Bewußtsein ihrer „göttlichen Auserwählung“. Die ambrosische
Licht- und Lebenstatsache der Urzeit spiegelt sich auch noch in
der „Speisung der Fünftausend‘ durch Jesus mit geringen Men-
gen von Brot und Fisch, bei der magisch-gewaltigen Bergpredigt.
Denn die radioaktiven Ausstrahlungen der sittlich geläuterten
Menschenkraft haben gleichen Emanationscharakter und wurden
in diesem Sinn zum Urbegriff der Segnung durch die Menschen-
hand. Freilich waren zu ihrer Heiltum spendenden Ausübung
Viele berufen von Amtswegen, aber immer nur Wenige auser-
wählt von Gottswegen. Die Wandlung von Wasser in Wein, den
Festtrank der Lebenssteigerung bei der Hochzeit zu Kana, zeigt
uns nun auch ihr wahres Segensgesicht.
Das begriffliche Hirngespinst des abstrakten Gottgedankens.
das manchem Menschen zum grauen Nebelschleier ward vor dem
lebendigen Antlitz der Weltengottheit, wird uns nun überall
durchstrahlt mit den redenden Feuerzungen des helurischen
Schöpferlichtes. Wir erkennen in mannigfachen kultischen Ab-
bilden aus den Zeiten der Erlöschung und ihren Relique-ionen
das hohe Urbild der hermanischen Gralsmysterien wieder. Es
durchzittert im matten Rubinlicht des ewigen Lämpchens die
künstliche Dämmerung der Dome und Münster noch heute. Dort
wird es in seinem Vollglanz wieder erstrahlen und seine Heil-
emanationen über die Lebenden ergießen, wenn das ewige Frie-
denswort der Versöhnung aus seinem eignen Lichtmunde zwi-
schen Religion und Wissenschaft zum Heil des Lebens und der
Völker vernommen ward.
Denn heute fallen die letzten Hüllen vom leuchtenden Antlitz
des „verborgenen Gottes“. Das „verschleierte Bild“ von Sais —
dessen übergewaltiger talisienischer Blendungsstrahl das Augen-
licht zerstörte und dem Menschen tötlich war im Schrecken sei-
ner Banngewalten, wenn der Schleier vor unbereitetem Auge fiel
— zeigt heute unserem gereiften Erkennungsblick seine göttliche
Urgestalt. Als das Wahrbild der ewigen Regenerationsnatur im
Sinne dessen, was da „war, ist und sein wird‘, löst sich uns nun
sein Rätsel. Es tötete, wie die Sphinxwächter, auf der Schwelle
zum Heiligtum jeden ungeweihten Eindringling und betäubte den
verirrten, zu nahe gekommenen Fremdling. Denn nur dem höch-