Aber was hätte die Gnadenreiche von ihm, dem ganz
Entblößten, auch wollen bönnen!
Sie bückte sich zum Bach und wusch bleine, feine Hemd—
chen und Windeln für ihr Kindlein, rang sie aus und hielt
sie mit erhobenen Händen gegen die Sonne. And sah, daß
sie rein waren wie frühe Schlehenblüte.
Waria wandte sich und trat zum Dornbusch.
„Ach,“ dachte der, „nun wird sie mich auch schelten und
unnütz heißen. And wie gern, wie gerne gäb ich ihr etwas
für ihr Kindlein ... diente ihr ... wüßt ich nur wiel“
Maria blieb vor ihm stehen und sah ihn an.
„Du Dorn,“ sagte die Gebenedeite gütig, „du kommst
mir wie gerufen.“
Sie wußte ja nicht, daß er wirblich gekommen war, und
meinte, er stünde schon ewig da.
AUnd hing die Hemdchen und Windeln des Gottesbindes
auf sein Gezweig.
Da rann es wie Segen durch ihn hin bis in das letzte
Würzelchen hinein. And in ihm trieb und drängte es zum
Licht, ein Neues wuchs und wurde, das er nie verspürt.
AUnd Bach und Baum, Wind und Sonne neideten ihm
den süßen Dienst.
Sornig wurde der Wind und wollte ihm die Hemdlein
entreißen und hinwegwehen.
Aber er hielt sie mit seinen Dornen fest und ließ sich
lieber zaujen als die Hemdlein nehmen.
Das verdroß den Wind so sehr, daß er wütend schnaubte.
Aber er mußte stille jein und den Vornbusch in Frieden lassen.
And die Sonne kam zum Dornbusch und bleichte Windeln
und Hemdchen weiß wie Schwanengefieder.
Als der Wind das sah, kam auch er zum Dornbusch
ind trocknete Windeln und Hemdchen mit seinem Hauche.
And die Hemdchen strömten den Duft eines neuen, reinen
debens auf den Dornbusch aus. Der atmete und atmete,
ief und des Dankes voll. And fühlte eine Wandlung durch
ꝛin Wesen gehen: Knospen gebar er ans Licht wie Maria
)as göttliche Kind. Und Düfte wie Gottes Odem enkt—
suollen dem grünen Laube am braunen Gezweig. Und
Kosen brachen in zarter Entfaltung hervor ..... Kosen,
Kosen, daß der Dornbusch fast in der Fülle seiner Kosen
—X
Und das schwanenweiße Linnen der Kinderwäsche
chwamm wie auf roter Rosenflut.
Maria bam zu sehen, ob ihre Hemdchen und Windeln
ücht bald trocken. Und fand das Kosenwunder am Dorn-
»usch. Als sie ihre Hand nach den Hemdlein ausstreckte,
ieigte er sich wie in Damut, und seine Dornen ließen das
ꝛinnen los.
„Eine mußt du mir geben, du Überreicher!“ sagte die
Mutter Gottes. „Eine für mein Kindlein““ And brach
ich eine Rose aus dem Busch, der ihr kausend entgegen—
zielt.
Mit einer Gebärde des Segens ihrer weißen Hände
hankte die Mutter Gottes dem Dornbusch. Und nahm die
leinen, feinen Hemdchen und Windeln vom Gezweig. Aber
hr Duft blieb hangen an Blatt und Blüte. Erquickend,
vie Hauch der Genesung, wehte der Kuch der Kosen.
So ward er gesegnet, sichtbar gesegnet vor allen.
And jedes Jahr wird es neu, blüht es auf: das Kosen—
vpunder am Dornbusch: der duftende Jesumai.
Winter-Freuden 0 Von Olga Stückrath-⸗Stawitz.
Aus dem Kinderbuche: Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich
Der Winter steht am Tore.
Hallo, was bringt er an?
Schneemänner und Schneeballen,
Die schönste Schlittenbahn!
Bringt warme Dämmerstunden,
Manch holden Märchentraum,
Sratäpfel, Honigkuchen,
Und einen Lichterbaum!
Fi, das sind feine Sachen!
Herr Winter, nur herein!
Ihr werdet unserm Kindlein
Har hoch willkommen sein!