Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

U und W 
Alxich .... 1666 Ihringshausen (Hessen) 
Könige von Ungarn um 1050 in Ungarn 
von Urff. .. um 1400 im nördl. Hessen 
Wagner 17126 Cassel 
Grafen von Waldeck (j. Grafen von Schwalenberg!) 
von Warpke... vor 1428 (im Wesertal?) 
Waßmuth... 1661 Obereljungen (Hessen) 
von Wehe .vor 1425 (in Niedersachsen?) 
Welfen..unm 80c0 in Süddeutschland 
Grafen von Werum 70 (in Niedersachsen?) 
Wernerrr12188091] Cassel 
von Westfall18621 Lahr (Laar in Hessen?) 
Grafen von der Wetterau. (. Herzöge von Schwaben 11) 
Wickert. 11128 Kleinheubach (Main) 
Dom Pulsschlag der Heimat. 
's einmal! 
o war's einmal!l 
VDon W. Günther, Gehau. 
Kustins Hänns, so hieß er. Jahraus, jahrein sah man ihn jeden 
Morgen und Mittag bei Wind und Wetter in seinem groben Arbeits- 
bleid den steilen Kalkberg hinaufgehn, um in seinem Bruch die 
Kalbsteine für kärglichen Lohn zu brechen. Nur an Sonn und 
Feiertagen ruhte er. Krank habe ich ihn nie gesehn. „Dozu honn 
ich Lei Siet“, sprach er. Wie genügsam war er bei seiner schweren 
und auch manchmal gefahrvollen Arbeit! Oft in den Ferien war 
ich hier oben bei ihm, und freudestrahlend übergab er mir die von 
ihm jorgfältig ausgehauenen Muscheln. Brachte ich ihm dann und 
wann zu seiner Belohnung einen Trunk aus Hases Brennerei mit, 
sjo trank er einen Schluck und legte dann das Glas sorgfältig 
en die in Haufen gesetzten Steine. „BSeim annern mukrr ich 
ähr haaln“, (Beim andern sSchnaps] muß ich mir halten) war 
jedesmal sein Wort, wenn ich ihn zum Weitertrinken aufforderte. 
O alte Genügsambeit, wohin bist du geschwunden! Rauchen gab's 
bei ihm nicht. Höchstens erlaubte er sich ein Schäärchen (Kautabab). 
Er ging damit sehr ratheelich um. Nicht leicht ließ er sich in seiner 
Arbeit stöͤren. Manchmal jedoch setzte er sich auf Lurze Seit neben 
mich, und dann erzählte er mir aus alten Seiten, was sein Eller— 
vater aus den Russenzeiten berichtet hatte u. dgl. mehr. Und wie 
war er mit Leib und Seele bei seiner Erzählungl Mit Mienen 
und Gebärden, Händen und Füßen bebräftigte er. Was er erzählte, 
glaubte er fest. So saß er wieder einmal hier oben neben mir 
unter der knorrigen Buche. Wir schauten hinab ins Tal bis weithin 
in die Schwalmgegend. Da rief er auf einmal: „Herrgott, boß 
eß die Welt jo großl Henger Dreeß (Treysa) sing oh noch Hisser 
(Häuser)] So säãt Kloose Gell (Gela) immer, on doch läb's säh 
noch !“ „Hänns“, sprach ich, „du bist doch noch nicht weiter gekommen als 
bis nach Awel“ (Pfarrort Oberaula, eine Stunde von Weißenborn). 
Da aber reckte er sich bolzestrack in die Höh und rief: „O hal 
Ich woor doch schonnemool en Wahlershuse (Wahlershausen)!“ 
Ganz unglaublich schüttelte ich da mit dem Kopf. Doch er fuhr 
fort: „Ja, doos derfst de gleewe. Ming Schwoster Gell hat doch 
noch Wahlershuse gefreit, und die harr ich emool besucht. Dos 
komm so.“ (Lasßen wir ihn zum besseren Verständnis hochdeutsch 
reden.) „Ich hatte mich wieder einmal so recht jatt gearbeitet, jaß 
hier oben und verzehrte mein Vieruhrbrot. Es war so ein schöner 
Sommertag, der Himmel so klar, und ich bonnte das ganze Schwalm⸗ 
tkal überschauen bis hinter Treysa hin. Soweit war ich damals mif 
meiner Schwester Anne Gell (Anna Gela) gegangen, als sie sich 
nach Cassel vermietet hatte. Dies bam mir nach den langen Jahren 
heute wieder so recht in den Sinn und weeß der Schenger, ich 
bekam ordentlich Heimweh nach meiner Schwester. Wir zwei hatten 
uns immer gut vertragen, und in 20 Jahren waren wir nicht wieder 
zusammen gewesen. Wie wärs, wenn ich sie mal aufsuchte, dachte 
ich, sie wird sich gewiß freuen. Und ohne mich lange zu besinnen, war 
der Reijeplan gefaßt. Kasch vergrub ich Schippe, Hacke, Kreuzbickel, 
Schlage und Keile und trollerte heiter und vergnügt den Kalbberg 
hinab, unserem Häuschen zu. Mein Vater schlug die Hände ũüberm 
Kopf zusammen, als ich ihm zurief: „Voter, ich well ense Gelle 
mohl besiche!“ Daß ich weder Weg noch Steg dahin wußte, machte 
mir keine Kopfschmerzen. Wahlershausen lag nicht weit von Cassel, 
und der Weg nach Cassel ging ũüber den Knüll nach Homberg zu. 
Das wußt ich, und das war mir genug. Ich würde mich schon 
zurechtfinden. Wer fragt, wird beschieden, so dachte ich. Morgen 
schon in aller Früh sollte die Keisje losgehn. Anserer Gell wollte 
ich doch auch etwas mitbringen: einen frischen Laib Brot, einen 
Butterweck, eine alte Herrnwurst und ein Paar recht schöne Käß. 
Ich hatte Glück. Die Weiber verbauften mir's gern uͤnd nicht zu 
vor 1463 im Wesertal 
um 1340 im Lahntal 
um 1600 Hadamar (Nassau) 
vor 1420 in Niedersachsen 
1680 Nentershausen (Hessen) 
1616 Istha (Hessen) 
16960 Kleinheubach (Main) 
vor 1520 im Werratal 
vor 1547 (Canstein?) 
X bis 3 
ZSeuch (Sich /). 16172 Oberdũnzebach (Werra) 
Grafen von Siegenhain. (. Grafen von Reichenbachl) 
Zinke 16843 Kleinheubach (Main) 
(Stand der Aufzeichnungen: 1. Xl. 1922.) 
teuer, da ich es doch meiner Schwester mitnehmen wollte. Dies 
illes packte ich nun in den Schnappsack (leinener Beutel, der über 
ie Schulter gelegt wurde, so, daß je die Hälfte des Gewichtes 
»orn und hinten zu liegen kLam“*)). Ich Lonnteé vor Wanderlust fast 
nicht jchlafen. Kaum war das Rotzehlchen (Kotschwänzchen!) 
ewacht, so war ich auch schon reijsefertig und ging durch den 
tirjchenwald, über die Schwarzenbörner Triescher nach Homberg 
zu. Aberall wies man mir den rechten Weg, und glücklich kam ich 
enselben Abend in der Dämmerung in Wahlershausen an. Und 
enk dir, was ich für Glück hatte. Ich fragte da zwei Männer, 
ie vor mir hergingen, nach meinem Schwager und wo der wohne? 
Da fing der eine laut an zu lachen, guckte mir in's Gesicht und rief: 
Herrgott, Hänns, bist du's denn? Wo bLommst du denn her?d“ 
Denke dir, es war mein Schwager selber. Wer war froher als 
ch, der nun sprach: „Ich wäll Uch emohl besichel!“ Na, das wär' 
iber recht! „Er freue sich, daß ich da wär,“ meinte er. Ich 
zlaubt's ihm. Er war ja ein echter Kerl, und unsere Anne Gell 
atte nichts zu klagen bei ihm. Nun ging's seiner Wohnung zu. 
schon auf der Treppe bam mir die Schwester entgegen. Du weißt, 
ch hab so einen närrschen Lach, und daran hatte sie mich erbannt. 
Sie blatschte in die Hände und rief: „Mein Gott, Källe, beh wißt 
u nur hejher bLomme?“ „Alles zu Fuß gemoocht. On beh du 
eßjt, sing ich hej,“ sär ich. „Beh gett's mingem Voter?“ froot säh 
zlich. Das freute mich so selches (sehr), daß ich gleich den Schnapp⸗ 
jack aufmachte und alles auf den Tisch legte. Na, sie freuten sich 
ille zwei, nicht nur über das Mitgeébrachte, sondern auch über 
nich, daß ich da war. Da kamen ihre zwei Jungen dazu, zwei 
tramme Keele von 10212 Jahren. Sie waren wie der Mutter 
ius den Augen geschnitten. Ihr VDater sagte ihnen, daß ich der 
VDetter“ aus Weißenborn wäre, und gleich gaben sie mir die Hand 
ind stellten. sich an, als wenn wir uns schon lange gekannt hätten. 
Sie gefielen mir gleich und ich sprach: „Wart, ihr Jungen, ich hab 
zuch auch Hasebrot und Hasewurscht mitgebracht“, und schnitt jedem 
»on beiden ein tüchtig Stũück ab. Ohne sich zu schenieren, nahmen 
ie dies und bedanbten sich. „Schwester,“ sagte ich da, „du hast 
eine Jungen ordentlich erzogen; es sind zwei tüchtige Kerle. 
Pie würde sich unser Dater freuen, wenn er sie sähe.“ Gelle 
lamen gleich die Tropfen in die Augen, wie ich dies sagte. „Ach 
a, unser Dater hatte seine liebe Last mit uns, wie wir noch blein 
varen, aber gern haben wir ihn stets gehabt. Die Mutter war 
ins doch früh gestorben.“ Wir saßen dann noch lange zusammen 
ach dem Abendessen. Gell bonnte nicht aufhören zu frägen nach 
diesem und jenem, ob der und die noch lebten, wie es ihnen ging 
ind dergleichen mehr, burz von Haus zu Haus mußte ich berichten. 
Es war spät geworden, und da der Schwager am andern Morgen 
vieder früh an die Arbeit mußte, legten wir uns zu Bett. Ich 
var auch redlich mũd und schlief wie ein Sack. Ser Schwager 
var schon längst an die Arbeit und die Jungen zur Schule, als 
ch aufstand. Den Kaffee trank ich bei der Schwester in der Küche. 
VPir waren so recht froh und glücklich. Das Wiedersehn, das 
Viedersehn! Es ist doch etwas Herrliches! Die Küche war blein, 
iber alles jauber und blank darin. Wenn nur der dumme Kohlen⸗ 
zeruch nicht gewesen wäre! Warum brennen auch die Leute dort 
ein Holz, wie wir hier? Sie haben ja den Wald vor der Tür. 
VParum holen sie sich da nicht das dürre Holz? Ach, so, der 
5chwager hat dazu beine Seit. Wart, dachte ich gleich, du holst 
hnen eine Tracht Holz. Die Seit wird dir doch lang werden, 
ind das Faulenzen hab ich einmal nicht gelernt. Ich fragte also 
leich unsere Gell: „Boh hett ähr da au Bettche!“ (BSärlchen, 
Axtchen.) Da kam ich aber schön bei ihr an. wie sie hörte, was
	        
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