Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

zie zitternde Luft. Der Königsmantel, ein vollkommener 
Halan, fächelt der schüchternen Blüte Kühlung zu. Der bunte 
Fuchs zupft an jedem Sopf, und alle scheuen Blumen erröten. 
Der Trauermantel wettert mit moralischen Kapuzinerpredigten 
m das leichtfertige Treiben, bis auch er einem Blauauge zum 
Hpfer fällt. Der Schwalbenschwanz hat der schmausenden 
Amjsel die Flöte gemaust und dudelt nun wie ein Gassenjunge 
iber die Wiesen. Swei Bienen kehren bei der lustigen 
Slockenblume am Feldrand ein. Sie freuen sich geschäftig über 
ihre Tracht Honig und ereifern sich über die gottlosen Schmetter— 
linge, die immer nur tanzen und niemals arbeiten. Aber die 
Füchse haben sie belauscht und schütteln sie aus der Honigschenke. 
Und sie fassen sie bei der Hand zum tollenden Keigen und 
eufen die bleinen Goldschwalben und Silberflügel herbei. In 
der bunten Wolkbe schweben nun die bestürzten Bienen. Das 
tanzt und jauchzt, das tollt und neckt um sie herum; und sie 
berlieren die Schürzen, die Kiepe wird leer, der Atem geht 
rus, und erschöpft plumpsen sie ins Gras an der Waldtür. 
Don der Wiese, vom blühenden Feld herüber aber bicherf 
»as bunte Lachen der Schmetterlinge und tollt in dem Blond— 
aar des Tages. 
Hersfeld, Klausturm 
Eine hossische 
Siologische Vereinigung. 
Die in diesem Frühjahr in Marburg (Lahn) gegründete 
„Siologische Dereinigung“ hat sich die Verbreitung natur— 
Jeschichtlicher Kenntnisse, die Erforschung der hessischen Tier— 
und Pflanzenwelt, den Naturschutz und die Pflege aller sich mit 
den Geschöpfen befassende Liebhabereien zur Aufgabe gemacht. 
In Marburg, wo die Vereinigung zunächst ihren Sitz hat, 
auschen die dortigen Mitglieder bei Abendversammlungen im 
„Soologischen Institut“ ihre Erfahrungen aus und halten bleine 
ODorträge. Sonntags und in den Früh- und Abendstunden 
eines Wochentages finden unter fachmännischer Führung Be— 
obachtungsgänge ins Freie statt, die besonders dem Studium 
des Vogellebens dienen. Außerdem bestehen Bücher- und 
Seitjchristenaustaujch, Sammelstellen für Tier- und Pflanzen⸗ 
heobachtungen aus ganz Hessen, dessen Faung und Flora genau 
zu erforschen zu den Hauptaufgaben gehört. Besonders aus 
dem Gebiet der Vogelkunde ijst schon viel wissenschaftliche Arbeit 
geleisjtet worden. Um auf diesen Gebieten zu vollständigen 
Ergebnissen zu gelangen, ist der Beitritt aller hessischen Natur— 
freunde zur Biologischen Vereinigung und ihre Beteiligung an 
den Boobachtungen erwünscht. (WMarburger Mitglieder zahlen 
nonatlich einen Beitrag von 1 Warb, „auswärtige“ jähelich 
nindestens 10 Mark, Jungmitglieder der „Jugendgruppe“ unter 
Hersfeld. Am Linggplatz, 
im Hintergrund die Stadtkirche 
Hersfeld, Am Kirchplatz
	        
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