Full text: Heimatschollen 1921-1925 (1. Jahrgang - 5. Jahrgang, 1921-1925)

die ausigen Felswände bonnte der Mann leicht zerschmettert 
werden. 
Endlich kam die Tonne mit dem bühnen Taucher wieder ans 
Tageslicht, derselbe hatte die Katze glücklich im Arme, sah aber 
wie eine Leiche aus und erblärte, für alle Schätze der Welt ginge 
er nicht noch einmal da herunter; außer allem Grausigen, was der 
Lühne Held berichtete, meinte er auch, es wäre briminalisch Lalt 
da gewesen, auch hätte er nur schwer atmen kbönnen. Nachdem 
der brave Gerhard seine Belohnung in Empfang genommen, wurde 
er sofort von dem Wachdienst entbunden, und dauerte es mehrere 
Tage, bis er sich von den ausgestandenen Angsten wieder erholte.“ 
An Namen von Brunnenwärctern ließen sich noch folgende fest— 
tellen: Paul Horst 1684 und 1086, Joh. Hch. Biermann 16098 bis 
1732, wo er am 12. 2. im Alter von 82 Jahren starb, Joh. Kudolph 
1134, Mathias Noebitz, Brunnenmeister auf Kgl. und Hochfürstl. 
Burghauß Sp., “ 20. 1. 1746, alt 15 Jahre 1J Tage, Joh. Diedrich 
1753 bis 1172, 3 Gg. Diel, F 12. 12. 1184, Dalentin Welcher 
17185 bis 1810, Hch. Wasmuth 1814 bis 84, Joh. Hartung 1885 bis 
18614. Sein Nachfolger wurde in dem Amt des Pfoörtners oder 
Torschließers, das die Brunnenwärter gleichzeitig mit zu versehen 
hatten. der Gefangenenwärter VDalentin Schäfer. 
»einrich von Hessen einen Landfrieden. (Würzb. Archiv, Ingr. V 
ol. 800.) 1370 findet wieder eine Vereinigung zwischen den beider⸗ 
zitigen Landesherren statt. (Kopp, l. c.) Jetzt treten auch 
enachbarte Fürsten dem Bunde bei. Am 12. März 1385 ver⸗ 
ünden sich Erzbischof Adolf, Herzog Otto von Braunschweig, 
ie Grafen von Waldeck und Siegenhain und viele Ritter und 
dnappen. Sur Leitung der Geschäfte sollen der Erzbischof drei, 
as Land Westfalen drei, das Land zu Sachsen drei und die Lande 
u Hessen und in der Buchenau drei Abgeordnete wählen, „und 
hann die geborne also alle zusamen ryden wurden, daz solde 
ꝛjcheen gein friczlar“. (Ludendorf, Braunschw. Urkb. VI p. 123.) 
393 traten dem Bunde die Bischöfe von Paderborn, der Land- 
vaf Balthasar von Thüringen und Markgraf zu Meißen, sowie 
andgraf Hermann von Hessen bei. (1. St. Jur. Ne. 120.) Datum 
Usfeld 1395, den 25. März, machen Erzbischof Konrad von Mainz, 
?rzbijchof Friedrich von Cöln, Bischof Johann von Paderborn, 
?andgraf Balthasar zu Thüringen und Meißen, Landgraf Herman II. 
on Hessen und Herzeg Otto von Braunschweig Susätze zum Land- 
rieden vom 17. Februar 1393. „Auch sind wir fursten überkomen, 
baz daz wir alle jare eyns czusamen bomen sollen czu Friczlar mit 
samen uff den suntag nach mitfasten, und dazu überkomen, waz 
ucze gut sie czu dem fride. Wer auch mit den fursten rydet czu 
em tage oder mit den iren, die sie darczu schicken von irerwegen, 
ie jollen sicher und jelig sin uz und heim ane geverde vor allen 
en, die in dießem fride sein.“ (Cod. dipl. Sax. Abt. B. BandJ 
re. 515.) 1398 wurden den Bestimmungen zu Freitzlar noch weitere 
iber den Schutz der Hospitäler, der Erntefuhrwerke, der Arbeiten 
n den Mergelgruben „und alle wilde pherde, da midde man nicht 
ebyd, dy in der stird gen, man hude er oder nicht“ getroffen. 
1. St. Jur. Mr. 162, auch Invent. des Franbkf. Stadtarchivs.) 
401 ritten die Schiedsleute noch nach Fritzlar. In der KRechnung 
er Stadt Hildesheim 1401 heißt es: „De hovetman verdan do he 
2den was van unses herrn weghen an deo lantrichtere to Frisler“ 
Doebner, Urkb. der Stadt Hildesheim 5. Bd.). 1405 wurde es 
bermals erneuert (Kopp, l. c.). Desgl. 1409 (Schannat, Samml. 
qw. p. 11) und 1428 (Schminke, Mon. Hass.) Dann verliert * sich. 
ux. 
Anmerkung der Schriftleitung: Der Verfasser bereitet die Herausgabe 
eines Buches „Spangenberg Schloß und Stadt“ vor, dem dieser dankenswerte 
Beitrag entnommen ist. Hoffentlich tragen diese Seilen dazu bei, dem Spangenberg 
erhöhtes Interesse entgegenzubringen. Wer den Spangenbera in seinen einzelnen 
Baustilen, seiner Geschichte, in seiner architektonischen Bedeutung als Burg, Jagd- 
chloß, Festung und Staatsgefängnis als eine Verbörperung eines großen Teiles 
hejsischer Geschichte Lennen lernen will, dem sei sein Buch warm empfohlen. Vor- 
befiellungen sind an den Heimatschollen-Oerlag. A. Bernecker, Melsungen, zu richten. 
Das Landfriedensgericht. 
Um den fortwährenden Räubereien, Wegelagerungen und 
Plünderungen, Gewalktätigkeiten usw., die zu einer wahren Land- 
zlage geworden waren, ein Ende zu machen, traten eine Anzahl 
Fürsten zu Bündnissen zusammen, welche den Sweck hatten, diejse 
Ausschreitungen zu unkerdrücken und vorkommende Streitigkeiten 
durch Landrichter zu schlichten. So schlossen Erzbischof Gerlach 
und Landgraf Heinrich J. 1254 einen solchen Landfrieden. (Kopp, 
Hesj. Gerichtsverf. JI.. Ihre Landrichter traten z. B. 1266, den 
3. Mai in Feitzlar zusammen, um Meinungsverschiedenheiten zu 
jchlichten. (Kopp, Hist. Nachr. derer v. Itter p. 181.) 12712 wird 
dieser Landfrieden neuerdings beschworen. (Allgem. Keichsarchiv 
Muͤnchen.) 1215 entschieden zu Fritzlar Albert von Wallenstein 
und Widukind von Holzheim als executores pacis et treugarum 
der hassiam über die Mühle zu Vorschütz. (Falkenhainer Manu- 
sbript 1 84.) Nachdem auch nochmals 1218 bei Fritzlar zwischen 
Erzbischof und Landgrafen neue Vereinbarungen getroffen waren, 
(Allg. Keichsarch. München), traten 1208, weil die Verhältnisse 
inzwischen wieder unerträglich geworden waren, die Städte Fritzlar, 
Naumburg, Hofgeismar, Wolfhagen, Warburg, Warsberg und 
Höxter ʒu einem Sandfriedensbunde zusammen. (Westf. Urb. V, 1044.) 
7. Obtober 1361 verabredeten Erzbischof Gerlach und Landgraf 
Eckehardus von Momberq. 
Er entstammte einer Ministerialenfamilie, welche in dem uralten 
Narbdorfe „Muomosberg apud tiliam“ ihren Sitz hatte — und im 
4. Jahrhundert ausstarb. Obiger Eckehard war schon 1241 Rural- 
eban zu Amöneburg und gehörte zu denjenigen, welche dem 
)apste über die Wunder am Grabe der Landgeäfin Elijsabeth 
Zericht erstatteten (Guden, cod. dipl. J. und Wyß, Urb. I). 1248 wurde 
r Propst und Archidiabon des St. Petersstiftes in Fritzlar. Propst 
ẽchehard führte im Verein mit Konrad v. Elben und Werner 
. Löwenstein im Auftrage des Markgrafen Heinrich v. Meißen 
ie vormundschaftliche Regierung für den minderjährigen Heinrich 
». Brabant, das Kind von Hessen (Kopp, Hess. Gerichtsverf. J. 
». 121). Er starb in Fritzlar am 12. Dezember 1258 Kaleuc, dun) 
ux. 
⸗ 
Auf Heimatwegen. 
Die Dorfstraße. 
VDon Werner Sunbel, Marburg. 
Ein dichter Blättermantel hüllte die breite, auf die alte Linde 
blichende Front meines Daterhauses fast ganz ein; besonders dicht 
war das Geranbe um die schlichte Holzveranda, von der aus ich 
gern die wechselnden Bilder der Dorfstraße betrachtete. Im Früh— 
ling und Sommer war es da am schönsten. Noch frisch und unbestaubt 
grünten wilder Wein und Waldrebe, der Hopfen schlang sich mit 
jeinen Blumenglöckchen dazwischen, Jasmin und dunkler Flieder 
dufteten um die Wette. Im Hochsommer allerdings wurde es 
mittags unter dem Sinkblechdach jo warm wie in den Bleikammern 
Denedigs; deshalb war um diese Seit der Aufenthalt hier in den 
Abendstunden angenehmer,. wenn die Nachtfalter lichtgierig um die 
rotweiße, mit dem Wappenbild des Hessenlöwens geschmückte Ampel 
flatterten und die Dorflinde ihren süßen Blütenduft den linden 
Nachtwind zu uns hinübertragen ließ. 
Der hohle Lindenbaum stand unserm Haus gerade gegenüber, 
inmitten des Dorfes, nicht weit von der Dorfkirche, auf deren 
Turmspitze die Stare flöteten. Kingsum die einfachen Wohnungen 
der Bergleute mit Scheune, Hof und Stallung, die Gehöfte der 
wohlhabenden Pferdebauern, die für uns Kinder unheimlich dunkble 
Schmiede mit dem schwarzen Mann am sprühenden Feuer, das 
„Kaufhaus“ des Krämers mit den gelben Außenwänden, deren 
Farbe mir deshalb besonders mißfiel, weil sie mich an unser ebenso 
ingetünchtes Gymnasium erinnerte, dann am Dorfausgang die 
Hastwirtschaft mit der ‚Tränke“, wo die Fuhrwerbe rasteten, Kutscher 
ind Rosse kranken. Am Brunnen wohnten noch ein Küjfer, ein 
Zauer und eine Bergmannswitwe, deren hellblonder Tochter mit 
rem feingeschnittenen Gesicht und ihrem ruhigen, fleißigen Wesen 
ial meine jtille Liebe galt. Wir gingen zusammen in die Konfir- 
landenstunde meines Vaters, sonst jah ich sie, wenn sie zur Schule 
der mit ihrer Mutter aufs Feld ging. Beim Verlassen meines 
daterhauses und der Heimat begegnete sie mir noch einmal am 
ebligen Obtobermorgen. Als ich nach Jahren auf weiter Fuß- 
panderung mal wieder in mein Heimatdörschen kam, traf und 
rkannte ich sie wieder, und ihr Mann, ein Schuhmacher, der mir 
inen invaliden Wanderschuh flickte, jagte mir dann, seine Anne- 
athrin hätte in mir neulich gieich „Pfarrich' Werner“, ihren „Schul⸗ 
ameraden“ wiedererkannt. Wenn jetzt in meiner Erinnerung die 
dorfstraße der Heimat wieder lebendig wird, dann gehört zu deren 
Zild auch das blauäugige Mädchen, wie es, dreizehnjährig, mit 
Züchern zur Schule oder mit Rechen, Sichel und Kötze zur Feld- 
rbeit geht. — 
Bei der Linde stand ein Brunnen. an dem sich die Nachbarinnen 
u einem oft lange ausgedehnten „Schwätzchen“ trafen und die 
euen Dorfereignisse besprachen, aber das nur in der warmen Jahres- 
eit; denn im Winter war es hier sehr zugig und die Leitung
	        
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