auch Neustadt und lag 14 Tage davor; aber die Stadt wehrte sich
apfer, und so sehr der Landgraf sich auch anstrengte, bonnte er
hrer doch nicht Herr werden.
Da eilte der Landgraf Ludwig von Niederhessen herbei und
vermittelte zur LRerhütung weiteren Slutvergießens zwijchen Heinrich
ind der Stadt folgenden Vergleich: „.... Blobt der genannt
Herr Diether von Isenburg ein Bischof zu Menße, alsdan sollen
sich die von der Nuwenstat an unsern lieben Bruder obgenant nach
lute jyner Derschrybunge halten, ime gewarten und gehorsam sin.
Vere es aber, daß der Erwirdigste in Gott Datter Herr Adollfe.
Erwelter und Bestettigter zu Mentze und Kur—
fürst, ein Bischof zu Menzß blybet, so sollen die
»bengenanten von der Nuwenstat unserm lieben
Bruder und sinen Erben alle Jahre soviel
geben und ane Intragk reichen als der Gefelle
»om Sehnten und anders ist, die ein Stift zu
Mentze in irer Statt fallende hait, bis so lang,
daß sin Liebe die obgenanten vier tusend Gulden
ißgoricht und bezalt werden. Und die genanten
»on der Nuwenstat haben daruf uns Landgrafen
Ludwigk Eyde und Gelobte getan, sich an uns
bis zur Bezalung der vier fusend Gulden zu
halten und damit zu gewarten, die zyt wir sie
und auch unser lieber Bruder in unserm Schutz,
Schirmen und Vertheiding haben und geloben,
sie glich andern den unsern zu vertheidingen,
doch dem Stijte zu Menßtze an aller syner
Gerechtigkeit unschedelige ohne Gewerde. ...
Und heruf sollen alle Scheden, Unwillen und
Derdacht, so sich von beiden Teylen in den
Dingen begeben ..... ganze by- und abgetan
und alle Gefangene von beyden Teylen uf
eind alte Urphede (VOerzicht auf Kache), auch
alle Atzunge, Schatzunge und ungeben Gelt
ledig und los sein .. Es sollen auch alle die
enen, die itzund in diesem Kriege von dem
genanten unserm Herrn und Neffen von Mentze herußgeschicket
sin, sicher . .. widder in ire Gewarsame ziehen und rhden.
Geben im Felde vor der Nuwenstat
am Frytag Abdon und Sennen
(30. Juli)
anno millesimo quadringentesimo sexagesimo secundo“
Die Fehde endete mit der Niederlage Diethers von Ijenburg,
und Adolf von Nassau blieb Erzbischof von Mainz. Aber noch
dem Tode Adolfs gelangte Diether auf die
Empfehlung seines Vorgängers und früheren
Segners zum zweitenmale zum Erzbischof und
and auch nach einem demütigen Rechifertigungs
chreiben die päpstliche Bestätigung. Als Frie⸗
densvermittler war im Jahre 1463 Junber Hans
»on Dörnberg eingetreken, welcher vom Bischof
Adolf mit dem Schlosse Hausen, dem Gerichte
Oberaula und Breitenbach im Kreise Siegen-
»ain belehnt wurde. Nach Erwerbung des
Herzberges dicht an der alten Straße, die nach
Thüringen führt, baute er sich eine gewaltige
Feste, seinen Feinden zum Trutz und seinen
Freunden zum Schutz.
Diejes Schloß dient heute der Freiherrlich
von Dörnbergschen DVerwaltung als Amtssitz.
Auch Diether von Isenburg nahm die Hilje
des Junkers Hans von Dörnberg in Anspruch
und verpfändete ihm im Jahre 1417 das Amt
Reustadt für eine vorgeschossene Geldsumme.
Unter der Herrschaft Dörnbergs brach für
die Stadt Neustadt die Epoche einer besseren
Zeit an, sie war in materieller Hinsicht eine
der glücklichsten in der Geschichte unserer
an briegerischen Ereignissen so reichen Stadt
Neustadt.
—4
Auf Heimatwegen.
Khönbilder.
Von Heinrich Schweitzer, Frankfurt a. M. Niederrad.
Hier ist heiliges Land für jeden echten Hessensohn. Darum
ein Hüttlein gebaut aus grünen Sweigen und hinausgeblickt über
die weiten Hochflächen der Khön. In ihrer ganzen herben Schön—
heit liegen sie vor uns, wie sie Gott erschaffen hat. An diesen
dahlen Hochrücken hat des Menschen Hand noch wenig geändert.
Keine gepflegten Kunstwege, beine bünstlichen Wasserfälle, beine
immelanstrebenden Aussichtstürme erspäht mein Auge. Das ganze
Hebirge liegt vor mie in seiner ursprünglichen Schönheit. Selbst
ie meisten Hochflächen ohne Waldbestand. Das Ganze ist ein Bild,
ergreifend in seiner Einfachheit und doch gewaltigen Größe.
Ihr Hessensöhne, wandert in die Khön und lernt das Gebirge
lennen und lieben, das wie bein zweites zu euerer Eigenart, zu
uerer Einfalt und Natürlichkeit paßt. Fahret zu Berg, folgt
em Laufe der Fulda bis hinauf zur Wasserkuppe und gelobt hier
ben auf euerer Heimat höchstem Berge Treue euerer Heimatscholle.
III.
Hinauf zur Wasserbuppel Am heißen Mittag von Abtsroda
charf bergan, zuerst durch hellen Buchenwald und dann durch dunkle
Fichten. Nachmittags sitze ich mit noch drei Fahrtgesellen im Schutz
hause, 990 Meter über dem Meere. Mit einem Male dämmeet
es im niederen Raume. Lichter werden angezündet. Schon fließen
dicke, graue Gewitterwolken an den bleinen Fenstern des Schuß
hauses vorüber wie grünes Meerwasser an den ovalen Augen der
Ozeandampfer. Wir sitzen mitten in den Wolben.
Ein Blitz läßt uns auffahren: Donar, der jugendschöne, mit
seinem roten Barte und seinen feurigen Haaren fährt eben auf
einem mit zwei Siegenböchen bespannken Wagen über die Wasser—
uppe. Jeder fühlt die Nähe der Gottheit.
Klatschend fährt der Kegen wider die Scheiben. Doch schon
nach zehn Minuten hellt es sich auf, warme Sonne flutet wieder
durch den engen Kaum, und ich trete hinaus quf den Serg.
Welche Pracht erschließt sich da meinen Augen! Die ganze
Hochfläche der Wasserbuppe liegt vor mir im hellsten Sonnenglanze.
Und unter mir Blitz und Donner. Das Fuldatal bei Gersfeld
zin Wolbenmeerl Das brodelt und wallt und bracht und braust
da unten wie in einer wilden Schlacht. Grelle BSlitze zerreißen
das Wolbenmeer zu meinen Füßen. Und über mir der blaue
Himmel und die lachende Sonne.
Ich bleines Wenschlein inmitten all' der Größe und Majestät.
Wie groß bist du doch, Mutter Natur, und wie schwach und klein
ind wir Menschen! Wir bönnen nur bewundernd vor deiner All-
nacht stehen. Du hältst alles in deinen Händen, Donner und Bliß,
Himmel und Erde, Feuer und Wasser. NAuch uns Menschenkinder
führest du an deiner Hand. Lasse uns immer deiner Spur folgen.
üße, heilige Natur!
Das Kaiserkreuz bei Kleinenglis.
Von der Franbfurter Landstraße zweigt zwischen Holzhausen
ind Gudensberg links ein Arm ab, der, von Wabern bommend,
inter Kleinenglis wieder mit der Hauptstraße zusammentrifft. An
ieser Seitenstraße, kurz vor der Wiedervereinigung der beiden
5traßen, steht auf einer Rainhöhe unmittelbar am Wege ein
teinernes Kreuz, umgeben von einem eijernen Stabet und
eschattet von zwei mächtigen Linden. Hier wurde im Jahre 1400,
im 5. Juni, Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg, als
ꝛr von der Kaiserwahl in Frankfurt a. M. heimwärts ritt, meuchlings
iberfallen und troß tapferer Gegenwehr erschlagen, was ursprüng—
ich vielleicht nicht einmal beabsichtigt war. Ais Mörder werden
friedrich von Hertingshausen und Kunzmann von Falkbenberg
jenannt, die wieder im Auftrage des Grafen Heinrich von Waldech
yandelten. Der hatte eine alte, bisher nicht eingelöste Schuld-
orderung an den Lüneburger geerbt, die er wahrscheinlich hier —
hne vorher Fehde anzusagen — durch Gefangennahme des Herzogs
intreiben wollte. Außerdem war der Waldecher persönlich verfeindet
nit dem Führer des herzoglichen Trosses, Graf Ernst von Hohen.
tein. An Heljersheljern waren noch beteiligt von Padberg, von
öwenstein, von Hanstein und eine Anzahl Bürger der Stadt
dofgeismar. Als Anstifter zu dem Verbrechen bezeichnete der
dolksmund allgemein den Erzbischof von Mainz, obwohl er sich
IV.
Nun zu einem Orte, den jedes Hessenbind wenigstens einmal
betreten haben sollte, zur Fuldaquelle! In 15 Minuͤten sind wir
pom Schutzhause der Wasserkuppe aus dort. Hier ist das Mutter⸗
haus von Hessenlandes liebstem Strom. Schneli den Becher heraus
und das blare, frijche Heimatwasser getrunken! Und mit ihm Heimat—
siebe und Heimatsehnsucht eingesogen.
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