Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

pertriebene Franzosen, die gelehrt waren und der vertriebene 
ranzösische Prediger Mag. Jacob Moiner unterstützt. 1690 jammeln 
Collektanten mit Bũchern fũr drei vertriebene evangelische Pfarrer 
us Frankreich. 1696 spricht noch einmal ein vertriebener französischer 
Pfarrer, aus Amsterdam bommend, um eine Gabe vor. Diejse 
Antertanen des allerchristlichsten Königs haben gewiß erzählt, wie 
nan versucht hatte, sie wieder zu kbatholischen Christen zu machen. 
Als es nichts half, daß man die Organisation der französischen 
orotestantijchen Kirche zerschlug, die Wirksamkbeit der Prediger 
erschwerte, die Schulen schloß und die Hugenotten wirtschaftlich 
chãdigte, jandte man Dragoner und Kapuziner in die VDörfer, die 
die armen Menschen Lörperlich und geistig auf des Schwerste miß- 
handelten, nahm den Evangelischen ihre Kinder. Als auch das 
adoch nicht helfen wollte, hob Ludwig XIV. am 18. Oktober 16085 
das „unwiderrufliche“ Edikt von Nantes auf, das den Evangelijschen 
die Ausũübung ihrer Keligion gewährleistet hatte: alle Kirchen 
wurden nach dem neuen Edibt zerstört, alle Prediger hatten innerhalb 
14 Tagen das Land zu verlassen, alle Kinder mußten Latholisch 
getauftf werden. Alle privaten und öffentlichen gottesdienstlichen 
Dersammlungen waren verboten, unter den strengsten Strafen auch 
»ie Auswanderung der Laien. Troßdem flohen über 8300 000 
Hugenotten ins Ausland. Es ist uns heute noch eine Freude, 
aß unter den ersten, die den Flüchtlingen ein Asyl boten, der 
ejsijche Landgraf Karl war. Er ordnete auch sofort die Sammlung 
einer Kollebte für die französischen Flüchtlinge an. Breitenbach 
pendete für sie ß Gulden und hier ist auch, wie wir schon gehört 
haben, manchem durchreisenden Flüchtling eine Erquickung zu Teil 
geworden. 
Auch das hat man in Breitenbach erfahren, daß der französische 
König mit der Drangsalierung seiner eigenen evangelischen Unter- 
tanen noch nicht sich genügen ließ. Auf sjein drohendes Derlangen 
vies Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen 1686 
alle evangelischen Prediger aus, verbot jegliche Ke⸗ 
ligionsübung und sprach alle Kinder der batholischen 
Keligion zu. Damals wanderten 3000, 1698 noch⸗ 
mals 2500 aus, die wieder zum Teil in Hessen 
ꝛine neue Heimat fanden. 1088 wurde in Breiten— 
hach vor der Kirche für die vertriebenen Glaubens 
brüder aus dem Lubarner Tal und dem Piemontischer 
gesammelt und auch aus dem Kirchenkasten gespendet 
Das mõoge genũgen, um das Bild dieses franzö 
sijchen Königs, den „Sonnenkönig“ nennen ihn jseinc 
Landsleute, vor uns erstehen zu lassen. Ich hoffe 
aber, es geht dem Leser dieser Seilen wie mir 
beim Lesen der alten Kirchenrechnungen: daß er 
den Namen dieses Mannes noch verwünscht. Eine 
olche Verwünschung ist der Ausbruch eines mensch 
lich empfindenden Herzens. 
AUnd noch frage ich Dich, lieber Leser: Hast 
Du es bereut, 40 Jahre lang Menschenschichsale 
ind Weltgeschichte in Breitenbach an Dir vorüber⸗ 
ziehen zu lassen? Wenn Du, wie ich hoffe, mit 
Nein“ antwortest, so findet sich vielleicht bald wieder 
zinmal Gelegenheit, einzukehren in Breytenbach 
pud stratam. 
In dem Inventar findet man weiter Angaben über eine gleich- 
alls in Kirchberg befindliche Kapelle, über die folgendes bemerkt 
st: „Im Ort finden sich noch die Umfassungswände einer bleinen 
Zapelle aus dem 14. Jahrhundert; sie bestand nur aus einem Ge— 
»õlbejoch mit dem in fünf Seiten des Achtecks schließenden Chor 
ind ist jeßt zum Wohnhaus eingerichtet, nachdem sie lange Seit 
ils DViehstall gedient hatte. Die Gewölbe fehlten längst, und auch 
ie Strebepfeiler sind weggebrochen; bis vor burzem sah man 
ber auf dem Westgiebel noch die Kreuzblume und in den mittleren 
zeiten der Apsis je zwei schmale gekoppelte Spitzbogenfenster. 
Jetzt sind es nur der Grundriß und das Deckgesims, die an den 
rapellenbau erinnern.“ 
Sur Seit der Aufnahme der Baudenkmäler im Kreise Fritzlar 
»ar die Kapelle längst Laum noch als birchlicher Bau zu erbennen. 
die näheren Angaben über das frühere Aussehen fußten auf der 
Zeschreibung des Bauwerks in dem Buche „Baudenkmäler in 
)essen“, herausgegeben 1811 von Dehn-Rotfelser und Lotz. Hierin 
nd noch Angaben über die Reste des Gewölbes gemacht, das 
infach hohl profilierte RKippen zeigte, die auf Kragsteinen ruhten, 
ind weiter „Der Schlußstein ihres Apsidengewölbes liegt im Pfarr- 
arten zu Kirchberg. Er zeigt das gebrönte Keliefbild der Maria 
nit dem Christusbind auf dem Arm, von einer Strahlenglorie 
mgeben. Derbe, tüchtige Handarbeit.“ Diese Beschreibung des 
Zaues war auf Grund der Mitteilungen und im Jahre 1859 ge— 
ertigten Slizzen des damaligen Kreisbaubeamten, als Geh. Baurat 
n Fulda hochbetagt verstorbenen F. Hoffmann, gegeben worden. 
deider waren die Sbizzen lange Seit nicht auffindbar, erst lange 
jahre nach Fertigstellung des Fritzlarer Inventars fand ich dieselben 
n den Studienmappen, die mir Herr Geh. Baurat Hoffmann zur 
durchsicht zum Swecke der Inventarisation zur Verfügung stellte. 
die untenstehende Abbildung ist nach diesen Skizzen umgezeichnet. 
Die ehemalige Kapelle zu 
Kirchhorq. 
In dem im Kreise Frißzlar gelegenen Ort 
Kirchberg (Keg.Sez. Cassel) befindet sich ein Gut, 
essen erste Besitzer die Ritter von Kirchberg, 
zann die Ritter Hund von Kirchberg waren. Seit 
Mitte des 11. Jahrhunderts gehört das Gut dem 
noch heute blühenden Geschlecht derer v. Buttlar. 
Mit diesem Gut im Susammenhang befinde⸗ 
sich auf einem den Ort überragenden Berg die noch 
eute benutzte Kirche, daher der Ort Kirchberg 
genannt wird. Die ersten Anfänge dieser Kirche 
gehen bis in das 14. Jahrhundert zurück. Um die 
Kirche zog sich früher eine Kirchhofsbefestigung 
yon der die Reste eines Torhauses und ein großes 
vohl ehedem als Vorratsgewölbe dienendes Tonnen⸗ 
gewölbe, das zuletzt als Gefängnis eingerichtet war— 
zrhalten sind. Auch das Dorf selbst war mit einer 
Hecke und davorliegendem Graben umgeben. Das 
Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises 
Fritzlar bringt eine ausführliche Beschreibung der 
Zirche mit Abbildungen. 
Kapelle zu Kirchberg. 
— 
Nach Aufnahme-Ski-zzen von F. Hoffmann 1859, gez. Wenzel 08.
	        
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