Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

die ũbrigen drei Viertel ankaufte und so das ganze Gericht Jesberg 
n seinem Besiß vereinigte. Er erbaute sich in Jesberg ein Schloß 
oder Lusthaus als Sommerresidenz und legte nach Versetzen einiger 
Häuser an andere Stelle einen holländischen Garten mit Hecken 
und Bosbetts an, dessen Spuren man noch heute erbennt. Nach 
Maximilians Tode (1753) kam dieser Besitz mit in des Prinzen 
Konburs und 17608 wieder an die Landesherrschaft, die einen Burg- 
grafen darin wohnen ließ. 
Während des Siebenjährigen Krieges diente das Lusthaus zum 
Aufenthalt von Kriegsgefangenen und als Furagemagazin. Später 
wurden die Gebäude und der Garten längere Seit vermietet und 
im Jahre 1800 an vier Einwohner meistbietend für 3010 Reichs- 
taler verkauft. Die Käufer vermieteten das Schloß, verkauften 
jedoch die beiden Seiten⸗ 
lügel des Schlosses, das 
neun Stuben, neun Kam⸗ 
nern, zwei Küchen ent 
Ȋlt. 
Im Jahre 1801 wurde 
as Schloß von Militaär 
benutzt und dem Distrikt 
Warburg zu einer Gens— 
darmerieaserne und Ge⸗ 
jängnis verkaust. Su 
diejsem Sweck wurde 1810 
ein Stallgebäude er— 
richtet. Nach Rückbehr 
des hessijchen Kurfürsten 
wurde das Schloß 1817 
zur Wohnung des Justiz- 
eamten bestimmt. 
Die Burg auf dem Ber⸗ 
ge selbst verfiel immer 
mehr. Schon früher 
hatten sich die Burg- 
nänner außerhalb der 
Kingmauern bequemere 
Burgsitze gebaut. Es 
waren dies außer den 
bon Linsingen die von 
Löwenstein-Westerburg und die 
von Gilsja und von Falbenberg. 
Der Gilsaische Burgsitz wurde 
nach einem Auszuge aus der Be— 
schreibung der Grafschaft Siegen⸗ 
»ain des Kentmeisters Feige vom 
Anfang des 17. Jahrhunderts von 
Magnus von Rosenfeld, genannt 
Heyger, bewohnt, der ihn als freie 
Behausung bewohnte, während er 
im Dorfe eine dienstbare Behau— 
ung hatte, wegen welcher er mit 
Hans Knoblauch und seiner Frau, 
ziner geborenen von Gilsa, im Streit 
iag. KRosenfelds Vetter hatte 1576 
jein Haus in der Burg mit dem 
erwähnten Gilsaischen Burgsitz ver- 
tauscht. Der Burgsitz liegt am Ein- 
gang der Elmergasse auf einem 
zum Postgut gehörigen Domänen- 
garten. Nicht lange danach ver— 
tauschte Rosenfeld jsein Haus und 
eine Scheune, die oben am Hain 
rechts nach dem Haupthause zu stand, den von Linsingen gegen 
einen im Dorfe in der Hintergasse liegenden Heygerschen, später 
Knielingschen Hof, den er seitdem als ein adeliges Gut auf seine 
Nachkommen vererbte, von denen es an Landgraäf Moritz, dann an 
Bernhard von Barsch, dann 60 Jahre lang an die Familie Simmer 
in Marburg und Gudensberg, dann 88 Jahre lang an die Familie 
Dehn-KRotfelser zu Cassel und seit 1199 an Postmeister Knieling bam. 
Einen anderen Burgsitz besaß Ende des 18. Jahrhunderts der 
Justizrat Pagenstecher und die Jungfer Dehn. Den untersten und 
obersten Hof, die zum Bringheiner Hof gehörten, besjaß der Keg. 
Kat Scheffer und die Frau Geheimrätin Goeddeus. 
Die Abernahme der andren Burgsitze erblärt sich daraus, daß 
Heyger von Rosenfeld sich mit Fel. von Falkenberg verheiratete, 
vährend sein DVater Margarete von Linsingen geheiratet hatte, 
vodurch er einen Anteil an Barg und Gericht haͤtte. 
Nach 1826 schuf man zwischen den Trümmern der Burg Anlagen, 
während man sich nicht scheute, in den folgenden Jahren Mauern 
und Türme als bequemen Steinbruch zu benuten. Zulekt Laufte 
»in Kaufmann in Jesberg die Burgstätte und rettete sie so vor 
Jjänzlicher Serstörung. 
Der älteste Teil der Burg ist der Bergfrit auf der Spitze 
»es Berges, breisrund und unten angeböscht, um hinabgeworfene 
Steine abspringen zu lassen. 8/, Meter starbe Mauérn umschließen 
in 2,20 Meter im Durchmesser haltendes Burgverlies. Darüber 
iegt die Wächterstube von halbbreisförmiger Grundform. Von drei 
lroßen Rundbogennischen führt eine zu dem äußeren Eingang, der 
in bedeutender Höhe über dem Erdboden liegt. Vor ihm befand 
ich eine von Steinen getragene Plattform, zu der man mittels 
einer Strickleiter gelangte. Von einem Abort aus in einer der 
Nischen führt ein schräger Schacht nach unten, der durch eine bedeutende 
Mauerabbrockelung freigelegt wurde. Der Turm stand ringsum frei. 
In einiger Entfernung 
vom Bergfrit steht um 
einige Meter tiefer das 
Hauptgebäude, das je⸗ 
doch nur noch aus Erd- 
geschoß und einem un⸗ 
zugänglichen Keller be— 
steht. Im Erdgeschoß 
befand sich, einem Aus- 
gußsteĩin nach, die Küche. 
Zu den Seiten eines 
Kamins liegen Schieß- 
jcharten des 16. Jahr⸗ 
hunderts. Eine trägt die 
Jahreszahl 1524. Die 
Balben des ersten Stock⸗ 
werls liegen auf steiner⸗ 
nen Wandlbonsolen. Eine 
hölzerne Treppe führt zu 
einem außen liegenden, 
von drei Steinkbonsolen 
getragen gewesenen Po⸗ 
dest. Die Tür zum Keller 
ist hinten zugeworfen. 
Auf einer alten Ab— 
bildung des Schlosses 
in Meißners Thesaurus 
philopolitikus steht das Gebäude 
jrei und zeigt hohe Iester und 
vier Ecktürmchen am Dach. 
Dicht neben diesem Gebäude 
liegt ein tonnengewölbter Keller, 
desen Stirnseite der Felsen bildet, 
auf dem das vorbeschriebene Ge— 
bäude steht. Über dem Keller stand 
zin Turm, der das daneben liegende 
Tor beherrschte. 
Auch eine Kapelle befand sich 
in der Burg, sie wurde Ende des 
16. Jahrhunderts wegen Baufällig- 
leit nicht mehr benußt. Nach einer 
Beschwerde Dietrichs von Lin— 
singen vom Ende des 16. Jahr— 
hunderts an die Kanzlei zu Cassel 
weigerte sich Joh. von Linsingen, 
derzeit zu Marburg, die zerfallene 
Kapelle wieder aufbauen zu helfen, 
woran er und sein Bruder Ludwig 
bor her beinen Anteil gehabt hätten, 
bis Joh. d. j. (1588 in Frankreich) 
ot geblieben sei und sie von allen dessen Gütern ihren Anteil 
ekommen hätten. 
Die innere Kingmauer der Burg beginnt bei einem nur noch 
n jeinem Geundriß erbennbarem runden Turm neben dem erwähnten 
Tore und läuft zu einem runden Eckturm, der in westfälischer Seit 
on einem Jesberger Einwohner eigenmächtig abgebrochen wurde. 
don hier verläuft die Mauer in einem Knick, wo ein Turm steht, 
»is zu einem halbkreisförmigen Turm neben dem Bergfrit. Hier 
vendet sich die Mauer und umfaßt das Hauptgebäude bis zu einem 
Zundturm, der den Eingang zum Hauptbau flankierte. Alle Mauer— 
ürme sind nur noch in Spuren zu erbennen. Der alte Burgweg 
har so angebracht, daß der Ankommende stets der Kingmauer die 
echte Seite zukehrte, den Swinger durchschreiten und unter dem 
Bergfrit hindurch mußte, um zum Hauptgebäude und seinem Ein— 
ang zu gelangen. Dem Swinger ijt ein hoher spitzer Wall vorgelegt, 
iuf dessen Kamm nur ein Mann schreiten kann. Auch von einer 
inderen Seite der Burg lief außen ein Wall entlang. Beide Wälle 
ind durch einen auf das Dorf zuführenden Graben borbunden., 
Surg Jesberg. 
Kebonsteuktion nach dem aufgenommenen Grundriß und den Resten der Gebäude. 
Grundriß der Burg.
	        
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