an, die seinen Namen ins Voll hineintragen und diesem in
der Dereinigung von Gemütswerten und künstlerijchen Fein—
heiten vielerlei Freude bringen. Unter den mehr als hundert
Weisen, die Lewalter vielfach zu eigenen Worten ersonnen
und für eine oder mehrere Stimmen mit Klavier-, Orgel—
oder Lauten-Begleitung gesetzt hat, finden sich infolgedessen
noch manche, deren Volkstümlichkeit an die der Altmüllerschen
Lieder heranreicht. Wie geen hört beispielsweise der Casselaner
das in seiner Mundart von Heinrich Jonas verfaßte und
von Lewalter vertonte „O Mensch, dhu dinne Augen uff“,
und wie manchen Erfolg hat Heinz Clos, der hessische Sänger
zur Laute, seinem anmutigen Vortrag von Lewalters „Spiel-
mannslied“‘ zu danken! Es würde jedoch zu weit führen,
allen einzelnen Erfolgen nachzugehen, die den Tondichter
auf seinem blumenreichen Weg begleitet haben, und es sei
deshalb nunmehr erwähnt, daß in seinen Liederschöpfungen
neben der Stimme des Humors auch diejenige ernster
Sesinnung sich äußert und auch in geistlichen Chören zur
Wirkung gelangt. Daß übrigens ein Mensch, der eine
grundlegende Sammlung von Kinderliedern veranstaltete,
auch als Komponist viel für die Jugend geschaffen hat. bedarf
wohl beiner näheren Erläuterung.
Aber nicht genug damit. Er, dessen Beruf es ist, junge
Menschen in die Welt der Töne prabtisch einzuführen, hat
ihnen auch mit Kompositionen für Klavier viel Freude
zu bereiten gewußt. Stücke wie „Aus Wintertagen“ und, Aus
Sommertagen“, besonders aber die liebenswürdige Adbents-
schöpfung „O freudenreiche Weihnachtszeit“ haben Eingang
in unzähligen Häusern gefunden, wo die Pflege gemütvoller
Musiß zum täglichen Leben gehört. Auch gewichtigere
Sachen wie etwa die beiden „Präludien und Fugen in C-moll
und G-moll“ oder des Andante cantabile „Ersehntes Glück“
für Geige und Klavier haben schnelle und weite Verbreitung
gefunden, von dem Erfolg des zur Tausendjahrfeier der Stadt
Cassel geschaffenen hessischen Soldatenmarsches „Schurri“
ganz zu schweigen.
Wie reich nun auch diese Beute eines arbeitsreichen
Lebens erscheinen mag, sie ist mit der Kennzeichnung der
musibwissenschaftlichen und kunstschöpferischen Tätigkeit noch
nicht erjchöpft. Lewalter — nebenbei gesagt, der erste, der
die bis dahin mündlich überlieferten Schwälmer Tänze
aufgezeichnet und weiterer DVerwertung zugänglich gemacht
hat — ist in seinem Interesse für die naive Kunstbetätigung
des Volbes noch weiter gegangen und hat sich um die
Wiedererweckung des alten Puppenspiels verdient gemacht,
indem er „Dobtor Fausts Leben und Höllenfahrt“ nach
Simrocks Aufzeichnungen und verschiedenen, auf hossischen
Jahrmärkten gesammelten Erinnerungen neu herausgab und
einen „Dobtor Kasper“ unter Benutzung von Szenen aus
Joh. Kabes niederdeutschen Puppenspielen und von Eindrücken
aus der guten alten Seit der Casseler Messe folgen ließ.
Auch in diesen scherzhaften Niederschriften, deren Bedeutung
für die Wiedergeburt des Puppenspiels unverbennbar ist,
flackert die Phantasie des hessischen Dolksstammes, wie sie
in Grimms Märchensammlung den bervorragendsten Aus-
druck gefunden hat.
Karl Bellmaus 8
Es gibt soviel Lebensbeschreibungen großer und weniger
großer Männer aus dem Weltkriege. Wenn ich diesem
Sweig der Literatur auch noch ein Blättlein anfüge, möge
mir das niemand verargen. Ohne politische Hintergedanken,
in holder Absichtslosigkeit ist diese Schilderung entstanden,
aus reiner Freude an dem trefflichen Karl Bellmaus.
Ein Mensch, dessen Wirkungsweise so nahe an das
Keich der Poesie grenzt, wird es nicht vermeiden können,
nuch dichterischen Anregungen Folge zu leisten. Und in der
Tat ist Johann Lewalter auch als Dichter hervorgetreten
ind hat zwei schmale Bändchen lyrischer Versschöpfungen,
Feldblumen“ und „Herbstfäden“ (beide im Veriag von
darl Dietor in Cassel), veröffentlicht. Wie vielen Lewalter,
er Komponist munterer und besinnlicher Lieder, heiterer und
enster Instrumentalmusik, innige und dauernde Freude ins
)aus, ins Herz gebracht hat, wie manche in ihm den vor—
ildlichen Sammler und Bewahrer schönsten Gutes, vom
ꝛeutschen Volk in tausenderlei Wort und Weise aufgespeichert,
uch verehren mögen, so wenige wissen freilich, daß dieser
ach Goethes Prägung „über sich allein“ sitzende und schaffende
Nusikant von Gottes Gnaden auch ein Mensch ist, in dem
ichterische Kräfte lebendig sind. Gewiß, in der Bescheidenheit
hres Anspruchs und ihrer Darstellung sind sie nicht geeignet,
Aufsehen zu erregen. Dem aber, der Lewalter auf musikalischem
ind volkskundlichem Gebiete bennen und schätzen gelernt' hat,
ind sie eine wertvolle Ergänzung, um so mehr, als in ihnen
das jugendfrische Empfinden, das ihren Autor durchseelt,
reudvoll zum Leser spricht und ihn mit der liebenswürdigen
Nenschlichkeit bekannt macht, die hinter all' den Liedern
ind Klavierstücken und hinter all' dem Sammlerfleiß und
en vielseitigen Interessen sich verbirgt. Heimatliche Land-
haft, Wanderlust, Liebe in Gegenwart und Nachhall, in
zcherz und Ernst, genießerische Stimmungen, Lebensgedanken
ind Lebenslieder, kburz, alles, was die Gelegenheit eines
on Geist und Gefühl durchpulsten Daseins bietet, bewahrt
n diesen Gedichten Form und Farbe und präjentiert sich im
Sanzen als das Manifest eines Menschen, der sich eine
»igne, nach den Grundsätzen der Schönheit und der Güte
nit lebendigem Herzensstoff erbaute Welt geschaffen hat und
iun freimütig allen Einblick gewährt in dieses Keich, die
mstande sind, an den lebensbejahenden Empfindungen teil-
unehmen, die dort das Dasein erfüllen.
Johann Lewalter wurde am 24. Januar 1862 in Cassel
eboren. Er sollte sich zuerst der Buchdruckerkunst widmen.
Aber die Musik besaß eine stärkere Anziehungsbraft als der
etzlasten und war in Leipzig Gegenstand eingehenden
5tudiums, dessen Früchte dann in der Heimat geerntet
ourden. Hier wie in Leipzig fand Lewalter Anschluß an
leichgesinnte Menschen künstlerischer Prägung, mit denen
yn, wie mit dem hessischen Dichter Wilhelm Speck und den
Villingshäuser Malern, heute noch innige Freundschaftsbande
erknüpfen. Nicht umsonst aber fühlte sich Lewalter von je
zuu einer Natur wie derjenigen Wilhelm Kaabes, mit dem
yn ebenfalls persönliche Beziehungen verbanden, aufs Stärkste
ingezogen: in der urwüchsigen, will sagen heimatlichen
formung seines Wesens erscheint er als eine lebendige Ver—
örperung jenes Deutschtums, wie es eben Kaabe in seinen
löstlichsten Gestalten einzig unverfälschbar hingestellt hat. Daß
er hessische Boden Lewalters Wachstum besonders günstig
st, kann nicht Wunder nehmen; denn hejsisch sein. das heißt
eutsch sein, deutsch an Leib und Seele.
VDon Adolf Häger.
Wer war Karl Bellmaus? Ihr bennt ihn nicht. Ich
vill's glauben. Eins vorauszunchmen: er ist ganz unschuldig
an dem großen Völkermorden.
Wohl hat er auch das graue Tuch getragen und hat
aier bitterlange Jahre die gute alte Erde mit Kommipstiefeln
getrampelt. Mancher Brite, Franzmann und Russe ist ihm