Herenne und Geraune in der Stadt, die Katsherren eilen mit
Körben und Schüsseln von Haus zu Haus, stecken die Köpfe zu—
ammen und laufen wieder steaßauf und jstraßab, daß ihnen der
Schweiß von den Stienen perit. Schließlich erscheint der Bürger—
meister ganz zerknirscht vor dem Landgrafen und bringt stotternd
hervor, daß sie getan hätten, was sie Lonnten, aber soviel Käse,
vie der Hoerr Landgraf gewünscht habe, hätten sie nicht zusammen-
»ringen Lönnen. Der Landgraf, der seine Leute nun schon bannte,
2rmunterte sie, das nur herbeizuschaffen, was sie gefunden hätten.
Da trugen sie sieben und eine halbe Metze Käsjse herein. Sie
atten nämlich nach Fruchtmaß gerechnet, wobei 16 Metzen auf ein
Oiertel, also 8 Meßen auf ein halbes Viertel gehen. Weil nun der
Landgraf ein halbes Viertel Käse gefordert hatte, so hatte ihnen
eine halbe Meßtze daran gefehlt.
Nun wir einmal beim Käse sind, sei auch noch die Geschichte
von der „Käsesaat“ hierhergesetzt. Die Schwarzenbörner hatten
vohl bemerkt, daß die Bäume Früchte tragen und daß, wenn man
eine solche Frucht in die Erde legt, daraus wieder ein Baum
erwãchst. „Also.“ sagten sie, „die Frucht der Kuh ist der Käje,
legt man Kaäse in die Erde, so müssen Kühe daraus entstehen.“
Wie gesagt, so getan. Man suchte sich einen guten Acker aus,
düngte ihn reichlich, riß Furchen auf, legte Käse hinein und ackerte
ie wieder zu.
Nun wartete man begierig, daß die Saat aufgehen sollte, und
alt und jung wanderte täglich nach dem Kaãseacker und sah sich die
Augen blind nach den aufbeimenden Ochsen und Kühen. Go traf
ĩe eines Tages ein Fremder, dem sie auf Befragen ihre Hoffnung
nd ihren Kummer erzählten. Der Fremde aber war ein Schalb.
ẽr ging in die Dörfer der Umgegend und kaufte überall Ochsen⸗
orner auf, die steckte er eines Rachts heimlicherweise in den Acher,
)daß die Spitzen eben herausschauten. Einige Schwarzenbörner
aren schon in aller Frühe hinausgegangen; als sie die Hörner—
itzen sahen, eilten sie spornstreichs in die noch schlummernde Stadt.
Sie sind aufgegangen, die Hörner sind schon zu sehen,“ riefen sie
urch die Gassen. Da stürzte alles aus den Betten und lief hin,
m jelbst zu sehen und zu staunen, und jchon errechneten die
uten Schwarzenbörner, welchen Gewinn man aus dem blugen Ein⸗
all ziehen werde. Aber die Höerner hoben sich nicht weiter, und
ie Gchslein blieben in der Erde, so daß endͤlich den Schwarzen⸗
rnern der Gedanke kbam, sie müßten doch wohl — — bei der
Zestellung des Achers irgend etwas vorsehen haben.
Die Schwarzenbörner tun das Seste, was sie zu solchen
Zeschichten tun bönnen, sie lachen mit. Aber nicht immer, manch⸗
nal, wenns gar zu arg getrieben wird. steigt ihnen auch die Galie
as Blut. Da wird von ihnen erzählt, sie hätten einen Balben,
er zu einem Bau benötigt wurde, nicht durch die engen Straßen
ringen bönnen, weil sie ihn quer getragen hätten, erst ein Vogel,
er mit einem Strohhalm in jsein Nestloch flog, hätte sie auf den
ßedanken gebracht, ihn doch der Lange nach zuͤ tragen. Wenn
iun heute Burschen aus anderen Orten durch Schwarzenborn
iehen und ihren Spazierstock, ekwa hinter dem KRäcken, quer durch
ie Straßen tragen, so jsollen die Schwarzenbörner das schon oft
ils eine Lecke Anspielung auf jenen Streich aufgefaßt und von
hrem Hausrecht aufs bräftigste Gebrauch gemacht haͤben.
(Fortletzung folgt.)
VDom Pulsschlag der Heimat.
Von alter hessijcher Bauerntöpferei.
Von Dr. Kellner.
iur natürlich, daß im Gegensatze zu den Gebirgsgegenden. wo
assende Holzarten die Holzschnißerei begünstigken, im AUntertland
anz besonders der Ton, der ja an vieleß Staten verbreitet vor⸗
ommt und zu den Dachziegeln wie zu den wichtigsten Gebrauchs-
egenständen das Material liefert, auch den bünstlerischen Intentionen
ient. So hat sich auch hier die Bauernbkunst in erster Linie der
hebrauchsgegenstände bemächtigt, um ihnen eine gefällige Form
der einen Schmuck zu geben, dieselben jo aus anderen heraus—
zuheben und ihnen gewisser—
maßen eine persönliche VGote
zu verleihen.
Es ist nun von hohem
Interesse zu sehen, wie sich die
»ãuerliche Kunst bielfach an—
iehnt an die —D
ind von ihr Motive, Farben.
gebung und andere Anre-
zungen empfängt, um sie dann
in der Abgeschiedenheit von
ener weiter zuũben und je nach
dem Vermögen und Geschmack
weiter zu gestalten. Vielfach
auch geht sie ũberhaupt ihre
ꝛigenen Wege.
Auch in der Töpferei, wie
ĩe sich fernab den eigentlichen
Kunststätten entwickelte, lassen
ich diese Einflusse und Ab—
hängigkeitsverhaltnisse ver⸗
olgen. Aber wie ũberall, so ist
auch hier die eigentliche bãuer
liche Kunst geschwunden. Die
aroßen beramischen Anstalten
und Emaillefabriken haben mit
hrem Massenbetrieb alle jene
leinen bunstliebenden Töpfer
meister erdrückt. Mag man
im Ost oder West, im Süd
oder Nord unseres Vater—
landes ländliche Jahrmärbte
besuchen, ũüberall wird man
die Massen von Geschirr-
angeboten finden, deren fabrik⸗
näßige Herstellung sich in der ermüdenden Gleichförmigkeit und in den
chablonierten Verzierungen qusspricht. Es sind nur ganz wenige
Segenden, wo bodenständige Bekriebe mit bünstlerischen Neigungen
m Schmuck der Farbe oder der Formgebung sich erhalten haben.
Was die alten Töpfereiwaren betrifft, wie sie ehedem im Laufe
des Jahres auf großen Wagen von Ort zu Get feilgeboten wurden.
Neben der Freude an den herrlichen Blüten des modernen
Kunstgewerbes laͤßt sich in den letzten Jahrzehnten auch ein stetig
zunehmendes Interesse wahrnehmen an den Erzeugnissen der nur
in einzelnen, dem Verbehr mehr oder weniger entrüctien Gogenden
noch blühenden, sonst aber und
zumal bei uns fast gänzlich
geschwundenen sogenannten
„Bauernkunst“. Hierbei ist
weniger maßgebend das In—
eresse für die kunstgeschicht-
ichen Beziehungen, ihre Ge—
staltung und Beeinflussung
durch die allgemeine Kunst.
entwickelung, als vielmehr die
Freude einerseits am Alten
und Ehrwürdigen, anderer—
eits wohl auch am Beson—
deren und Absonderlichen,
oder an der bräftigen Wirkung
durch Farbe und Form. wie
sie durch bleine Mittel viel—
fach erzielt wird und mit ihrer
Gesamtwirkung so gern auf
oerwöhnte und übersättigte
Gemüter einen wirblich er—
frijschenden Keiz ausübt. Wie
gern erfreuen wir uns an der
derben, farbenreichen Tracht
des Oberbayhern und Tyhrolers,
an den seidengestickten Tüchern
der Lausitzerin; wie angenehm
virkt die Tracht der Alten—
urger Bäuerin, wie farben-
jzreudig das Festgewand der
Schaumburgerin, der Schwäl—
merin oder der oberhessischen
Mädchen und Frauen! Wie
genußreich ist das Betrachten
des sehr eigenartigen Silber⸗
jchmuckes aus dem Egerland oder den VDierlanden, der verschiedenen,
meist recht ausdrucksvollen Arbeiken qus Holz und Metall, wie
sie dem Volbe ehedem gewohnt waren und sich jetzt nur noch als
jeltene Stücke in den Familien oder in Museen finden!
Da sich der bäuerliche Künstler hauptsächlich des Materials
bediente. welches ihm billig und reichlich zu Gebote stand. so ist es
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