Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

obbern, stottern. 
zobberaß, Stotterer, Stotterbock. 
»obber sein (Angst haben). 
obbse, fallen. (Ser Laut entsteht, wenn 3. B. Apfel fallen.) 
zockelblo, das, Buckelblau (humoristischer Ausdruck für Prügel). 
Kedensart: Eé Tracht Bockeiblo (æ Eine Tracht Prũgel). 
Zockmoest, der, Bockmist — Unsinn. 
ockse, ungeschickt an etwas herumhauen. 
3oddãll, die, (franʒ. Boteille) ⸗ Flasche in 
Bocksbeutelform, frũher fast allein be⸗ 
annt und gebraucht in der Schwalm. 
podderweck, der, Butterwecke, 1. ge- 
wõhnlich die Form, die man der Butter 
gibt, jo genannt, 2. ein mürber Wecke, 
in den Butter mit eingebnetet wurde, 8. eine Weckeschnitte, die 
mit Butter geschmiert ist. 
s boddert nèt, es buttert nicht, es geht nicht voran. 
zösse, der, Busje (S das Gebund Flachs) 
ʒofext, der, 1. Bovist, 2. bleiner, leichter Kerl. 
ʒollches, der, Unflat, roher Kerl. 
ollern, eilen. 
zollerjan, der, ein Mensch, der in nervöser Hast arbeitet. Redens- 
art? Ds Bollern dutts nèét, hat de Sdnäjel gesäät, do war e 
engonnengzig Johr om Böm noffgeklattert on war werre rabb- 
zefailn (⸗Das eilen tut's nicht, hatte die Schnecke gesagt, da 
var sie 90 Jahre am Baum hinaufgeblettert und war wieder 
heruntergefallen). 
3olodh, das, After. 
ʒolzesirack, der, Bolzengerade, ein rũcksichtsloser Mensch. 
bombe (S in den Rücken pufsfen, stoßen). 
Bombestobbe (& Pumpenstock bleine Person). 
Sommstewwel, der, Bumbstiefel wird ein Mensch genannt, der heftig 
auftritt oder ungeschickt ist. 
ônn — brennen. Ich habe den Ausdruck einmal im Leben gehört 
bon einem Siegelbrenner. Er holte sich mit der Schürstange ein 
Köhlchen aus dem Feuer, nahm's auf die bloße Hand, schaubelte 
es ein paarmal darin hin und her und beförderte es rasch in 
einen Pfeifenbopf. Jetzt zog er einigemale eifrig und sagte dann 
zufrieden: „Sie bount, sie brennt.“ Das Wort wird jetzt nur 
noch in Bennessel (Brennessel) gebraucht. 
Zônn, der, Brunnen. 
38nngespreng, das, Borngespringe. Ort, an dem Wasser quillt. 
Zzaãnnert. Name eines Gemarbungsteils bei Obergrenzebach, dem 
eine Anzahl Brunnen entquellen. 
ochebönn, Schönborn — Ort im Kreise Siegenhain. 
Redensart: Bär néchts verstett, mub Böonn trèêènke (& Wer nichts 
versteht, muß Wasser trinken). 
Zzonngrãwer, der, Brunnengräber. 
30nnkaãasche. die. Brunnenbresse. 
5 
zönnepp oder Böonnpunge (Berula angustifolias. Vächst in fließendem 
Brunnenwasser (5. B. Abfluß des Kirchenschellerborn bei Seigerts 
hausen) und wird als Futter für Ginsel (lunge Gänschen) gebraucht. 
Dder Rame Bonnpunge beruht wohl auf einer Verwechselung mit 
riner andern Pflanze, die im Wasser zwischen dem Bonnepp 
wächst, mit der Bachbunge (Veronica becabunca). 
semand den Bonschor blasen (bon jour — franz. guten Tag) — 
ihm heftige Vorwürfe machen. 
zoocht, das, 1. schlechte Bett, 2. Lager des Schweines. 
Soorebalke, die, pl. Bodenbalben, Tragbalben. 
towweboore, der, Stubenboden. 
3oore, der, Hausboden (die Lew) j. d. 
(ahlboore, der, Kehlboden, der oberste Boden. 
ʒoorlew, die, Empore in der evangelischen Kirche. 
z3oß, der. Der eiserne Schußmantel in der Nabe, in der sichs Kad dreht. 
ofe, längere Seit heftig zürnen. 
osseln, Eleine Schnitzarbeiten verrichten. 
zosseler, der (zu bosseln). 
offieren, Sandsteine zu Quadern behauen. 
zotze, Packen, 3. B. 1. Botze Klee, 2. bleiner Wagen voll. 
zotꝛeimann, der, vermummte Person, auch Mommelrat? genannt. 
nbotzeln, sich einhũllen, vermummen. 
rãche, J. brechen, 3. B. Flachs, 
2. sich übergeben, wie hochd. 
ʒrãch, die, die Maschine, das In⸗ 
strument, mit dem der Flachs 
gebrecht wird. 
ʒrãchschier, die, Brechscheune. 
Scheune, in der der Flachs ge— 
brecht wird. 
3rãchkãrmes, die, Brechbirmes. 
Festlichkeit beim Brechen des 
Flachses. 
Srachkoörb, Brechborb. Ein Korb, 
in dem sich allerlei Eßwaren 
hefanden, den die Dienstmagd 
nitbekam, wenn sie 14 Tage 
zum Brãcheꝰ (zum Brechen) nach 
Hause ging. 
rachmaschin, Brechmaschine. 
WVaren die Mädchen in der 
Brechscheune beisammen, so ver⸗ 
inlaßten sie irgend einen dummen 
Jungen, die Brächmaschin se 
ange (die Brechmaschine zu holen). Sie schickten ihn zu diesem 
zIwecke mit eiriem Sacke in eine andere Brechscheune. Der 
etrogene Junge kam nach geraumer Seit ächzend wieder, eine 
üchtige Tracht Steine im Sacke. Darauf lief nämlich der ganze 
Scherzʒ hinaus. 
VDom Büchertische der Heimat. 
Alfred Bock: Der Elfenbeiner. Roman. Verlagsbuch- 
handlung von J. J. Weber, Seipzig. 1922. 160 6. 
In musterhaft sauberer Anordnung des Druckes und auf edlem 
Papier bielet sich der neue Roman des hessischen Romanciers den 
Freunden und Verehrern seiner schlichten, aber braftvollen Kunst 
Far. Wiederum steht, wie so oft bei diesem Dichter, ein Ehe⸗ 
oroblem im Vordergrunde der Handlung, deren Held ein Elfen⸗ 
beinschnitzer, Bocks vielbetätigte Vorliebe für den Handwerberstand 
aufs neue belegt. Es handelt sich im ũbrigen um die Tragödie 
eines Lünstlerijsch veranlagten Menschen, der um hoher Ideale 
willen die geschäftliche Seite seines Berufs vernachlässigt und 
dadurch den Swiespalt zwischen ihm und seiner jenen Idealen 
oerständnislos gegenũberstehenden, ũberdies anspruchsvollen, mit 
den engen wirtschaftlichen Verhältnissen des Meisters ohnehin un⸗ 
zufriedenen Frau vertieft. Daziischen steht eine erwachsene Tochter, 
zie, selbst künstlerijch pveranlagt, die Sachlage blar übersieht und 
dem VDater Trost und Ansporn bei der schöpferischen Tätigbeit ijt. 
Das ganze spielt sich ab im Milieu eines oberhessischen Städtchens, 
in dessen Hintergrurd die Silhouette des Vogelsbergs emporragt. 
Der latente Konflikt wächst sich zu einer Katastrophe aus, durch 
welche die Familie zersprengt wird. Und hieran geht Gerhard 
Fabry zugrunde, während Frau und Tochter die ihnen jeweils 
jemäßen Wirkungskreise finden. Alfred Boch hat diese Tragödie 
des Alltags in der ihm eigenen, anspruchslosen, der Sache jelbst 
chicklich angepaßten Weijse gestaltet, Swanglos ergibt sich die 
Handlung dus den vorliegenden Susammenhängen, wie selbstver- 
ländlich, mit der unabweisbaren Logik der Tatjsachen, steigert sich 
das Géeschehen von Szene zu Szene; gelegentlich wird diese Steige⸗ 
ung durch anekdotenhaftes Schmuckwerk verhüllt, im allgemeinen 
iber herrscht eine Spannung, die den auf diesen Ton eingestellten 
deser zwingt, die Geschichte restlos, und ohne Pause, in sich aufzu⸗ 
ehmen. Hilleelei Figuren bewegen sich um die Hauptgruppe 
erum, das Wesen der Kleinstadt mit ihrer bennzeichnenden Aus- 
rãgung menschlicher Schwächen ist der natürliche Nährboden der 
ngedeuteten Kämpfe und wird von dem Dichter mit besonderer, 
eine zweifellos an eigenem Erleben geprũfte Modellierungsweise 
erratender Farbentreue dargestellt. „Der Elfenbeiner“ ist infolge⸗ 
essen als ein Werk anzusprechen, das durchaus in der Linie der 
isherigen Wirbjambeit des Autors liegt und sich demnach den 
rũüheren Buchern Alfred Bocks als Glied einer lebendigen Kette 
ympathisch anfũgt. Will Scheller. 
Frau Inge. Eine lyrische Erzählung von Fischer-Friejen- 
»ausen. Otto Thiele, Voriag, Halle (Saale). 1922. 180 6. 80. 
Der unermũdlich schaffende Casseler Dichter Fischer-Friesen- 
ausen hat in seinem neuejten Werk „Frau Inge“ eine spannende 
omantische Handlung, eine Sage aus dem Sachsenwalde, in eine 
eizvolle lyrische Form gegossen. Frau Inge, die tugendreine, ist 
mneinen treulosen Kitter gejesselt, der sie, den leßten Sproß eines 
Iten Geschlechts mit ihrer Burg in Besitz genommen hat, aber 
hmachvoll behandelt, sobald er Herr geworden ist. Sie muß dem 
rauten Heim ihrer Jugend entfliehen, nur von einem getreu 
egebenen Jäger begleitet, der ihr, als der Ritter von Teufel und 
kod ereilt war, ein neues Leben bereitet, wo sie in aller Einfach- 
eit Zufriedenheit und Glück findet. Was Fischer-Friesenhausen 
us dieser Geschichte bietet, sind einzelne Sichter, Seelenbilder, 
ZSlicke in das kiefe Innere des menschlichen Herzens, in das wirre
	        
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