Auf der Heimatwarte.
Otto Abbelohde F. Als aus hartem Winterbann endlich
der Frühling erstand, ging Meister Otto Ubbelohde in Goßfelden
bei Marburg zu Grabe, viel zu früh für sein Hessenland und die
Freunde seiner Kunst in allen deutschen Gauen. Der 8. des Wonn—
monds war sein Sterbe und der 12. sein Begräbnistag. In seiner
Kunst war er ganz ein Eigener: er war Übbelohde, das sagt
alles. Die Tageszeitungen würdigten seine Bedeutung als Heimat-
Lünstler, der wie Laum ein andrer die herbe, bnorrige Eigenart
Hessens in Land und Leuten traf, als Zeichner, Kadierer und
BSuchillustrator. In der „Casseler Kunstausstellung 1922“ grüßen
uns seine hessischen „Bergwälder“ und das „Flußufer“. Wäs wir
auch von ihm sehen, alles sagt uns, daß die Fülle seiner Gaben
noch nicht erschöpft war. Wenn nur der Tod nicht so früh gekommen
wäre. Die Todesbunde überfiel einen so ganz unbermutet. Sie
hieß mich zu den HessenkunstKalendern und zum „Kosa Stramin“
greifen und sie in sinnender Trauer durchblättern. So hielt ich
dem Verewigten ein stilles, feierliches Totenamt. K
Casjeler Kunstausstellung 1922. Pfingstsonnabend, den 3. Juni,
wurde im Orangerie-Schloß in der Karlsaue eine Kunstausstellung
eröffnet, deren Besuch sich lohnt. Es ist da viel echte Kunst in
Gemälden, Aquarellen, Graphik und Plastik zu sehen. Es ist
da auch viel andere Kunst, von der man nicht weiß, wohin
man sie tun soll, um volbstümlich zu reden; vielleicht weiß das
mancher Urheber von seinem eignen Werke nicht. Von jolcher
Kunst möchte man, wenn dadurch das Ausland nicht so grundver-
behrte und verschrobene Begriffe vom deutschen Kunstschaffen der
Gegenwart bebäme, fast wünschen, daß recht viel davon für teueres
Geld über die Keichsgrenze gehen und die deutsche Valuta auf—
bessern möge. Unbelastet von ũberjpannten, blutleeren Kunsttheorien
und nur seinen schönheitsdurstigen Augen folgend, verweiit man
vor den Werben echter Künstler wie Santzzer, Baum, Kätelhöhn,
Fennel, Otto, Steinhausen, Thielmann, Thoma, von Volkmann
und anderer. Ihretwegen, die bleibende Werte schufen, lohnt sich
ein wiederholter Besuch der Ausstellung, die bis zum 271. Augusi
dauert. Auch Burmester, Jeschke, Fischer und Schoöpflin bereichern.
In der Plastik überragen (nicht nur wörtlich genommen) Adolf
vpon Hildebrands braftvolle Gestalten alles andere. Mit dieser
Kunstausstellung ist eine „Ausstellung hessischer Künstler“
am Ständeplat verbunden. Tageskarten (zu 54) berechtigen zum
Bejsuch beider Veranstaltungen. Die Ausstellung am Ständeplatz
trägt hejjischen Charabter und zeigt Werbe von Bantzer, Fennel.
Koch, Jung, Metz, Wenzel, Sy und anderen. Es sind auch sonsi
noch, hier sowie in der Orangerie, viele rätselhaft bunte Flächen
zu sehen. Doch wird die strenge Seit schon die Worfschaufel er—
greifen und die Spreu vom Weizen sondern. R.
Swölfhundertjahrfeier der Stadt Amöneburg. Am
6. Juni beging Amõneburg, die Stadt auf dem Berge, die Feier
hres zwölfhundertjährigen Bestehens. Fürwahr, ein ehrwürdiges
Alter! Stürme der Vernichtung brausten im Laufe der Seit über
die durch Bonifatius geweihte Stätte. Aber immer wieder erhob
sich die Bürgerschaft zu neuem Leben. Kirchliche Feierlichbeiten
leiteten den jestlichen Tag ein. Dem Festzuge, der sich durch die
Straßen zum Marbktplatz bewegte, gaben die bunten Trachten der
Hessenmädchen einen malerischen Reiz. Der Bürgermeister verwies
in seiner Begrũßungsansprache auf die harten, wechselvollen Geschicke
der Stadt. Der Bischof von Fulda sandte durch einen Vertreter
Gruß' und Glückwunsch. Oberpräsident Dr. Schwander betonte das
echte heimatliche Empfinden als Quelle der Kraft. Auch ein Ver⸗
treter der Regierung und der Landrat des Kreises Kirchhain ehrten
die hohe Jubilarin durch ihr Erscheinen. Nach den Ansprachen fand
auf dem Marbkte die Aufführung eines Heimatspieles von Haupt-
iehrer Schick statt, der den festlichen Tag leider nicht mehr erlebte. K.
Wo stand die DonarEiche? Die berühmte Donar-Eiche,
die der heilige Bonifatius im Kampfe gegen das Heidentum fällte,
ist seit einiger Seit Gegendstand wissenschaftlicher Auscinander—
seßungen gewesen. Reichsarchivrat Dr. Schäfer verlegt ihren Stand—
ort nicht, wie bisher angenommen, nach dem Dörschen Geismar
bei Fritzlar, sondern nach Hofgeismar im hessisch- woestfälijchen
Grenzlande. Domdechant Jestädt in Fritzlar und Oberlehrer F. Pfaff
in Cassel halten an der bisherigen Äüberlieferung fest und nehmen
die Ehre, Standort der Donar-Eiche zu sein, für Geismar bei
Fritzlar in Anspruch. Beide Seiten haben eine Fülle von Beweisen
zusammengofragen. um ihror Annahme zum Sied zu verhoffon
HöhenschichtenLarte von Rotenburg und Umgebung. Vor
nehr als 10 Jahren ließ der Vorstand des Alheimervereins die
carte für Wanderungen in der näheren und weiteren Umgebung
on Rotenburg erscheinen. Sie war damals die erste und einzige
carte, die in einem größeren Maßstabe den Kreis Kotenburg
nit seinem schönen Wandergebiet auf einem Blatt vereinigte, und
and eine freundliche Aufnahme. Seit einigen Jahren war sie
ergriffen, und die Nachwirkungen des Krieges machten es unmög—
ich, rechtzeitig für Ersatz zu sorgen. Nach längerer Vorarbeit ist
ie zweite Auflage fertiggestellt und Lommt nunmehr zur Ausgabe.
der Lartenbundige Beschauer wird auf den ersten Blick erkbennen,
aß hier unser Heimatgelände in einer Anschaulichbeit heraus—
earbeitet ist, die Laum noch übertroffen werden Kann. Im DAuf-—
rage und unter Mitwirbung des Vorstandes des Alheimervereins
vurde die Karte ausgeführf von der Verlagsanstalt von H. Kahle
n Eijenach, die für ganz Deutschland bis weit in die Alpen Karten—
verke in großer Sahl und immer höherer Vollendung geschaffen hat.
Gegenüber der ersten Auflage stellt die neue Karté einen
zroßen Fortschritt dar. Sie zeigt in neun Höhenschichten von je
O zu 50 Meter den gesamten Aufbau unseres Gebirgslandes
die Hohengliederung bewegt sich von der Talsohle der Fulda bis
u den höchsten Erhebungen des Damsbopfs und Alheimers in
en Grenzen von 150 bis 850 Meter. Huch den Bereich des
Valdes zeigt die Karte in zart angedeuteten Bäumchen. Die
esamte Ausführung ist vollendet sauber und blar. Eine ansehnliche
zahl von Firmen höät in dankenswerter Weise die Herausgabe
efördert, indem sie für das Beiheft ihre geschäftlichen Anzeigen
ur Verfügung stellten. So wurde es möglich, für die Hauptorte
mjeres Kreises und der Nachbarbreisje Ausführungen über Geschichte,
dage, Einrichtungen und wiretschaftliche Bedeutung beizugeben uͤnd
omit der Heimatlunde einen Dienst zu leisten.
Die Karte der ersten Auflage bonnte für 80 Pfennig abgegeben
verden. Wenn es nunmehr uneeläßlich ist, den Preis auf T, 50 Mark
estzujetzen, so bedeutet das beine Preiserhöhung, sondern in KRück-
icht auf unseren gegenwärtigen Geldwert und die hohe Vervoll-
ommnung der Karte eine Herabsetzung des Preises.
Die Karte soll unsere Heimat dem Heimischen und Fremden
ufjchließen helfen und sie ihm vertraut und lieb machen. Möge
ie, um diese Aufagabe zu erfüllen. eine weite Verbreitung finden.
Dr. Etzrodt.
Jugendring. „Der Heimatdienst“ Nre. d9/ 1o schreibt: Eine von
er Geschäftsstelle des Reichsjugendrings in Deesden herausgegebene
Broschüre gibt eine burze VDarstellung der bisherigen Tätigkeit
es Jugendringes, der heute bereits in etwa 280 Orten arbeitet.
die Jugendringe vereinigen Jugendgruppen aller Art im gemein—
amen Kampf der Jugend gegen den Schmutz und Schund auf allen
zebieten des öffentlichen Lebens. Sie bebämpfen vor allen Dingen
zchundfilm, Schundpostkarten und Schundbücher und haben in
iesem Kampf mancherlei Erfolge gehabt. So ist es an verschiedenen
ztellen gelungen, durch Boybott der die schlechte Literatur ver⸗
reitenden Buchhandlungen die Entfernung solcher Schriften aus
en Läden zu erreichen. Ebenso wenden sich die Jugendringe auf
nancherlei anderen Gebieten gegen die heute herrschenden Ansitten
nd suchen in ihrer jugendlichen Einstellung zur Lebensreform
ejundere und einfachere Formen auf allen Gebieten des Lebens
urchzujeßen. Sie vereinigen in dieser Arbeit Jugendliche aller
ztaände und Parteirichtungen und leisten somit eine wesentliche
Irbeit für das Lebendigwerden einer wahren Volkbsgemeinschaft.
Venn die Jugendringe sich vor allem in ihren Anfängen von
Auswüchsen in der Art ihrer Kampfführung nicht frei gehalten
aben, so darf man doch diese Bewegung als außerordentlich
rfreulich begrüßen und in ihr ein Seichen sehen für den gesunden
Hoeist. der in weiten Kreisen der heutigen Jugend lebt. dbr. M.
VDom Ludwigstein. Wer in der schönen Sommerzeit im
hessenlande wandern will, vergesse unser herrliches Werratal mit
einen Burgen nicht, zumal den Ludwigstein, den jedes Hessenkind
esehen haben sollte. Die wandernde Jugend haͤt sich das hohe,
ber schwer erreichbare Siel gesetzt, Burg Ludwigstein als Wander⸗
ogelhort auf · und auszubauen. Es gilt nicht nur, dem drohenden
berfall Einhalt zu tun, sondern auch den begonnenen Ausbau zu
ollenden. Ehrenpflicht eines jeden Natur- und Volksfreundes sei
s, durch Besuch der Burg und Entrichtung eines Bauschillings
Boi mifzuhelfen. —
eren, Konrad Beenecker-Melsungen, unter besonderer Mitarbeit von: Kreisschulrat Schwalm- Siegenhain und —— H. Ru —D
lle Heimatfreunde sind als Mitarbeiter willklommen. — Berantwortlicher Schriftleiter aul Wolcee-Melsungen. — Hlie Zuschrijten an die „Heimat⸗Schollen“ sind an
die Scheiftleitung in Melsungen richten, Sahlungen auf Postscheckkonto, A. Bernecker, Franbfurt a. M. Toss. Unberwertete Manuskripte werden nur auf Verlangen zurũdt,
aesandt. Dar Nachdruck aller Ärbeiten mit Namenszeichnung ist nur nach Übereinbunft mit dem Herausgeber gestattet. — Dreuck und Verlag: A. Bererneckere in Melsungen.