Götterstatue und die Wolfsschlucht, auf dem Karlsberge Felseneck
und ein Aufseherwohnhaus, unweit des Schlosses der Tanzsaal,
der Marstall und das Gasthaus, das Theater uid das Wachthaus
und schließlich das Gewächshaus mit dem idyllischen Beunnen unter
Trauerweiden.
Die letzte Schöpfung war der leider viel zu wenig beachtete
Neue Wasserfall. Bei allen diesen neuen Aunlagen verschwand
ein großer Teil von Friedrichs II. Gartenanlagen, was bei der Ver—
gänglichkeit des J. Sk. gewählten Baustoffes früher oder später doch
eintreten mußte.
Heute ist die Wilhelmshöhe ein Volks und Kurpark im edelsten
Sinne des Wortes, dessen Existenz für Jahrhunderte zu sichern
das Bestreben aller und namentlich der berautwortlichen SGtellen
sein sollte. Tausende und Abertausende pilgern im Sommer hier—
her, um die köstliche Bergluft zu atmen,
die herrlichen Anlagen zu bewundern
und die unvergleichlichen Wasserkünste
anzustaunen, mit denen sich die hessijchen
Fürsten ein bleibenderes Benkmal als in
Standbildern ihrer selbst geschaffen haben.
Von nichtfürstlichen Parkanlagen in-
teressiert wohl am meisten die bei dem
Schlosse Windhausen in der Nähe von
Oberbaufungen, bebannt durch das darin
stehende Affendenkmal, die der natur—
schwärmende Generalleutnant und Staats-
mann von Schlieffen nach dem Vorbild
bon Wilhelmshöhe oder des Wilhelms—
bades Ende des 18. Jahrhunderts in
pölliger Einsambeit anlegte. Verstreut
lagen darin eine Eremitage aus Borbe
und Rohr, der wie ein Hünengrab gebil—
dete Herthastein, das Arminius-Grab,
zin Altar, Grotten, ein Wasserfall, die
Teufelsbrücke, das Felsenmeer und von
1000 jährigen Eichen umgeben das Affen-
denkmal, das der Philosoph seinen Lieb-
lingen setzte, als er sie wegen ihrer Ge—
meingefähelichkeit erschießen lasjen mußte.
Er jelbst ruht in der künstlichen Ruine.
Don den Gartenanlagen jselbjt sind nur
einige Laubengänge noch bemerbenswert.
Sei ihrem Schlößchen Kiede im Kreise Wolfhagen legten die
Herren von Buttlar auch einen schönen Park an, in dem sie auch
eine Einsiedlergrotte ähnlich der in dem Park des Wilhelmobades
erbauten. Der Besucher der Grotte wuͤrde beim Eiutritt durch
das Erheben des Einsiedlers von seinem Platz in Schrecken versetzt,
was durch einen mit einer beweglichen Stufe verbundenen Mechans
mus geschah, wenn der Eintretende auf diese trat.
Die bürgerlichen Gärten um die Wende des 18. Jahrhunderts
und ihre Nachblänge bis etwa 1860 sind für unsere Neuanlagen in
Klein⸗ und Hausgärten mustergiltig, man findet sie deshalb in den
neuesten Eigenhaussiedlungen vielfach als Vorbild benußzt. Leider
sind bei den größeren Städten Hessens die alten Büuͤrgergärten
bor, den Stadttoren und Stadtgräben bei der sortscheeitenden
Sebauung des Vorgeländes verschwunden. Man muß schon bLleinere
Städte aufjuchen, die noch nicht über ihr Weichbild hinaus das
Gelande durch Straßen erschlossen haben. Eine wahre Blütenleje
schöner Gärten findet man noch am Stadtgraben vor Eschwege.
In der Abbildung 6 habe ich einen solchen rekonstruiert. Von dem
allgemeinen Weg ist der Garten durch eine hohe und fast undurch⸗
sichtige Hecke getrennt. Mitten darin befindet sich der Eingang
bon, bebrönten Steinen flankiert, dahinter stehen zwei bugelig
gejchnittene Bäume. Von dem Eingang führt mitten durch den
Barten ein weißbebiester Weg zwischen buchsbaumeingefaßten
Kabatten hindurch. Nuf den Rabalten stehen Blumen und —X
tocke, während die großen Felder mit Gemüse bepflanzt sind. Ein
Querweg führt in der Mitte zu einem Brunnen und den Himbeer⸗
und Stachelbeerhecken, die den Garten vom Nachbar trennen. Den
Abschluß des Mittelweges bildet in der Flucht des Eingangs ein
mehr oder minder geräumiges Gartenhaus (siehe Abbidung 1)
Hinter dem Häuschen liegt eine dichte Obstplantaͤge.
Abbildung 8 zeigt ein Gartenhäuschen aus Eschwege in einem
Terrassengarten, dessen einzelne Terrassen durch Lattenkreuzgitter
abgeschlosen sind. Seitlich der hohen Treppe sind schöne Blumen⸗
bosbetts mit allerlei Grasarten und Slattgewächsen angeordnet.
Semerbenswert ist auch ein reich behandeltes Gartentor in der
Mangelgasse zu Eschwege mit Initialen und der Jahreszahl 1750,
das den Willen zum Imposanten zeigt und sein fürstliches Vorbild
nicht verleugnet. Von einem andren Tor in der Leuchtbergstraße
zu Eschwege haben sich nur die beiden reich bebrönten Torfeller
nit Fruchtlörben erhalten. Einfachere Gartenpforten mit schön
geschwungenen Brettertũren liegen zwischen mehr oder minder vus
Jebildeten Steinpfeilern oder geschnitteen Bäumen als durchdus
delebendem Element.
Eine schöne Gartenpforte finden wir in Gelnhausen, bei der
ußer den steinernen Türpfosten reichlich Eisen Verwendung gefunden
»at. Das meiste Gefallen erwecken die schönen und spielend leicht
virbenden Eisenarbeiten. Auf die Steinpfeiler legt sich ein Kahmen
nit quadratischen Füllungen, in denen Kinge liegen. Die Leichtigkeit
er Behandlung des Stoffes ist erstaunlich. Eschwege bietet in
einen Haus und Vorstadtigärten und seinen Teerrasjengärten am
Leuchtberg mit hohen Treppen, in seinen noch zahlreichen Garten
)ãuschen und Bauten, seinen Pumpenhäuschen und Gartenpforten
noch eine reiche Auswahl. In Cassel haben sich eigentliche alte
Perivatgärten in unberührkem Sustand
baum erhalten. Doch trifft man verein
zelt noch Pavillons wie im Prinzessinen⸗
garten an der Fulda, hinter einem Hauje
der oberen Karlstraße, auf dem großen
Finbenherd (siehe Abbildung 9), Bauten
bor den Toren (iiehe Abbildung 10 und
11) und ein teilweije auf Säulen stehen-
des großes Ferienhaus in einem Garten
der Anteren Königstraße.
Sesonders jschone Gartenhäuser findet
nan auch in Schmalkalden, so das Garten—
aus Happich am Rũckersberge mit einem
Mansarddach und einer offenen Laube
davor, ein langgestrecktes Gartenhaus an
der Straße nach Weidebrunn, zweistöckig
und ebenfalls mit Mansarddach, das
Hartenhaus „Liebaug“ am Fuße des
Schlosses mit seinen dorijchen Säulen und
schwerem Gebälk durchaüus monumental
wirbend, und das reizende Gartenhaus
Erbe vor dem Keiherstor mit alljeitigem
VPalmdach und offener Bogenhalle dador.
Sie sind abgebildet in den Bau- und
Tunstdenmälern des Kreises Herrschaft
Schmalkalden von Prof. Dr. Paul Weber.
In Spangenberg hatte sich der Fabri—
kant Schröder einen schönen Garten mit
Hartenhäuschen und einem Obelisk unter prächtigen Baumgruppen
eschaffen. Auch bei dem v. Mãldnerschen Surgsitz, der ehemaligen
Behausung Margarethes vp. d. Saale. befindet sich ein schoner
Terrassengarten.
Eine besondere Art Gartenhäuser, wie man sie in Thũringen
nehr findet, sind die in den Berggärten bei Rotenburg, sie sind
zweistöckig und oben und unten vom Garten aus zu betreten.
Ein Gartenhaus zu Hünfeld und das monumentalere im Garten
der Deutschordensmũhle bei Marburg stehen vorn auf Säulen, die
o eine Laube bilden. Einige in Hersfeld befindliche schöne Garten⸗
auben und Häuschen weichen nicht wesentlich von den beschriebenen
ab, in Homberg a. d. Efze ist ein schönes Garftenhauschen auf
einem runden Turmstumpf errichtet.
Meine bisherigen Veröffentlichungen ũber Gartenhäuser, Pforten
uind Bauten in der Seitschrift „Die Bauwelt hatten den Erfolg,
daß das Gewerbemuseum in Bremen um woeitere Veroffentlichungen
»at, da die darin gebrachten zahlreichen Abbildungen auch aus
inderen Gegenden Deutschlands großéès Interesse erweckten und
uf einige neuere Gartenanlagen von Einfluß wurden. Möchten
unsere älteren Gartenanlagen auch bei uns das rechte Verständnis
inden, sie sind es wert, daß man sich mit ihnen beschäftigt und ihre
Grundzüge auch in modernen Anlagen! Anwendung finden.
J ——
Abbildung 11: Gartenlaube zu Cassel
Dorfabend.
Von Heinrich Schweitzer.
Es ist Abend. Durch den Kierschenwald führt mein Weg
»inauf auf den Kehberg. Ich stehe im Sonnengold, allein von
allen Menschen in meinem Dörschen; denn dork unten im Tale
cheint die Himmelsbonigin nicht mehr.
Goldumflossene Berge mit Türmen und Sinnen sehe ich am
Horizont. Ganz deutlich erblicke ich den Herzberg mit seiner Linde,
die Burg Falkenstein mit ihrem Wartturm und fern eine hochragende
Feste in Gold getaucht, gleich Sion, der Stadt der Seligen.
Drunten laͤuten die Abendglocken. Hochbeladene Erntewagen
nit böstlichem Roggen und Weszen fahren auf das Dörfchen zu.
hirtenbuben weiden ihre Kühe und Geißen am Hange des Berges.
kin munteres Hündchen umbreist sie. Nach dem Abendlauten
enben auch Hirt und Tier ihre Schritte zum schütßenden Dach.