aus Mangel an Konnexionen und dem großen Sudrang an
Steuerleuten eĩne günstige Wirkung des absolvierten Examens
vorerst nicht in Aussicht war, machte ich mit dem neuen
Postdampfer Saxonia einige Reisen als erster Quartoermeister?)
nach New Vork. Bei diesen Keisen brachte der häufige Anblick
von Kriegsschiffen einen Entschluß in mir zur Keife, der von
durchgreifender Folge für mein ferneres Geschick sein sollte.
Lange schon hatte ich eine Vorliebe für die Marine?9)
gehegt; die große Keinlichbeit, die Präzisionen?9) und Schnellig-
Leit, mit der alle Evolutionen?) ausgeführt wurden, das
feinere Aussehen der Schiffe und tausend andere kleine
Umstände hatten einen Keiz für mich, dem ich nicht wider—
stehen kLonnte. Mit dem Kanonenboote l' quat?“) wurde ich an
die mediterraenean station?ꝰ) geschickt, nach einiger Seit aber
auf das Admiralschiff versetzt, the Marlborogh, ein Linien-
schiff erster Klasse von 131 Kanonen und 1800 Mann
Sesatzung. In ihr besuchten wir die vorzüglichsten Häfen
des Mittelmeeres, blieben aber in den Kriegen, die zu der
Zeit zwischen den Spaniern und Mauern und den Italienern
und Oesterreichern geführt wurden, nur müßige Suschauer.
Unsere Offiziere waren bei der Mannschaft nicht beliebt,
besonders erstreckte sich das Mißfallen der Leute auf den
Commander. Dies war wohl der Grund, daß eines Sonn—
abends, während wir bei Castelamare?9) ʒ3u Anker lagen, wegen
eines unbedeutenden Vorfalles offene Meuterei an Bord
ausbrach. Erst gegen Abend legte sich der Tumult, und
obwohl die Haupträdelsführer später zur Strafe gezogen
wurden, hatten wir doch das VDergnügen, alle mißliebigen
Offiziere, worunter hauptsächlich der Kapitän, Commander
und erste Leutnant, abberufen zu sehen. Als ihre Nachfolger
erhielten wir Leute, die in der ganzen Warine für aus—
gezeichnet galten, hauptsächlich wurde die Ernennung des
Kearadmirals *0) Dabre als Flottenbapitän mit Jubel begrüßt.
Diese Offiziere erwarben sich in Lurzer Seit die Liebe und
Achtung der WMannschaft in dem Grade, daß nie wieder das
mindeste an Bord vorfiel und die Marlborogh bald in jeder
Hinsicht als ein Musterschiff hingestellt wurde. In das letzte
Jahr unseres Aufenthaltes fällt der Aufstand der Drusen
n Syrien. Wir wurden schleunigst nach Beirut beordert, wo
ald die Kriegsschiffe aller christlichen Nationen zusammen-
trömten, neben einer ziemlich ansehnlichen kürkijchen Flotte.
Vir mußten unsere Tätigkeit nur auf die Beschützung der
züstenplätze beschränben und auf kEleine Streifzüge ins Land,
a wir der Kriegsführung der Drusen nicht gewachsen waren,
ie heute hier, morgen dort, uns nicht Stand hielten und auf
em uns unbekbannten und für Seeleute besonders schwierigen
sterrain stets entschlüpften. Von allen Seiten strömten die
flüchtlinge herbei, die uns die fürchterlichsten Unkaten und
alte Grausamkeiten der Drusen mitteilten. In kurzer Seit
atten wir 2000 Flüchtlinge in einem Lager bei Beirut von
en Schiffen aus mit Lebensmitteln zu versehen. Wir brachten
inige Monate auf diese Weise an der Küste von Syrien
u und verließen die Gegend erst, nachdem französische Teuppen
ort gelandet, um in Corfu zu überwintern. Im Januar 1861
ourden wir unerwartet nach England beordert, und groß
var der Jubel an Bord, nach so langer Seit der Heimat
vieder näher zu kLommen. Ende Februar verließen wir Corfu,
ei allen anwesenden Kriegsschiffen waren die Wanten?) mit
Nannschaften angefüllt, die uns ein Lebewohl zuriefen,
ind die Musikbanden der Schiffe spielten das beliebte, Home,
weet home“ 82), als the Marlborogh langsam durch ihre Keihen
indurch aus dem Hafen dampfte. Nachdem wir noch in
Nalta und Gibraltar, wo wir der Gewohnheit der heim—
ehrenden Schiffe gemäß unsere besten Kanonen zurückließen,
ingelaufen waren, gelangten wir den 15. März 1801 glüchlich
iach Portsmouth, wo wir unsere Entlassung erhielten. Hier
efuhr ich zuerst von den Streitigkeiten zwischen den Nord—
meribanijchen Staaten, und daß es wahrscheinlich zum Krieg
inter ihnen Lommen würde. Ich schiffte mich daher mik der
Absicht, bei der dortigen Marine Dienste zu nehmen, auf
inem amerikanischen Auswandererschiff nach New Vorb ein,
velchen Hafen ich ohne besonderen Vorfall, als daß vielleicht
ie Passagiere durch den Ausbruch von Feuer, das jedoch
eitig entdeckt und gelöscht wurde, in Todesangst versetzt
vurden, erreichte. Der erste Kanonenschuß war bereits gefallen,
fort Sumter von den Kebellen genommen. Fortsetzung folgt.)
Nach dem Fest 0 Von Heinrich Ruppel.
Das Tannenbäumchen füllte das Simmer
Am Heiligen Abend mit holdem Schimmer
Baute zum Lichtland goldene Brücken
Und entzündete stummes Entzücken.
Dann brach der kbindliche Jubel aus
Und läutete glockenhell durchs Haus:
Das liebe Bäumchen!
Sylvesterabend zum letztenmal
Stand das Bäumchen im Kerzaenstrahl.
Mein Junge kräumte ins weiche Licht
Und sagte mit verklärtem Gesicht:
Du liebes Bäumchen!
Mein Junge, dem ich Rotkäppchen erzählt,
VDergaß sein Märchen und hat mich gequält:
Komm, wollen mal vor die Haustür gehn
Und das liebe Weihnachtsbäumchen sehn!
Sein Händchen zog mich, ich mußte nach.
Hu, wie der Wind um die Ecke brach,
Daß ich vor Frösteln erschauerte.
Ach, wie ihn sein Bäumchen dauerte!
Kein Lichtchen mehr, bein Apfelchen rot,
Kein Englein mit Flügeln und weißen Füßchen.
Kein Flittergold, beine silbernen Nüßchen,
Das arme Bäumchen stumm und tot!
So sah er von der Treppe hinab,
Als säh er in ein frühes Grab.
Das Bäumchen in seiner Herrlichkeit
Mit Gold und Kerzen lichterloh
Hatte sjein Kinderherz nicht so
Herührt und gepackt
WDie jetzt in jeiner VDerlassenheit,
Hinausgestoßen und splitternackt,
Das arme Bäumchen!
Doch dann erlosch die Lichterpracht,
Erlosch und wurde nicht wieder entfacht.
Und wie ein Seelchen, das Undank verstößt,
So lag es im Hofe, kahl und entblößt,
Gedrückt in den Winkel, wo's bitter fror
Und bald sein grünes Kleidchen verlor.
Die Nadeln gilbten und fielen ab.
Schneeflocken rieselten leis herab.
I y Furier, Quartiermeister. ) Kriegs marine. 2) Genauigbeit. ) Bewegungen.
der Knrirps. )Miftelmeer⸗Station. bei Neapel. 0) Rearadmiral ⸗ Konfreadmiral
21) die Sedeltaue. 32) Heimat. süße Heimat“ (enal. Lied,