zu Hause fand. In Mahes Familie freilich ist das Weberhandwerkb
his auf den heutigen Tag in Ehren gehalten worden.
VDon dem reichen Stoff, den daͤs Keijsebuch enthält, ist nur
Weniges hier herausgegriffen. Was Mahr von den Bauwerken
und den Denkmälern der Städte erzählt, das Lann man ja heute
in den Keijeführern lesen. Für jein Wesen freilich ist das alles
sehr bezeichnend, beweijt es doch, ein wie offenes Auge und welch
wache Anteilnahme dieses Kind des Volbes an allem Schönen
hatte, ein entwickeltes Interesje, das manchen Gebildeten beschämen
muß. Höchst erfreulich ist es auch, daß das Buch so wohlbehalten
Auf Heim
Die Heimat.
Sum Teuersten und Liebsten, das wir auf Erden besitzen, gehört
insere liebe Heimat. Wenn wir nach langen, langen Jahren zur
Heimat zurückbehren, all die alten trauted Gesichter wiedersehen,
die Heimatglocken blingen hören, die heimischen Berge und Täler
und die Statten unserer Kindheit wieder jchauen, dann treten uns
die Tränen in die Augen. Ein Dichter hat einmal schön und
sinnig gesagt, daß in dem Namen Heimat sich alle guten Engel
umarmen. Für das liebe Heim sind unsere Väter und Söhne
hinausgezogen in den blutigen Kampf. Ihre schmerzzuckenden
Lippen haben diesen lieben Namen noch zuletzt beim Abschiede
ausgesprochen, ihr brechender Slick vielleicht in der Todesstunde
nach ihr ausgeschaut.
Singen und sagen nicht auch die Lieder aller Sprachen von
der Heimat, der süßen Heimat! Der einsame Wanderer, der sich
vergeblich nach ihr sehnt, der Alpler, der vom wilden Heimweh
erfaßt, alle seine Pflichten vergißt und nach Haufse stürmt, sie alle,
alle sind uns durch das Lied bekannte Gestalten und Heimatsucher.
Dich, liebe Heimat, erschauten wir in den perschiedensten Tages-
und Jahreszeiten. Des Worgens, wenn im Frührotjchein der Tau
auf den Wiesen perlte, des Abends, wenn beim majestätijchen
Niedersteigen des Tagesgestirns die Dämmerung mählig durchs
Land zog, die Glocken gingen und all jene unnennbaren Gefühle
und dunklen Rätselfragen in der Menschenbrust aufstiegen. Im
Frühling, wenn sich die Lerche über Saatengrün zum lichtblauen
Himmel aufschwang, im Herbst, wenn die jchwielige Hand des
Landmannes die letzten Früchte einsammelte. Immer und immer
wieder erscheinst du uns herrlich und schön.
Aber dich, du liebe Heimatscholie, eilt unser flüchtiger Fuß.
Uber dich sind unsere Vorfahren mit ehrenfestein Schritte danee
uf den Enbel gebommen ijt. Dielleicht hat das Mitgeteilte hier
ind da Gefallen gefunden, dann möchte ich um z3weierlei bitien:
inmal, alle alten Schriften, und wenn sie auch nicht so interessant
rscheinen, wenn es nur trockene Geschäftsabten sind, sorgfältig zu
erwahren. Sie Lönnen späteren Geschlechtern noch einmal jehr
vpertvoll werden — und dann, auch unsere Seit wird bald Ber—
langenheit sein; es gilt auch so viel wie möglich unsere eigenen
eiden und Freuden schriftlich niederzulegen. Unsere Kinder werden
s uns danben, wie wir Johann Adam Mahr jfũr sein Reijebuch
ankbar sind. Ernst Paulus, Breitenbach am Hersxberge.
atwegen.
egangen. Aber dich werden noch viele Geschlechter nach uns dahin
ilen. Du wiest uns einst nach des Lebeus Mäühe und Anraͤst,
venn uns das letzte große Heimweh heimtoäris zieht, in deinen
reuen Mutterschoß aufnehmen und decken, wie eine siebende Mutfee
im Abend ihr Kind zur Ruhe bettet. Aug. Knoch. Kirchhein.
VDom Vogelsberq.
Su Beginn des Herbstes ist auch für den Kanarienvogelzüchter
ie Seit der Ernte gekommen. Die Zucht dieser Singvögel bietet
m Vogelsberg wie in anderen Gebirgsgegenden, 3. B. im Harz,
ielen, durch ihren Beruf ans Haus gefesselten Leuten, besonders
dandwerbern, eine willkommene Nebeneinnahme. Jetzt werden
iele der in diesem Sommer gezüchteten Junghaähne an herum—
eisende Vogelhändler verbauft, die begabteren Sänger werden
agegen noch weiter durch erstblassige Vorsänger in ihren musibalischen
eistungen vervollkommnet, um gegen die Weihnachtszeit zu höheren
)reisen abgesetzt zu werden. Da diese Vögel dann nicht selten
iehrere hundert Marb einbringen, kommt der ZSüchter trotz der
zit dem Kreieg sehr gestiegenen Ausgaben für Futter und dergl.
ut auf seine Rechnung. Neben Kanqarien wird diel mit Gimpeln
der Blutfinken gehandelt, die man jung dem Nest entnimmt und
ie zu Hause durch Vorpfeifen im Vortragen einfacher Melodien
usbildet. Früher, als wir noch nicht die strengen Vogelschutzgeseße
atten, waren Vogelfang und Aiebhaberei noch verbreiteter. Jeßt
eschrãnben sich die „Dogelhannese“ auf den gesetzlich noch erlaubten
herbstfang einzelner Hänflinge, Stieglitze und Rotbehlchen. Besonders
n den bescheidenen Stuben alter Handwerker findet man in hessischen
Hörfern noch öfters solche gefiederten Hausgenossen, während die
Jugend das Verständnis für die Natur leider mehr und mehr dem
hasten nach „Dergnũgungen“ geopfert hat. —
Dom Pulsschlag der Heimat.
Der Grenzbegang.
Alljährlich im Monat Obktober, wenn der Herbst die Blätter der
Säume in Wald und Feld zu färben beginnt, findet in Neustadt der
jeit vielen Jahron behördlich angeordnete Grenzbegang gegen die
angrenzenden Gemeinden des früheren Großherzogtums Hessen,
jetzt Volbsstaat Hessen, statt. Die Gemarkbung Reustadt grenzi
ockanntlich im Suͤdosten an die hessischen Gemeinden Bernsburg,
Wahlen und Gleimenhain. Sur Erhaltung der gegenjseitigen Hoheits
grenzen des Peeußischen und des früheren Großherzoglich· Hessischen
Staates ist dieser Grenzʒzbegang vereinbart und sowohl das Landrats-
amt Kirchhain preußischerseils, als auch das Kreisamt Alsfeld
hessischerjeits haben die Ausführung dieser Vereinbarung zu über—
wachen. An einem, von den Ortsborständen der hier in Betracht
bommenden vier Gemeinden zu bestimmenden Tage versammeln
sich der Bürgermeister oder dessen Vertreter und der Stadtförster
von Neustadt mit dem Bürgermeister und den Feldgeschworenen
von Bernsburg an dem äußersten Grenzpunbte, „den Dreiherren⸗
steinen“, deshalb so genannt, weil hier die drei Grenzsteine der
Gemarkungen Bernsburg)), Neustadt?) und Willingshausen?) direbt
nebeneinander stehen. Von hier aus beginnt nun der Begang durch
Wald und Feld bis zur nächsten Grenze der Gemeinden Wahlen
und Gleimenhain, deren Orisvorstände und Feldgeschworenen sich
gleichfalls an ihren Gemarbungsgrenzen einfinden. Hierbei wird
nun festgestellt, ob die Landesgrenzen deutlich sichtbar, nicht durch
Säume verwachsen, Grenzsteine vorhanden ünd unbeschädigt sind.
Letztere sind mächtige Quarzitsteine und mit fortlaufenden Nummern
bersehen. Diese führen auf der preußischen Seite die Inschrift K. P.
Köonigreich Preußen) und teilweise das Mainzer Rad, wegen der
frũheren Sugehsrigkeit Neustadts ʒum Kurfürstentum Mainz bis
i Kurmainz. — N Hessen-Cassel — 5) Hessen-Darmstadt
um Jahre 1802. Auf der hessischen Seite stehen die Buchstaben
5. H. (Großherzogtum Hessen). Die Erneuerung schadhafter oder
ie Wiederaufrichtung umgefallener Steine erfolgt im Einverständnis
eider Staaten durch einen zu bestimmenden Geomelter j. Klasse,
der in Gegenwart der Vertreter der beteiligten Grenzgemeinden
iese Steine, die gleichzeitig GemarbungsKreis und Staats-
renzzeichen bilden, aufrichtet. Die hierdurch entstehenden Kosten,
ils auch die durch den älljährlich vorzunehmenden Grenzbegang,
verden von Preußen und Hessen gemeinschaftlich getragen. Auch
n andern Gemeinden z. B. in der Stadt Wetler finden ähnliche
ßrenzbegänge gegen die verschiedenen Gemarbungen statt, womit
estliche Veranstaldungen und uͤralte Gebräuche verbunden sind.
Neustadt Joh. Keppler. Sparbassen-Kendant.
Schnurrpfeifereien.
Fein herausgeredet.
Der berühmte Arzt W. in Wiesbaden war gebürtig aus dem
leinen Dorfe K. im Kreise Homberg. Als Stdent unternahm
x eine Wanderung nach C. Bei dem Dorfe S. ging er zur
Abbürzung des Weges durch ein Wiesental, das sich an dem
flüßchen KRinne entlang hinzieht. In S. wohnte ein alter Flur—
chütz, der sehr wortkarg war. Kichtschnur seines Lebens schien
hm das Bibelwort zu sein: Der Mensch muß Rechenschaft geben
on jedem unnützen Wort, das er geredet hat. Seines Amtes
valtete er pflichtgemäß und gewissenhaft. So ertappte er denn
uch Herrn W. auf dem verbotenen Weg und redete ihn an:
Wessen Sä dann ned, daß Sä derren Wek ned gen derfen.“
derr W. entgegnete: „Das ijst aber jehr, jschön von Ihnen, daß
Sie mich hierüber belehren, dafür bin ich Ihnen jehr dankbar.“
Ech wäll wessen. wie Sä hesen.“ fuhr dee Wächtee des Goesektes