rung aller Vielheit zur universellen Einheit, wie es den gewaltigen
und glanzvollen Hochkulturen versunkener Frühzeiten unter dem
Völkerhirtentum der feenidischen Hochmeister zu Grunde lag.
Sie beherrschten die Kunst aller Künste: die Weltgestaltung aus
einer höchsten Friedenstechnik, die den heutigen Meistern der
Kriegstechnik bisher so verhängnisvoll fehlte. Das geheime Wis-
sen, Wollen und Können einer Minorität,. durchdrungen von gott-
haftem Schöpfergeist aus Liebe und Idee, lenkte den Weltlauf der
kindheitlichen Völkerfrühe unserer Kulturphase. Das Gesetz ihrer
Kunst blieb das jeder echten großen Kunst für alle Zeiten. Sie
besteht darin, Leben und Menschheit in höchster Willensbewußt-
heit immer reicheren und reineren Linien der Entfaltung zuzu-
führen und das eigne Kunstwerk jeder Art immer so vollendet
anzustreben, „als ob das Heil der ganzen Welt davon abhinge,
daß gerade diese Sache gut wird‘.*) Alles andere ist Dilettantis-
mus, gleichviel, ob es sich um Tanz-, Ton-, Wort- oder Bildkunst
handelt. Die Zukunft braucht neue, kulturtief und weltwissen-
schaftlich gereifte Kunst.
Der Weg zum neuen, höheren Menschsein, auf den die harte
Notgeisel unserer Weltwende die Völker gebieterisch drängt,
scheint aus den Blutbädern der Zivilisationen zur Stunde noch
über den Abgrund letzter Entmenschung zu führen. Noch herrscht
der Verwesungsgeist kainsbrüderlicher‘ Haßrivalitäten aus Neid,
Eigennutz und feiger Selbstschwäche. Doch ihm wird nimmer-
mehr der schöpferische Weltengeist den Sieg unfruchtbarer Ge-
waltmacht endgültig überlassen, sondern nur den kurzen Schein-
sieg, zur Vollendung der eignen Niederlage. Die Schlammwogen
des Gemeinen, aufgewühlt von den im Grunde nur zoologischen
Forderungen verdorbener Oberschichten und entwurzelter Unter-
schichten überkrusten heute die Volksphysiognomie bei uns wie
anderswo. Doch unter den schweren Reinigungsfiebern des Ver-
falls regt sich aus gesundem Volkskern auch überall schon die
gotthafte, unsterbliche Regenerationsnatur der Hochgearteten, die
keinem Volk und keiner Rasse fehlen neben ihrem nicht minder
gleichen Anteil am Völkerabschaum voll entsittlichter Unnatur.
*) Aus Gertrud Prellwitz’ Waldschulroman „Drude‘. Maien-Verlag, Ober-
hof, Thüringer Wald.