und erreichte eine bessere Derköstigung, ordentliches Bettzeug und
durfte dies sogar Trabert in Gegenwart des Kommandanten
mitteilen.
Am 171. September 1851 wurde das Arteil gefällt, nach dem
Hornfeck zu sechsjähriger, Trabert zu fünfjähriger Gefängnisstrafe
vperurteilt wurde. Gegen dieses Urteil legten beide Berufung ein
und erreichten, daß man wegen Majestätsverbrechen Hornfeck zwei
Jahre,. Trabert dreieinhalb Jahre Festungsstrafe zuerkannte. Sie
Purden am 1. Januar 1852 auf einem Wagen unter Bedeckung
zweier Gendarmen nach der Bergfeste Spangenberg gebracht.
Hier sjaß Trabert dreieinhalb Jahre, eine harte Seit für den eben
Verlobten, und doch schildert er sie mit böstlichem Humor. Wohl
war die Einzelhaft vorgeschrieben, trotzdem kamen die Leidens-
gefährten zusammen. Wir hören sogar von einem Sängerbrieg
auf Spangenberg, dem manches Trabertsche Gedicht und Hornfecks
Schenkenliederbuch“ ihre Entstehung verdanben.
Traberts Selle Nummer 5 war ein ziemlich geräumiges Gelaß
mit vielen Ecken und Winbeln. Von dem Fensterchen aus sah er
nur ein bleines Stück des Himmels und des Walles und den Esel⸗
stall. Ausgestattet war die Selle mit Bett, Tisch, Sessel, Trinkglas,
Leuchter, Lichtputzschere, Waschnapf. Handtuch und Nachttopf. Am
ersten Abend eröffnete ihm der Arrestaufseher Kuhnau, daß er
tãäglich bekommen wüũrde ein Pfund Kornbrot, einen Schoppen Milch
und ein Milchbrötchen zum Frühstück; Suppe, Gemüse und Fleisch
als Mittagessen; abends einen Imbiß zum Brot. Alle acht Tage
durfte er einen Brief in Geschäftsangelegenheiten schreiben. Uns
rückt vor allem sein Tagebuch, das er seiner Braut schrieb und ihr
jehr regelmäßig auf verbotenem Wege zugehen ließ, Traberts
Spangenberger Treiben nahe. Am 1I. Januar 1852 entwickelte
sich zwischen dem Kommandanten und Trabert folgendes Gespräch:
K.: Wer schickt dies Kistchen? T.: Ich denke, daß es von
meiner Braut bommt. K.: Aber hier der Frachtbrief ist doch sicher
nicht von einer Dame geschrieben. T.: Nein, den hat mein Onbel
geschrieben, welcher der Schwager meiner Braut ist. K.: So, so.
Also Ihr Herr Onbel, wer ist der? T.: Der Steuerinspektor
Hohmann in Frankbenberg. K.: Stammt auch der aus Fulda?
Sielleicht der Sohn des Leutnants Hohmann? T.: Nein, der Sohn
eines Fuldaer Bürgers. K.: And Ihr Fräulein Braut heißt?
T.: Ehje Haumann. K.: Ach, das stimmt, denn da seh' ich ein
Siegel mit einem Mann darauf, der die Klinge schwingt, als wenn
er einen hauen wollte. Aber Hohmann und Haumann, wie sonder⸗
bar! Helfen Sie doch einmal! Den Haumann jollt ich Lennen.
T.: Er war in seiner Jugend burfürstlicher Husarenoffizier. K.: Kichtig,
richtigl Den hab ich gekannt. Er hat ein Attentat auf den Napoleon
geinacht und wurde totgesch— doch nein! Da verwoechsele ich ihn
mit einem andern. T.: Er bam, in den Verdacht, die Napoleon-
statue zertrümmert zu haben und mußte flüchten. K.“ Und das war
gut, sonst hätten wir ihn totschießen müssen, denn ich war damals
westfälischer Offizier. Aber gebannt habe ich ihn. Freut mich, daß
desjen Tochter Ihre Braut ist. Nun aber wollen wir sehen, was
die Ihnen schickt. Hier am Frachtbrief hängt der Schlüssel zum
SGffnen des Kistchens.
Stũck für Stück wurde herausgenommen, Hemden und Strümpfe,
auch ein Handbuch der Staatswissenschaftslehre von Lotz. „Ja, Ihr
Fräulein Braut weiß, was man Ihnen schicken darf“, sagte der
Kommandant. „Nun schreiben Sie Ihr, daß die Sachen angekommen
sind. Beileibe aber nichts davon, Herr Trabert, wann Sie am Wall
spazieren gehen.“ Damit wollte er verhindern, daß seine Braut
nach Spangenberg reijen werde, um Trabert zu sehen und zu sprechen.
Langsam vergingen die Jahre der Haft, und dann rückte der
J1. Juli 1855 heran, an dem Traberts Entlassung erwartet wurde.
Seine Braut und seine Schwoester reisten nach Cassel, wo Trabert
jchon am 30. Juni, 10 Ahr abends, ankam. In der Wohnung der
Frau Inspektor Mohr vermutete er jeine Braut; und wirblich,
sein Kuf „Elise!“ löste einen schallenden Freudenschrei aus. Als er
sich am anderen Tage von den durch die lange Gefangenschaft
ꝛingetretenen Krämpfen erholt hatte, rafften ihn Braut und
Schwoester auf, um ihn nach Frankenberg zu bringen.
Dort fand er bei seinem Onkbel Hohmann die herzlichste Auf-
nahme, und obgleich noch der Landrat von Loßberg amtierte, der
einst seine Ausweijsung hatte durchführen müssen, ließ man ihn
unbehelligt. Nur war auch in Frankenberg niemand, der ihm Rat
zu geben vermocht hätte, wo und wie eine Beschäftigung für ihn
zu sinden sei. Endlich half, ganz unerwartet der Sufall; denn als
ich · jeine Gesundheit ziemlich gebräftigt hatte, verschickte Max Wir!
die Probenummer seines „Arbeitgebers“. Der Franbenberger
Postmeister übersandte auch Trabert die erste Nummer, deren Inhalt
ihn ansprach. Durch eine Empfehlung Max Wirts wurde er
Sebretär des Freiherrn von Cramer⸗Klett in Nürnberg und darauf
Hauptschriftleiler der „Khein Lahn⸗Seitung“. Durch die günstige
Entwicklung des Blattes ermutigt. beschloß er. dem schon dreizehn⸗
ährigen Brautstand seiner Auscerwählten ein Ende zu machen und
ie als Weib heimzuführen.
Hatte er auch schon in Nürnberg die nötigen Vorbereitungen
ur Trauung getroffen, so wurde die Ausführung doch erst in
Viesbaden möglich. Dr. Nagel redigierte zwei Tage für Trabert,
ind dann fand am 10. Soptember 1859 in Frankbenberg Trauung
ind Hochzeit statt. Am andern Worgen rumpelte er mit seiner
frau im Postwagen über den Burgwald nach Marburg, und von
ort ging die Reise mit der Main-Weser-Bahn nach Bochkenheim.
hier wurden beide von Tanten seiner Frau erwartet und freundlich
ewirtet, und noch an demselben Tage reisten sie nach Wiesbaden,
vo sie ein bescheidenes, aber glückliches Dasein führten.
Nach der Anterdrückung der „Rhein-Lahn-Seitung“ am
9. Obtober 1861 erschien dieselbe unter verändertem Titel in
frankfurt, und wieder übernahm Trabert ihre Leitung. 1862 wählten
hn die Hanauer zum Abgeordneten der Ständebammer, der er
is zur letzten Sißung im Juni 1866 angehörte. Nach wie vor
lieb er als überzeugfter Demobrat Gegner der Regierung, aber
benso als Großdeutscher Gegner der mit Preußen liebäugelnden
dartei. In Erinnerung an das Susammentreffen Traberts mit
em Landesherrn an den Gräbern der bei Aschaffenburg 1866
efallenen kLurhessijchen Husaren sprach der Kurfürst später: „Wollte
hott, wir hätten einander früher gekannt, es wäre manches anders
eworden.“
Von 1866- 70 erschien in Cassel die „Hessische Vollbszeitung“,
n der Trabert für die großdeutsch demokratische Sache kLämpfte, und
ie dann unterdrückt wurde. Trabert floh mit anderen nach Esterreich,
zegründete in Wien die Seitung „Gsterreichijches Journal“ und
ehörte der Franz-Josephsbahn bzw. deren Direbtion bis zum
Jahre 1889 an. Dann nahm er als Generaldirebtionssekretär
Klasse seinen Abschied.
Als er noch kurhessischer Landtagsabgeordneter war, wurde
»m am 17. September 1863 zu Frankenberg ein Sohn, Wilhelm,
seboren. Dieser erhielt 1803 die Sulasjung als Privatdozent für
Neteorologie an der Aniversität und behielt seine Stellung als
Ajsijstent an der b. E. Sentralanstalt für Meteorologie und Erd—
nagnetismus in Wien bei. Im Jahre 1915 ist Hofrat Dr. Wilhelm
trabert von seinem Lehramt als ordentlicher Professor der Meteoro-
ogie an der Wiener Universität und Direbtor der Sentralanstalt
ür Geodynamik und Meteéorologie zurückgetreten.
Adam Trabert hat erst als Greis seine Gedichte herausgegeben,
uerst 1888 die „Schwertlieder eines Friedsamen“. Dann erschienen
Deutsche Gedichte aus Gsterreich“, „Ein Menschenleben“ und „Trost⸗
insamkeit“. Seine Dramen „Elisjabeth, Landgräfin von Thüringen
ind Hessen“ und „Julian, der Abtrünnige“ sind weniger bebannt
sjeworden als seine lyrischen Gedichte, von denen sich namentlich
ie Schwertlieder durch Schwung und Kraft auszeichnen. Im
Jahre 1902 zog es den do jährigen Greis nach Cassel an das Grab
eines alten Landesheren und nach Spangenberg, wo er seine alte
restungszelle besuchte.
Noch war es ihm vergönnt, zehn neue Jahre zu begrüßen und
zie Drucklegung seiner Lebensschicksale zu erleben, gepflegt von
er treuen Liebe seiner zweiten Lebensgejährtin. War ihm doch
zie in Frankenberg angetraute erste Gattin Elise Susette Henriette
aumann am 19. September 1881 durch den Tod entrissen worden;
ie liegt in Amorbach in Unterfranken begraben. Am 8. Februar
914 ist dann auch der alte Kämpfer heimgegangen, als letztes
Nitglied der hessischen Landstände. Auf dem alten Döblinger
Totenhof bei Wien hat man ihn am 11. Februar zur letzten Ruhe
estattet. Die Stadt Wien widmete ihm ein Ehrengrab, und die
Viener Slätter feierten den Heimgegangenen. Und doch war
er in seinem Herzen ein guter alter Hesse und gedachte des Wieder-
ehens der alten Heimat in den schönen Versen:
Ich will ja nicht jauchzen ins weite Land,
Das Keh in der Schlucht sei ungestört;
Ich will nur schwenken den Hut in der Hand
Und leise grüßen, daß niemand es hört:
Gott segne, Gott segne viel tausendmal
Meoein Fuldatal!
*K
Anmerkung der Schriftleitung. Wer mehr vom Leben
ind Schaffen des hessischen Dichters Adam Trabert, der ein tapferer
derfechter des Kechtes und glühender Hasser des Unrechtes war,
rfahren will, der greife zu den „Historisch-literarischen
krinnerungen“, die der Sweiundneunzigjährige im Verlag der
Joj. Köseljschen Buchhandlung, Kempten 1912 erscheinen ließ. Darin
inden sich auch die heiteren Swischenspiele aus seiner Spangen-
erger Festungshaft; ausführlich wiedergegeben ist „Der Sänger⸗
rieg auf Spangenberg“ mit dem feinen Gedicht „Ein Glöckhlein ist
as Menschenherz“. Diese Erinnerungen „können in gar mancher
zinsicht ein Lehrbuch für unser Volk werden“
*