Haina genannt. 
Im J. 1240 ist sogar von einem Dorfe (ODilla) Aulesburg die Rede. 
Kopp. hess. Ger. Verf. J. Beil. S. 138) und das ist auch noch 
später der Fall. Der Klosterhof mit seiner Liebfrauenkirche er— 
scheint im 15. Jahrhundert als Probstei und als der Ruhesitz der 
ãbgetretenen Abte von Haina und dauerte zu diesem Swocke bis 
zur Aufhebung des Klosters nach Einführung der Keformation. 
Noch läuft ein Aufwurf um die Höhe und auch der Kirchhof wird 
noch gezeigt.“ 
von Dehn-KRotfelser und Lotz!“) bemerben 1810 in „Die 
Baudenkmäler im Regierungsbezirß Casjel“ Seite 80 f. „Das 
rejprünglich in Aulesburg gestiftete Kloster ist laut Urkunden (bei 
Sudenus, codex diplomaticus J. . p. 432, auch Kuchenbecker, 
mnalekta Hassiaca, Coll. IV. 347; Coll. XL 124 und bei Estor, Kleine 
Schriften J. 194) im Jahre 1215 an den jetzigen Ort verlegt worden.“ 
In einer hinterlassenen Aufzeichnung schreibt Fre. Quentin, 
VDorsteher des Landeshospitals Haina von 1868 -1891: „Das 
Kloster wurde im J. 1140 von einem Grafen von Reichenbach zu 
Aulesburg, eine Stunde von der heutigen Stelle, gestiftet und mit 
Mönchen aus Altencamp besetzt. Nachdem jedoch ein dreimaliger 
Kolonisationsversuch, das letzte Mal mit Verlegung nach Haina 
mißlungen, wurde die Stiftung an Altenberg übergeben und von 
dieser Abtei aus nunmehr definitiv besetzt.“ 
Ein Sohn des Vorstehers Quentin, ein Polhtechniker Th. 
Quentin, hat eine anscheinend 1818 angefertigte Arbeit ũüber 
Haina im MWanujbeipt hinterlassen. Dieser nimmt an, daß das 
Kloster einige Seit in Altenhaina war. Er bemerkt, daß der Ort 
Aulesburg noch jetzt unter diesem Namen bebannt und noch mit 
pärlichen Trümmern bedeckt ist. 
Oberarzt Dr. Holthausen“) führt 1901 in seiner Abhandlung 
über das Landeshospital Haina aus, daß schon 1140 der Cisterzienser 
Mönchsorden in dieser Gegend Fuß zu fassen suchte. „Graf Poppo 
von Reichenbach stiftete das Kloster zu Aulesburg unweit Löhl- 
dach. Die Mönche fanden jedoch die Gegend zu rauh und zogen 
vieder ab. Einer zweiten Kolonie ging es ebenso und auch eine 
dritte aus Altencampen bei Köln, die das Kloster 11960 aus 
unwirtlicher Höhe an seinen jetzigen Platz verlegte, zog mutlos 
zurück. Erst dem Enbel Poppos, dem Grafen Heinrich II. von 
KeichenbachSiegenhain gelang es, seinen Bestand zu sichern. 
Mönche aus Altenberge im Bergischen Land gründeten mit seiner 
Hilfe noch vor 1215 das Kloster Haina, dessen wesentlichste Bauten 
aoch heute stehen.“ 
Siembe) jagt 1911 in seiner Abhandlung „Das Kloster 
Haina im Mittelalter. Ein Beitrag zur Baugeschichte der Cister- 
ienser Deutschlands“: „Nach wiederholten VDersuchen einer Kloster- 
Hründung in Aulesburg und Löhlbach durch Mönche des Cister- 
rienser Ordens aus den Abteien AldenCampen und Aldenberge 
gelang es dem Grafen Heinrich von Siegenhain, durch eine Kolonie 
der lezteren Abtei im Jahre 1215 die Klostergründung zu Haina 
zu bewirben. Sur Erreichung dieses Sieles ging er persönlich 
„sub habitu poenitatis“ zum General-Kapitel des Ordens nach 
Liteaufx, dem Mutterbloster der Cistercienser. Am 20. Mai 
Himmelfahrtstag) 1221 fand die förmliche „translatio“ der oben 
jenannten Gründungen über Alten-Haina nach Haina statt.“ 
Liemke hat (S. 9) eine Seittafel aufgestellt, welche ich, soweit 
sie uns hier interessiert, wiedergebe): 
„180 goldtragendes Bergwerk in Aulesburg gegründet. 
1140 Grũndung zu Aulesburg durch Graf Boppo von Reichen- 
ach und Siegenhain für Cistercienser aus Alden Campen — J. Kolonie. 
Der Name Nulesburg ist iretümlich oft mit Haina verwechselt 
vorden, siehe Jongelinus und Manrique.) 
1141 Bestätigung der Stiftungsurkunde von 1140 durch Erz- 
hijchof Adalbert II. von Mainz. 
1144 neue Schenbung Boppos, bestätigt durch Erzbischof Heinrich 
bon Mainz. 
AUrkunde aus Fritzlar: im Abtei⸗Bezirtb Aulesburg gehören 
10 Prozent von jedem Acker, Dieh und Speise, 50 Prozent vom 
Walde Barmheid dem Kloster. 
1150 Derlegung des Klosters von Aulesburg nach Löhlbach. 
Die verlassenen Klostergebäude nehmen Benedibtiner in Besitz. 
1156: Aulesburg wird wieder einer zweiten Kolonie der Cister— 
cienjer Abtei AldenCampen eingeräumt. 
1162: Die erste Kolonie geht von Aulesburg nach Michaqaelstein. 
1181: Aulesburg wird von Cisterciensern aus Aldenberge 
hesetzt, — 25. Mai (Himmelfahrtstag): Löhlbach von einer dritten 
Listercienser Kolonie, dieses Mal aus Alden-Campen, bejsetzt, gerät 
ns Stocken, wird niedergerißen. Der Convent siedelt teils nach 
Aulesburg, teils zur Mufter-Abtei über. 
1191 Derlegung von Aulesburg nach Alten-Haina. 
1214: Graf Heinrich II. von Siegenhain stellt Aulesburg wieder 
»er, fügt den Schenbungen seines Großvaters neue hinzu, darunter 
Hegene inferior“, das heutige Haina. 
1218, 8. Juni: Erzbischof Siegfried von WMainz bestätigt alle 
schenkungen Boppos und Heinrichs an Aulesburg. — 5. Juni: 
Erteilung eines Privilegiums an Aulesburg. Graf Heinrich erwirbt 
urch persönliche Anwesenheit auf dem General-Kapitel zu Citeaux 
die Erlaubnis zur Gründung einer Abtei in Haina, der Convent 
»on Alten-Haina geht teils nach Aulesburg, teils nach Haina zur 
Frrichtung des Notbaues hiersjelbst, da Aulesburg mit Rückhsicht 
iuf kriegerische Seiten gefährdet erscheint. 
1216: Brief, der die genannte Verlegung bestätigt. 
1221, 20. Maĩ (Himmeljfahrtstag): translatio nach Haina unter 
Führung des Abts Curten von Hirlesheim. 
1224, April: Einzelne Teile der Kirche werden durch Erz— 
heschof Siegfried von Mainz geweiht.“ 
Nach der Angabe Liembes (S. 12) zogen am 20. Mai 1221 
»in Abt und zwölf Mönche aus Alten-Haina in Haina ein, und 
ieses ist wohl als Seit des Baubeginns der Monumentalbauten 
u betrachten. Die Errichtung der Notbauten dürfte in die Seit 
wischen 1215-1221 zu verweisen jein. 
Anter hinterlassenen Aufzeichnungen des Vorstehers Fr. Quentin 
and sich auch ein Bild, welches er von Archivrat Könnecke Marburg 
rhalten hatte. Das Bild ist aus der 1519 geschriebenen Chronik 
»es Cisterzienjerblosters Altenberg (Original im Staatsarchive 
dũsseldorf). Diese Chronik bringt Abbildungen des Mutterblosters 
Altenberg und der acht von ihm gegründeten Tochterblöster. Das 
na voriger Nummer wiedergegebene Bild ist im Original boloriert. 
fẽs hat innerhalb der in dem Original roten Ringe folgende Um— 
hrift: „Anno domini Millesimo-Centesimo-Octuagesimo-Octavo- 
undata est abbatia in Auliszpurg - alias Heyne - quarta filia veteris 
nontis.“ (æ Im Jahre des Herrn 1188 ist gegründet worden die 
Abtei in Aulisburg — auch Heyne genannt — die vierte Tochter 
es alten Berges (Altenberge.) Quentin hat auf einem beiliegenden 
)apier vermerkt, daß das Bild das Kloster auf der Aulesburg 
arstellt, von dem noch 1540 Mauersteine bei dem hiesigen Brauerei- 
ebãude verwandt wurden. Nach Urkunde Nre. 63 von St. Bartholmees 
24. 8. 1503) wird auch dem alten Apt von Heyna, Herrn Ludwig, 
e ebohns uffn Aulesburg ein Wißenhaff zu Battenhausen 
erlauft.“ 
Einige der angeführten Autoren nehmen also an, daß mit dem 
Bau eines Klosters zunächst in Löhlbach begonnen wurde. Es 
vird sogar erwähnt, daß gleichzeitig in Löhlbach und auf der 
Aulisburg an einem Kloster gebaut wurde. Die Mehrzahl der 
Autoren berichtet, daß die Monche von der Aulesburg aus mit 
em Klosterbau in Haina begannen und direlt von der Aulesburg 
) Bei Jongelinus, Gudenus, Kuchenbecker, Leuckfeld (siehe S. 11 und 79) sind 
eößere Abhandlungen über Haina vorhanden, aus denen diese Seittafel zum 
pößten Teil gewonnen ist.
	        
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