erkennen an den hohen Weltimaginationen zündender Ideenkraft
und eines lebendigen, von kleiner Selbstsucht freien Kulturge-
wissens. So war es, selbst unter den Zeichen des Zeitverfalls,
immer erkennbar geblieben im deutschen Volksgrund und läßt
uns noch heute, geknebelt von Zeitverbrechen und Kulturschän-
dung, als das gebildetste und kulturreichste europäische Volk er-
scheinen nach allgemeinem Welturteil. Höchste Welt- und Selbst-
verantwortlichkeit aber erblüht uns auch aus diesem Rufe. Möch-
ten wir bald zu seiner vollen Bewährung erstarken.
Es gilt vor allem eine während der romanischen Weltzeit
weder aus katholischem noch protestantischem Christentum bis-
her erreichte politische Völkermoral zu finden, würdig des Men-
schenbegriffs. Der magische Idealismus der Urkirche umfaßte im
reichsten, kelthermanischen Vorzeiterbe auch die stärkste geistige
Abhängigkeit seiner Kindstufe. Seine tiefere Sättigung für Seele
und Einbildungskraft als die des ethischen Idealismus eines
geistig mündigeren Protestantismus, gewinnt heute dem Katholi-
zismus zunehmende Anziehung nach langer Seelendürre. Beiden
Konfessionen aber erblüht unter den Forderungen des auf höhere
Lebensentfaltungen gerichteten Zeitgesetzes eine volle Verant-
wortlichkeit für das neue Weltgedeihen. Seine neue Keimkraft
liegt in der allumfassenden Universalität eines kosmischen Idea-
lismus, darin die beiden Vorstufen des magischen und ethischen
zugleich enthalten und überragt sind zur endlich reifenden Er-
füllung des christlichen Urgedankens. Er umfaßte das mit-
schöpferische Weltgestalten regeneratorischer Meisterschaft aus
Liebe und Idee auf dritter kelthermanischer Vollendungsstufe,
verblichen zum Mitleidsideal während der romanischen Jahr-
tausende. Das Christentum war so lange im Dunkel der Wider-
sprüche verlaufen zwischen den Prinzipien altrömischer Gewalt-
mächte und dem göttlichen Weltprinzip der ewig-sittlichen Lie-
besgewalten. Nun nahte die Lösung dieses Zwiespaltes im Zeichen
unserer Völkerwende unter dem Neuentzünden des radioaktiven
Urstrahles zu höherer seelischer wie technischer Lebensmeister-
schaft, allmenschlich gleich für Christ, wie Jude und Andere.
Vor allem aber den Lehrkreisen der Religionen und Wissenschaf-
ten zur vollen Beachtung im Sinne der mit dieser Schrift neu
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