durch eine Eidesleistung von dem Verdachte zu reinigen suchte.
Tatsächlich lag auch für den Erzbischof nicht der geringste Anlaß
bor für eine solch ruchlose Tat, zumal der Herzog von Braunschweig
als Bewerber für den Kaiserthron, den der Mainzer einem anderen
zugedacht hatte, gar nicht in Betracht gekommen ist. — Das Denkmal
ist offenbar ein Sühnekreuz. Wer es gesetzt hat, und wann das
geschehen, ist bis heute nicht bekannt. Einige behaupten, Herzog
Heinrich, der Bruder des Erschlagenen, habe das fertige Denkmal
hierher geschafft und — vielleicht aus Furcht vor
Mainz — unter dem Schutze der Nacht aufrichten
lassen. Sicher ist das Errichten aber bald nach
der Tat geschehen; die rätselhaften Buchstaben-
formen am Denbmal gleichen nämlich denen
an einem Bau in Großenenglis aus 1415. Die
Inschrift selbst hat noch Lein Mensch glaub—
würdig entziffert. Es sind wahrscheinlich gotische
Minusbeln (Kleinbuchstaben). Vielleicht hat man
auch eine für die Allgemeinheit nicht lesbare
Schrift gewählt, um bestimmte Personen in der
Achtung des Vollkes nicht herabzusetzen. Einige
wollten einen lateinischen Vers wiederfinden,
dejsjen Anfangszeichen Fre. De. Ri. Cus. lauten
—A
Chr. Gebort MCCC am Pyngstabend wort der
Hochgebohrene Fürst Herr Friedrich Herzog
zu Brunschwig und Lüneburg erschlagen. Des
Seele ruhe in Frieden.“ Einen Teil dieser
Worte will Schminke noch gesehen haben
Pfarrer Sülch, der 17139 —42 die Buchstaben
zu entziffern suchte und ũber seine, regen Fleiß
bezeugende Tätigbeit eine Arbeit schrieb, die
er dem Landgrafen Wilhelm VIII. (1.7330 - 60)
zuschickte, Lommt zu dem Ergebnis, daß die
lateinijche Injchrift lauter abgekürzte Wörter
wãren, teilweise durcheinander geworfen, teil-
weise rückwärts zu lesen, dem Inhalte nach
nur dem Herzog von Braunschweig und dem da—
maligen Landgrafen von Hessen bekannt. Sur Seit
des Landgrafen Carl (160111130) lag das Kreuz bereits umgestürzt.
Der genannte Fürst ließ es wieder aufstellen und mit einem hoölzernen
Zaune umgeben. Von den Steinarmen sind — namentlich von gläubigen
Katholiken — Stückchen abgeschlagen worden, die eingefaßt als
Amulett getragen wurden. Vielleicht sind auch von dem Querstein
an jedem Ende Stücke abgehauen worden, um den Namen zu
verwischen. Von dem Kreuze ging die Legende, daß die Teile
desselben von einer geheimen Kraft zusammengehalten würden.
Vorbeifahrende Lũtticher Fuhrleute, die es daraufhin prüfen wollten,
wackelten, um die Wette ihre Kräfte messend, solänge daran herum,
bis es glũcklich umlag. Die verborgene Kraft bestand in nichts anderem
als in Holzpflöcken, die in die Löcher fassend die drei Teile zusammen-
gehalten hatten. Landgraf Friedrich II. richtete das Denkmal wieder
auf und umgab es mit einem eisernen Gitter C. Divpel.
Schwarzenborn⸗
Don Wilh. Neuhaus, Hersfeld
GSchluß.)
Seinen NVamen hat der Ort von dem sogenannten Teufelsborn,
der in der Nähe auf den Wiesen entjpringt und ihm das Trink—
wasser zuführt. Er wird auch der „schwarze Born“ genannt, weil
er aus Basaltboden Lommt, im Gegensatz zu dem „weißen Born“,
der auf Kalkboden zu finden ist.
Aber die älteste Geschichte des Ortes lassen uns die Urkunden
im Stich. Als er im 12. Jahrhundert sicher bezeugt wird, befindet
er sich im Besitz der Grafen von Siegenhain, die als Schirmherren
des filldischen Gerichts Oberaula, zu dem Schwarzenborn gehörte,
sich hier festgejetzt hatten. Sie haben für den Ort eiwa im 13. Jahr
hundert, als es üblich wurde, daß jeder Herr sein Gebiet durch
eine Feste sicherte, das Stadtprivileg erwirkt, ihn mit Mauern
umgeben und darin eine Burg erbaut. Im Anfang des 14. Jahr-
hunderts ist Stadt und Burg sicher vorhanden, 1329 wird sie als
„oppidum in Swarzenburne“ ausdrũcklich genannt, die damals schon
eine eigene Pfarrbirche hatte. Nach dem Aussterben der Siegen-
hainer (1450) kLam es an Hessen. Der letzte Siegenhainer war
Graf Johann II. der Starbe, er hatte Schloß und Städt Siegen-
hain, den Soll zu Treysa und Schloß und Stadt Schwarzenborn
sjeiner Gemahlin als Witwensitz und Einnahmequelle ausgesetzt.
Dem Städtchen ist bein heiteres Los zugefallen, denn selten
berichtet die Geschichte von ihn, ohne von fürchtbarem Brand und
ichwerer Feindesnot erzählen zu müssen. Schon 1372, als der
dandgraf Hermann von Hessen, der Babkalaureus, sich mit dem
zitterbunde der Sterner, in dem die Grafen von Siegenhain eine
ihrende Rolle spielten, in den Haaren lag, sank es in Asche.
Ein Jahrhundert später blicken wir wieder auf rauchende
crümmer. Landgraf LSudwig der Friedsame hatte Hessen unter
eine beiden Söhne Ludwig III. und Heinrich III. geteilt, die aber
ucht den Ehrentitel ihres Vaters beanspruchen bonnten. Um einer
dappalie willen bLam es 14608 z3u einem Bruderbrieg, und da in
dieser „guten“ alten Seit bei jedem Fürsten und
Kitter der Spruch: „Wie du mir, so ich dir!“
uinsichtbar im Wappen stand, so meinte Ludwig,
als Heinrich ihm seine Stadt Borben erobert und
Jeplündert hatte, nichts besseres tun zu Lönnen,
ils nun seines Bruders getreues Schwarzenborn
zründlich heimzusuchen und niederzubrennen.
Denn am eigenen Leibe pflegte man obigen
Spruch nicht auszufechten. Seit jener Seit lag
die Burg in Schutt und Scherben, sie ist auch
richt wieder aufgebaut worden.
Als Philipp der Großmütige aus der
itteren Gefangenschaft Kaiser Karls V. in sein
Land zurückkehrte, schenbte er, der — wie schon
zesjagt — eine so gute Meinung von seinen
Schwarzenbörnern hatte, ihnen die Ruinen
amt dem Platze. Diese wußten nichts Besseres
damit anzufangen, als sich dorthin ein Rathaus
zu erbauen, wenn schließlich auch das Städtchen
von einer Stube aus zu regieren gewesen wäre.
Man war nun einmal Stadt, und noblesse oblige!
Den anderen Städten wollte man nicht nach—
tehen. Daß man die Fenster vergessen habe
und das fehlende Licht in Säcken habe herein-
tragen wollen, ist natürlich eine böswillige
Erfindung mißgünstiger Nachbarschaft. Aber
viel Glück hat man mit dem Rathaus nicht
gehabt. Der dreißigjährige Krieg fand mit
ODerwũstung und Brandschatzung seinen Weg
auch in diese weltabgeschiedene Gegend. 1036
varen von den 86 Häusern, die damals der Ort zählte, 48 wüst,
). h. unbewohnt, ausgebrannt oder eingestürzt, auch Rathaus und
—An
oll außer glimmenden Feuerstätten und jammernden Menschen
ichts übrig geblieben sein.
Ja, zu der Winters- und Hungersnot hat als dritter im Bunde
ich oft die Feuersnot gejellt, aber stärker als alle drei war bei
en Schwarzenbörnern die Liebe zu ihrer Heimat. Wie manche
Ortjchaft, die früher auf dieser rauhen Hochfläche lag, ist verjschwunden,
o verschwunden, daß nur noch ihr Name in alten Urkunden von
he übrig bliebl Da sind Eckenrod und Hornsbach nach Friedige-
ode zu, da ist Eppenhain ! Stunde westlich und Heucheln-
»eim “ Stunde östlich von Schwarzenborn, und nördlich von ihm
5chlufft, das schon 1419 wüst war, ferner Hunigerod zwischen
dem Wilsberg und dem Dorfe Salzberg, das schon 182 urbkundlich
ꝛrwähnt wird und noch 600 Jahre später vorhanden ist: Sie alle
ind den drei Nöten unterlegen, aber die Schwarzenbörner wanbten
ind wichen nicht von ihrer angestammten Scholle, und immer wieder
rstand das Städtlein mit Hilfe des nahen Waldes aus der Asche,
mmer wieder bämpften trutßzige Herzen und sehnige Arme gegen
Vind und Wetter um des Lebens Nahrung und Notdurft.
Daß man sich aber, gewitzigt durch die vielen Heimsuchungen,
egen Feuersgefahr wohl wappnete, zumal man bei der abgelegenen
dage in dieser Beziehung auf sich selbst angewiesen, ist begreiflich.
5o entstand nicht nur der große Feuerteich oberhalb des Ortes,
uch in der Stadt selbst baute man große Wasserkümpe, und in bezug
luf das Spritzenwesen hielt man sich stets auf der Höhe. Mit
ztolz führte man hohen BSesuchern die Löscheinrichtungen vor.
Allerdings einmal, wie man erzählt, in recht drastischer Weise.
)a hatte Landgraf Wilhelm IX. — sogar das Jahr wird angegeben —
I81 den Weg zu seinen Landeskindern von Schwarzenborn gefunden,
ie sicherlich über allzuhäufigen Besuch ihrer Fürsten nicht zu blagen
ehabt haben und deshalb die seltene Ehre mit einem hochfeierlichen
zmpfang vergalten. Aber so ein mehrstündiger Ritt den Berg
inauf ist recht beschwerlich, und Wilhelms Sinn stand weniger
ach feierlichen Ansprachen und ehrenjungfräulichen Blumensträußen
ils nach einem füchtigen Trunk. Wenn er nun schlichtweg nach
inem Glas Wasser oder Wein verlangt hätte, so wäre ihm wohl
as rechte geworden, so aber erbat er „eine Erfrischung“. Die
chwarzenbörner sahen sich verwundert an, das Wort war in ihrem
sprachschatze nicht vorhanden. Man riet hin und her, schließlich
ing ihnen ein Licht auf. Rasch fuhr ihre Feuerwehr, die wohl
hon beim Empfande paoraodiorfe. an. ein poar kräftige Pumpen-
Kaiserbreuz bei Kleinenglis.
Photographie von C. Dippel.