Jute Freunde und treue Berater ihrer Kaiser mit über die Alpen
rach Italien zogen. Las dann auch von des Klosters sinkender
Macht und unrühmlichem Ende: wie es, wie damals viele andere
Leinstaatliche Gebilde, in zähem, stillem Ringen mit dem Städte
uind Länder fressenden Landesfürstentum (hier war es die Land-
grafjchaft Hessen-Cassel, auf deren Seite sich auch die Bürger der
Stadt Hersfeld stellten) unterlag und schließlich in den gewaltigen
Wellen der Reformation, ohne irgendwelchen Widerstand versücht
zu haben, verschwand. Nun war Heesfeld ein bleines Landstädtchen
der Landgrafschaft, deren Herrscher der Stadt die einstige stand—
afte Treue ihrer Bürger schlecht vergalten und wenig für sie taten.
Dazu bamen die Unwetter des Bauern-, Dreißigjährigen, Sieben-
ährigen Krieges und weiter der Napoleonischen Kriege, von deren
Leiden die Stadt ihr überfließend Maß hat trinben müssen.
AUnd damit sind wir zur Gegenwart gekommen. Was bedeutet
das Städtchen heute im Hessenlande? Nun, da steige ich auf einen
er Berge, die mit ihrem Fuße hart an ihre Mauern stoßen. Wie
iegt es so lieblich da in dem freundlichen, wiesengrünen Fuldatale,
n dem dichten Kranz seiner Anlagen und Gärten! Wie wogen
»on allen Seiten die Berge und Wälder heran! Hier der Knüll,
ort die Vorberge des Dogelsberges, der Khön, des Thüringer
Waldes und da die Wellen des Hessischen Berglandes. Und ich
veiß, man wird lange im Hessenlande wandern müssen, ehe man
ine gleiche Stadt findet, die die Natur ebenso freundlich begünstigte.
Auch die Menschen schmückten sie. Da steht der wuchtige Stadt-
lirchenturm, dem man nächstens zu seinem 600 jährigen Geburtstag
gratulieren darf, das wundervolle Renaissance-KRathaus, mit seinen
rõhlichen Schnörbelgiebeln und festlich umrahmten Toren; so manche
rächtigen Fachwerkhäuser, heimlichen Winkel und stattlichen Plähe
alten unser Auge fest. Was einst der Stadt Wehr und Ehr war,
die trohßigen Festungsmauern und wehrhaften Türme, nun sind sie
zu ihrem malerischen Schmuck geworden. Vor dem Johannistore
iber liegt der Kurpark mit jeiner alten Brunnenallees und seinen
reundlichen Häuser⸗ und Parkanlagen.
Triumphbogen der Stiftsruine in Hersfeld
Damit wären wie bei der Stiftsruine angelangt, jenen gewaltigen
Überresten der Klosterbirche, die man anno 1038 zu bauen begann,
in über hundertjähriger Arbeit anno 1144 vollendete und in Gegen—
wart Kaijer Konrads III. feierlich weihte. Sie brachte mir den
Ramen Hersfelds zum viertenmal nahe. Denn welche deutsche
Kunstgeschichte Lann vorübergehen an diesem romanischen Bau, der
noch als Ruine (die Franzosen haben ihn im Siebenjährigen Kriege
zerstört) durch die Wucht seiner Steinmassjen, die Schönheit seiner
Proportionen und die gewaltigen Maße, die ihm zugrunde gelegt
wurden, unser Erstaunen und unsere Bewunderung erweckt. Noch
mehr als bisher wird er den Namen Hersfelds hinaustragen in die
deutsche Gelehrtenwelt; denn die Grabungen, die in und vor seinen
Mauern unter der trefflichen Leitung des Professors Vonderau,
Fulda, im vorigen Jahre begonnen wurden, fördern für die deutsche
Baugeschichte immer neues interessantes und wichtiges Material
zutage, über das nach Abschluß der Grabungen Ausfühelicheres zu
berichten sein wird.
So war mir die Stadt beine Unbebannte, als ich vor mehr
als einem Dutzend Jahren in ihr eine neue Heimat fand, wenn
ich sie nun auch erst genauer bennen lernte. Ich las in den Blättern
der Chroniben von ihrer bedeutsamen, freuden- und leidenvollen
Dergangenheit, ich las von den beiden Schülern des Bonifatius,
die die ersten Samenbörner legten, aus denen sie erwachsen sollte:
Sturm, der 136 die ersten Sellen hier baute, und Lullus, der 769
das Kloster begründete. Daß aber diesen ersten christlichen An-
siedelungen eine alte germanische vorausging, geradeso wie in Fulda,
das haben die schon erwähnten Grabungen Professor Vonderau's
mit Sicherheit ergeben und sei hier nebenbei bemerkt. Ich las von
den Glanzzeiten der Abtei, deren Streubesitz von den Ufern des
Kheins, wo sie sich in dem Weinnest Obexringelheim festgejsetz!
hafte. bis an die Anstrut reichte. Von den Reichsäbten. die ass
por dem Abbruch
Kathausplatz
der Bürdgerhäuschen zur Koechten
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