Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

polgends, wie zum theill itzt bemelt, die Munch von Aulisburg 
heraber gehn Hegena, das man dieser Seit Hayna nennet, mit 
Verwilligung Landgrafen Hermanns zu Turingen usw. (wie bei 
Arnoldi, W.) gebawet, wie das aus einem Brieff ist zu finden, das 
Datum stehet Anno Dom. 1216.“ — 
Daß die Veränderung bereits im J. 1215 vorgegangen gewesen 
sei, erhellet aus einer Urbunde von diesem Jahre, die man bei 
Kuchenbecker, am vollständigsten aber bei Gudenus eingerückt 
findet. In eben diesem Jahr (83. Jun.) bestätigte Siegfried, Erz⸗ 
bischof von Mainz, die von Poppo Graf zu Reichenbach und 
Heinrich Graf zu Siegenhain, dem Kloster Aulesburg (nachher 
Haina) gemachten Schenkungen. Ebenderselbe ertheilte am 10. Jun. 
dem Kloster ein Privilegium. — Fortsetzung folgt.) 
Literatur: 
* ie 
— ———— 
ibersehen und verbessert. Mühlhausen 1588. 
2) Dilich, Hessische Chronica, zusammengetragen und verfertiget durch Wilhelm 
scheffern, genannt Dilich und zu Cassel gedruckt durch Wilhelm Wassel, A. 1605. 6. 1111f. 
8) Leuckfeld, Joh. Georg, Antiquitates Michaelsteinenses und Amelunx- 
ornenses. Das ist Historische Beschreibung derer vormahls berühmten Cisterzienser 
Abteyen Michaelstein u. Amelunxboen. Wolsffenbüttel, Verlegt s. Gottfr. Freytag. 1710. 
4) Irheun Just Winkelmann, Gründliche und Warhafte Beschreibung der 
füestenthümer Hessen und Hersfeld uswp. Aus den glaubwürdigsten Dobumenten 
ind Sbkribenten in Sechs Theilen verfasset. Bremen, 1111. IV. Teil, S. 431 jj. 
5) Gerstenberger. Wigandi Gerstenbergeri Chronicon Frankenbergense. In 
geagette Hessiaca von Johann Philipp Kuchenbecker. Colloktio V. Marburg 1181. 
5. 
6) Johann Georg Estor, Neue Europäische Staats- und Reisegeographie. 
154. DSresden. Leipzig. Verl. Ehrenfried Richter. S. 1Io j. 
7) Regenerus Engelhard, Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen 
Anteiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und Urkunden erläutert. Cassel. 
778. S. 542 ff. und S. 38. 
8) J. Arnoldi. Kurze Geschichte des Hessischen Klosters Haina. (Aus einem 
Bericht der Hessischen Raethe an K. Karl V. v. Jahre 1549 auf die Beschwerde 
es Churfürsten von Mainz wegen Verjagung des Abtes.) In K. W. Justi, Hessische 
denbwüũrdigbeiten. J. Teil. G. 150 jsj. — Noo. 
9 K. W. Justi. Das Hospital zu Haina, Versuch einer Darstellung seiner 
hemaligen und gegenwärtigen Beschaffenheit. Marburg. 1808. 
QAuf Heimatwegen. 
Ein Pferdegrab. 
HDon C. Dippel. 
UÜber Wolfershausen an der Edder (Haltestelle der Main- 
Weserbahn) stoßen wir in einem Gehölz, genannt „Die Amsel“, 
auf ein Grab, das von einem mit zwei Pferdeböpfen geschmückten 
Stein gedeckt ist, auf dem die Worfe eingegraben sind: 
Hier ruhen Bella und Rosa 
den 13. Februar 1868. 
Obwohl die Begebenheit, die hier ihren Abschluß gefunden, noch 
gar nicht allzuweit zurückliegt, hat sich doch die Sage ihrer bereits 
in verschiedener Lesart bemächtigt. So erzählen die einen, daß 
unter dem Steine die Isabellen bestattet seien, die den letzten Kur— 
jürsten zu Grabe gezogen haben und dann alsbald erschossen worden 
wären. In Wirblichkeit ist dieser Kurfürst aber erst 1815 gestorben, 
während die acht Isabellen, die den Trauerwagen gezogen, nach 
sehztwilliger Bestimmung dem damaligen Kaijser von Esterreich zu— 
sielen. Auch im übrigen bann die Geschichte von der Bestattung 
von Pferden aus dem Kurfürstlichen Warstalle an diesem Platze 
nicht aufrecht erhalten bleiben, da das Kurfürstentum Hessen schon 
zwei Jahre vorher aufgelöst worden war. Sudem blingen auch 
Namen wie RKosa und Bella nicht gerade nach einem fürstlichen 
Marstalle. Damit auch die im Jahre 18606 im Gestüt Beberbech, 
in dem der Vater des letzten Kurfürsten die erste Sucht von Isabellen 
eingeführt hatte, noch vorhandenen Isabellenstuten und fohlen nicht 
in jremden Besitz ũübergingen, mußte sie Oberstleutnant Heathcote 
für den entthronten Kurfürsten baufen, um sie alsbald erschießen 
zu lassen. Auch sonst war es eine Gewohnheit des letzten Hessen⸗ 
jũrsten, seine Lieblinge unter den Reit- und Wagenpferden, die 
schon länger zu seinem persönlichen Gebrauche gedient hatten, nicht 
zu verbaufen, sondern sie lieber erschießen zu lassen, sofern sie nicht 
das Gnadenbrot in Beberbeck erhalten bonnten. Gerade diese 
Tatjache mag dem Aufkommen der sagenhaften Erzählung über 
das Pferdegrab in der Amsel Vorschub geleistet haben; denn es 
liegen hier wieklich zwei ausgediente Pferde begraben, die auch 
nicht mehr fremdes Futter fresen sollten. Rosa und Bella — so 
hießen die Pferde — waren ein in Cassel und Umgebung seiner 
Seit allgemein bekanntes Apfelschimmelpaar, das der Witwe des 
Kentiers Biermann gehörte. Als die schönen Tiere älter wurden, 
versuchte sie Frau B.bei einem Bauer in ihrem Jagdbezirke unter⸗ 
ʒubringen, wo sie nur zur Sucht gehalten werden sollten, fand 
iber Lein Entgegenkommen. Da ließ sie denn endlich die 12 und 
Geoemünztes 
Aus dem Wortschatz der Heimat. 
Blokops Hinnerch (Slaubopfs Heinrich — Glbabiose, Knautia arvensis). 
ich biolappe, sich blaulappen. Redensart: De Himmel blolappt sich, 
ds Warer ennert sich (& Der Himmel blaulappt sich, das Wetter 
ändert sich). 
3lo Pétsch, Blaue Pfütze (S Gemarbungsteil, Wiese, in der im 
Frũhjahr längere Seit Wasser stehen bleibt). 
Blorren, die, pl. Blasen. Redensart: Raants Blorren, höt d's Rãnn 
eèé ARat ( Kegnets Blasen, hat das Kegnen eine Art). 
lhne das Wasser blasen. damit Blorren (Blasen, Schaum) 
entsteht. 
Zlos, die, J. Blase (wie hochdeutsch), 2. eingemauerter Topf. 
3 jährigen Stuten durch ihren Jagdgast Rittmeister von Eschwege 
ꝛrschießen und zwar derart, daß sie gleich in das bereits geschaufelte 
Hrab fallen mußten. Die frommen Tiere stürzten dabei so, daß 
ie sich noch im Tode umhalsten. — 
Ebenso versteckt wie das Pferdegrab liegt in der Nähe ein 
injames Gehöft, ebenfalls „Die Amsel“ benannt, das in früheren 
Jahren, namentlich an Sonntagen, von den umliegenden Ortschaften 
ils Sommerwirtschaft gern aufgesucht wurde. Heute winkt nun 
illerdings kein Schild mehr zur Einkehr. Der Freund alter Holz 
achwerkhãuser bleibt aber doch gern einige Augenblicke vor der 
daustũr stehen, um die alten Bußzenscheiben, sowie den im Balben 
usgeschnittenen Vogel, der eine Amsel darstellen soll, zu bewundern 
Ddaneben ist zu lesen: 
Hier heist die Amsel was sol ich machen 
Die in diesem Hause wohnen befehlen Gott ihre Sachen 
So werden sie sicher schlafen und wachen. 1176. 
Siebenschläfer. 
VDon Werner Sunbel. 
Der 21. Juni trägt die Kalenderbezeichnung „Siebenschläfer“ 
jach dem gleichnamigen mäuseartigen Tier, das nach dem Volbs- 
lauben seinen Winterschlaf bis zu dieser Seit ausdehnt. Das durch 
rinen buschigen Schwanz an ein Eichhörnchen erinnernde Nagetier 
ält zwar einen siebenmonatlichen Winterschlaf von Obtober bis 
April, aber es erwacht zwischendurch bisweilen, um von den in 
einer Bärenhöhle angesammelten Früchten zu naschen. Der Bilch, 
vie man das nächtlich lebende Geschöpf auch nennt, ist bei uns 
elten, häufig aber in Ost- und Sũüdeuropa, wo ihn die alten lecker- 
näuligen Kömer mit Kastanien und Eicheln in Fäsjern und anderen 
ßefäßen mästeten und verzehrten. Der verwandte Gartenschläfer, 
uch „große Haselmaus“ genannt, dem die schmucke Schwanzquaste 
ehlt, fteitt in Hessen häufiger auf. Sein aus Halmen, Moos und 
zedern erbautes Nest fand ich neulich in einer Fichtendeckung bei 
Ziedenkopf. Wie der mich führende Förster sagte, handelte es 
ich hier um ein erweitertes Amselnest, das kurz vorher noch einige 
sungamseln geborgen hatte. Wir überraschten den Gartenschläfer 
ait jüũnf noch blinden Jungen in der von ihm veränderten bugel- 
örmigen Wohnung. Daß auch der Gartenschläfer den ganzen 
Vinter nicht verschläft, mußte der befreundete Förster zu seinem 
deidwesen erfahren, als eine ganze Anzahl dieser Nager sich in 
einem Keller an das Derzehren der dort lagernden Apfel machte. 
altes Gold 
3los ém Kôpp honn (Si eine Blase im Kopf haben. Die Schafe 
haben diese Krankheit, durch Finnen hervorgebracht. Wird aber 
auch von Menschen gesagt. Blosekop, Blasenbopf lautet das 
betreffende Schimpfwort. 
3losdéng, das, Slasding, Blasinstrument. 
3losebalg, der, 1. Blasebalg, 2. Asthmatiber. 
Zlut, die, J. Baumblüte, 2. das Blut oder Geblüt. Redensart: 
Vom Blut o sichs honn (S Dom Blut an sich's haben (Krankheit) 
3lutkrâut, das, (& Gea rivale). 
lutrésenig, blutriesenig (jemand so schlagen, daß das Blut läuft). 
obbe, 1. klopfen (das Herz), 2. Wind lassen (Kindersprache). 
n Bobb lesse, einen Wind lajssen. 
30pbeblerrer, Puppenblätter ( Ampfer: Rumex obtusifolius).
	        
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