möchten die meisten lieber heute als morgen wieder heraus, sind
2s doch die Insassen einer Besserungsanstalt.
Erbaut wurde das Schloß in den Jahren 1704 bis 1701 vom
Landgrafen Carl (16141 -1130). Die Reliefbilder des Erbauers
und seiner Gemahlin Marie Amalie von Kurland zieren die Innen—
front des Gebäudes. Besonders glänzende Feste sah das Lust-
schlößchen zur Seit des Landgrafen Friedrich I. (1460 -11785). Dieser
orachtliebende Fürst bezog, nachdem er den Bau vollständig erneuert
hatte, im Juni eines jeden Jahres —
hisweilen auch noch in den Juli hinein
- hier ein glanzvolles Hoflager. Dazu
gehörten fast alle Hof-, viele Militär-
uind der größte Teil seiner Jagdbeamten
Unter den letzteren befanden sich sämt—
liche Beamten der Falbonerie (Falbne-
eei), die während des Sommers von
Waldau nach Wabern verlegt wurde,
estehend aus einem Ober⸗Falben⸗
neister, einem Falbenmeister, einem
Falkenpagen, vier Falkenbnechten, drei
falkenburschen und einem Keiherwärter.
Landgraf Carl hatte sich jedesmal mit
einem Falbonier und einem Keiherauf-
ieher begnügt. Das beliebteste Jagd-
hergnügen war die Jagd auf Keiher, die
Keiherbeize. Begleiten wir den Land-
grafen Friedrich und sein Jagdgefolge
beim Auszuge zur Reiherbeize nach
ꝛinem Gemälde, wie es der Maler
Tijchbein festgehalten. Der Fürst, die Vornehmen vom Hofe und
ulle Beamten der Falbonerie erschienen zu diesem Jagdvergnügen
in scharlachtuchenem Kocke mit hellblau-sammeten Ausschlägen und
KTragen, besetzt mit silbernen Tressen. Dazu gehörte — es war
zur Sopfzeit — wenigstens bei den Vornehmen weiße Frisur mit
schwarzseidenem, breiten, fußlangen Haarbeutel. Auch die Damen,
»oran Peinzejsin Charlotte (Tochter des Prinzen Maximilian von
Hessen) trugen rote Kleider und — wie auch die Herren — Hũte
nit Keiherbüschen. Der Jagdzug — hoch zu Koß — ging zum
ogenannten „Keiherwäldchen“. Es lag, heute fast ganz abgetrieben,
in der Schwalm, nach Unshausen zu und hatte zahlreiche Reiher—
vorste, die sorgsamst gehegt und gepflegt wurden. Wenn Hunde
zinen Keiher im Schilfe aufgestöbert hatten, wurde einem abgerichteten
Falken, der bisher ruhig auf der linken Hand einer Dame gesessen,
zie Haube abgenommen. Sobald dieser von dem Keiher Witterung
»atte, wurde er von der Faust geschleudert und flog nun schnell auf
eine Beute los. Aber auch der Keiher erbannte die ihm drohende
Hefahr und suchte ihr durch schraubenförmiges Hochfliegen zu ent
zehen. Gelang es dem Falben, den Reiher zu überfliegen, so stürzte
zr sich von oben auf den Feind, um ihn nach unten zu treiben.
Dabei war er bisweilen in solchem Eifer, daß ihn der Reiher
nit jeinem langen Schnabel aufspießte. Die Falkbenjagden waren
ibrigens an anderen Höfen schon viel früher eifrigst gepflegt worden,
dort aber zu Landgraf Friedrichs Seiten Laum noch in der Mode. —
In die Tage der Wabernschen Hoffeste kam noch reiche Abwechselung
dadurch, daß auch das französische Theater, das Ballet, sowie die
talienischen Sänger nebst der Hofkapelle zugezogen und in den
Käumen des Schlosses untergebracht wurden. Außerdem, um das
Bild des Glanzes zu verbollständigen, waren während dieser
Wochen auch noch einige Kegimenter zusammengezogen und in den
benachbarten Dörfern einquartiert. In Wabern war auch Voltaire
zinmal Gast des hessischen Landgrafen. Nach Friedrich I. Tode
(1785) waltete Kuhe im Schlosse zu Wabern. Jerome und seine
Bemahlin haben es nur einmal besucht und zwar zur Winterzeit,
vo es ihnen, da die Käume nicht behaglich erwärmt werden bonnten,
nicht zusagte. Eine Seitlang lebte hier Friederibe, eine Tochter des
Kurfürsten Wilhelms J. geschiedene Gemahlin des Herzogs Christian
oon Anhalt-Bernburg. Kurfürst Wilhelm II. (1821 -1831/47) sette
das von jseinem Vater vernachlässigte Schloß wieder instand und
tattete es auch im Innern reichlich aus mit 500 Glgemälden, darunter
an 100 von Tischbein, und mit 1 200 Kupferstichen. Unter den Bildern
wvaren auch die von besonders wertvollen Falben aus des Schlosses
Blanzzeit. Der letzte Kurfürst Friedrich Wilhelm (1831 1866)
veilte õöfters im Schlosse Wabern, entweder zur Jagd oder gelegent
ich der Herbstmanöper. Als ihn dort der Großherzog Ludwig III.
pon Hessen einmal bejsuchen wollte, namentlich um die Gemälde zu
desichtigen, mußten schleunigst 100 Pflasterer von Cassel nach Wabern
zilen, um das zufällig aufgerissene Hofpflaster schnell wieder zu legen,
vas auch unter Suhilfenahme der Nacht bei Fackelschein bewerbstelligt
vurde. 1816 bamen die GElgemälde nach Schloß Philippsruhe bei
Hanau. Wo damals die berühmte Jagdtapete hingekommen ist,
ijeß sich noch nicht ermitteln. C. Dippel.
Aus einer hessischen Ahnenliste.
Von Feitz Stüũck, Niederzwehren.
Am Schluß eines kburzen, einführenden Artibels „Familien-
eschichtsforjchung“ — den ich in Nr. 1 dieser Blätter (Seite 50)
erõffentlichen durfte — habe ich auf die Notwendigkeit hingewiesen,
)aß unsere hessische Heimatpresse ein bescheidenes Eckchen dieser
Forschung einräume, in dem burze Bei-
lräge sowie ein Frage- und Antwort-
rasten Platz fänden.
Heute möchte ich der Lesergemeinde
zin VDerzeichnis von mhre als 300 in
)er Mehrzahl hessischer Familien unter⸗-
hreiten, welche ausnahmslos in die von
nir bearbeitete und natürlich weder
bgeschlossene noch vollig fehlerfreie
Ahnenliste!) (siehe „Seitschrift des Ge⸗
chlechts Stũck“, Nr. 13/14 vom 1. J.
1921 usw.) gehören und über die ich
. T. weniges, meist aber sehr umfang
ꝛeiches Material besitze. So sehr
ch dabei auf die Ergänzung meiner
Ahnenliste bedacht und für darauf be—
ũgliche Hinweise und Belege dankbar
in, so gern möchte ich mich anderer—
eits an dieser Stelle bereit erklären,
jerade den Anfängern unter den
essijchen Familiengeschichtsforschern zu
elfen. Ich bin also zur Seantwortung von Anfragen erbötig,
velche sich auf die folgenden Familien beziehen. Nur muß ich bitten,
ie gesuchten Personen so genau als möglich zu bezeichnen und
illen Anfragen Freikuvert beizulegen.
Familiennamen: Ahnenreihe zurückgeführt bis:
A
1664 im Werratal
um 1200 in Tirol
um 900 in England
Adam .—
ßrafen von Andechs. ..
Zönige der Angelsachsen JI..
Hrafen von Anjou gen. Plan-
tagenets..
Hrafen von Aosta..
hderzöge von Aquitanien . ..
on Arles...... ..
Hrafen von Arnsburg...
Aroldt... . 7 .
Arht (Hachenbach) . ..
um 1150 in England
(j. Grafen der Maurienne 9
um 930 in Franbreich
(j. von Tuscien!)
um 1200 (in Niedersachsen?)
1136 Kleinheubach (Main)
1582 Woͤlfhagen (Hessen).
8
Zaltzes s435
derzöge von Bahern ....
derzöge von Bahern I. ...
Narbgrafen vom Bahr. Nordgau
derzöge von Bayern und Sachsen
Zechtold . ..
—R .
vecker II. F
zecker II.. ..
Zertsjch. ..
zrafen in der Betuu.
deyer. .
Zeylandes (Brylandes)..
Zillunger (Herzõge von Sachsen ll)
zrafen von Blois und Chartres
Zlumenschein..... . .
Zolender..
⸗on der Borch)...
Zott (Pott). ...
zrafen von (Elsjaß)Boulogne.
derzöge von Brabant...
Zrandis ... .. ..
Zeandis I..
»erzöge von Braunschweig..
Zrede. ...
Zrill. ..
»on Brobeck (von Breuberg)..
16901 Plessow (Mark)
(j. Grafen von Nordheiml)
im 1200 in Bayern
bor 1000 in Bayern
(j. Welfen!)
1654 Kleinheubach (Main)
um 1740 (Cassel?)
1143 Jeserig (Marb)
1599 Burghasungen (Hessen)
1643 im Odenwald
uim 1100 in Brabant
1612 Eschau (Spessart)
»or 1625 Altenstädt (Hessen)
im 990 in Sachjen
im 950 in Frankreich
1646 KReĩichelsheim (Odenwald)
1672 Eschau (Spessart)
um 1400 in Niedersachjen
1643 Elben (Hessen)
um 1180 Boulogne
um 840 in Brabant
1648 Treffurt (Werra)
um 1630 Westuffeln (Hessen)
J. Welfen!)
1605 Wolfhagen (Hessen)
um 1600 Eschwege (Werra)
um 1350 (im Odenwald?“)
1) Sie steht näheren Interessenten zur Einsichtnahme gern zur Zresngung.
irkuliert übrigens im AEA GAhnenlistenaustausch), dem verdienstlichen Anter⸗
ehmen der „Sentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichtsforschung E. O.“
Leipzig, Straße des 18. Obtober Ne. 8so). Der Swickauer Landgerichtsrat Dr. Foerster
at mit diejer von ihm vorgeschlagenen und inzwischen verwieblichten Einrichtung
ine Tat von Bedeutung vollbracht