Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

und berichtete dort mit überstürzenden Worten, was er gesehen 
und erlebt. 
Die Belohnung. 
Allvater hörte den Engel mit freundlichem Lächeln an; 
er lobte, strich ihm segnend über die Wangen und ernannte 
hn zum Schutzengel des Kindes, von desjen Wiege er just 
ergeflogen bam. 
Dort raunte Augustinus dem Kindlein zur liebevollen 
Begrüßung folgende Worte in's Ohr: „Glaube an das 
Hute!“ 
Aus alter Seit. 
Segebenheiten aus unserer Väter 
Tagen. 
Von Dr. Wilhelm Schmitt. 
elben wasser gestanden, mit gefuret. Ist zu Casjel allenthalben 
In die vorstat gangen, und In der Kirchen doselbst etliche grab— 
tein auffgehaben, und viel heuser durch flossen. Su Gemũnñden 
at sie biß auff giner elen lang uber die stat maur gangen, In die 
Zirche auff S. Johans altar, man hat in der stat In nachen und 
ooden umbher gefaren, das man sagt, In zweien hundert und 
ehn Jaeren, sey die Fulda so groß nihe gewesen. 
Am zwolsften tag des selben monais, welcher da war, Dinstag 
iach Irium Regum, oder der heyligen dreier Konig tag, hat sich 
in sturm wind erhaben, dorauff ist in gefolgter nacht zwischen zwolff 
ind einer uhr nach mittennacht, ein Weiter Lommen das einen gankß 
ellen und erschrecklichen blicktt) gethan, dorunter auch ein ʒiemlich 
krdbident) mit geschehen. Das man hernachmols äus gewißem 
— 
u Munster In Westphalen, zu Leiptzig Im land Meichssenie), zu 
»peier am Rhein, Collen!“) und Antdooffts) Dorzu in Spamien, 
frankreich und Welschland, ersehen und gehört Ist worden. 
Es haben sich an etlichen Stellen die Meure!) gesenckt, so seind 
uch etliche todten greber mit den steynen sie verdeckt gewesen 
5. 827), tieff unter sich gefallen, und In etlichen heusern die zinnen 
husseln an den wenden gebebet. Bey Hoemberg genaͤnk in 
hesen, ist ein Dorff gelegen Kelbehausen genant, da hat das 
edochte Wetter und sturm wind eine behausung In einander 
esturtzt, das es ein Wunder gewesen anzusehen, Es ist ein Fraw 
yIm selben hause, Im Betthe gelegen, und hat ein Kind neben Ir 
in einer wigen stehende gehabt, über der selbigen bettihe und des 
ungen kinds wigen, hat sich ein grosser balck gelegt, und die wigen 
utrummern geschlagen, aber weder der Frawen noch dem bind 
inichen schaden zugefüget. 
Noch in einem andern Dorff Lutzelweig genannt, hat ange— 
eigts ungewitter an eines Edelimans) hauß, die stoben“s) efwas 
»on Irer Lagerstet verruckt, und fast gile beume in seinem Garken 
ohinter mitten entzwei gedrehet, wie ein wedtie) AUnd einem 
indern Bawrßman am selben ort, das obertheil an seinem hauß 
ꝛrnider geworffen, und ein Lewbe?) vol borns damit welches korn 
och aller Dinge unverschüttet blieben, das alles keiner one ver— 
ounderung hat bommen sehen.“ 
Im letzten Absatz spricht Lauze die Vermutung aus, daß durch 
iese Seichen böse Seiten angebündigt würden, Gott sie aber schicke, 
»ie Menschen zur Besserung aufzumahnen, „damit, wo es ja nicht 
jantz one straffe abgehe, dieselbige doch muge gelindert werden“ 
* 
Adam Trabert und Franbenberg.“ 
Von H. Vöolber. 
In dem in der heutigen Mittelgasse in Fulda gelegenen Gast— 
»aus „Sum Wolf“, neben der „Cyhklopenhöhle“, der Werbstätte 
eines Daters, eines Messerschmieds, wurde am 21. Januar 1822 
Adam Trabert geboren. Der Wolfswirt Johannes Höhmann, sein 
sßroßvater, war ein angesehener, wohlhabender Mann. Schon als 
e noch ein Knabe war und mit ihm feindlich gesinnten Jungen 
Zaufereĩen bestand, hatte sich in ihm der Grundsatz entwickelt: 
Keinem ein Unrecht antun; selber bein AUnrecht leiden; aber auch 
einem, dem Unrecht widerfährt, meine Hilfe versagen.“ Als eer 
ie Volksschule besucht hatte, wurde er Schüler der sogenannten 
dorbereitungsschule jür das Gymnasium, da seine Eltern einen 
seistlichen aus ihm machen wollken. 
Traberts Wunsch und Neigung aber gingen dunkel nach etwas 
Janz anderm, obwohl auch sein Pate, der Stadtpfarrer in Fulda 
war und in hohem Ansehen stand, mit dem Plane der Eltern ein— 
u) — Blitz, Geimm, D. W. b. Il, Seite 118. 
2) ⸗Erdbeben, Grimm, V. W. b. ii Seite 148 
3) * Meißen. 
1) ⸗ Köln. 
3) ⸗Antwoerpen. 
) — Mauern, Grimm, D. Web. VI, Seite 1773. 
Suppl. II1, Seite 512, nennt Lauze zu 1542 unter den in Hessen zu findenden 
gen Jeorge und Christoffer von Lußelwig. 
) * Stufen, Schade, Altdeutsches Wörterbuch II, Seite 887 b. 
9) — Flechtwerb, a. a. O., Seite 1071b. 
) — Bodenraum, Speicher, Grimm, D. W. b. VI, Seite 201 f. 
Nach Traberts „Historisch-literarischen Erinnerungen“ 
Anter den zu Ostern 1519 neu aufgenommenen Hochschülern der 
Aniversität Erfurt befanden sich Oigandus Lutz und Conradus Flyger 
de Homburg!). Diese Bildungsostätle erfreute sich seit ihrer Eröffnung 
im Jahre 1802, wie beĩ allen Hessen, so besonders bei den Hombergern 
großer Beliebtheit. War früher der Strom der Studierenden nach 
Prag im Böhmerlande geflutet, wo Stölzelꝰ) neben nur 11 Artisten 
und 2 Juristen aus Cassel 10 Artisten und 5 Juristen aus Homberg 
feststellen Lonnte, so hatten sich seit 1392 in immer stärberer Sahi 
die nach wissenschaftlicher Ausbildung verlangenden Söhne der Efze⸗ 
stadt der thüringischen Hochschule zugewandt, bis 1521 die Errichtung 
der Aniversität Marburg sie hierher lenkke. Wigand Lauze und 
Konrad Pflüger folgten also nur Wegen, die vor ihnen schon viele 
andere gewandelt waren, wohl auch angezogen von dem Kuhme, 
den gerade damals ihr Landsmann Konrad Muth in Erfurt genoß. 
Wigand Lauze gehörte nicht mehr zu den Jüngsten, als er sich 
immatribulieren ließ. Pistorꝰ) hat als Geburtsjahr etwa 1495 errechnet, 
eine Seit, in der die Pflüger zuerst in einem Homberger Kegister 
genannt werden“). Wann er seine Studien beendete, ist unbebannt. 
Vovember, 22., 1520 wurde er belehnt zujammen mit jeinem Bruder 
Johann mit einem Acker im Heimbach und einer halben Wiese 
zu Wenigenmardorf?). Nach einer Tätigkeit als „Vorsteher der 
Gemeinde“ in Treysa 1529 -15336) weilte er in Homberg, von 1537 
Apreil -1540 an der landgräflichen Kanzlei in Cassel und bebleidete 
1540 April -15427) das Amt eines Vogtes über Haina, Merx- 
hausen und Hofheim; 1561 ist er wieder in Homberg nachweisbar. 
Aus der Seit nach 1561 wissen wir nur bestimmt, daß er am 
26. Januar 15609 schon tot war, wahrscheinlich ist er schon Mitte 
1567 gestorben. Die von Pistor“) mitgeteilte Urkunde aus Treysa 
bommt nach Gundlach, dem wir die letzten Nachrichten über Wigand 
Lauze verdankben, für den Chronisten nicht in Betracht. Su einigem 
Kuhm bei der Nachwelt hat ihm verholfen sein Werk: Von dem 
löblichen Herkommen, Geschlechten, Leben, Taten und Absterben der 
Konige und Fursten zu Hessen, auch was sich bei eines jedern 
Kegierung in derselben Landschaft zugetragen und verlaufen habe) 
Es bejfindet sich handschriftlich aus der Casseler Landesbibliothek, 
1841 und 1841 ist die zweite Hälfte dieser hessischen Chronik unter 
dem Titel „Leben und Taten des durchleuchtigsten Fursten und 
Herrn Philippi Magnanimi, Landgraffen zu Hessen? als II. Supplement 
der Seitschrijt des Vereins für hejsische Geschichte und Landesbunde 
von Dr. Bernhardi und Dr. Schubart veröffentiicht worden. Außer 
den bebannten Nachrichten über seine Vaterstadt Homberg gibt 
uns Lauze auch Berichte über Begebenheiten in anderen Orten 
unserer Heimat. Hier teile ich diejenigen mit, die sich im I Bande 
Seite 825 jf. im XVII. Kapitel finden, das überschrieben ist: Von 
grossen Gewessern im land zu Hessen, welche viel steynern Brucken, 
Heuser und anders umb gerissen, auch viel menschen verderbet haben. 
eod. (& 1552). Zuerst spricht er von starken Regenfällen am 8. und 
2. Januar, die bejonders die Lahn so stark anschwellen ließen, daß 
sie am 10. Januar zu Marburg die Brücke wegriß und 24 Menschen 
zu Tode brachte. Dann wendet er sich dem Fuldagebiete zu: 
Seite 326. „Die Fulda zu Rodenburg die Brucke abgeworffen 
und zu Miljungen die lustige!o) steinern bruck mit pfeüern und 
anderm hingenommen, auch etliche personen In einem hause, so am 
1) Abten der Aniversität Erfurtl, Seite 3122 Seile 9 und Seite 312b Seile 2, 
Degepen von Herm. Weißenborn, Halle 1881) — Geschichtsquellen der Provinz 
* J Zeitichrift für hessijche Geschichts- und Landeskunde V. Suppl. (Cassel 1815), 
e 4. 
) a. a. O. 34 Seite 862. 
2 30h. Georg Estor, Marburger Beiträge zur Gelehrsamkeit nebst den Meuig— 
beiten der Universitaͤten Marburg und Kinfein. Marburg 1749. 3weites Stück, Seite 258: 
„1401 finde der Pflüger namen erstlich in diesem Kegister“. 
Seitjchrift 3 Seite 8611. 
Na. a. O. 
Ma. a. O. Seite 260 ff. 
NRa. a. O. 34 Seite 318. 
9 a. a. O. II. Suppl. Casjel 1841. Seite 6. 
10) — anmutig, hübsch anzusehen, Grimm. D. W. b. VI. Seite 1340 
Ape
	        
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