„eimat-Schollen
Slätter zur Pflege hessischer Art. Geschichte und Heimatbkunst
Die Heimat Schollen werden den Kreisblattern in Homberg. Messungen, Kotenb —D in —.
Ar 6 1022 373 2.Jahrgano
Hessische Köpfe 0
Alfred SGock.
Wie paradox auch immer sie erscheint, so gang und gäbe
ist sie auch: die Tatsache nämlich, daß ein Dichter außerhalb
der Landschaft, deren Wesen und Bewohner er in seinen
Werbken schildert, stärkeren Widerhall findet als in der Heimat
selbst. Als Alfred Bock, der die Bergdörfer und Kleinstädte
Oberhessens und ihre Bevölkerung wie bein anderer vor
ihm als Erzähler gespiegelt hat, sechzig Jahre alt wurde,
konnte er feststellen, daß sein Schaffen nicht umsonst gewesen
ist, daß ein beträchtlicher Leserkreis um ihn sich gesammelt
hat und ihm in treuer Derehrung huldigt. Aber er wird
sich andererseits nicht verhehlt haben, daß gerade diejenigen,
deren Leben und Treiben, Leiden und Freuden Anregung
und Inhalt seiner Erzählungen ausmachen, seine hessischen
Landsleute im allgemeinen und die Oberhessen im besonderen,
einem Wirben gleichgültiger gegenüberstehen, als recht und
dillig ist, und sich, in dieser Beziehung wenigstens, von dem
übrigen Deutschland beschämen lassen. Und zweifellos zu
hrem eigenen Schaden; denn die Geschichten und Komane
BSocks gehören nicht zu den schwerer zugänglichen Werken
der neuzeitlichen Literatur, sondern sie bieten sich dem Leser
nit einer hellen und leicht einzusehenden Offenheit dar und
assen beinen unerquickt und unbereichert von dannen ziehen.
Es ist ũübrigens nicht schwer, die Geundlage dieser Wirkung
zu Lennzeichnen. Denn die Erzählungen Bocks beschränken
ich, dem Inhalt nach, nicht nur auf das Dorf und die Kleinstadt
des oberhessischen Hügellandes, nicht nur auf die Bauern und
Bürger, die dort ihr enges Leben führen, sondern auch hinsichtlich
der Probleme, die den Dichter zur Darstellung dieses
Don Will Scheller.
debens reizen, auf bestimmte Kreise. Drei vor allem sind
s, die ihm immer wieder Anlaß zu erzählerijcher Betätigung
jeben. Sunächst ist es die unglückliche Liebe oder Ehe,
ie beispielsweije in „Die Pflastermeisterin“ sowohl wie
1 „Der Kuppelhof“ behandelt wird. Den erstgenannten
doman bezeichnete Paul Heyse als „ein wahres Kabinettstück
hter, feiner und derber Erzählungskunst, ergreifend bis ans
tzte Wort“; während nun der Dichter in diesen Romanen der
ragödie freien Lauf läßt, gelingt es ihm in „Grete
jillunger“, das Tragische des Problems zu überwinden
nd der Heldin nach mancher schweren Schicksalsprüfung
en Weg zum Glück aufzuschließen. In „Der Flurschütz“
hiederum wird das ganze Geschehen mit wuchtiger Knapp-
eit einem düsteren Ende zugeführt. Fernerhin fesseln den
dichter die religiösen Kämpfe, die sich innerhalb der
hangelischen Glaubensgemeinschaft im Lauf der Seiten
emehrt und besonders innerhalb des grüblerisch veranlagten
essischen Volksstammes zur Bildung unzähliger Sebten geführt
aben, da es der Kirche auf die Dauer nicht gelang, die
zesamtheit der Glaubensgenossen unter ihrer Autoritfät zu
alten.
Diese besonders neuzeitliche Problematik jpielt in manche
ẽrzählung Bocks hinein und ist in „Die leere Kirche“
usschließlich und mit Nachdruck behandelt worden, wenn
uch ohne eine entschiedene Antwort auf die schwebende
frage zu finden. Endlich sind es die sozialen Gegen—
ãtze, welche diesem Dichter Gelegenheit schaffen, das Dasein
einer hesjsischen Stammesgenossen mit starken Farben abzu—
ilden. Namentlich sind es die Komane „Die Pariser“
ind „Die Oberwälder“, in denen er schildert, mit welcher
zähigkeit die aus den Suständen gesellschaftlicher Gärung