Wörterbuch von größtem Wert, und wir möchten denen, die sie
me immer wieder sorgsam ausfüllen, auch an dieser Stelle herzlich
anben. Vielleicht ist es möglich, hier gelegentlich einmal über das
Ergebnis einer anderen Fragebogenfrage zu boerichten und dabei
auf eine eigentümliche Tahjache, die stets wechselnde Verteilung der
Wortgebiete, einzugehen. Dr. E. Berthold.
Schnurrpfeifereĩen.
Wie Henns Herzog und KRegierungsrat war.
Nach einer arbeitsreichen Erntewoche saß der alte Schwieger⸗
hater mit übereinandergeschlagenen Beinen in der Abendkühle
inter dem Glasapfelbaum neben seinem Ellerhaus und dachte an
ergangene Seiten.
We waren die doch anders gewesen! Früher, ja, als er noch
Herr auf dem Hofe war, da litt er beinen Burst. „Bonn schmeckt
inge be vonn. Bann mer pel dovon trenkt, wasse em die Bonn—
ejde em Moje“, war immer sein Wort. Den Bonn (Born)
danle er enipehren. Aber ein Kännchen Schnaps und ein Lühl
Sias einfaches Bier, wie das der alte Hofmann in Oberaula so
Jut zu brauen verstand, das war jein Laͤbjal nach anstrengender
Tagesarbeit. Und in Gosellschaft mit den Duzbrüdern schmechkte
Aes noch besser, auf einen Batzen mehr oder weniger Lam's ihm
dann nicht an.
DOoch nun? Der NAuszug war knapp. Sich einen Notpfennig
auf die hohe Kante zu legen, hatte er nicht verstanden—⸗ Die
aar Taler für das Kalb von der Auszugluh reichten nicht lange.
Suttermachen, nein, damit gab er sich nicht ab, das war Weibs-
utarbeit. Die Milch molk sich seine Tochter. Manchmal gab
hym diese dann wohl heimlich einige Groschen, denn das durfte der
Schwiegersohn nicht gewahr werden, der war gar gefährlich auf
eden Heller.
Oft Lam es dann vor, daß der Alte das Verlangen nach einem
zuten Tropfen nicht stillen bonnte. So ging's ihm heute. Ach, wie
hatte er sich geplagt. Wie war es ihm heute beim Einfahren so
uer geworden. Und nun der Durst. Wie gern hätte er sich
ein Kannchen und ein Glas Bier gekbauft.
Wie er auch in allen Westenkippen rumfammelte, bein Silber-
batzen hatte sich darin versteckt.
Seinen Schwiegersohn darum angehn, nein, um beinen Preis.
Dazu hatte er doch zu viel Echem (Stoiz, Ehrgeiz) im Leibe. Es
war zum Verplatzen.
Aus diesen jeinen trüben Gedanben wurde er plötzlich durch
die Stimme seines Schwiegersohnes aufgeweckt. „Schwäher! Ihr
önnt eigentlich noch diesen Abend nach Schorbach gehn. Dort
jegt ein Fäßchen Schnaps für mich beim Wiet, das bönnt Ihr noch
mit dem Schubbarren holen. Hier habt Ihr 20 Pfennig. Dafür
rönnt Ihr mal trinken.“
Dos war eine Stimme in der Wüste. Doch unser Alter hatte
jsich in der Gewalt. Nicht durfte der Schwiegersohn merben, daß
hin der Auftrag Wasser auf seine Mühle war. Darum jprach
er ganz gelassen? „Nur loß — das kann ich“. Eine andere Jacke
ind die Schuͤhe wurden doch schneller angezogen als sonst. Der
Schubkarren aus der Läng gehoit, die Trage über die Schultern
gelegt, und Henns wanderte als „Herzog“ das Dorf hinaus durch
den Kirschenwald dem nahen Schorbach zu.
Als Herzog, denn er war gewöhnt, stets den Schubbarren
inter sich herzuziehn. Er war daͤnn Herzog, wie er sprach.
So Lam er denn nach Lurzer Seit in heitrer Stimmung in
Schorbach an. Den Karren stellte er auf den Hof neben die
Treppe und mit einem „Guerre Nowet“ trat er in die Wirtsstube.
Gurre Nowet, Henns,“ rief ihm da als einziger Gast sein Freund,
ʒer Schreiner Well, freudig entgegen. Noch so spät en Schorbach!
Sos soll dos bediere?“
„Wott's ob, du wescht's noch früh genug gewohr“, war die
Antiodet. Nun wurde eins getrunben. Die 20 Pfennige Boten⸗
ohn gaben die ersten Kännchen.
Dann kam Well an die Keihe. Es schmeckte beiden prächtig,
ind zu erzählen gab es viel.
SDoch, als das Licht angesteckt wurde, dachte Henns an den
Heimweg, lud das Faäßchen auf und marschierte wacker drauf los,
bom Freunde bis an den Nusgang des Dorfes begleitet.
Nuͤl einem Machs gutt, Henns!“ wollte dieser sich nun ver⸗
abschieden. „Des gett nischt“, jagte unser Herzog und dachte an
hen steilen Aufstieg bis in den Wald. Das war beine leichte Sache für
hyn allein. Sein Freund sollte ihm da hinauf am Schubbarren ziehn.
Doch, wie sollte er den dazu bringen? Ein rettender Gedanke
Well, du dennsit mer e winche donof beß of die Heh. Bann mer
owe sing, hols du eh Poor Halme vom cker, ech mach en där
Ziet de Stoppe vom Fäßche, on do wett mol fest getronbe.“
ODiese Worte zogen. Schnell war umgespannt, das Seil vorn
ingebunden, und fsort ging's bei Mondenschein in froher Laune den
Serg hinauf. Winbte doch beiden ein rosiges Ziel. Mühsam
‚war, doch bald war's erreicht.
Hun ging's rasch an's Werk. Well holte Halme. Henns
Uopfte den Stopfen ab. Der einé setzte sich rechts, der andere
ines an's Fäßchen, die Halme ins Spundloch, man trank mit vollen
Zügen. Ha, schmeckst du prächtig.
Henns, dos wor en gescheiter Gedanbe von der“, sprach Well
ind steich sich seelenvergnügt den Bart. AUnter Erzählen und
krinben verging rasch die Seit, und Henns schlief ein. Es war
es so sein Mißgeschick. Jedesmal, wenn er jein gehöriges Quantum
setrunken hatte, fielen ihm die Augen zu.— Er schlief ein, trotz
ilem, was um ihn her vorging. So auch jetzt.
Well erzahlte weiter, und Henns hörte nichts moehr, er schlief.
endlich merkte dies Well und dachte nun auch an seine Heimbehr.
denns war nun oben. Nun war's ja nur noch einen Katzensprung
is nach Weißeborn. Doch ‚einige bräftige Süge aus dem Faß
purden noch mitgenommen, das Spundloch ordentlich zugeklopft
ind Henns seinem weiteren Schicksal überlassen.
Ber schlief den Schlaf des Gerechten und hörte von alle dem
nüchts. Endlich jedoch machte ihn die Nachtkühle munter. „Nur bo
ing ich?“ fuhr's ihm durch den Sinn. Schiebkarren und Fäßchen
hraͤchten ihn einigermaßen zur Besinnung.
Er rief nach Well. Da jedoch beine Antwort erfolgte, dachte
er: „Ra, es eß gutt, deß ich howe sing“ und halb noch im Dusel
ockle er seine Schiebbarrentrage auf, und beide wacbelten drauf los.
Es ging wie geschmiert. Nicht schnell genug Lonnte er vor
hem Karren wegkommen. Immer schob ihm dieser wider die
Seine. Das Lonnte er sich gar nicht erbllären. Kam das von
em pißchen Ausruhen, daß es so jorsch ging? Doch munter weiter.
Auf einmal — er traute seinen Ohren nicht — gings blippe,
lappe — klippe, Llappe. War's denn moglich? „Ich sing'che wahr
n wahrhaftig werre bei där Schorbächer Mehl. Himmeldonner-
rätter So bos! Se gett dos zu? Hal Well donns mär. No wett
nersch blor. Ich wor Kegierungsrat (er schob die Karre vor sich
er) No jetz ich enn der Schlamassel. Wär ich Herzog blewwe,
In hät dä Well derhem gelosse, so läg ich längst em Bett. Ewwer
o gett's immer, bann mer singe Stand wesselt. Nachher komme
mmer die Nachwehen“, so waren seine Gedanbken.
In ganz mißmutiger Stimmung nahm er nun zum letztenmal
den Schiebbarren auf und wanderte als Herzog durch die stille
Nacht jeiner Behausung zu.
On bann ich noch 100 Fässerche se lange hätt, Kegierungsrot,
rä, ming Läwe wier ichs nef werre“, so schloß er jeine Erzählung
ind traf ordentlich mit dem Fuß dabei auf. W. Günther.
Schimpfreime.
Gesammelt von Joh. H. Schwalm.
Hännes Bobännes, Sãstche
keäg Wasser ens Hous.“ Saß om Astchen.
Modder, ach Modder, Do kracht d's Astchen
Dd's Deppche left ous.“) On v8 Bãstche
trurejabob, Trurejabob full ens Morästchen.)
zaß of Pännesch Weire,
dat in dicken Botterblos,
onn' en net geschneire.?)
eter
Zatheder
du best in bleener Kneder
Und freßt die grine Heder.?)
J Johannes Bobanus,
Teag Wasser ins Haus.“
„Muͤtter, ach Mutter,
Das Töpfchen läuft aus.“
Crauerjakob, Trauerjakob
Saß auf Pfarrers Weiden,
dat 'n dicken Butterkbloß.
LZonnte ihn nicht schneiden.
eter
atheder
u bist ein bleiner Knöter
And frißt grüne Krauthäupter.
derausgeber: Konrad Sernecher-⸗Melsungen, unter besonderer Mitarbeit von: Kreisschurat Schwalm⸗ Siegenhain und eee H. Ru el ·Homberg.
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