Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

möchten die meisten lieber heute als morgen wieder heraus, sind 
2s doch die Insassen einer Besserungsanstalt. 
Erbaut wurde das Schloß in den Jahren 1704 bis 1701 vom 
Landgrafen Carl (16141 -1130). Die Reliefbilder des Erbauers 
und seiner Gemahlin Marie Amalie von Kurland zieren die Innen— 
front des Gebäudes. Besonders glänzende Feste sah das Lust- 
schlößchen zur Seit des Landgrafen Friedrich I. (1460 -11785). Dieser 
orachtliebende Fürst bezog, nachdem er den Bau vollständig erneuert 
hatte, im Juni eines jeden Jahres — 
hisweilen auch noch in den Juli hinein 
- hier ein glanzvolles Hoflager. Dazu 
gehörten fast alle Hof-, viele Militär- 
uind der größte Teil seiner Jagdbeamten 
Unter den letzteren befanden sich sämt— 
liche Beamten der Falbonerie (Falbne- 
eei), die während des Sommers von 
Waldau nach Wabern verlegt wurde, 
estehend aus einem Ober⸗Falben⸗ 
neister, einem Falbenmeister, einem 
Falkenpagen, vier Falkenbnechten, drei 
falkenburschen und einem Keiherwärter. 
Landgraf Carl hatte sich jedesmal mit 
einem Falbonier und einem Keiherauf- 
ieher begnügt. Das beliebteste Jagd- 
hergnügen war die Jagd auf Keiher, die 
Keiherbeize. Begleiten wir den Land- 
grafen Friedrich und sein Jagdgefolge 
beim Auszuge zur Reiherbeize nach 
ꝛinem Gemälde, wie es der Maler 
Tijchbein festgehalten. Der Fürst, die Vornehmen vom Hofe und 
ulle Beamten der Falbonerie erschienen zu diesem Jagdvergnügen 
in scharlachtuchenem Kocke mit hellblau-sammeten Ausschlägen und 
KTragen, besetzt mit silbernen Tressen. Dazu gehörte — es war 
zur Sopfzeit — wenigstens bei den Vornehmen weiße Frisur mit 
schwarzseidenem, breiten, fußlangen Haarbeutel. Auch die Damen, 
»oran Peinzejsin Charlotte (Tochter des Prinzen Maximilian von 
Hessen) trugen rote Kleider und — wie auch die Herren — Hũte 
nit Keiherbüschen. Der Jagdzug — hoch zu Koß — ging zum 
ogenannten „Keiherwäldchen“. Es lag, heute fast ganz abgetrieben, 
in der Schwalm, nach Unshausen zu und hatte zahlreiche Reiher— 
vorste, die sorgsamst gehegt und gepflegt wurden. Wenn Hunde 
zinen Keiher im Schilfe aufgestöbert hatten, wurde einem abgerichteten 
Falken, der bisher ruhig auf der linken Hand einer Dame gesessen, 
zie Haube abgenommen. Sobald dieser von dem Keiher Witterung 
»atte, wurde er von der Faust geschleudert und flog nun schnell auf 
eine Beute los. Aber auch der Keiher erbannte die ihm drohende 
Hefahr und suchte ihr durch schraubenförmiges Hochfliegen zu ent 
zehen. Gelang es dem Falben, den Reiher zu überfliegen, so stürzte 
zr sich von oben auf den Feind, um ihn nach unten zu treiben. 
Dabei war er bisweilen in solchem Eifer, daß ihn der Reiher 
nit jeinem langen Schnabel aufspießte. Die Falkbenjagden waren 
ibrigens an anderen Höfen schon viel früher eifrigst gepflegt worden, 
dort aber zu Landgraf Friedrichs Seiten Laum noch in der Mode. — 
In die Tage der Wabernschen Hoffeste kam noch reiche Abwechselung 
dadurch, daß auch das französische Theater, das Ballet, sowie die 
talienischen Sänger nebst der Hofkapelle zugezogen und in den 
Käumen des Schlosses untergebracht wurden. Außerdem, um das 
Bild des Glanzes zu verbollständigen, waren während dieser 
Wochen auch noch einige Kegimenter zusammengezogen und in den 
benachbarten Dörfern einquartiert. In Wabern war auch Voltaire 
zinmal Gast des hessischen Landgrafen. Nach Friedrich I. Tode 
(1785) waltete Kuhe im Schlosse zu Wabern. Jerome und seine 
Bemahlin haben es nur einmal besucht und zwar zur Winterzeit, 
vo es ihnen, da die Käume nicht behaglich erwärmt werden bonnten, 
nicht zusagte. Eine Seitlang lebte hier Friederibe, eine Tochter des 
Kurfürsten Wilhelms J. geschiedene Gemahlin des Herzogs Christian 
oon Anhalt-Bernburg. Kurfürst Wilhelm II. (1821 -1831/47) sette 
das von jseinem Vater vernachlässigte Schloß wieder instand und 
tattete es auch im Innern reichlich aus mit 500 Glgemälden, darunter 
an 100 von Tischbein, und mit 1 200 Kupferstichen. Unter den Bildern 
wvaren auch die von besonders wertvollen Falben aus des Schlosses 
Blanzzeit. Der letzte Kurfürst Friedrich Wilhelm (1831 1866) 
veilte õöfters im Schlosse Wabern, entweder zur Jagd oder gelegent 
ich der Herbstmanöper. Als ihn dort der Großherzog Ludwig III. 
pon Hessen einmal bejsuchen wollte, namentlich um die Gemälde zu 
desichtigen, mußten schleunigst 100 Pflasterer von Cassel nach Wabern 
zilen, um das zufällig aufgerissene Hofpflaster schnell wieder zu legen, 
vas auch unter Suhilfenahme der Nacht bei Fackelschein bewerbstelligt 
vurde. 1816 bamen die GElgemälde nach Schloß Philippsruhe bei 
Hanau. Wo damals die berühmte Jagdtapete hingekommen ist, 
ijeß sich noch nicht ermitteln. C. Dippel. 
Aus einer hessischen Ahnenliste. 
Von Feitz Stüũck, Niederzwehren. 
Am Schluß eines kburzen, einführenden Artibels „Familien- 
eschichtsforjchung“ — den ich in Nr. 1 dieser Blätter (Seite 50) 
erõffentlichen durfte — habe ich auf die Notwendigkeit hingewiesen, 
)aß unsere hessische Heimatpresse ein bescheidenes Eckchen dieser 
Forschung einräume, in dem burze Bei- 
lräge sowie ein Frage- und Antwort- 
rasten Platz fänden. 
Heute möchte ich der Lesergemeinde 
zin VDerzeichnis von mhre als 300 in 
)er Mehrzahl hessischer Familien unter⸗- 
hreiten, welche ausnahmslos in die von 
nir bearbeitete und natürlich weder 
bgeschlossene noch vollig fehlerfreie 
Ahnenliste!) (siehe „Seitschrift des Ge⸗ 
chlechts Stũck“, Nr. 13/14 vom 1. J. 
1921 usw.) gehören und über die ich 
. T. weniges, meist aber sehr umfang 
ꝛeiches Material besitze. So sehr 
ch dabei auf die Ergänzung meiner 
Ahnenliste bedacht und für darauf be— 
ũgliche Hinweise und Belege dankbar 
in, so gern möchte ich mich anderer— 
eits an dieser Stelle bereit erklären, 
jerade den Anfängern unter den 
essijchen Familiengeschichtsforschern zu 
elfen. Ich bin also zur Seantwortung von Anfragen erbötig, 
velche sich auf die folgenden Familien beziehen. Nur muß ich bitten, 
ie gesuchten Personen so genau als möglich zu bezeichnen und 
illen Anfragen Freikuvert beizulegen. 
Familiennamen: Ahnenreihe zurückgeführt bis: 
A 
1664 im Werratal 
um 1200 in Tirol 
um 900 in England 
Adam .— 
ßrafen von Andechs. .. 
Zönige der Angelsachsen JI.. 
Hrafen von Anjou gen. Plan- 
tagenets.. 
Hrafen von Aosta.. 
hderzöge von Aquitanien . .. 
on Arles...... .. 
Hrafen von Arnsburg... 
Aroldt... . 7 . 
Arht (Hachenbach) . .. 
um 1150 in England 
(j. Grafen der Maurienne 9 
um 930 in Franbreich 
(j. von Tuscien!) 
um 1200 (in Niedersachsen?) 
1136 Kleinheubach (Main) 
1582 Woͤlfhagen (Hessen). 
8 
Zaltzes s435 
derzöge von Bahern .... 
derzöge von Bahern I. ... 
Narbgrafen vom Bahr. Nordgau 
derzöge von Bayern und Sachsen 
Zechtold . .. 
—R . 
vecker II. F 
zecker II.. .. 
Zertsjch. .. 
zrafen in der Betuu. 
deyer. . 
Zeylandes (Brylandes).. 
Zillunger (Herzõge von Sachsen ll) 
zrafen von Blois und Chartres 
Zlumenschein..... . . 
Zolender.. 
⸗on der Borch)... 
Zott (Pott). ... 
zrafen von (Elsjaß)Boulogne. 
derzöge von Brabant... 
Zrandis ... .. .. 
Zeandis I.. 
»erzöge von Braunschweig.. 
Zrede. ... 
Zrill. .. 
»on Brobeck (von Breuberg).. 
16901 Plessow (Mark) 
(j. Grafen von Nordheiml) 
im 1200 in Bayern 
bor 1000 in Bayern 
(j. Welfen!) 
1654 Kleinheubach (Main) 
um 1740 (Cassel?) 
1143 Jeserig (Marb) 
1599 Burghasungen (Hessen) 
1643 im Odenwald 
uim 1100 in Brabant 
1612 Eschau (Spessart) 
»or 1625 Altenstädt (Hessen) 
im 990 in Sachjen 
im 950 in Frankreich 
1646 KReĩichelsheim (Odenwald) 
1672 Eschau (Spessart) 
um 1400 in Niedersachjen 
1643 Elben (Hessen) 
um 1180 Boulogne 
um 840 in Brabant 
1648 Treffurt (Werra) 
um 1630 Westuffeln (Hessen) 
J. Welfen!) 
1605 Wolfhagen (Hessen) 
um 1600 Eschwege (Werra) 
um 1350 (im Odenwald?“) 
1) Sie steht näheren Interessenten zur Einsichtnahme gern zur Zresngung. 
irkuliert übrigens im AEA GAhnenlistenaustausch), dem verdienstlichen Anter⸗ 
ehmen der „Sentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichtsforschung E. O.“ 
Leipzig, Straße des 18. Obtober Ne. 8so). Der Swickauer Landgerichtsrat Dr. Foerster 
at mit diejer von ihm vorgeschlagenen und inzwischen verwieblichten Einrichtung 
ine Tat von Bedeutung vollbracht
	        
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