hn an. W. erwiderte: „Das ist aber sehr nett von Ihnen, daß
Sie Interesse an meiner Person haben und sich mit mir bekannt
nachen wollen.“ „Ech bän der Flurschetze von S.,“ sagte der Alte,
„on Sä sun mä Ehren Nomen sen, domet mä Enn en Strofmandot
zuschecken kann.“ „Ach, Sie sind Schütze,“ entgegnete der freundliche
Segleiter, „das freut mich ungemein, daß Sie mir einen Hasen
—B
»ezahlen, denn so was esse ich sehr gern.“ Der biedere Flurschüß
meinte: „Davon werd enn woll nechts än den Sähnen hängen
bliewen.“ Da Herr W. nun weiter ging, so mußte der Hüter des
Hesetzes ihm folgen mit der Aufforderung: „Ech wäll doch Ehren
Nomen wessen, on wenn ech medd Enn genn sall bis ans Ange
Ende), der Welt.“ Sein Begleiter erwiderte: „Das ist mir sehr
angenehm. Es ist jetzt in der Abenddämmerung eine solche wohl—
tuende Kühle, und in Gesellschaft zu reisen, verbürzt einem die
Zeit.“ Er unterhielt ihn nun sehr redselig und liebenswürdig über
hiele Gebiete des menschlichen Lebens, und der Alte ließ es geduldig
ãber sich ergehen und quittierte nur ab und zu mit einem unwilligen
Knurren. So kbam Herr W. auch auf' die Politik und auf
den damaligen Krieg zwischen den Kussen und den Türben zu
sprechen und wandte sich an den Begleiter mit der Frage: „Meinen
Sie nicht auch, daß die Kussen von den Türken noch ihre schönsten
Schläge bekommen?“ Als Antwort wurde ihm gesagt: „Wos gen
Dech de Russen on de Terben on, Packh schledd (schlägt) sech, on
Dach verträt sech.“ „Das ist aber eine sehr beherzigenswerte Sehre.“
Gemünztes
Saft,. Saft, Seide.
(Machlese.)
Bei der Lebtũre der verschiedenartigen Keime in Ne. 10 der
Heimat · Schollen ist auch einem alten Melsunger ein Verslein ein-
jefallen, das die Jungen vor ungefähr 10 Jahren sangen und das
den Lesern nicht vorenthalten werden soll, zumal da es gerade aus
Melsungen stammt:
Saft, Saft, Siede,
Hohle, hohle Wiede!
sKäkhchen lief zum Berge noff,
Wie's weder ronger bam,
Fiel's in den Grawen,
Fraßen's die jungen Kawen.
Modder, geb me 'n Nellchen!
Was wett de met dem Nellchen machen?
Ech well me 'n Biedelchen machen.
Was wett de met dem Biedelchen machen?
ẽch well me Steenchen lesen.
ujw. — — — — Veegelchen werfen!
— — usw.
Ech - well - me's - in -· Bot⸗ter - bro⸗ten,
Doß- des-se-Saft - Saft - Sie-de - recht - gut — ge-ro-ten!
Bei jeder der letzten Silben wird besonders kräftig auf die Weide geschlagen.)
Auffällig ist die große Ahnlichkeit mit der Fassung aus meiner
Heimat. Wenn ich nur wüßte, was das Kätzchen mit der Weide
zu tun hat! Das Võgelchen, das gebraten werden soll, ist ohne
Zweifel der Kabe. — In BSanau ist's ein Hase, der den Berg
»inaufläuft. Dort sagt man:
Saft, Saft, Sinn
Korn in die Münn (Mühlen),
Staab in de Bach!
Der Miller hot sei Fraa verlorn,
Hea sucht se ünnerm Dach.
O's Mäusi hot se fonne.
D's Kätzi schlug die Dromme.
D's Häsi leif 'm Berg enuff
Unn hot zwaa ruhre Strümbercher oa.
Unn wei d's Häsi wirer koam,
Doa woar mei Peischen ausgekoa — toa — toa!
Suguterletzt mag noch der Anfang des Reimes aus Ellern
HOunsrũck) der Wissenschaft halber folgen — der übrige Teil ijst
ntgegnete Herr W., „die Sie da aussprechen, die will ich mir in
ieinem fernern Leben merben. Alte Leute haben viel Erfahrung,
ind die Jugend kbann von ihnen lernen.“ Doch um dem Worf—
hwall des Herrn W. zu entgehen, und da die eigene Geduld
icht so lang war wie ein Heuseil, so blieb der Alle stehen und
igte: „Ech wäll Enn wos verzählen.“ „Das ist aber äußerjt ange-
ehm,“ entgegnete der Angeredete, „denn — —.“ Doch der Alte
interbrach ihn mit den Worten: „Entwerrer bän ech nedd g'scheit,
rer Säsin nedd g'scheit,“ und wandte den Rücken und ging davon.
Hamer, Melsungen.
Der „Große Gott“.
Ein sonderbarer Kauz war der „Große Gott“. Als er dereinst
ei einem ehrsamen Bäckermeister vorsprach, fragte die aus Süd—
annover stammende Ehefrau: „Sind sie der chroße Chott?“ Prompt
rfolgte die Antwort: „Wann ich der wär, bäm ich no Ach net.“
Als ich ihn einst wegen des schlaffen Euters seiner Kühe hänselte,
elehrte er mich: „Dummschnudde, wenn ich an Acker fahre,
hnall ich den Nuckel ab und henkb'n en Stall.“ Beim Anblick
ines terminierenden Franziskanerbruders sprang er aus seinem
Sorgenstuhle“ auf und erblärte feierlich: „Steige eilends herab,
achäus, denn heute ist diesem Hause Heil widerfahren.“ Der
zruder erhielt — nichts, wurde aber mit den Worten verabschiedet:
Weönn ich den Diener des Heren brauche, wird er, so hoffe ich,
finkehr nehmen in diesem Hause.“ Dur
altes Gold.—
er übliche mit Pfennig, Nadel, Säckchen, Steinchen, Vögelchen
... brore, daß mei Peif soll gut gerorel —
Saft, Saft, Seire, Falle in de Chausseegrawe,
Die Jure wolle reire. Lache wie die iunge Kawel . v
Zum Hess.Nassauischen Wörterbuch.
Mit bestem Dank für die zahlreichen Antworten auf unsere
»origen Fragen bitten wir unsere altbewährten Mitarbeiter wieder,
iuch nachfolgende Punbte recht bald beantworten zu wollen. Susatz
»es Geschlechts bei den Substantiven ist dringend nötig. Eine
zusammenfassende Darstellung des gewonnenen Materials soll dem-
nächst erscheinen.
1. Welchen Spottnamen hat der Junge, der gern mit Mädchen
pielt? — 2. Bursche, der den Mädchen nachstellt. — 3. Ist Mäker
für Schreihals bekannt? Ersatz? — 4. Gibt es eine Männer—
pinnstube? Bedeutung? — 3. Langweilig erzählen (auch märcheln?)
— 6. Langweilige Erzählerin. — T1. Schwarzamsel. — 8. Ist die
Drohung bebannt: „Das Märzbeilchen holt dich!“? Erklörung?
Andere Kindergespenster. — 9. Kommt märzig oder mäcrzerig für
beünstig“ (bei Katzen) vor? Ersatz? — 10. Koseform für ,Kalb“
auch Mäbschen?) — 11. Spottname für solche, die sich am 1. März
inführen lassen. — 12. Dasselbe für 1. Mai. — 18. Hat Märzhase
bertragene Bedeutung? — 14. Redensarten mit Märzkatze. —
5. Altes, zur Sucht unbrauchbares Schaf. — 16. Volksglaube
ber Gebrauch von Märzwasser. — 11. Haselnußkätzchen. — 18. Ist
ort mei(n)zern, männzern bebhannt? Genaue Nussprache und
Zedeutung. — 19. Feldsalat (auch Mäuspijch?) — 20. Klicker,
zchießer, a) große, b) bleine. — 21. Ellbogenknochen, empfindliche
ztelle. — 22. Die von Mäusen zerbissenen Körner. — 23. Der
ꝛrste Flaum im Gesicht. — 24. Ist mäuseblein gebräuchlich? Be—
deutung? Sonstige Susammensetzungen mit -blein? — 25. Kennt
nan Mäuserlamm o. ä.? Aussprachel — 26. Welches Anbkeaut
vird mit Mäuseschwanz bezeichnet? — 27. Gänseblümchen. —
28. Dürres Weib. — 290. Ablehnende (unanständige, auch ver—
ȟllende) Antwort auf eine Bitte. (Du bannst mich mal bei
Marburg besuchen, am Armel lecken u. ä.). — 80. Namen der
)ort verbreitetsten Rinderrassen. DVolkstümliche Namen der Kühe
Lina, Pommer u. ä.). — 31. Maibäfer. — 32. Bauchstück des
Schweines (auch Mammejleisch?) — 33. Starber Esser. — 34. Gibt
s noch Männer, die berufsmäßig dem Leichenzug vorangehen?
Vie heißen sie? Beschreibung.
Antworten erbeten an: Hessen-NafssauischesWörterbuch
Marburqd. Gißselbergerstraße 109.
Dom Biüchertische der Heimat.
VDon Hessenland und Ostseestrand. Gedichte von Th.
Endemann. Stettin 1921. Fischer und Schmidt. Geb. 13,50 Marb.
Die Seit der Lyrik soll für unser Volk porüber sein nach der
Meinung eines vielumstriitenen Geschichtsphilolophen unserer Tage.
Man kann ihm nicht mit Unrecht entgegenhalten, daß die „Nachtigall
n Busen“ jubeln wird und klagen „jeden Lenz, solang auf Erden
Zosen blühen und Herzen schlagen“. Wenn es aber auch wäre,
äte Blüten sind oft die schönsten. So mußte ich denken beim