Am Bowlinggreen entstanden ein Fontänenbassin, ein Triumph-
bogen, ein Bogengang von Lattenwerb, ein Schneckenberg und
Kondelle. In Laubennischen standen Figuren von Göͤttern und
Heroen auf Sockeln. Im Rojsengarten mit dem alten Klosterteich
vwurden ein Selt, einige Bildsäulen und eine
Moschee errichtet.
Westlich des Rosengartens entstand das
Elysium. darin die Lethe rauschte. Darin
war ein Bassin mit einem kEleinen Wasserfall.
Oberhalb des Elysiums lagen Kalypfo, das
Dianenbad, das Sabyrinth mit dem Mino-
laurus, Orpheus und das Arteil des Paris.
Sũdlich wurde ein Tiergarten angelegt.
Elysium, Wald der Circe, die Pflanzung
der Arethusa und die ganze, auf Nätur
timmung behandelte, mit Ruinen und Wasser-
ãllen durchsetzte Umgebung zeigen schon den
englischen Gartenstil.
Die Meierei Mulang (nach der moulin
oder Můühle daselbst genannt) ist in englisch
chinesijchem Stil gehallen. Auf Mulang stan⸗
den ein Wohnhaus, chine⸗
ijcher Salon, ein Milch-
uind ein Küchenhãuschen,
die Milchkammer, eine
Hirten⸗Wohnung, zwei
Kuhställe, dreischeunen,
weiĩ Schafställe und eine
Keihe kleiner und klein⸗
ter Wohnhäuser. Das
Hauptstũck ijst die chine⸗
ische Pagode. In der
Nähe des Elysiums schuf
Landgraf Friedrich das Philosophental mit Klausen und Eremitagen
ind einer Schießhütte am Entenfang.
An das Philosophental schloß sich das Tal des Peneus an mit
rlen Anlagen. Eremitagen, Häuschen, Grotten. Tempeln und
Statuen.
Swischen dem Philosophen- und Peneustal liegen noch heute
die antiben Gräber, so die Pyramide mit dem Grab des Cestius
und das Vergilgrab. Von diesen stehen aber nur noch die
Bebäude selbst.
Weiter befand sich unter den Schöpfungen des Landgrafen
Friedrich ein Wald der Sauberin Circe, eine Pflanzung der Arethusa,
zin Platanusplatz mit dem gemalten Bad des Apollo. ein Obst-
——
W
Abbildung 9: Gartenhäuschen auf dem großen Finbenherd bei Cassel
Alles übrige mit Ausnahme der älteren Plutogrotte und der Kas—
aden wurde von Friedrichs Nachfolger Wilhelm XI. gründlich entfernt.
Ehe wir die Neugestaltung der Weißensteiner Anlagen zu der
eutigen Wilhelmshöhe näher betrachten, wollen wir einen Blick
uf das Wilhelmsbad bei Hanau werfen, das zwar auch noch ähnliche
⸗pielereien im Sinne von Hirschfelds Theorie der Gartenkunst
eigt, aber als Vorstudie zu der Wilhelmshöhe bewertet werden
nuß. Hier schuf der Erbprinz Wilhelm, der spätere Landgraf
Vilhelm IX, an der Stelle eines schon seit 1709 bestehenden
ßejundbrunnens eine Anlage, die noch heute die Bewunderung
iller Besucher, namentlich aus Frankfurt am Main, erregt. Am
Juli 11177 erfolgte die Grundsteinlegung des monumentalen
Brunnentempels, dem viele andere Anlagen bis zum Jahre 1181
olgten. Längs der schönen Kastanienallee entstanden die Arbaden,
die Kavalier- und Sogierhäuser, ein Theater, Bäder, Küchenbau,
gegenüber Naturtheater, Spielplätze, ein Kanal, auf dem Lustschiffe
uhren, ein Schneckenberg, eine Insel mit einer Pyhramide, eine
Insel mit der im Innern prachtvoll ausgestatteten Kuine mit der
unweit ebenfalls als Ruine gebauten Küche, Schießstände und das
rntzũckende, noch heute in Betrieb befindliche Karusseil. Im Waldes
hunkel liegt die Grotte des Einsiedlers und im Gehölz etwas ent—
fernter die große Fasanerie. Das ganze war ein Volkspark im
zminenten Sinne, eine Schöpfung des späteren russischen Bergrats
Franz Ludwig von Caucrin, der sein Werb ausführlich in der von
hm verfaßten bürgerlichen Baukunst beschreibt. Die Ruine auf
der Insel ist eine freie Nachbildung der Krukenburg bei Helmars—
hausen und wurde das Vorbild für den Turm auf dem Feljsen, aus
em sich dann die Löwenburg auf Wilhelmshöhe entwickelte, wie
ch auf Grund meiner Forschungen ũber das Wilhelmsbad hier
rusdrücklich feststelle. Wehmütig gedenkbe ich heute der glücklichen
5tunden in dem Park und den KRäumen der Ruine.
Die Wilhelmsbader Anlagen sind ganz im Sinne von Hirschfelds
Theorie der Gartenkunst gehalten, nur ist hier der Eindruck der
pielerei, wie in so vielen Anlagen an anderen Orten, nicht zu
püren.
Daß auch bei dem Hofgeismarer Gesundbrunnen ähnliche An—
agen entstanden, sei nur kurz erwähnt.
Auf Wilhelmshöhe schuf Landgraf Wilhelm . das große Schloß
nit dem Lak davor und dem in ihn fallenden Jussop-Kanal, das
eue Bowlinggreen mit dem Fontänenbassin, Tempel und Wajsserfall,
ie Säulenhalle, vor Wilhelmshöhe den Neuen Obstgarten mit
treibhäusern, einem Speisesaal und einem kleinen Pavillon, im
zchloßpark den unvergleichlichen Aquadubt, die neue Fasanerie,
ie Teufelsbrũcke und den Steinhöferschen Wasserfall. Reben der
öwenburg, die nach den Vorbildern alter hejsijcher Burgen und
inter teilweiser Verwendung älterer Architekturteile erbaut wurde,
atstanden ein holländischer Garten mit Fontftänenbassin und einer
Abhildung 10: Gartenlaube zu Cassel
zarten, ein Theater, ein Pavillon der vier Jahreszeiten, viele Bassins
ind ein Karussell, Spielplätze, eine Fasanerie, eine Maulbeerplantage,
Dogelhäuser, eine Menagerie. An alle diese Anlagen Friedrichs
die Holtmeyer in dem Inventar des Landbreises Cassel beschreibt,
erinnern heute nur noch Mulang, die Sobrateseremitage, die Sibyllen⸗
arotte. der Merkurtempel. die Phramide und das Grah Voergils.