Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

Er hatte sich mit Kartoffeln, die in Molasses) eingesetzt waren 
und roh gegessen werden mußten, versorgt, die er verteilte 
—V 
ebenfalls hinreichend versehen war. Seiner guten Pflege 
hatte ich es zu danken, daß ich binnen acht Wochen gänzlich 
wieder hergestellt war. Mit unserer Ladung hatten wir eine 
AUnzahl Sborpione, sowie auch Schlangen mit an Bord 
bebommen, die uns Tag und Nacht nicht in Ruhe ließen, 
und beiner der Mannschaft bam ohne wenigstens einen Biß 
frei. Der Kapitän hatte das Unglück gleich beim Antritt der 
Keise, daß ihn eine der giftigsten Arten von Sborpionen in 
die rechte Hand stach, so daß er während der ganzen Keise 
den Gebrauch derselben nicht wiederbekam. Am Kap Horn 
hatten wir diesmal schöne Gelegenheit, und mit günstigem 
Winde flogen wir der Heimat zu. Auf der Höhe der Western 
Eilande stand uns übrigens noch eine Äberraschung bevor, 
die wir nicht geahnt hatten. Durch die schlechte Einteilung 
des Kochs waren nämlich unsere Lebensmittel auf unbedeutende 
Quantität zujammengeschmolzen. Wir mußten es uns daher 
gefallen lassen, auf knappe Halbrationen gesetzt zu werden, 
um den Vorrat womöglich noch einige Wochen anhalten zu 
lassen. Vom Sborbut waren die meisten bei dieser Seit wieder 
hergestellt, bis auf unseren Obersteuermann, den wir sicher 
erloren hätten, wenn wir einige Tage länger in See hätten 
leiben müssen. Doch glücklicher Weise bekamen wir günstige 
Brise und erreichten wohlbehalten Falmouth. Der Kapitän 
uhr sofort an Land, und bald darauf langte ein Boot bei 
ins an, beladen mit den schönsten frischen Gemüsen, frischem 
Fleisch, Eiern, Porter“) und Ale“) und was dergleichen guter 
Dinge mehr waren. Das gab ein reges Leben an Bord, 
insere Sborbutkranben verzehrten rohe Kohlköpfe; der Koch 
atte alle Hände voll zu tun, Beefsteakbs zu braten; die 
Hesunden probten Porter und Ale. Einige Stunden später 
am der Kapitän mit der Order für Bremerhaven an Bord. 
steu gestärkt durch die tüchtige Mahlzeit und voll Jubel, 
dald die Heimat wieder zu sehen, legten alle Hand ans Werb. 
Unter frohem Sang flog der Ankber zum Bug, und bald 
teuerte unsere schmucke Kraft mit Leesegel oben und unten 
»en Kanal hinauf der Nordsee zu. Die frische Kost wirkte 
Wunder, unsere Patienten erholten sich in wenig Tagen, ja 
ogar unser Steuermann erholte sich soweit, daß er wieder 
das Deck betreten bonnte, ehe wir in den Hafen bamen. 
Die günstige Brise hielt an, und nach fünf Tagen erreichten 
wir wohlbehalten die Keede von Bremerhaven. Fortj. folgt.) 
In den stillen Winternächten . 
VDon Olga Stückrath⸗Stawitz. 
Gehen ein dann durch die Pforte, 
Treten in den stillen Kreis, 
Auf den Lippen Flüsterworte, 
Zauberworte, fesselnd, heiß. 
Draußen wirbeln weiße Flocken, 
Golden glänzt der Lampe Licht, 
Surrend drehen sich die Rocken, 
Leise nur. Sie stören nicht. 
Stören nicht, — sie sind VDertraute 
Aus der frohen Kinderzeit — 
Altbebannte liebe Laute 
Grüßen unser Ohr von weit. 
Lauschend mancher schon den rechten 
WMunderglauben wiederfand. 
In den stillen Winternächten 
Gehn die Märchen durch das Land. 
Wenn im weißen Winterbleide 
Still die Flur im Schlummer liegt, 
Einsam über Hof und Heide 
Nur die Nebelkrähe fliegt, 
Wenn die Dämmrung Schatten breitet, 
Und des Tages Lärm sich bricht, 
Aus den schweren Wolkben gleitet 
Weich des Mondes mattes Licht, 
Wenn im heimlich trauten Simmer 
Erst die Lampe angebrannt, 
Dann, im blassen Mondesschimmer 
Gehn die Märchen durch das Land. 
Lauschen léeis an allen Türen, 
Wo noch Herzen warm und weich, 
Die sich willig lassen führen 
Winterlang ins Märchenreich. 
Aus alter Seit. 
Entstehung des Schwalmwortes 
„Sella“. 
freuen. Die Herzen der Menschen, wie der Boden des urbar 
gemachten Landes waren bereit, den Samen aufzunehmen. Diese 
erste Besiedlung war das heutige Oberdorf; denn sicher lag das 
Unterdorf in der damaligen Seit noch im Überschwemmungsgebiet 
der Schwalm. 
Geschichtlich hören wir von Sella zum erstenmal um die Mitte 
des 13. Jahrhunderts. Nach „Mitteilungen über das Kloster Heina“ 
hat im Jahré 1254 KRuppert von Cell (Sella) den Sehnten in Latz 
husen (Loshausen) durch Dermittlung des Abtes Werner aus 
hersfeld gegen jäheliche Zinsen von 6Pfund Wachs an das Kloster 
daina gegeben. 
Die Schreibweisje des Oertes ist um 1434 cella (cell am Wasser). 
Die Foerm ist bis zum Ende des 13. Jahrhunderts regelmäßig Cell, 
Lelle, ausnaͤhmsweise auch Cella. Seit dem 15. Jahrhundert haben 
wir die heutige Schreibweise Sell und Sella—. Faust. 
Su den ältesten Orten unseres Schwalmtales ist wohl auch 
Zella zu rechnen, reicht doch seine Gründung wohl in die Jahre 
hinein, da Hessen für das Christentum gewonnen wurde. Wenn 
aͤuch Urbunden nicht vorhanden sind, die uns Ausbunft über die 
erste Ansiedlung geben, so kann man doch mit Sicherheit aus dem 
Ortsnamen selbst auf die Gründung schließen. Sella war eine 
mönchische Ansiedlung. Nach Arnold „Ansiedlung und Wandrung 
deutscher Stämme“ bedeutet das lateinische cella mönchische Ansied- 
lungen, aus denen nachher Höfe und Dörfer wurden. Es waren 
auswärtige Stationen, denen zum Gottesdienst wie zur Bestellung 
der Felder je eine Anzahl Moͤnche überlassen wurde. Noch heute 
führt ein Oetsteil die Bezeichnung „Claus“. Clausner waren Ein. 
fiedler, die in stiller Surückgezogenheit ihrem Gotte dienten. Mit- 
menschen siedeiten sich nach und nach um die Selle (Hütte) des 
Clausners an; man hörte dort christliche Lehren, auch wurde man 
in der Bestellung der Felder unterwiesen, überhaupt wollte man 
dem frommen Manne zu jeder Seit nahe sein, erteilte er doch zu 
allen Gelegenheiten Kat und Tat. Es begann nun ein emsiges 
Schaffen um die Hütte des Alten; einfache Lehmhütten mit grobem 
Salkenwerk entstanden, Sümpfe wurden trocken gelegt, Wälder 
gerodet und bald konnte sich der Alte seines Schaffens und Wirkens 
Das Schloß Wabern, 
besonders seine Glanzzeit unter Landgraf Feiedrich II. 
Wabern kbennt wohl jeder Heimatbeflissene, der Freund von 
Süßigkeiten wegen der dort befindlichen, gutgehenden Suckerfabrik, 
her Bahnreisende wegen des Anschlusses nach der Eddertalsperre. 
Trotzdem das Wildunger Bähnchen dicht daran vorbeifährt, sehen 
ziele nichts von dem in einem Park verborgenen Schlosse, noch mehr 
vissen überhaupt etwas davon. und von denen, die es bewohnen 
Bier 
3) Melasse, Zuckersyrup
	        
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