Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

vegonnen wurde, und Adolfshof hieß. Amand von Bujseck erweiterte 
das Schloß zwischen 1740 und 1750 und nannte es Adolfseck. Eine 
zeitlang hieß das Schloß auch Fasanerie wegen der dort angelegten 
Fasanenzucht. 
Die Fuldaer Bischöfe bewohnten das Schloß als Sommer— 
eesidenz. Von den beiden Torhäusern am Parkeingang am Ende 
der Pappelallee führt ein breitfer Weg zwischen zwei Wachthäusern 
Abbildung 7: Gartenhäuschen zu Eschwege 
und zwei Kavalierhäusern auf den Ehrenhof des Schlosses, das 
durch drei Querflũgel und einige Wirtschaftsflũgel vier Höfe umschließt. 
Auf einer Langseite liegt ein in viele Rabatten geteilker Wirtschafis 
garten, auf der andren Langseite in der Achse des ersten Schloß- 
Juerflũgels ein in französischem Stil angelegter Terrassengarken mit 
Springbrunnenbecken, Balustraden, Blumenparterres. Am äußersten 
Ende dieses Gartens liegt schräg davor ein viele Teiche verbindender 
Kanal, über den man von einem Pavillon aus den Gesamtüberblick 
pat. Ein anderer Pavillon träumt im Stern von drei sich kreuzenden 
Waldwegen. 
In den Jahren 18265 bis 1827 ließ Kurfürst Wilhelm Il. das 
Schloß und den Garten, die während der Fremdherrschaft sehr 
gelitten hatten, gründlich verändern. Der Garten trägt heute noch 
englijchen Charabter. 
Auf dem fürstãbtlichen Tafelgut Siehers, heute Domãne, befindet 
—I— 
Vegeanlagen, Springbrunnen und einer durchaus monumentalen 
Bartenlaube auf Sandsteinsäulen auf hohen Sockeln und mit jonischen 
und chorinthijchen Kapitälen. Die Plinthen der Säulen sind mit 
Palmetten und Engelsböpfen geziert. So blein die Laube ist, sie 
ucht ihresgleichen weit und breit. 
„Nennt man die schönsten Gärten in Heseen, soll Wilhelmstal 
nan nimmer vergessen.“ Wilhelmstal, das buen retiro eines hessischen 
Landgrafen, ist am meisten bekannt durch sein wundervolles Schloß, 
„das glänzende Bauwerk des Robobostils“, „eine der originellsten 
Schõöpfungen Deutschlands“, „das anmutigste unter allen Jagd- und 
Sartenschlössern, ein wahres Schmuckkästchen“. 
Schon Mitte der 4er Jahre des 18. Jahrhunderts begann 
Landgraf Wilhelm VIlII. mit dem Schloßbau und der Anlage des 
hollãndijchen Gartens von Amaliental, wie der Landsitz vor Fertig- 
tellung des Schlosses im Jahre 17161 hieß. Einen Besuch des 
Schlößchens wollen wir uns heute versagen, so sehr auch die 
architektonische Schönheit der Arbeiten der beiden Baumeister 
Lael und Simon Louis du Ky, die Arbeiten eines Nahl in Schnihße⸗ 
ꝛeien und Stuckarbeiten, die Originalmöbel des galanten Seitalters 
uind die Schönheitsgalerie mit den Porträts von der Hand des 
WMalers Tischbein locken. Uns soll heute nur die Gesamtanlage 
ind hauptjsächlich der originelle Garten beschäftigen. 
Von einer wunderbaren alten Allee entlang der die ganze 
Anlage umschließenden Parbmauer führt die Fahrstraße durch ein 
breites Gittertor zwischen zweĩ nied ichen Torhäuschen mit Säulen⸗ 
hallen hindurch geradewegs in den Ehrenhof, den hufeisenförmig 
die drei Schloßflügel umgeben. Dem Mittelbau mit deim von Säulen 
getragenen Balkon entspricht auf der Gartenseite ein Mittelrisalit 
nit vorgelagertem Karpfenteich. 
Aus der Gegend des Schlosses führt in schräger Richtung eine 
ünfreihige Lindenallee zu einem Kanal, dessen Abschluß eine Grotte 
ildet. Um den Kanal., der bassinaertig gestaltet ist, steigen Treppen 
inan, flankiert von vergoldet gewesenen Gittern zwischen Postamenten 
nit reizvollen Kinderfiguren und Sphinxen. Auf der Kächseite 
ũhren geschwungene Freitreppen zur Plattform über der Groͤtte, 
ie von gleicher Balustrade eingefaßt ist. Die Grotte jselbst öffnei 
ich in drei Bogen, die wie an der Pluio-oder Moritzgrotte, ihrem 
dorbild, mit Glasturm und Fenstern geschlossen wären. Südlich 
ber Grotte stehen in Nischen Benus und Merbur. Der Fußboden 
der Grotte bestand aus Marmor, die Wände waren mit Moos, 
Marmorjteinchen, Muscheln und Korallen bedeckt, zwischen 
denen sich große und kleine Ungeheuer der Tiefe und des 
Meeres in Erz und Stein nachgebildet schlängelten. Um das 
Bassin herum speien viele Röhren Fontänen nach der Mitte 
»es Wassers, während zweĩ putentragende Schwäne als besondere 
Sruppen über Kreuz das Wasser verspritzen, sodaß die beiden 
Strahlen ein Webilden. Belebt wird das Wasser durch selten 
zroße Goldfische. 
Kings um dieses Wasserwerk zogen sich Laubgänge, zum 
Teil mit rundbogigen Durchblicken, Hecken, Balustraden mit 
Figuren und Gitter. In der Ausschmückung der Grotte, die 
146 schon im Mauerwerb fertiggestellt war, haben wir Arbeiten 
ines Künstlers de la Pottrie, in den Figuren solche eines 
hollãnders Rottermond in s'Gravenhage vor uns. Von den 
zahlreichen Nebenanlagen im Parb, den Figuren, dem Ententeich 
nit exotischen Vögeln, den chinesischen Häuschen, Eremitagen 
und Kaskaden ist kKaum noch etwas zu sehen. Nur eine große 
dase und eine gotisierende Warte auf der Höhe mit einem ent— 
zückenden Fernblick sind noch erhalten. Aber die Wasserwerkbe 
pringen seit einigen Jahrzehnten wieder. Wir kehren zur 
Vilhelmshõöhe zurũck. Swei Menschenalter nach Landgraf Karls 
Schöpfung schuf Friedrich II. hier ausgedehnte Parbanlagen, 
erstörte aber dabei die ursprüngliche Einheitlichbeit durch 
allerhand zopfige Spielereien. Mur die 17603 angelegte Weißen. 
teiner Allee, die 11760—2 11 bis zum Wesißensteiner Tor, dem 
päteren Wilhelmshöher Tor, durchgeführt wurde, blieb in der von 
dandgraf Moritß und dem Landgrafen Karl gewählten Kichtung 
er Anlagen am Winterbasten und Karlsberg. Vom Jahre 17858 
ib entstanden bei dem Weißensteiner Schloß viele neue Anlagen, 
as Schloß selbst wurde 1186— 91 abgebrochen. Im Blumengarten 
üdlich des Schlosses entstand an Stelle des alten Klostergartens, 
on einer Kastanienallee umgeben. ein französischer Terrassengarten 
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Abbildung 8: 
Gartenhäuschen vor dem bleinen Leuchtberg in Eschwege 
nit Lleinen Eckpavillons auf den Mauern. In dem Garten standen 
in Tempel der Urania, ein äghptischer Tempel, eine Groite des 
darpobrates, des Pythagoras, ein Satyr, ein Bad des Apollo und 
ine Orangerie, während die dort stehende Kapelle noch mittel— 
alterlichen Ursprungs war.
	        
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