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Auf Heimatwegen.
Auf dem Wosenberg.
WMenn der Frühling in seine Fanfaren stößt
Und das uh aus Todesbanden erlöst,
Erblühen Dornbusch und Weide.
Zum Gipfel herauf winkt grüne Saat,
Die Wiesen prangen im Hochzeitsstaat.
Du stehst, o braune Heide.
Im Aschenbrödelbkleide!
Es ragen viele auf zwischen Eder und Werra, vom Main bis
zur grünen Diemel, aber einer ist mir lieb vor allen: der Wosenberg.
Es raunt beine schaurige Mär um seinen Gipfel. Er läßt bein
issiges Gemäuer aus bampfbrüllender Vorzeit drohend ins Land ragen.
So wie er dasteht, grau und Lahl, reckt er jeit Jahrtausenden
eine welligen Flanken heraus aus dem flacheren Umland.
Schaut man vom Edertal herüber, so übergipfelt er all seine
ßSergbrüder. Den Wand'rer, der die Kasseler Straße durch den
ffzegrund zieht, entzückt immer wieder die wunderpoll geschwungene
dõhenlinie.
Ich steige gern hinauf, wenn all seine Dornen Kosen tragen
ind das schwellende Sommergrün der Wälder den Einsamen
chmeichelnd umdrängt.
Mich lockt der graue Berg an gütigklaren Spätherbsttagen,
venn Nebel wie ein vielzipfliger See unsere Tale schimmernd er⸗
üllt, daraus fremd und seltsam groß die verfrauten Bergluppen
agen.
Schön ist er noch im Winter, wenn Sonne über seine ver⸗
schneiten Hänge glastet, und der Kauhreif duftiges Gerank um
eine kahlen Vornen spinnt.
Doch wenn der Hexrbst ins Hifthorn stößt
And Feld und Wiese schauern entblößt,
Kahl starren Dorn und Weide.
Dann bommst du, holdes Märchenkind,
Und träumst, wer dich wohl liebgewinnt,
Im blütenroten Kleide,
Du schöne, stille Heide! H. Ruppel.
Ich liebe diese braunen heideumwucherten Basaltkuppen.
UAeberall im Hessenland lassen sie ihren Durgklort blingen
in die weiche Verträumtheit seiner unendlich janftgeschwungenen
Waldhöhen.
„Am ihrer Herbheit willen liebe ich sie. Ich liebe sie auch,
weil von ihnen allerorten der BSlick so weit und unbeengt ins Land
schweifen kann.
Aber einmal im Jahr legt der
Düsterernste ein leuchtendes Feier
leid an aus lauter blühender Heide.
Dann ist es selig, da oben im roten
Slust zu liegen, dem Summen der
Immen zu lauschen und ins Blaue
zu dämmern, bis alles Denken ver—
sinkt und die Seele in Traumweiten
entschwebt, ruhevoll wie der breisende
Habicht über die.
Mensch, der du in stickiger Stube
kagaus tagein dein Handwerk jchaffst,
du Landmann, der du immer im Tale
hinterm Pfluge gehst, steige doch ein⸗
mal, einmal nur im Jahr zu den
Bergen auf!
Komm herauf am ersten hellen
Frühlingstag, laß den jungen Wind
dir ums Haupt wehen und dein Auge
ichweifen in die goldgeschwängerten
Tale, wo Gespanne wie erdentwachsen
durch braune Brache ziehn und krinbe
die Fernen, wo blaue Wälderwogen
in endloser Folge heranbranden.
Dann fühle, wie froh und frei es
macht, nur den Himmel über sich zu
haben und das Lied der Lerchen.
Komm, wenn seine Heide blüht
oder später noch im Jahr, grüũße
das weite Hessenland und nimm dir
heimkehrend eine Hand voll blühen
der Heide mit für den Winter, eine Srust voll Bergluft für die
dumpfe Enge deiner Kammern und Herz und NAugeé ranoͤgefüllt
pon deiner Heimat Schöne. Adolf Häger.
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VDom Pulsschlag der Heimat.
Kuine Wallenstein im Efszetal.
Foderzeichnung von J. Schulz.
Ich liebe diese Berge, weil sie dem Himmel näher beingen, —
mag er mit grauen Woskenkühen ihren felsigen First pflügen oder
ehnsuchtshoch die blaue Kuppel wölben.
Hewblirmes.
Kulturbild von J. H. Schwalm.
In Quellhausen vor Schwalms Wietschaft hält der Bierwagen.
Darauf liegen so ein Dutzend Hundertliterfässer, die, gefüllt mit
ordinärem Bier, heutemorgen in kühler Allerherergottsfrühe ihre
Keisje ins Land angetreten haben.
Fünf davon sind Schwälms hohe steinerne Treppe hinauf in
die große Wirtsstube gewärjelt worden. Dort thronen sie nun
je eins auf zwei Stühlen. Ber Holzpfropfen, der wie ein Nabes
auf ihrem Bauch sitzt, ist heraus geklopfi. Dabei fal's jedesmal
einen Knall, als wenn ein Pistol losgeschossen worden wäre. Aus
dem Spundloch aber quillt hurtig schneeweißer Schaum hervor,
macht einen Katzenbuckel und reitet dann heisa auf dem Bächlein
mitabfließenden Bieres geräuschlos in die Tiefe der Holzmulde,
die zwischen den Stäühlen steht.
) Hewbiemes, Wortjspiol mit Hebebirmes: die Feier bei dem Ausstellen eines
Hauses
Das geschieht anfangs in kleinen Swischenräumen und geht
o geschwind, wie man davon spricht. Nach und nach verlängern
sich aber die Pausen zwijchen dem Aufkrotzen und dem Abfließen.
zZuletzt schiebt sich nur noch träge eine trübe Brühe aus den
chmierig gewordenen Mäulern der Fässer. Der erste Sturm der
Segeisterung ist vorbei, es muß bünstlich nachgeholfen, es muß mit
Sier aufgefuüllt werden, wie bei jedem menschlichen Bierbauche auch.
Drei Tage gärt das so.
In der Seit hat sich eine große Vollbsversammlung von Töpfen
im die Fässer zusammengefunden, große und bleine, rote Sozis
ind blaue Konservative, schwarze Zontrumsleute und gelbe, grüne,
armosinrote Liberale; neben blechernen Gesellen und Arbeitsleuten
n irdenem Kleide stehen noble Herrschaften in porzellanernem
Sewande, feingliederige Städter neben grobknochigen Bauern.
Und jeder trägt seinen Lohn tief im Innern wie ein guter
Mensch den seinen für die paar Edelkaten seines Lebens: Silber·
zroschen und Sechser, Dreier und Sweier und Eier und jogar hin
ind wieder einen jungen — Käse.